Parkettt Magazin Branchenumfrage
Parkett Magazin will den Markt aktuell spiegeln und zu Wort kommen lassen. Daher veröffentlichen wir in jeder Ausgabe eine Umfrage zu einem aktuellen Thema unter Branchengrößen aus Holz- und Baustoffhandel sowie dem Handwerk.Explodierende EnergiekostenWie schwer belasten Sie die steigenden Energiepreise?
EnergiesparmaßnahmenWas unternehmen Sie dagegen, mit welchen konkreten Maßnahmen sparen Sie Energie?
Philipp Zumsteg, Carl Götz
Explodierende Energiekosten
Die steigenden Kosten, nicht nur die Energiekosten alleine, sondern es sind ja auch praktisch alle anderen Kosten, die ebenfalls in der Folge enorm steigen, belasten natürlich auch den Handel. Umso mehr ist man als Unternehmer gefordert, seine Kosten zu optimieren und die Kalkulationen zu überprüfen.
Deutlich mehr Sorge macht mir persönlich aber, dass aufgrund der steigenden Kosten bei den Endverbrauchern eine deutliche Kaufzurückhaltung zu verzeichnen ist. Dies wird zu einem spannenden Verdrängungswettbewerb 2023 führen, bei dem man aber gleichzeitig seine Kalkulation hoch halten muss. Nach drei sehr, sehr guten Jahren 2020/21/22 wird 2023 wohl mit nicht ganz so guten Ergebnissen glänzen. Auch hier wachsen die Bäume eben nicht nur in den Himmel.
Energiesparmaßnahmen
Die Möglichkeiten zur Einsparung im Handel sind begrenzt und liegen eigentlich klar auf der Hand:
-Umstellung auf LED-Beleuchtung
-Erweiterung der Pkw-Fuhrpark-Flotte auf E-Autos
-Homeoffice anbieten
-Mehr Termine online statt in Präsenz
Und durch eine Beteiligung der Mitarbeiter am Unternehmenserfolg schaffen wir es, dass jeder Kollege mitdenkt und sich für die Kosten in seinem Bereich verantwortlich fühlt." Der Letzte macht das Licht aus", ist bei uns somit selbstverständlich.
Martin Roeren, Holz Roeren
Explodierende Energiekosten
Mit unserem Neubau im Jahr 2015 haben wir voll auf die Energieselbstversorgung gesetzt, und so nutzen wir unsere Holzreste aus der Produktion und Holzverpackungsmaterialien für die Erzeugung unserer Wärmeenergie, die wir auch an unsere benachbarten Mieter weiterverkaufen. Im Herbst/Winter sind auf den Zukauf von Strom angewiesen, in den Sommermonaten versorgt uns die eigene Photovoltaik-Anlage zu 100%, der Überhang wird an die Stadtwerke verkauft. Aus dieser Selbstversorgung heraus belasten uns die Energiepreise daher eher weniger.
Energiesparmaßnahmen
Trotz der Selbstversorgung achten wir immer schon auf Energieeinsparmaßnahmen, so werden z.B. die stromfressenden E-Stapler in Kette per Zeitschaltuhr geladen und Wechselbatterien eingesetzt. Aus aktuellem Anlass verzichten wir ab 20Uhr auf die gesamte Außenbeleuchtung unseres Unternehmens.
Jochen Lüchau, Lüchau Baustoffe
Explodierende Energiekosten
Die Prognosen sind derzeit eher düster. Wir merken relativ deutlich, dass die Umsätze zurückgehen. Der durchschnittliche Bon wird geringer. Während in den vergangenen zwei Jahren coronabedingt viel ins eigene Haus investiert wurde, ist nun Urlaub das wichtigste Thema. Zudem fragen sich alle, wo die Kosten zukünftig hingehen, und es wird versucht zu sparen. Ein Rückgang im Umsatz vor allem der Mitnahmeartikel ist auffällig. Wir sind zwar auf dem Umsatzniveau von 2019, haben aber eine Preissteigerung von 15 bis 20 % über das ganze Sortiment.
Ich mache das jetzt 30 Jahre. Die Zeichen, was die kommenden Jahre kommt, waren noch nie so unsicher.
