Handel – Branchenstimmung: Bange machen gilt nicht

2023 wird auch für den Bettenfachhandel einige Herausforderungen bereit halten, soviel steht für die Vertreter der Einkaufsverbände und die Händler selbst fest. Einig sind sie sich aber auch darin, die Krise als Chance zu betrachten. Sie glauben daran, dass das Thema Schlaf zunehmend in den Fokus der Verbraucher gerät und sind bereit, ihre Hausaufgaben zu machen: Sich auf ihre Stärken zu besinnen und wichtige Themen wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Personalmangel offensiv anzugehen.


Dr. Martin Süß, Alfred Krauss, Bettenring
2023 wird kein Spaziergang

Allein mit der Beschreibung der Coronaszenarien rückblickend oder aus der aktuellen Einschätzung kann man sich aufhalten, oder auch mit Meinungen oder Annahmen zu den weltpolitischen Rahmenbedingungen. Aus allem ergab und ergibt sich in schneller Reihenfolge eine Multi-Krisenlage, die für 2022 prägend war und auch darüber hinaus prägend sein wird.

Und wie kommt der Bettenfachhandel da durch? Auf alle Fälle braucht es Resilienz, und die stellt sich nicht durch die Analyse von Zahlenkolonnen ein: Hier reden wir vielmehr ganz entscheidend auch über Verhaltensweisen.

Es brauchte 2022 - und in 2023 kommt es ebenfalls darauf an - ein enges Zusammenrücken der Wertschöpfungsstufen Handel und Hersteller. Für die Bettenring eG und deren Eigenmarken sehen wir hier trotz aller harter Arbeit - Problemstellungen bezüglich Lieferketten und Preisentwicklungen sind ja nicht ohne und zu bewältigen -, dass wir mit den richtigen Partnern pragmatisch und möglichst ohne Nicklichkeiten zu tragfähigen Ergebnissen kommen. Apropos Ergebnisorientierung: Die Bettenring eG wird zum Jahresende leicht oberhalb eines guten Vorjahres 2021 aussteigen.

Und 2023? Bei absehbar steigenden Einkaufspreisen und nachziehenden Verkaufspreisen wird 2023 auf alle Fälle anspruchsvoll. Nur bei innerbetrieblicher Professionalisierung (Prozesse) und intensiver Qualifizierung der Teams wird man gegenüber dem Verbraucher mit seiner rückläufigen Anschaffungsneigung den Beratungs- und Kaufvorgang so zelebrieren können, dass der Abschluss dann auch kommt. Mittelmaß ist gerade jetzt auf alle Fälle "out".

Die Messlatte für die notwendige Begeisterung des Teams liegt dabei hoch, hier haben wir es mit der entscheidenden Aufgabenstellung für die Inhaber/Führungskräfte im Handel zu tun. An sich ist das Aufgabe genug, aber zu dieser Herausforderung kommt in 2023 auch die Notwendigkeit, ein konsequentes Kostenmanagement im Blick zu haben. In 2023 wird wie in anderen raueren Jahren in der Vergangenheit letztlich das Motto "cash is king" gelten, Liquidität ist das vorrangige Thema in diesen ziemlich unsicheren Zeiten.

2023 wird also - makaber gesagt: versprochen - kein Spaziergang. Nicht globalgalaktisch diskutierend, sondern konkret - Ziel, Maßnahmen und Umsetzung - muss der Weg in jedem Unternehmen gefunden werden. Und dementsprechend richten auch wir uns für unsere Mitglieder einmal mehr aus.


Thomas Fehr, ABK
Herausforderungen gemeinsam meistern

Was schreibt man über ein Jahr, in dem sich Dinge ereignen, von denen zumindest ich mir sicher war, sie kommen in Europa nicht mehr vor. 2022 zeigt uns, wie zerbrechlich unsere Weltordnung ist. Es zeigt uns aber vor allem, wie abhängig wir von Ländern sind, die nicht im Ansatz Werte und Regeln respektieren. Bereits Corona machte uns deutlich, wie schnell Lieferketten reißen, der russische Angriffskrieges zudem noch, wie fragil unsere Energieversorgung ist.

