Bettausstattung und Gesundheit

So hilft der Schlaf beim Abbau von Schmerzen

Verspannte Muskulatur, kribbelnde Finger, Bandscheibenprobleme, blockierte Halswirbel, Kopfschmerzen: Viele Menschen fragen sich, warum sie nachts Schmerzen haben. Schlafperformer Markus Kamps hat mit dem Physiotherapeuten Timo Reinbold über Ursachen und Lösungen gesprochen.

In seiner täglichen Arbeit als Physiotherapeut begegnet Reinbold den unterschiedlichsten Krankheitsbildern, die sämtliche Körperregionen betreffen und die verschiedensten Ursachen haben können. "Der Schwerpunkt liegt auf der Behandlung von muskulären und faszialen Schmerzen. Diese können durch Einseitigkeit im Beruf oder Alltag, Fehlhaltungen oder einer ungünstigen Schlafposition ausgelöst oder negativ beeinflusst werden." Auch frisch operierte oder akute Schmerzpatienten kommen in seine Praxis.

"Interessant zu beobachten ist auch, dass das Thema Stress immer mehr in den Vordergrund tritt. Daher müssen Patienten auch auf dieser Ebene ganzheitlich behandelt werden, um noch bessere Therapieerfolge zu erzielen", erklärt der Physiotherapeut. "Nimmt man dann noch den gesunden Schlaf mit ins Boot, ist für den Patienten schon sehr viel Gutes getan."

Als Schlafberater ist ihm in vielen Gesprächen aufgefallen, dass der Schlaf unterschätzt wird und beim Thema Schlaf das Bett ganz besonders. "Interessanterweise höre ich das eine oder andere Mal von meinen Patienten, dass sie sich günstige Matratzen kaufen, manche sogar immer noch eine Spanplatte darunter liegen haben. Die Macht der Gewohnheit dominiert, obwohl dieses bescheidene Liegen und Schlafen die Beschwerden der Patienten gewiss nicht bessert", so Reinbold. "Gerade meinen chronischen Schmerzpatienten empfehle ich eine ausgiebige und kompetente Schlafberatung, um nachts für eine optimale passive Entspannung der betroffenen Muskeln, Bandscheiben oder Gelenke zu sorgen. Genau das erfüllen die heutigen Schlafsysteme, man muss sich nur im richtigen Fachgeschäft beraten lassen."

Kissen und Nackenschmerzen:
Was ist zu beachten?

Verspannte Muskulatur, kribbelnde Finger, Bandscheibenprobleme, blockierte Halswirbel, Kopfschmerzen, Migräne sind die häufigsten Probleme aus der Praxis, die nachts einen erholsamen Schlaf verhindern. "Bitte beachten Sie, dass diese Beschwerdebilder von einer falschen Liegeposition negativ beeinflusst, langfristig aber auch ausgelöst werden können. Die Gefahr, durch ein nicht individuell angepasstes Schlafsystem in einen Teufelskreislauf zu geraten, ist groß", weiß Reinbold.

Der Körper fährt reflektorisch und unterbewusst die Muskelspannung hoch, wenn der Kopf schlecht gelagert ist. "Die Verspannungen werden mehr, was den Bandscheiben und Nerven auf Dauer immer mehr Druck macht. Negativ begünstigt wird das ganze durch unruhiges Schlafverhalten, das Verarbeiten des Tagesgeschehens und Alpträume", so Reinbold. Dies wiederum führt bei vielen Menschen zu Kieferpressen oder Zahnabrieb, weswegen viele eine Beißschiene benötigen. Dieses Pressen verstärkt die oben genannten Beschwerden - der Teufelskreis schließt sich. "Wichtig ist es, in solchen Fällen immer einen Arzt zu konsultieren. Haus-, Fach- oder Zahnarzt stellen die Diagnose, verschreiben gegebenenfalls Medikamente, überweisen Sie aber auch zu einem Physiotherapeuten."

Was tun gegen Kopfschmerzen
oder Verspannungen?

"Aufgrund der Tatsache, dass die meisten Schmerzen von einer zu hohen Muskel- und Faszienspannung ausgehen, ist das wichtigste, diese zu entspannen", rät der Physiotherapeut. "Um beispielsweise dem rechten Trapezmuskel, der vom Schulterdach zum Hinterkopf geht, etwas Gutes zu tun, greife ich mit meiner linken Hand von vorne flächig auf ihn drauf und dehne ihn eine Minute lang, indem ich ihn nach vorne ziehe. Das gleiche mache ich für die andere Seite mit der rechten Hand. Optimalerweise jede Seite zwei- bis dreimal, sodass ich nach dem Dehnen eine deutliche Entlastung spüre."

Eine weitere Übung gegen Spannungskopfschmerzen ist es, mit vier Fingerkuppen beider Hände von der Halswirbelsäule aus, mit kräftigem, aber noch angenehmen Druck über die Nackenmuskeln nach außen zu streichen. Reinbold: "Habe ich akute Kopfschmerzen, lege ich beide Hände flächig an meinen Kopf, gebe einen angenehmen Druck, als würde ich etwas auspressen. Das wiederhole ich so oft, bis ich Entlastung spüre. Vorher eine angenehm warme Dusche, bei der ich mit einer Bürste mein Bindegewebe und somit meine Faszien im schmerzhaften Bereich löse und lockere."

Um Nacken-, Schulter- und Kopfschmerzen zu verhindern, sollte man regelmäßig Ausgleichsübungen, wie oben beschrieben, durchführen. "Jeder hat eine Intuition, ein optimales Gespür für sich und seinen Körper, um rechtzeitig intervenieren zu können", betont Reinbold. "Generell ist es empfehlenswert, Einseitigkeit, monotones Arbeiten, das heißt stundenlanges Sitzen in der selben, womöglich falschen Haltung, zu unterbrechen, indem ich einmal pro Stunde aufstehe und individuelle Ausgleichsübungen mache."


Schlafexperte Markus Kamps

Seit mehr als 20 Jahren widmet sich Markus Kamps als Schlaf-Experte, Schlafcoach, geprüfter Präventologe und Vortragsredner der Schlaf- und Rücken-Gesundheit. Sein Podcast "Sleep & Perform" ist auf Spotify und Apple-Podcasts zu hören: für mehr Wachheit im Alltag durch erholsame Nächte. Einfach den QR-Code scannen.
So hilft der Schlaf beim Abbau von Schmerzen
Foto/Grafik: SN-Verlag
Schlafexperte Markus Kamps

Seit mehr als 20 Jahren widmet sich Markus Kamps als Schlaf-Experte, Schlafcoach, geprüfter Präventologe und Vortragsredner der Schlaf- und Rücken-Gesundheit. Sein Podcast "Sleep & Perform" ist auf Spotify und Apple–Podcasts zu hören: für mehr Wachheit im Alltag durch erholsame Nächte. Einfach den QR-Code scannen.
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