4 Fragen an Dr. Udo Windhövel

Über die Vorteile und Grenzen von Rollklebern für Designbeläge

Verlegewerkstoffhersteller Schönox hat mit dem Kleber Ifloor für Designbeläge vor einem Jahr einen Dispersionskleber für Designbeläge zum Aufrollen im Stehen vorgestellt. Im Sommer 2010 haben Uzin, Bostik und Wakol nachgezogen. Sind die Produkte tatsächlich markt- und sachgerecht ? Welche Vorteile haben sie gegenüber herkömmlichen Produkten - und welche Grenzen gibt es ? Das wollte BTH Heimtex von dem Klebstoffexperten und Sachverständigen Dr. Udo Windhövel wissen.

BTH Heimtex: Welche sind aus Ihrer Sicht die Vorteile von Rollklebern bei Designbelägen ?

Dr. Udo Windhövel: Ich habe es in einem Referat auf einer TKB-Tagung schon mal versucht auf den Punkt zu bringen: "Nur wo nichts ist, kann man auch nichts verdrücken." Das war keine Aufforderung zur losen Verlegung von Designbelägen, sondern ein Appell an Hersteller und Verarbeiter, sich Gedanken über die Vermeidung von Klebstoffnestern und über Möglichkeiten zur Minimierung des Klebstoffauftrages zu machen - zum Beispiel durch eine optimierte Zahnung oder Klebstoffe mit reduziertem Verbrauch. Es wurden dann vermehrt Faserkleber entwickelt, wobei es die einzige Aufgabe der Faser war, die Zahnung zu verstopfen und den Klebstoffdurchfluss durch die Zahnung zu verringern. Unangenehmer Nebeneffekt: Die Klebstoffoberfläche erhöht sich stark und die Klebstoffe trocknen sehr schnell.

Faserkleber sind Nassbettkleber mit sehr kurzer offener Zeit. Bei der Verlegung von Designbelägen ist aber oft gerade eine lange offene Zeit erwünscht. Rollkleber verbinden geringe Dichte, aggressive Klebrigkeit und gleichmäßige Aufbringbarkeit in dünner Schicht - das ist ihr Vorteil.

BTH Heimtex: Sind Rollkleber nur ein kurzfristiger Trend oder können sie sich auch langfristig gegen klassische Kleber behaupten ?

Windhövel: Das ist schwer zu prognostizieren. Wobei das aufrechte Arbeiten als ergonomischere Arbeitsweise heute den Ausschlag geben könnte. Da ist man heute weiter als vor einigen Jahren. Wichtig ist, dass es in der Praxis bei der Verlegung von Designbelägen weniger Probleme mit Rollklebern gibt als mit herkömmlichen Nassbettklebern oder gar Haftklebern.

BTH Heimtex: Welche Grenzen sehen Sie bei Rollklebern ?

Windhövel: Die Industrie tut gut daran, sehr sorgfältig zu prüfen, wo die Grenzen der neuen Produkte liegen. Ich erwarte keine neuen Probleme, gehe vielmehr davon aus, dass in erster Linie die mangelnde Maßhaltigkeit von Belägen wieder das Thema ist, das es zu beobachten gilt. Bei Rollklebern handelt es sich um Haftklebstoffe und die sind naturgemäß eher von der weichen Sorte. Schrumpf und offene Fugen oder auch Stippungen - besonders im Bereich der Kopfseiten einzelner Planken - sind die Probleme, die ich bei zu weich eingestellten Klebstoffen erwarten würde. Ein Verleger sollte also noch mehr als bisher darauf achten, ob ein spezieller Designbelag vom Hersteller für die Rollklebung empfohlen wird und dann auch nur die empfohlene Produktkombination einsetzen.

BTH Heimtex: Ist es richtig, dass die Entfernung dauerklebriger Rollkleber, z.B. bei einem Nutzungswechsel, schwierig ist ?

Windhövel: Die haftklebrige Einstellung beeinflusst die Entfernbarkeit. Je weicher der Klebstoff, desto schwieriger und zeitaufwändiger wird die Entfernung. In diesem Punkt empfehle ich den Kunden durchaus kritisch zu sein und selbst zu prüfen, wie aufwendig eine Sanierung würde, um von späteren Überraschungen verschont zu bleiben. Dazu reicht schon eine kleine Testfläche im Lager oder der Werkstatt aus. Wem nützt es, wenn der neue Rollkleber zwar einen beschleunigten Arbeitsfortschritt verspricht, die Belagsentfernung aber ein Mehr an Arbeitsstunden verschlingt?
aus BTH Heimtex 09/10 (Klebstoffe)