Es schlichtweg erstaunlich, wie robust unsere Branche vor diesem Hintergrund ist. Sowohl unseren Lieferanten als auch unseren Händlern ist es gelungen, halbwegs gelassen mit diesen nicht beeinflussbaren Rahmenbedingungen umzugehen und so etwas wie "business as usual" zu praktizieren. Auch für die ABK war 2022, nach zwei starken Coronajahren, ein unter dem Strich durchweg passables Jahr.

Wichtig ist deshalb für mich im Rückblick das, was wir aktiv gestalten konnten - und das war durchaus eine ganze Menge. Das Jahr 2022 begann mit einer außerplanmäßigen ABK Open Home, die in kürzester Zeit für unsere wichtigsten Lieferanten als Ersatz für die abgesagte Heimtextil organisiert wurde. Diese erste ABK Open Home war so erfolgreich, dass diese im November 2022 erneut, gemeinsam mit dem Garant Partnerforum Schlafen, am neuen Messestandort Bad Salzuflen stattfand. Zukünftig wird es die ABK Open also 2x im Jahr geben, im Juni und im November. Im Juni werden zusätzlich zum ABK Open Markenkern "Modische Sortimente" auch schwerpunktmäßig die Schlafsystem- und Bettwarenlieferanten ihre aktuellen Kollektionen präsentieren. Erfreulich ist, dass es gelungen ist, die ABK Open und ABK Open Home zukunftssicher aufzustellen. Ab 2025 gehen beide Messen in die Verantwortung des SN-Verlages über, ein wichtiger Schritt, hin zu einer für alle Verbände offenen Branchenmesse.

2022 ist auch das Jahr, in dem die Kooperation mit dem Garant Verband erste sichtbare Früchte trägt. Auf der ABK Open Home präsentierten beide Verbände gemeinsam auf 1.000 qm Ausstellungsfläche ihr umfangreiches Portfolio an Dienstleistungen, vor allem aber ihr attraktives Eigenmarkensortiment. Alle Garant Händler, ABK Gesellschafter, aber auch viele freie oder an andere Verbände gebundene Händler konnten sich von unserer hohen Warenkompetenz überzeugen.

Die Zusammenführung der Zentralregulierung ab Januar 2023 schafft Effizienz- und Kostenvorteile und lässt Garant Händler und ABK Gesellschafter enger zusammenrücken. Die ABK Marke Royal Dream wurde überarbeitet, Farbgebung, Bildsprache und Texte komplett neugestaltet. Der neue Auftritt transportiert jetzt perfekt die Wertigkeit und hohe Kompetenz von Royal Dream.

Auf Grundlage der Struktur der erfolgreichen ABK Warenkommissionen wurden gemeinsame Gremien geschaffen, die ab 2023 die inhaltliche Ausgestaltung der Verbundmarken entscheiden. Ein neu geschaffenes Marketinggremium dient dem engen Austausch zwischen dem Verbund und seinen Händlern und wird den Input für passgenaue Marketing- und Kommunikationstools liefern.

Der ABK Future Store, eine gemeinsame Initiative von Industrie und Handel, ist seit Jahren der Impulsgeber für innovative Branchenkonzepte. Aktuell widmet der Future Store sein gesamtes Know-how dem Thema Nachhaltigkeit, getreu dem Leitsatz: "Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun." Der ABK Future Store wird auch hier seiner Verantwortung gerecht, er gibt dem Handel die notwendige Orientierung. Denn nachhaltiges Handeln ist keine Modeerscheinung, sondern der wichtigste Baustein für ein erfolgreiches Geschäftsmodell in der Zukunft. Damit diese Transformation gelingt, braucht es den Schulterschluss zwischen Industrie und Handel. Nur gemeinsam werden wir die Herausforderungen der Zukunft meistern.

2023 wird sicherlich kein leichtes Jahr. Bange machen gilt trotzdem nicht. Wir sind gut aufgestellt und nehmen die Herausforderungen an! Gut, dass sich Industrie und Handel dabei auf uns, auf den starken und innovativen Verbund aus ABK und Garant, verlassen können.


