Marktbericht Holzbearbeitungsmaschinen und Oberflächensysteme

Hightech für die Fußbodenbranche

Weltweit investieren die Hersteller von Parkett, Laminatböden und anderen holzwerkstoffbasierten Bodenbelägen zurzeit wieder verstärkt in ihre Produktionen. Neu- oder Ersatzanschaffungen zielen neben der weiteren Digitalisierung und Automatisierung der Prozesse vor allem auf eine flexible und ressourceneffiziente Fertigung. Kleiner werdende Losgrößen erhöhen den Investitionsdruck.

Die Trendwende ist geschafft - die deutschen Hersteller von Maschinen, Anlagen und Systemen für die Holzbearbeitung melden seit drei Quartalen wieder deutlich steigende Auftragseingänge. Der Fachbereich Holzbearbeitungsmaschinen im Verband Deutscher Maschinen und Anlagenbau (VDMA) hat seine Prognose für das laufende Jahr im Mai nochmals angehoben und erwartet für seine Mitgliedsunternehmen nunmehr ein Produktionsplus von 15 %. Ein niedriges Zinsniveau und die rege Bautätigkeit sorgen für günstige Rahmenbedingungen. Auch wenn den Unternehmen wegen pandemiebedingter Reisehemmnisse bei der Vertriebs- und Montagearbeit sowie oftmals langen Lieferzeiten für Teilkomponenten nach wie vor Umsatzrisiken drohen.

In allen Weltmärkten investieren zurzeit auch die Hersteller von Bodenbelägen in neue Produktionstechnik. "In Europa erleben wir vor allem im Laminatbereich zahlreiche Ersatzinvestitionen", bestätigt Dr. Bernhard Dirr, Geschäftsführer VDMA Holzbearbeitungsmaschienen, im Gespräch mit Parkett Magazin. Technologisch gehe es hin zu deutlich mehr Flexibilität der Anlagen. Auch etliche Parketthersteller hätten bereits Projekte umgesetzt oder sind gerade dabei, um ihre Kapazitäten weiter auszubauen, weiß der Branchenkenner. "Die Losgrößen werden immer kleiner. Das erfordert oftmals eben die nötigen technologischen Voraussetzungen und erhöht letztlich den Investitionsdruck in der Branche", sagt Dr. Dirr. Generell sehen die deutschen Hersteller von Holzbearbeitungsmaschinen in Südostasien, aber auch im Laminat- und Parkettbereich noch Potenzial für neue Produktionsstätten.

Technologie-Shows jenseits
der angestammten Messeplätze

Auf ihren wichtigsten Impulsgeber müssen investitionswillige Fußbodenproduzenten dieses Jahr allerdings verzichten: Die internationale Branchenleitmesse Ligna 2021 fällt aus; alternativ initiiert die Deutsche Messe Ende September lediglich eine digitale Netzwerk- und Content-Plattform. Die nächste reguläre Ligna findet somit turnusmäßig erst wieder im Mai 2023 in Hannover statt.

Unabhängig von den angestammten Messeplätzen präsentieren Maschinenbauunternehmen ihre Neu- und Weiterentwicklungen vielfach in Eigenregie in Form von Online-Events und/oder Präsenzveranstaltungen. So erreichte Homag sein internationales Fachpublikum im gesamten Juni mit über 200 Live-Online-Events: In verschiedenen Formaten wurden die aktuellen Maschinen- und Softwarelösungen live aus den Werken in Horb und Holzbronn demonstriert. Teilnehmer aus über 90 Ländern der Welt haben das virtuelle Angebot genutzt, resümierte der Maschinenbaukonzern zufrieden.

"Endlich wieder persönlich statt digital", titelt Hymmen in der Einladung zu der mehrtägigen Veranstaltung "Tech Together - Woodworking Competence", die mehrere Maschinen- und Anlagenbauer aus Ost-Westfalen-Lippe vom 27. bis zum 29. September parallel zum virtuellen Ligna Networking Event ausrichten. Im Hymmen-Technikum in Rödinghausen soll der persönliche Austausch über Technik, Neuentwicklungen und Kundenlösungen im Vordergrund stehen. "Die Erfahrungen der Coronazeit haben Hymmen darin bestätigt, dass im Anlagenbau mit seinen hochkomplexen und individuellen Kundenprojekten der persönliche Austausch mit den Kunden nicht durch Online-Veranstaltungen, Online-Messen oder Webinare ersetzt werden kann", betonen die Bielefelder in der Ankündigung ihrer Hausmesse.

Entwicklung zielt auf flexible,
ressourceneffiziente Fertigungsprozesse

Gefragt nach den derzeit wichtigsten Technologietrends für mittelständische Holzbearbeiter nennen die Maschinenhersteller neben der weiteren Digitalisierung und Automatisierung der Prozesse Stichworte wie Flexibilität, Losgröße Eins, Kompaktbauweise und Vollvernetzung. Für den flexiblen Dekordruck in kleinsten Losgrößen zieht etwa bei Hymmen neben der etablierten Digitaldrucktechnik insbesondere der digitale Strukturdruck mit der innovativen Digital Lacquer Embossing-Technologie das Interesse der Fachwelt auf sich.

Worauf es bei industriellen Oberflächenbeschichtungen ankommt, bringt Roman Wegner, Vertriebsleiter Industrie Osmo, auf den Punkt: "Prozessoptimierung - also, mit wenig Aufwand so flexibel wie möglich bleiben, ohne Kompromisse bei der Qualität einzugehen." Potential für Fußbodenhersteller sieht er unter anderem in der noch relativ jungen Excimer-Technologie. Das innovative Verfahren ermöglicht durch einen Polymerisationsprozess im oberen Bereich der UV-härtenden Lackschicht mechanisch und chemisch hochresistente und tiefmatte Oberflächen. Der führende Anbieter IST Metz installiert seine Excimer-Technologie inzwischen in den in verschiedensten Industrien; neben Parkettlinien unter anderem auch in der Arbeitsplatten-Fertigung.

Das Verfahren gilt zudem als emissionsarm und liefert damit ein weiteres wesentliches Argument für die industrielle Fußbodenproduktion von morgen. Denn die wird "im Wesentlichen grüner und nachhaltiger", sagt Alexander Kollat, Geschäftsführer IVM Chemicals. Für seine Marke Croma Lacke verweist er auf das Life Bio-Paint-Projekt, bei dem die Entwicklung eines vollautomatischen, geschlossenen Kreislaufprozesses zur Herstellung von UV-härtenden, biobasierten Lacken im Vordergrund stand, der weder Abfall produziere noch VOC emittiert und darüber hinaus weniger Energie verbrauche als Fertigungsanlagen auf dem derzeitigen Stand der Technik.

Keine Frage, wie in allen Industrien, rückt auch in Fußbodenproduktionen das Thema Ressourceneffizienz mit Hochdruck in den Vordergrund. Denn wo Klimapolitik bislang kaum oder nur auf lange Sicht etwas vermag, schaffen in Zeiten der Pandemie Rohstoffverknappungen und Preissteigerungen handfeste Argumente für den schonenden Umgang mit Ressourcen. "Die Preise für Schnittholz und HDF werden sich vermutlich mittelfristig deutlich über dem langjährigen Durchschnittspreis einpendeln", nennt Dr. Dirr ein brisantes Beispiel. "Damit schlägt sich jeder Prozentpunkt an höherer Ausbeute positiv auf die Marge der Hersteller nieder."
Imke Laurinat
aus Parkett Magazin 05/21 (Holz)