Das Faser-Jahr 2009

Asiens Marktbedeutung wächst weiter

2009 war für die weltweite Faserindustrie ein Wachstumsjahr. Zu diesem Ergebnis kommt Oerlikon Textile, Schweizer Hersteller von Textilmaschinen, in seiner Studie "Das Faserjahr". Nach den Einbußen des Vorjahres legte die weltweite Produktion auf 70,5 Mio. t zu, ein Plus von immerhin 4,2 %. Die einzelnen Faserarten entwickelten sich dabei durchaus unterschiedlich; insgesamt wurden aber sowohl mehr Chemiefasern (+4,0 % auf 44,1 Mio. t) als auch mehr Naturfasern (+4,5 % auf 26,4 Mio. EUR) hergestellt.

Baumwolle

Niedrigere Erträge und seit fünf Jahren schrumpfende Anbauflächen sind für einen Rückgang der Erntemenge von Baumwolle auf 22,3 Mio. t verantwortlich. Gentechnisch veränderte Pflanzen sorgten nur kurzzeitig für steigende Erträge. Gleichzeitig stieg der weltweite Baumwollverbrauch um 5,4 % auf 25,2 Mio. t. Das macht die Nachfrage-Situation schwierig und lässt die Preise steigen.

Wolle

Auch die Produktion von Wolle ist weiter rückläufig, sie sank 2009 auf 1,1 Mio. t (-7,4 %). In Australien, China und Neuseeland, die zusammen annähernd die Hälfte der weltweiten Jahresproduktion stellen, gibt es für den Rückgang unterschiedliche Gründe. So hat sich der Bestand an Schafen in Australien auf 72 Mio. Tiere reduziert. Für zusätzliche Einbußen sorgten eine Trockenperiode in den östlichen Landesteilen und gestiegene Fleischpreise. Die ließen auch in China die Wollproduktion auf das Niveau von 2003 einbrechen. In Neuseeland, dem größten Erzeuger von Wolle für Teppichböden und Teppiche, sind die Farmer vermehrt auf Molkereiprodukte umgeschwenkt. Das ließ die Wollproduktion um 23,5 % auf 119.000 t zusammenschmelzen.

Zellulosefasern

Mit 3,8 Mio. t schrammten Zellulosefasern nur knapp an dem Rekordwert aus dem Jahr 2007 vorbei. Die steigende Nachfrage nach Vliesstoffen, textilen Einsatzgebieten und schwer entflammbaren Anwendungen sorgten bei Viskose-Stapelfasern für ein Plus von 11,4 % auf 2,7 Mio. t. Und das, obwohl sich Viskose im Vergleich zu Polyesterfasern kontinuierlich verteuert. Allerdings profitieren Viskosefasern von einer gewissen Knappheit an Baumwolle und dem Wunsch der Konsumenten nach mehr Komfortprodukten.

Synthetische Fasern

Die Chemiefaserproduktion verlagert sich zunehmend nach Asien. Mit 36 Mio. t liegt dessen Anteil am Weltmarkt inzwischen bei 83 %. Allein in China werden 26 Mio. t hergestellt (+11,2 %).


Polyester

Bei Polyester ist das Reich der Mitte mit 69 % Weltmarktführer. Angesichts beträchtlicher Investitionen dürfte dieser Anteil weiter steigen.

Weiter gewachsen ist auch das Segment textile Polyestergarne - plus 6,7 % auf 18,2 Mio. t -, die mittlerweile fast ausschließlich asiatischen Ursprungs sind. Verluste verzeichneten hingegen technische Garne. Die krisengeschüttelte Automobilindustrie sorgte für ein Minus von 6,1 % auf 1,1 Mio. t. Während vor allem Europa (-44 %) und Amerika (-19 %) betroffen waren, meldet China auch hier positive Zahlen und ein Produktionswachstum von erstaunlichen 22 %. Angesichts rückläufiger Exporte scheint die Inlandsnachfrage dort gewaltig gestiegen zu sein. Bei Stapelfasern erweist sich Asien ebenfalls als Wachstumsmotor. Das Plus von 4,4 % auf 12,6 Mio. t geht ausschließlich auf das Konto der dortigen Hersteller, die teilweise schon wieder das Niveau von vor der Wirtschaftskrise erreicht haben. In Europa und Amerika hingegen sank die Produktion um 14 bzw. 15 %.

Polyamid

Bei Polyamid setzte sich der Negativtrend fort. Die Produktion verringerte sich um 1,4 % auf 3,5 Mio. t. Hinzu kamen massive Rohstoffverteuerungen. Zum Teil haben sich die Preise verdoppelt. Teppichboden-Garne aus Polyamid mussten ein Minus von 8,0 % auf 700.000 t hinnehmen.

Polypropylen

Steigende Rohstoffkosten belasteten auch die Polypropylen-Hersteller. Hinzu kamen sinkende Konsumausgaben für die Inneneinrichtung und im wichtigen Markt USA eine fortschreitende Substitution durch Polyester-Teppichgarne. Insgesamt ging die Produktion um 6,5 % auf 2,6 Mio. t zurück. Dabei nahmen Stapelfasern allerdings um 3,5 % auf 1,1 Mio. t zu, während BCF-Garne empfindliche Einbußen von 12,7 % auf 1,5 Mio. t verzeichneten.

Acrylfasern

Eine Trendumkehr gab es nach vier Jahren bei Acrylfasern. Einerseits sorgten saisonale Nachfragen und das Auffüllen von Lagerbeständen für Wachstum. Andererseits beflügelte auch der seit sechs Jahren niedrigste Preisunterschied zu Polyester den Absatz, so dass die Produktion um 4,4 % auf 1,9 Mio. t erhöht werden konnte.

Garnproduktion steigt auf 62 Mio. t

2009 stieg die Produktion von Garnen um 4,0 % auf 61,8 Mio. t, wobei sich die einzelnen Garntypen unterschiedlich darstellen: Positiv entwickelten sich Filamentgarne (+3,4 % auf 24,8 Mio. t) und Kurzstapel-Fasergarne (+5,1 % auf 32,9 Mio. t), Langstapel-Fasergarne stagnierten auf dem Vorjahresniveau von 4,1 Mio. t. Nach Einsatzzweck differenziert verzeichneten nur textile Garne ein Plus (+6,4 % auf 20,7 Mio. t), gegenüber dem Vorjahr verloren haben technische Garne (-6,9 % auf 2,4 Mio. t) und Teppichboden-Garne (-13,4 % auf 1,7 Mio. t).
aus BTH Heimtex 06/10 (Fasern, Garne)