Stefan Wieselhuber, Garant Gruppe
Wir sitzen alle in einem Boot

Krieg, Klimakrise, Inflation, Lieferengpässe, Fachkräftemangel - warum das vergangene Jahr für Handel und Industrie eine besondere Herausforderung war, muss ich wohl nicht weiter erläutern. Trotz der vielen Unwägbarkeiten blieb die Stimmung in der Branche durchaus positiv. Auch wenn die Frequenz deutlich sank, blieben die Umsätze im Fachhandel im Gegensatz zu den Discountern und Großflächen-Anbietern weitgehend stabil, was ebenso auf den Trend zur Wertigkeit zurückzuführen ist wie auf das hochqualifizierte Personal unserer Fachhändler.

Der Bettenfachhandel genießt das Vertrauen der kaufkräftigen Zielgruppen: Die Kundinnen und Kunden kaufen in vielen Fällen nicht, weil sie etwas dringend benötigen, sondern weil sie sich etwas Gutes und qualitativ Hochwertiges gönnen möchten. Dafür erwarten sie ein entsprechendes Einkaufserlebnis und kompetentes Personal, sowohl in der Beratung als auch in der Auslieferung. Unseren Bettenspezialisten muss es also gelingen, sich regional als starke, eigene Marke zu profilieren und das Mitarbeiter-Team stets auf höchstem Beratungslevel zu halten. Hier stehen wir unseren Partner von ABK und Garant Gutes Schlafen mit Rat und Tat zur Seite.

Eine weitere Herausforderung stellt die stetig wachsende Zahl altersbedingter Geschäftsschließungen dar. In enger Abstimmung mit der Industrie haben wir deshalb in diesem Jahr das Existenzgründerkonzept "Start-up now!" entwickelt, das Unternehmer bei Neugründung und Übernahme von Bettenstudios begleitet. Um unsere Händler für diese Anforderungen optimal vorzubereiten, unterstützen wir in sämtlichen Bereichen, darunter Marketing, Ladenbau, POS und Finanzen. Die Kooperation aus Garant Gutes Schlafen und dem ABK Verband zeigt sich hier als Innovationstreiber, trägt aber gleichzeitig auch den Eigenheiten der Branche nach Beständigkeit, Zuverlässigkeit und Kontinuität Rechnung.

Die beiden Verbände werden auch 2023 weiter zusammenrücken, etwa durch die gemeinsame Gremienarbeit, bei der sich unsere Partner noch mehr in die Weiterentwicklung ihres Marketing- und Einkaufsverbandes mit einbringen können. Auch das rege wechselseitige Interesse unserer Händler an den Garant und ABK Kollektionsmarken spiegelt die Verbundenheit in der Kooperation wider. Wie die vergangenen Jahre hat auch 2022 deutlich gezeigt, dass Fachhandel, Industrie und Verbände in einem Boot sitzen - wir müssen in die gleiche Richtung schauen und zusammen beherzt die Ruder in Bewegung setzen. Wenn wir in der Branche gemeinsam, nicht gegen- sondern miteinander arbeiten, können Industrie, Handel und Verbände den Wandel im Markt erfolgreich meistern. Mit dem Zusammenschluss von ABK und Garant Gutes Schlafen bereiten wir hier einen starken Weg für die Zukunft der Branche. Dementsprechend blicke ich dem neuen Jahr mit Zuversicht entgegen.


Helmut Stauner, MZE
Fachhandel kann die Krise als Chance nutzen

Der Fachhandel lernt und geht gestärkt aus der Krise hervor. "Man wächst an den Herausforderungen", sagt ein Sprichwort, das sich nach meinem Dafürhalten bewahrheitet. Seit 2020 jagt eine Schreckensmeldung die andere und dass es nach der Corona-Pandemie mit dem Krieg in Europa noch schlimmer kommen würde, hätte sich niemand gedacht.

