Europas Baubranche soll um 3,5 Prozent wachsen

Das Bauvolumen in 19 europäischen Ländern, die von der Forschungsgruppe Euroconstruct beobachtet werden, soll 2017 um 3,5 % zunehmen. "Ein kräftigeres Wachstum gab es in Europa letztmals 2006, also kurz vor dem Ausbruch der internationalen Finanzkrise", sagt Ludwig Dorffmeister vom deutschen Ifo-Institut. "Obendrein nimmt die Baunachfrage erstmals überhaupt in allen 19 gleichzeitig zu. Die stärksten Impulse kommen aktuell vom Wohnungsbau." Auch für die Zukunft macht Euroconstruct der Branche Mut: Bis 2020 sei mit einem weiteren Anstieg von insgesamt 6 % zu rechnen. Aber: "Im Wohnungsbau sowie im übrigen Hochbau werden sich die Zuwachsraten zukünftig deutlich abschwächen."

In Deutschland wird die Bautätigkeit nach Einschätzung von Euroconstruct in 2017 sogar noch etwas kräftiger zunehmen als 2016, angetrieben vom großen Wohnungsbedarf, der gestiegenen Investitionsneigung der Unternehmen und der Tiefbau-Offensive des Bundes. Mittelfristig werde das Wachstum zwar deutlich an Schwung verlieren. Gleichwohl dürften im Wohnungs- und im Infrastrukturbau auch langfristig umfangreiche Investitionen erfolgen.

Ursachen für die Entwicklung in Europa sind das robuste Wirtschaftswachstum und die positiven Folgen für Haushaltseinkommen, Unternehmensgewinne und öffentliche Finanzlage. Hinzu kommen das niedrige Zinsniveau, die Zu- und Binnenwanderung sowie der seit der Finanzkrise aufgelaufene Investitionsrückstand, etwa bei der Infrastruktur.

Nach wie vor seien die Spielräume der öffentlichen Hand allerdings sichtlich eingeschränkt. Dieser Umstand lässt sich auch an der eher zurückhaltenden Steuer- und Förderpolitik etlicher Länder ablesen. Mancherorts verhindern zudem ausgeprägte Leerstände oder außerordentlich hohe Immobilienpreise eine stärkere Zunahme der Bautätigkeit.

In Ungarn - dem zweitkleinsten Markt im Euroconstruct-Gebiet - wird die Baunachfrage 2017 mit einem Plus von rund einem Viertel am stärksten wachsen. Dahinter folgen Irland (+15 %), Schweden (+10 %) und Polen (+9 %). Ungarn wird auch in den Jahren bis 2020 mit +33 % den größten Zuwachs aufweisen. Neben der staatlichen Wohnungsbauförderung spielt hierbei die konsequentere Nutzung der EU-Fördergelder im Nichtwohnbau eine wichtige Rolle. Auf dem zweiten Platz findet sich wiederum Irland (+28 %), gefolgt von Polen (+25 %), Tschechien und Portugal (jeweils +15 %).

Laut Euroconstruct befindet sich die europäische Bauwirtschaft sei 2014 auf Wachstumskurs. So hätten die Bauleistungen in den Jahren 2014 bis 2017 um insgesamt 9 % zugenommen.

Die 19 von der Forschungsgruppe beobachteten Länder sind Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Italien, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, Schweiz, Slowakei, Spanien, Tschechien und Ungarn.
aus BTH Heimtex 01/18 (Bau)