Ullmann Wohnen Betonen, Oldenburg bei Bremen – Glückliche Fügung: Generationswechsel auf Umwegen

Weil die Nachfolgesituation nicht geregelt war, schloss 2017 eines der schönsten Möbelhäuser Deutschlands mit einer der schönsten Teppichabteilungen:
Ullmann in Oldenburg. Jetzt hat eine kleine, feine Ullmann-Version neu eröffnet. Mona Schmidt, Tochter des Geschäftsführers Frieder Schmidt, betreibt das Fachgeschäft für hochwertige Teppiche und Haustextilien; ihr Vater ist als Berater und Teppich-Experte mit an Bord.


Dass Carpet-Star-Gewinner Frieder Schmidt für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde, ist eng mit seinem Engagement im Möbelhaus Ullmann verknüpft. Jahrzehntelang leitete er das Einrichtungsfachgeschäft, das insbesondere für seine schöne, geschmackvolle und sehr außergewöhnliche Teppichabteilung berühmt war ... bis er es im Sommer 2017 schweren Herzens schloss. Für das Traditionsunternehmen gab es keine Nachfolgeregelung: ein trauriger Moment für Frieder Schmidt, die Ullmann-Kunden, die gesamte Branche.

Manchmal jedoch fügen sich die Dinge auf wunderbare Weise: Frieder Schmidts Tochter Mona hatte ursprünglich Grundschullehrerin werden wollen. Die Wartezeit auf einen Referendariatsplatz überbrückte sie, indem sie im noch geöffneten Möbelhaus Ullman bei den Haustextilien aushalf. Während dieser Tätigkeit wuchsen die Begeisterung für die Branche und die Lust auf mehr. Kurz darauf schloss außer Ullmann noch ein weiterer Oldenburger Einzelhändler für Tisch- und Bettwäsche. "Also gab es hier in der Stadt kein Unternehmen mit Haus- und Heimtextilien mehr", berichtet Mona Schmidt. Daraus entstand eine Idee: "Warum eröffnen wir Ullmann nicht neu - nur anders?" Als kleine, feine Version des großen Hochwert-Einrichtungshauses, diesmal ausschließlich für Haustextilien - und Teppiche. Mit Mona Schmidt als Geschäftsinhaberin und Frieder Schmidt als erfahrenem Berater und Teppichkenner.

Ein neues Geschäft
mit bewährten Wurzeln

Ein Marketing-Spezialist wurde engagiert; gemeinsam fand man einen Namen, der auf den Ursprung des Unternehmens hinweist und gleichzeitig frisch und neu ist: "Ullmann. Wohnen Betonen". Bei "Ullmann" weiß jeder im größeren Umfeld von Oldenburg, was ihn erwartet; der Zusatz "Wohnen Betonen" steht für die Liebe zum Accessoire. Das neue Fachgeschäft kommt mit deutlich weniger Verkaufsfläche aus als das alte und beschränkt sich auf das immerhin rund 900 m2 große Erdgeschoss des Gebäudes, das sich im Familienbesitz befindet. Möbel und Tapeten stehen hier nicht mehr auf dem Programm; Mona und Frieder Schmidt konzentrieren sich auf Teppiche und Haustextilien wie Tisch- und Bettwäsche sowie Badartikel, auch eine Auswahl hochwertiger Boxspringbetten kann man hier erwerben. "Die Konstellation hat sich eher zufällig ergeben - passt aber perfekt", erklärt Mona Schmidt. "Die Sortimente befruchten sich gegenseitig; wer einen Teppich kauft, sieht sich danach häufig nach einem passenden Kissen um. Oder jemand stöbert bei den Heimtextilien und kommt auf die Idee, auch nebenan bei den Teppichen reinzuschauen."

Krankenhausnähe als Frequenzbringer

Das Obergeschoss des Hauses vermieten die Schmidts an das gegenüberliegende Krankenhaus, das dort eine Onkologische Ambulanz eingerichtet hat. Die Krankenhausnähe bezeichnet Frieder Schmidt als großen Vorteil: "Hier sind grundsätzlich viele Fußgänger unterwegs, auch außerhalb der Geschäftsöffnungszeiten." Immer wieder stünden Leute vor den regelmäßig neu gestalteten Schaufenstern, um die Dekorationen zu betrachten, zu fotografieren ... und sich dann im Laden zu melden. "Dadurch sind schon viele Käufe zustande gekommen, auch als wir das Geschäft während des Lockdowns nicht für Kunden öffnen durften." Auch in Sachen Wohnberatung hat man bei Ullmann schnell und unkompliziert kontaktlose Möglichkeiten gefunden: Kunden schicken Bilder von ihren Wohnräumen per Mail oder Messenger-Dienst und äußern Teppichwünsche; Frieder Schmidt lässt ihnen wiederum Fotos passender Teppichen zukommen und bringt schließlich die drei bis vier Top-Favoriten zum Ausprobieren vorbei. Auch Kissen und Decken dürfen bei den Kunden "probeliegen".