Die Folgen für uns alle sind einschneidend. Neben der psychologischen Auswirkung für jeden Einzelnen haben wir mit weiterer Frequenz-Verschlechterung zu kämpfen. Inflation, Kaufzurückhaltung, massive Preissteigerungen und Beschaffungsprobleme auf Lieferantenseite tun das übrige. Die halbwegs akzeptablen Zahlen aus 2022 grenzen dabei fast schon an ein Wunder. Es bleibt uns jedoch nichts anderes übrig, als mutig in die Zukunft zu schauen und die Zeit zu nutzen, unsere Hausaufgaben zu machen. Dazu zähle ich, die digitale Transformation voranzutreiben, die Eigensortimente zu perfektionieren und die Ladenlokale zu modernisieren. Die Industrie wird uns mit nachhaltig gefertigten Produkten ausstatten. Der Fachhandel muss dem Verbraucher klarmachen, dass wir die nachhaltigste Form des Einkaufs bieten: Lieferanten aus der DACH-Region mit kurzen Lieferwegen, zielgerichtete Beratung mit weniger Umtausch-Prozessen, hochwertige Produkte mit langer Nutzungsdauer und Reparaturmöglichkeit.

Der SN-Verlag hat mit der Übernahme der ABK Open ab 2025 der Branche auch einen großen Gefallen getan. EINE Branchenveranstaltung für den Bettenfachhandel - das ist sehr gut! Denn letztlich sitzen wir doch alle im gleichen Boot. Deshalb bin ich auch für das kommende Jahr wieder optimistisch gestimmt. Denn das gemeinsame Überstehen der Krisen verhilft uns zu einem neuen, achtsamen Umgang miteinander.


Bardo Hildmann, Betten Zellekens, Frankfurt am Main
Auf die eigenen Stärken besinnen

Das Jahr 2022 war vom Ukrainekrieg und Corona geprägt. Die Vorgaben aus dem Vorjahr waren enorm und man ist anfangs den guten Umsätzen aus 2021 hinterhergelaufen. Vor allem die Sommermonate waren in 2021 stärker als die Jahre zuvor.

Das Jahr 2022 lief für uns dennoch erfreulich und ich bin mir sicher, dass wir einen guten Abschluss schaffen werden (Stand November 2022). Wir haben bewusst viel eingekauft und die Lager gefüllt, denn wir gehen von starken Absatzzahlen bei Zudecken und Bettwäsche aus. Grundsätzlich haben wir gute Jahre hinter uns und konnten Rücklagen aufbauen. Gerade in Krisenzeiten war der Bettenfachhandel stabil und wir sind optimistisch. Generell hat das Thema "Made in Germany" wieder deutlich an Bedeutung gewonnen. Sowohl im Matratzenbereich als auch bei Lattenrosten. Auch Handwerkskunst von Holzbetten ist wieder stark im Kommen und bei Polsterbetten haben deutsche Hersteller bei uns hervorragende Umsätze. Auch bei Bettwäsche können deutsche Lieferanten mit sehr feinen Qualitäten punkten.

Ich denke, dass wir uns im Jahr 2023 und auch in Zukunft gut behaupten können. Wir müssen uns auf unsere Stärken besinnen und uns richtig von der Großfläche und den Onlinehändlern abgrenzen. Das geht über eine hervorragende und problemorientierte Beratung, die konsequente Auswahl der richtigen Produkte und vor allem das Besinnen auf Qualität. Made in Germany ist z.B. eines der wichtigen Merkmale, die man heutzutage gut spielen kann. Für Qualität ist unsere Zielgruppe weiterhin bereit, Geld auszugeben. Unsere Zielgruppe weiß, dass wir für Qualität stehen und halten uns auch in Krisenzeiten die Treue.


Marc Böhle, Verband der Bettenfachgeschäfte (VDB)
Wachsende Herausforderungen

Die beiden letzten Jahre glichen im Bettenfachhandel einer Achterbahnfahrt. "Auf" ein "Ab" (Lockdown) folgte meist ein Auf in Form von zum Teil stark steigenden Umsätzen. So konnte sich der Bettenfachhandel nach der langen Schließungszeit in den ersten Monaten meist wieder stabilisieren und dürfte in 2021 vielfach zumindest wieder das Niveau von 2019 erreicht haben. Einige Bettenhäuser werden sogar einen neuen Rekordumsatz erzielen.

Sorgenfrei ist die Branche aber keinesfalls. Ganz im Gegenteil wachsen in 2022 die Herausforderungen merklich. Neben anhaltenden Schwierigkeiten bei der Warenbeschaffung mit fast durchgängig starken Preissteigerungen bereitet vor allem der Personalbereich immer größere Probleme.

