Nachfolge im Mittelstand

Herausforderung Generationswechsel

Hamburg. Das Thema Nachfolge zählt aktuell zu den großen Herausforderungen für kleine und mittlere Unternehmen. In unserem Schwerpunkt erklären Experten, welche Fallstricke an den verschiedenen Stationen der Nachfolge auf die Unternehmer lauern und wie eine Übergabe an die nächste Generation ein Erfolg wird.

Wer ein eigenes Geschäft betreibt steht irgendwann vor der Frage: Wie, wann und an wen übergebe ich mein Lebenswerk? Dabei ist der Generationswechsel im Mittelstand in vollem Gange: Bis Ende 2021 planen 152.000 Firmeninhaber in Deutschland ihren Rückzug, meldet die KfW. Die Spitze sei damit aber noch nicht erreicht. Zwischen 2023 und 2027 erwartet die Förderbank einen Rückzug von knapp elf Prozent der Unternehmensinhaber aus dem Geschäftsleben. Wer die Nachfolge antritt, ist längst nicht in allen Fällen geklärt. Rund die Hälfte der Unternehmen bleibt in Familienhand. Darüber hinaus gibt es verschiedene Modelle.

Doch egal, ob der Stabwechsel intern oder extern über die Bühne gehen soll: Rechtzeitige Planung ist das A und O, wenn es um die Nachfolge im Unternehmen geht. Die Nachfolge-Expertin Prof. Dr. Birgit Felden empfiehlt, spätestens mit 55 Jahren in die Planung einzusteigen (siehe folgendes Interview). Schließlich gelte es, den richtigen Nachfolger zu finden, ihn oder sie auf das Erbe vorzubereiten und die Mitarbeiter und Kunden ins Boot zu holen.

Die Lösung der Nachfolgeproblematik im Mittelstand wird in den kommenden Jahren wesentlich zur erfolgreichen wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands beitragen. Immerhin sind gut 99 Prozent aller Betriebe hierzulande kleine und mittlere Unternehmen. Sie erwirtschaften jeden zweiten Euro, und ihnen sind knapp 17 Millionen sozialversicherungspflichtige Jobs sowie rund 1,2 Millionen Ausbildungsplätze zu verdanken.

Auch wenn der Unternehmer-Nachwuchs sich aktuellen Studien zufolge zunehmend in der Verantwortung fühlt, den Familienbetrieb zu übernehmen, sehen Experten beispielsweise aufgrund des demografischen Wandels zunehmend Schwierigkeiten bei der Nachfolge auf die abgebende Generation zukommen. So sind derzeit etwa 29 Prozent der mittelständischen Unternehmerinnen und Unternehmer über 60 Jahre alt.

Die Corona-Krise tut ihr übriges: Erhebungen der KfW und des Deutschen Industrie- und Handelskammertages lassen eine große Verunsicherung erkennen, die bei zahlreichen Unternehmen dazu führt, eine Nachfolge vorerst zu verschieben. Gleichzeitig lautet der Rat jedoch, das Thema auch in Zeiten, in denen die Existenzsicherung an erster Stelle steht, nicht aus den Augen zu verlieren.
aus Haustex 05/21 (Handel)