Juniorenarbeit der Fachverbände

Lernen und netzwerken

Hamburg. Zur Unternehmensnachfolge gehört es, den Nachwuchs rechzeitig fit zu machen. Bettenfachverbände helfen dabei mit eigenen Juniorenprogrammen.

Der demografische Wandel sorgt dafür, dass es weniger potenzielle Nachfolger gibt als Firmeninhaber, die zeitnah in den Ruhestand gehen wollen. Die Vertreter der Verbände raten ihren Mitgliedern daher, mögliche Nachfolger frühzeitig und offen anzusprechen, gezielt und strukturiert aufzubauen und schließlich - auch wenn es schwerfällt - ihr Unternehmen loslassen zu lernen. "Bei allen Punkten sind wir gern behilflich", erklärt Erik Ewald Schillig von der Garant-Gruppe. Der Leiter der verbandseigenen Akademie hat vor viereinhalb Jahren ein Junioren-Netzwerk ins Leben gerufen. "Wir versuchen, möglichst früh damit zu beginnen, in den Kindern der Händler Spaß und Interesse an der Branche, aber auch am Unternehmertum zu wecken."

Die Junioren treffen sich zweimal im Jahr. "Dann besuchen wir entweder Händler und Lieferanten oder haben Referenten zu Themen wie Vertrieb, Marketing oder Controlling zu Gast", beschreibt Schillig. Wichtiger als die Vermittlung von Wissen sei für die Junioren allerdings die Möglichkeit, über die Gruppe Erfahrungen auszutauschen und ein Netzwerk aufzubauen. "Ein Generationswechsel in einem Familienbetrieb findet ja auch auf einer emotionalen Ebene statt", erklärt Schillig. Unter Gleichgesinnten könnten Probleme angesprochen, aber auch ganz praktische Tipps ausgetauscht werden. "Im Grunde schaffen wir als Verband einen Rahmen, in dem die Gruppen irgendwann eine Eigendynamik entwickeln und auch ohne unsere Unterstützung funktionieren."

Dr. Martin Süß, Geschäftsführer des Bettenrings, sieht ebenfalls positive Signale in der Nachfolgesituation der Branche. In den vergangenen 20 Jahren habe der Bettenring bei gut 40 Prozent seiner Betriebe einen Generationswechsel begleitet. "Aus meiner Sicht hat sich hier durchaus eine Veränderung vollzogen", so Dr. Süß. Ein funktionierendes Bettenfachgeschäft habe gegenüber dem Stand 2000 an Attraktivität gewonnen, die Option eines selbständigen und selbstbestimmten Berufslebens werde in steigender Tendenz von der jüngeren Generation geschätzt. "Statt in einem Konzern zu arbeiten, erweist sich das Unternehmertum vor Ort als echte Alternative."

Auch der VDB bietet seinen Junioren ein eigenes Programm. "Es geht mehr um einen informellen Austausch und die Bildung eines Netzwerks", erklärt Geschäftsführer Axel Augustin. Nach seiner Beobachtung ist der Nachwuchs der Branche wieder vermehrt bereit, in den Familienbetrieb einzusteigen, der Ablauf der Nachfolge weiche in vielen Fällen aber vom klassischen Weg ab. "Vor allem sind die Junioren älter geworden", sagt er. Viele absolvierten zunächst ein Studium oder beschäftigten sich mit einer Karriere außerhalb des Familienbetriebs. "Oft erscheinen die Kirschen in Nachbars Garten einfach süßer", so Augustin. Zunehmend häufig führten ihre Erfahrungen im angestellten Berufsleben die Nachfolgegeneration aber auch wieder zurück ins elterliche Geschäft.

"Ist die Entscheidung für eine Übernahme schließlich gefallen, ist es sinnvoll, sich für die weiteren Schritte die Unterstützung des Verbands, unter anderem in Form einer Teilnahme an der Junioren-Gruppe zu sichern", so der VDB-Geschäftsführer. Naturgegeben gehe die junge Generation mit vielen neuen Ideen und Plänen, etwa zur Digitalisierung, in eine Übernahmesituation, während die ältere Generation häufig noch nicht bereit sei, die Zügel komplett aus der Hand zu geben. "In dieser Situation ist Kommunikation ganz wichtig", so Augustin. "Mit den Eltern, aber auch mit anderen Nachfolgern, die ja gerade ähnliche Erfahrungen machen."
aus Haustex 05/21 (Handel)