Während des Lockdowns haben etliche Mitarbeiter dem Handel den Rücken gekehrt, sodass es in vielen Geschäften Probleme bei der Abdeckung der Öffnungszeiten gibt. Wer derzeit sogar expandieren will, scheitert oft an fehlendem Personal. Erschwerend kommt hinzu, dass sich immer noch etliche Mitarbeiter schwertun, nach der Phase der Kurzarbeit wieder ihr Vor-Corona-Leistungsniveau zu erreichen.

Besserung ist leider nicht in Sicht. Wir müssen uns vielmehr darauf einstellen, dass sich dieses Problem in Zukunft weiter verschärft. Denn in den nächsten Jahren verlassen allein aus demographischen Gründen deutlich mehr (ältere) Menschen den Arbeitsmarkt als (junge) Menschen hinzukommen. Und leider sind die wenigen Bewerber allzu oft nicht geeignet für die Arbeit in unseren Geschäften.

Wir müssen daher damit rechnen, künftig deutlich mehr Geld für gute Mitarbeiter auszugeben. Der Arbeitsmarkt ist gerade in wirtschaftsstarken Regionen ein echter Arbeitnehmermarkt geworden. Wir müssen begreifen, dass wir die Bewerber werden oder sogar schon sind, wenn es um gute Verkaufskräfte geht - nicht umgekehrt! Weiche Faktoren wie ein gutes Betriebsklima können im Einzelfall zwar ebenfalls wichtig sein, letztendlich können diese eine marktgerechte - also höhere - Bezahlung selten kompensieren.

Doch woher nehmen wir die notwendigen finanziellen Mittel, wenn praktisch überall die Kosten steigen? Wenn es nicht auf dem Wege der unternehmerischen Selbstausbeutung und Verlust der Investitionsfähigkeit geschieht, sehe ich hier primär Möglichkeiten bei den Handelsspannen. Einige Lieferanten haben diese schon seit langen Jahren nicht mehr verändert. Und die aktuellen Preissteigerungen reichen zur Kompensation der Mehrkosten nicht aus. Ich denke, wir sollten die aktuelle Phase allgemeiner Preiserhöhungen nutzen, um unsere prozentualen Spannen zu erhöhen. Nur so erhalten wir unsere Verkaufs- und Beratungsqualität sowie Investitionsfähigkeit. Das muss auch im Interesse unserer Industriepartner sein.


Martin Möhle, Möhle Schlafkultur, Löhne
Fokus auf Digitalislierung und Nachhaltigkeit

Mit dem abgelaufenen Jahr 2022 sind wir insgesamt sehr zufrieden. Es teilt sich allerdings in zwei Teile. Die erste Jahreshälfte profitierte sehr stark von dem Schwung des Jahres 2021. In der zweiten Jahreshälfte war, bedingt durch die Auswirkungen des Ukrainekrieges und anderer weltweiter Konflikte, den Rohstoffengpässen, der stark steigenden Inflationsrate und der Energiekrise, die Nachfrage und die Entscheidungsfreudigkeit des Verbrauchers doch etwas gebremst.
Unsere Kunden schätzen jedoch weiter unsere Beratungskompetenz, die Qualität der Produkte und den Service. Wir arbeiten weiter daran, digital stärker sichtbar zu sein und vor Ort ein beeindruckendes Einkaufserlebnis mit immer mehr nachhaltigen Produkten zu bieten. Dabei ist natürlich die Qualifizierung der Mitarbeiter auch weiterhin ein wesentlicher Baustein. Das Jahr 2023 wird sicherlich herausfordernd und von den lokalen und globalen Ereignissen weiter stark beeinflusst.


Mark Schmitt, Bettenhaus Schmitt, Berlin
Unternehmerisches Fingerspitzengefühl ist gefragt

Was für ein verrücktes Jahr 2022! Anfang des Jahres hat man sich gefreut, dass die Corona Einschränkungen aufgehoben wurden und man sich wieder, nicht ganz sorgenfrei, aber deutlich entspannter, dem Hauptgeschäft widmen konnte bis dann am 24.02.22 der Angriffskrieg Russlands in der Ukraine ausbrach. Die damit verbundenen Unsicherheitsszenarien sind vielfältig.