Ausgewähltes vom
Nomaden- bis zum Designerteppich

Sowohl bei den Haustextilien als auch bei den Teppichen hat "der neue Ullmann" viel Bewährtes beibehalten, aber auch neue Lieferanten hinzugenommen: Designerteppiche von Jan Kath waren bereits zu Möbelhaus-Zeiten im Programm; für Ullmann Wohnen Betonen kamen die Theko-Deluxe-Kollektionen von Theo Keller dazu. Ebenfalls neu und gerade im Bereich "Junges Wohnen" beliebt: bezahlbare afghanische Kelims in hellen, fröhlichen Tönen. Auch einige klassische, insbesondere ältere Knüpfteppiche sind hier zu haben, sorgfältig ausgewählt von Teppichkenner Frieder Schmidt. Ullmann-Teppiche sind grundsätzlich handgefertigt, und zwar ausschließlich aus Naturfasern wie Wolle, Seide, Baumwolle und Nesselfasern. Die Stilrichtungen, nach Gewichtung: Natural Art (südpersische Nomadenteppiche), Modern Art (modern interpretierte Handknüpfteppiche), moderne Designerteppiche (Jan Kath und Theko Deluxe) und Handwebteppiche (Paulig).

"Zurzeit entwickeln junge Leute in den 20ern und 30ern übrigens auch an traditionellen Dorfteppichen Interesse, zum Beispiel an den Hamedan-Knüpfungen", berichtet Frieder Schmidt. "Viele bezeichnen die alten Muster sogar als modern, weil sie so etwas noch nie gesehen haben. Den sogenannten Gelsenkirchener Barock verbinden sie eher mit den klassischen Manufaktur-Teppichen wie Nain und Isfahan." Die findet man hier gar nicht; auch den Vintage-Trend hat Ullmann nie mitgemacht. Berberteppiche findet man zu einem guten Preis-/Leistungsverhältnis. "Wir nehmen nicht alles mit, sondern konzentrieren uns auf unsere Stärken", so Schmidt. Die Teppichabteilung deckt ein bewusst ausgewähltes Spektrum im Bereich obere Mittelklasse bis Luxusklasse ab.

Das macht sich auch in der Abteilungsgestaltung bemerkbar: Der rund 600 m2 große, helle Raum mit viel Wandfläche und entsprechend vielen hängend dekorierten Teppichen hat Galeriecharakter. Die Teppichstapel auf dem Holzboden sind flach; Handweb-Musterständer, Dekokissen und "Mafrasch"-Teppichtruhen lockern das Raumbild auf.

Handgefertigte Teppiche erfordern fachkundige Beratung, und einen besseren Kundenberater als Frieder Schmidt kann man sich nicht wünschen. Seit Mai 2020 steht ihm Michael Spitze zur Seite, der vor über 30 Jahren im Einrichtungshaus Ullmann in der Teppichabteilung ausgebildet wurde und innerhalb kurzer Zeit zu einem geschätzen Mitarbeiter und Kollegen geworden ist. Nebenan im Haus- und Heimtextilienbereich sind Geschäftsinhaberin Mona Schmidt mit ihren Kolleginnen Saphira Coralie Kapels und Marion Ledwoch für die Ullmann-Kundinnen und -Kunden da.

Internet-Aktivitäten
mit regionalem Bezug

Ein virtuelles Schaufenster betreibt Ullmann im Internet: Die Homepage des Unternehmens informiert über das Geschäft, seine Mitarbeitenden und Serviceleistungen von der Reparatur und Pflege bis zur Maßanfertigung. Der Teppich ist mit einer eigenen Unterseite vertreten, mit vielen Beispiel-Exemplaren und Suchfunktion, aber ohne Preise - die erhält man auf Anfrage. Einen Onlineshop gibt es (noch) nicht; der wird nach und nach aufgebaut, mit einem kleinen Sortiment nachbestellbarer Textilien. "Die Internet-Seite dient eher dem Kontakt als dem Verkauf", erklärt Mona Schmidt. Das Hauptgeschäft soll auch in Zukunft im Laden stattfinden; Ullmann wendet sich mit seinem Angebot vor allem an Menschen aus der - durchaus sehr weit gefassten - Region.

Noch mehr digitale Kontakte zwischen Ullmann und vor allem jüngeren Kunden kommen über Soziale Medien wie Instagram und Facebook zustande, wo das Team um Mona Schmidt Bilder und sympathische Produktvideos postet, Verlosungen startet und sich mit Seitenbesuchern austauscht. Auch eine Videoberatung über Whatsapp ist möglich. In Zukunft will man die Internet-Aktivitäten weiter ausdehnen. Und sobald die Corona-Situation es zulässt, sollen auch wieder ganz reale Treffen, Aktionen und Publikums-Veranstaltungen stattfinden - ebenfalls eine Ullmann-Spezialität.
aus Carpet! 02/21 (Handel)