Verbraucherstimmung und Corona

Die Konsumlaune sinkt, aber die Kaufkraft steigt

Nürnberg. Während mit zunehmender Dauer des Lockdowns auch die Unsicherheit der Verbraucher steigt, sinkt im Gegenzug deren Kauflust. Aber: Auch in diesem Jahr rechnen Konsumforscher mit einem Anstieg der Kaufkraft - ein gutes Zeichen für den Handel.

In der Corona-Krise gehören viele Unternehmen der Schlafbranche bisher eher zu den Profiteuren. Nach dem ersten Lockdown stieg die Nachfrage nach Schlafprodukten enorm an - der so genannte Cocooning-Effekt schlug voll durch, was den Händlern volle Auftragsbücher und so manchem Hersteller Lieferschwierigkeiten bescherte. Allerdings weiß niemand so genau, wie groß der Anteil vorgezogener Käufe dabei ist und ob respektive wann dies zu einem Rückgang der Nachfrage führt. Wie nachhaltig der Boom tatsächlich ist und wie sich die Dinge nach dem zweiten harten Lockdown entwickeln, bleibt also offen.

Bei der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) schätzt man die Lage aktuell recht zurückhaltend ein, wenngleich hier die Gesamtsituation und nicht ein Teilaspekt wie das Schlafen bzw. Einrichten betrachtet wird. "Mit dem harten Lockdown und dem Schließen der meisten Geschäfte hat das Konsumklima einen weiteren Rückschlag zu verkraften", erklärte GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl bereits Ende Dezember und prognostizierte für die kommenden Wochen eine sehr schwierige Phase. Der Lichtblick: Die Kaufkraft der Deutschen wird auch 2021 weiter zunehmen. Laut der jüngsten GfK-Studie um durchschnittlich 2,0 Prozent oder 453 Euro pro Kopf mehr als im Vorjahr.

GfK prognostiziert für Deutschland 2021 eine Kaufkraftsumme von 1.965,8 Milliarden Euro und damit eine durchschnittliche Pro-Kopf-Kaufkraft der Deutschen von 23.637 Euro. Dieses Geld steht ihnen für Konsumausgaben, Wohnen, Freizeit oder zum Sparen zur Verfügung. Wie viel vom nominalen Kaufkraftzuwachs real übrig bleibt, hängt allerdings davon ab, wie sich 2021 die Verbraucherpreise entwickeln werden.

Regionale Kaufkraftverteilung

Ein Blick auf die regionale Verteilung der Kaufkraft in Deutschlang gibt spannende Einblicke, wo Menschen mit besonders hohem verfügbarem Nettoeinkommen leben. Auf Ebene der Bundesländer gibt es 2021 eine Veränderung im Vergleich zum Vorjahr: Rheinland-Pfalz schiebt sich an Niedersachsen vorbei und liegt 2021 mit einer durchschnittlichen Pro-Kopf-Kaufkraft von 23.119 Euro auf dem siebten Platz. Wie im Vorjahr liegt Bayern auf Rang eins des Bundeslandrankings: Den Bayern stehen im Schnitt 25.770 Euro und damit 9 Prozent mehr als dem Bundesdurchschnitt zur Verfügung. Ebenfalls eine überdurchschnittliche Kaufkraft weisen die Bundesländer Hamburg, Baden-Württemberg und Hessen auf den Rängen zwei bis vier auf. Alle anderen Bundesländer schneiden im bundesweiten Vergleich unterdurchschnittlich ab, wobei die ostdeutschen Bundesländer die größten Kaufkraftzuwächse verzeichnen.

Wie in den Vorjahren ist der bayerische Landkreis Starnberg Spitzenreiter des Kaufkraftrankings. Mit einer Pro-Kopf-Kaufkraft von 33.363 Euro stehen den Starnbergern 41 Prozent mehr als dem Bundesdurchschnitt für ihre Ausgaben und zum Sparen zur Verfügung. Neu auf Rang zwei in diesem Jahr ist der Landkreis München (32.031 Euro), der den Landkreis Hochtaunuskreis (31.873 Euro) auf den dritten Platz verdrängt.

Einwohnerstarke Stadtkreise

Die 25 einwohnerstärksten Stadtkreise vereinen bereits mehr als ein Fünftel der Gesamtkaufkraft Deutschlands - dies bedeutet jedoch nicht, dass alle deutschen Großstädte auch ein überdurchschnittliches Kaufkraftniveau aufweisen. Die Hauptstadt Berlin ist mit Abstand die einwohnerstärkste Stadt Deutschlands und belegt damit den ersten Platz des Rankings nach Kaufkraftsumme. Bei der Pro-Kopf-Kaufkraft liegt Berlin aber knapp 8 Prozent unter dem deutschen Durchschnitt, ähnlich wie auch Bremen und Dresden. Noch weiter darunter liegen Dortmund (-9 Prozent), Leipzig (-12 Prozent) und Duisburg (-13 Prozent), während beispielsweise München und Düsseldorf mit 32 und 16 Prozent deutlich darüber liegen.

Dass die einwohnerstarken Städte und insbesondere die großen Metropolregionen für Einzelhändler und Dienstleister unverzichtbare Zielmärkte darstellen, zeigt ein Blick auf die Kaufkraftsummen. Die Kaufkraftdichte, also die verfügbare Kaufkraftsumme in Millionen Euro je Quadratkilometer, ist in Metropolen wie Berlin, Hamburg und München, aber auch in Nürnberg, im Ruhrgebiet, dem Großraum Stuttgart und Frankfurt/Main sehr hoch. Die Kaufkraftdichte ist somit ein wichtiger Indikator, dass Unternehmen dort auf kleinstem Raum viel Kaufkraftpotenzial allein schon bei den dort lebenden Menschen mobilisieren können, wenn sie ihre Zielgruppe gezielt ansprechen.
aus Haustex 02/21 (Handel)