Was macht das mit unseren Kunden? Wie stark ist die Kaufzurückhaltung in unseren Warengruppen und Preislagen zu spüren und was genau sind die maßgeblichen Beweggründe? Wie ist die Befindlichkeit der Kunden und wo holen wir sie emotional ab? Was sind ihre Bedürfnisse und wie befriedigen wir diese? Wie geht man mit den Preiserhöhungen um und was passiert, wenn man psychologische Preislagen verlässt? Gehen die qualitätsorientierten Verbraucher dort mit?

Zu den zentralen Fragen gehört: Wie kann das Unternehmen sich an die geänderten Rahmenbedingungen anpassen? An welchen Schrauben muss gedreht werden, Einkauf, Kosten, Marketing, Personal? Wie kann ich aber im Gegenzug dafür sorgen, dass ich den höheren Lebenshaltungskosten meiner Mitarbeiter gerecht werde und die Löhne an die gestiegenen Lebenshaltungskosten anpasse?

Alle diese Fragen bedürfen eines enormen Weitblickes und unternehmerischen Fingerspitzengefühls, was noch nie so wichtig war wie heute. Ich bin trotz alldem positiv gestimmt auf die Aufgaben und Anforderungen, die im Jahr 2023 auf uns zukommen.


Carsten Bürgel, Betten Meier, Stadthagen
Thema Schlafen rückt in den Fokus

Das Jahr 2022 ist jetzt das dritte Krisenjahr in Folge und hat den Handel wieder einmal vor besondere Herausforderungen gestellt. Die ohnehin schon geringe Frequenz der letzten Jahre hat nochmals abgenommen und insbesondere im zweiten Halbjahr ist der Verkauf von Produkten im unteren und mittleren Preissegment quasi zum Erliegen gekommen. Die hochwertigen Produkte erweisen sich bisher als sehr stabil. Die Kunden in diesem Segment legen viel Wert auf erstklassige Beratung mit dem entsprechenden Service, sind dann aber bereit, viel Geld zu investieren. Das heißt, der Trend, höhere Bons mit weniger Kunden zu erzielen, setzt sich immer noch fort.

Wir schließen das Jahr 2022 zwar mit einem Minus, liegen aber sehr deutlich über dem Vorkrisenniveau und dürfen auch Sonderfaktoren wie Jubiläum und Standortverlagerung nicht ganz außer Acht lassen.

Auch wenn das neue Jahr sicher spannend wird, blicken wir optimistisch in die Zukunft. Wir glauben fest daran, dass das Thema "Schlafen" langsam aber sicher immer ein kleines Stückchen weiter in den Fokus der Menschen rückt. Das Thema Nachhaltigkeit ist untrennbar mit hochwertigen Produkten verbunden und mittlerweile in fast allen Köpfen angekommen. Regionalität, Made in Westeuropa und Cocooning werden uns ebenfalls helfen.

Wir blicken, wenn auch ein kleines bisschen verhalten, optimistisch in die Zukunft des Jahres 2023.


Meik Kuhr, Heinrich Lamker,Melle
Spüren Kaufzurückhaltung (noch) nicht

Nach dem chaotischen, aber vom Umsatz her sehr erfolgreichen Jahr 2021 war eine Prognose auf ein hoffentlich "normales" Jahr 2022 schwierig. Schnell stand fest, das aktuelle Jahr an den Zahlen von 2019 messen zu wollen. Doch unsere Kundschaft hat uns nicht enttäuscht und uns die Treue gehalten. Die ersten Monate und auch die ersten beiden Quartale reichten im Ergebnis an das Vorjahr heran. Selbst wenn die letzten sieben Wochen nicht den Umsatz des Vorjahres bringen sollten, so ist auch das Jahr 2022 für uns ein sehr erfolgreiches Jahr.

Aktuell merken wir von einer allgemeinen Kaufzurückhaltung in der breiten Bevölkerung wenig. Die Kundenzahl geht leicht zurück, aber dafür steigt der Durchschnittsbon. Natürlich haben auch wir Sorge, dass uns die von den Medien prophezeite Zurückhaltung noch vor Weihnachten erwischt oder spätestens im ersten Quartal 2023 voll durchschlägt.

Da wir diese Entwicklung aber nicht beeinflussen können, liegt unser Augenmerk eher auf der Kostenseite. Die Zeiten der Schaufensterbeleuchtung wurden bereits reduziert, die Heizung wurde gedrosselt und Auslieferungen versuchen wir auf gemeinsamen Routen zu bündeln. Das Werbebudget für das Jahr 2023 wird noch gründlicher geplant als in der Vergangenheit und auch beim Wareneinkauf auf den Messen wird im Zweifelsfall mit Bedacht und spitzem Bleistift geordert werden.

Insgeheim haben wir die Hoffnung, dass unsere Kunden sich in der aktuellen Krise von Krieg, hoher Inflation und Energiekostenexplosionen ähnlich wie zu Corona-Zeiten verhalten, d.h. ihre Anschaffungen im Bereich des gesunden Schlafs nur aufschieben - vielleicht auf das zweite Halbjahr 2023. Das wünsche ich uns, unserem Team und auch unseren treuen Lieferanten.


Thomas Deisler, Betten Deisler, Gundefingen
Themen Nachhaltigkeit und Personalmangel angehen

Ich denke, wir können uns fast sicher sein, dass jeder in 2023 etwas Federn lässt. Die starken Jahre 2020 und 2021 werden nicht zu wiederholen sein, dafür ist der Markt gerade zu instabil. Trotzdem glaube ich fest daran, dass der gehobene Bettenfachhandel seine Daseinsberechtigung hat, indem er Probleme der KundInnen löst, Mehrwert bietet und einfach gute Arbeit leistet. In der Möbelbranche wird gerade neidisch auf den Fachhandel geschaut, denn meines Erachtens wird weiter nach guter Beratung und hochwertigen Produkten gesucht.

Die KundInnen schauenmehr auf dasPreis-LeistungsVerhältnis.. Dabei darf die Ware ruhig etwas mehr kosten, wenn die Leistung dementsprechend auch besser ist. Auf der anderen Seite können wir das wahrscheinlich etwas ruhigere Jahr 2023 gut nutzen, um uns neu für die Zukunft aufzustellen, denn wenn die aktuellen Krisen gelöst sind, dann stehen die nächsten schon in den Startlöchern, auch wenn es niemand mehr hören kann: Die Klimakrise wird jeden Tag größer und auch der Personalmangel wird uns die nächsten Jahre fest im Griff haben. In meinem Unternehmen werden wir einen komplett neuen Workflow in 2023 integrieren, um Prozesse zu vereinfachen, zu beschleunigen und noch klimafreundlicher zu gestalten.


Gregor Thaler, Betten Thaler, Luzern
Wachsen als Team über uns hinaus

Das 2022 war wieder einmal ein vollwertiges Jahr. Der Haustex Star 2022 für unseren vorbildlichen Umbau Fachgeschäft hat uns "Wind unter unsere Flügel" geschenkt und viel Anerkennung, was einfach guttut und uns zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Viele junge KundInnen, deutlich stärkere Verbindungen mit unseren Top-Partnern aus der Industrie, das erste Mal wieder eine Publikumsmesse, das erste Mal wieder eine Kulturveranstaltung im Geschäft und ein grosses Verständnis für die Liefersituation seitens der KundInnen. Wir sind als Team über uns hinausgewachsen, haben improvisiert, stärker mit unseren KundInnen kommuniziert. Mit neuer Website und neuem Kurzfilm sind wir erfrischt am Start für 2023.

Da wir tendenziell einen weiteren Zuwachs in unserem sleepgreen Fachgeschäft erwarten, haben wir uns personell verstärkt. Zudem werden wir unser sleepgreen-Sortiment um nachhaltige Polstermöbel erweitern, da der Bedarf im urbanen Bereich größer wird. Dies stärkt uns im Vergleich zu den großen Häusern auf der (ehemals) grünen Wiese.

Wir haben bereits erfreulich schöne Aufträge für 2023, besonders erfreulich ist die Investitionsbereitschaft aus der Hotellerie, wo die nachhaltige Bettausstattung immer stärker gefragt ist. Wir bedanken uns bei den Partnern, die sich für uns Fachhändler überdurchschnittlich einsetzen. Wir sind definitiv im Zeitalter der "Kooperation" angekommen, mit dem Ziel, die Menschen mit Qualitätsware und Topservice glücklich zu betten.


Markus Kamps, Kamps Services
Personalthema wird 2023 prägend sein

Geschäftlich hat unser Jahr im Dreiklang mit Endkunden und Einzelcoachings, im Handel mit Events und Seminaren und bei der Industrie mit BGM Maßnahmen ganz gut funktioniert. Mit einigen Medienimpulsen und neuen Schnittmengen werden wir im Schlaf- & Bettenthema immer mehr als praxisorientierter Experte wahrgenommen. Das haben einige Auszeichnungen gezeigt und das freut uns natürlich sehr. Privat sind mir die Gesundheit und das Zeitmanagement wieder stärker in den Fokus gekommen, was mich einerseits glücklich macht, aber auch vor andere, neue Herausforderungen stellt.

Für den Fachhandel sehen wir für 2023, dass das neue Gesundheitsbewusstsein der Kunden, das Thema Frequenzimpulse und die Besonderheiten mit dem Personal prägend sein werden.

Kunden- & Wissensfokus: Mittlerweile durchdringt der Megatrend Gesundheit alle Bereiche unseres Alltags und definiert ganze Lebensstile. Gesundheit als Mitarbeiter, Chef, Firma auch aus Kundensicht zu verstehen, wird künftig noch wichtiger.

Frequenz- & Eventfokus: Das Online-Portale beispielsweise gekoppelt mit Live und Präsenzthemen oder derSchlafkampagne.de, auch dem stationären Handel Frequenz bringen können, zeigen Veranstaltungen und diverse Aktionen von der Sprechstunde, die mit Social Media Anmeldung begleitet wird, bis hin zum Onlinevortrag als Nachgang zu Live-Matratzen-Beratertagen. Hybride Formate werden immer beliebter und immer wichtiger, um wahrgenommen zu werden.

Personal- & Qualifizierungsfokus: Fehlende Fachkräfte oder eine ausbleibende Verjüngung in Teams bleiben nicht folgenlos. Laut IHK erwarten 85 Prozent der Betriebe unterschiedlich starke negative Effekte infolge von Personal- und Fachkräfteengpässen. Schnelle Qualifizierungen sowohl
online wie offline mit Abschlussfokus werden entscheidend.

Auch 2023 werden wir den Fachhandel gerne bei den gestellten Aufgaben unterstützen.


Simon Terhardt, Traumwerkstatt, Gladbeck
Stärken des Fachhandels ausspielen

Ich finde, wir sollten zuversichtlich bleiben, an uns glauben, an das, was wir können glauben, allerdings nur, wenn wir etwas können. Da bin ich mir oft nicht sicher, wer was kann, ganz im Allgemeinen. Im Bezug auf 2022 können wir uns nicht beschweren, wir waren fleißig, die Hersteller zuverlässig und bemüht und die Kunden interessiert, dankbar und wohlwollend. Und dank meines zuverlässigen Teams haben wir das Jahr und alle gestellten Aufgaben gut geschafft.

Hinsichtlich der nächsten Wochen, Monate und Jahre: Ich weiß nicht, was kommt, die Nachrichten überschlagen sich, die Schreckensmeldungen ebenfalls, die Hersteller-News, die mich erreichen, überbieten sich zum Teil in neuen Extremen. Aber was können wir denn tun? Wir können unsere Hausaufgaben machen, wir können uns, ich wiederhole mich, auf das besinnen, was wir gut können. Wir können uns um unsere lieben Kunden kümmern, wir können zuhören und wir können Lösungen finden und Zufriedenheit schaffen. Wir können zeigen, dass wir wichtig sind, nicht ersetzbar, sondern einzigartig und verlässlicher Partner der Industrie und vor allem unserer Kunden. Dann wird es schon werden.Und ganz ehrlich, nahezu alle anderen Probleme, die in anderen Ländern den Alltag beherrschen, will ich nicht lieber haben als die anspruchsvolle Zeit hier in Deutschland.

Also auf geht’s, "ranklotzen und reinhaun" sollte das Motto 2023 werden! Weinen tun die anderen...
aus Haustex 01/23 (Handel)