Energiesparmaßnahmen
Wir haben uns schon vor dem Anstieg der Energiekosten entschieden, unseren eigenen Strom zu produzieren. Wir haben im März zwei 98-Peek-Solaranlagen gebaut, die im Juli ans Netz gegangen sind. Rund 150.000 EUR haben wir zudem in die LED-Beleuchtung investiert, ein Drittel wurde mit öffentlichen Mitteln gefördert. Wenn man seinen Strom selber produzieren will, muss man alles von vorn bis hinten bedenken. Natürlich müssen wir beispielsweise unsere Elektrostapler tagsüber laden, wenn wir den meisten Strom produzieren. Die brauchen wir aber auch zum Arbeiten, also muss es im Wechsel passieren. Ein Mitarbeiter ist derzeit nur mit dem Thema Energie befasst - von Einsparpotenzialen über die LED-Beleuchtung bis zur Solaranlage.
Die Umstellung bedeutet auch Veränderungen bei Arbeitsroutinen. Der Fahrzeugpark wird ebenfalls verändert. Insgesamt neun Hybrid-Fahrzeuge sind mittlerweile an allen Standorten im Einstz. Hybrid ist nicht nur für die steuerliche Abschreibung, sondern macht Sinn. Zwei E-Ladesäulen für Mitarbeiter haben wir in Wedel, aktuell als Service für Kunden zwei kostenlose Ladepunkte.
Markus Haller, Haller Raumausstattung
Explodierende Energiekosten
Wir spüren, dass viele Kunden durch mediale Einflüsse eingeschüchtert sind. Viele Kunden und Kundinnen sind dadurch zurückhaltender. Andere reagieren durch wachsende Renovierungsbereitschaft auf die inflationären Veränderungen. Die letzten Jahre haben uns gezeigt, dass sich das Kundenverhalten extrem verändert hat und wir uns als Unternehmen immer flexibler einstellen müssen.
Energiesparmaßnahmen
Im oberschwäbischen Raum ist Energiesparen bereits vor der Krise weit verbreitet gewesen. Der nachhaltige Umgang mit Ressourcen stand dafür schon immer im Fokus. Die Lichter werden nur nach Bedarf angeschaltet, sind mit Zeitschaltuhren versehen und geheizt wird temporär. Wir haben sehr gut isolierte Firmengebäude, eigene Photovoltaikanlagen auf dem Dach und eigene E-Säulen für den Fuhrpark.
Marc Wischmann, Holzland Wischmann
Explodierende Energiekosten
Wir sind mit unseren Gebäuden weniger stark betroffen, da im Prinzip nur unsere Verkaufsflächen und Büros geheizt werden. Die teureren Spritpreise sind allerdings schwierig aufzufangen.
Energiesparmaßnahmen
Wir sind dabei, unsere Geschäftsfahrzeuge auf E-Mobilität umzustellen. Dazu haben wir Ladesäulen aufgestellt, die zum Teil mit einer eigenen Photovoltaik-Anlage betrieben werden. Außerdem prüfen wir, welche Wärmepumpen und/oder Holzheizungen zukünftig in Frage kommen. Es gibt dazu auch sehr interessante Fördermöglichkeiten.
Martin Saar, Marx Holzhandel
Explodierende Energiekosten
Das ist für uns wegen der Größe des Gebäudes und des Fuhrparks eine erhebliche Belastung. Wegen der dadurch veränderten Kostenstruktur müssen die Kalkulationen nach Möglichkeit angepasst werden.
Energiesparmaßnahmen
Wir haben unsere Öffnungszeiten unseres Showrooms verkürzt. Über die Jahreswende schließen wir auch an mehreren Tagen. Einige Leuchtmittel, insbesondere Leuchtstoffröhren, haben wir nun auch auf LED umgerüstet. Bei der Beleuchtung des Showrooms sehe ich keine signifikant mögliche Ersparnis.
Zwei von vier Heizsystemen waren bislang noch ausgeschaltet. Die angesteuerten Temperaturen halte ich deutlich unter den bislang üblichen. Die Mitarbeiter sind angehalten mitzuziehen. Mit Ausgaben gehe ich, wo möglich, bedachter um.
Petra Reinfurth, Reinfurth Parkett und Bodenbeläge
Explodierende Energiekosten
Wir haben für unser Büro eine Pelletheizung und für unser Lager eine Luftwärmepumpe und sind daher nicht ganz so stark belastet, wie die Haushalte oder Geschäfte, die mit Gas heizen. Allerdings machen uns die steigenden Kraftstoffkosten ein wenig zu schaffen. Zum Glück arbeiten wir im näheren Umkreis und die Fahrzeuge fahren morgens zur Baustelle und abends wieder zurück. Daher können wir es momentan noch ganz gut kompensieren.
Energiesparmaßnahmen
Der Server muss auch am Wochenende durchlaufen und auch die Computer sind den ganzen Tag an. Wir achten darauf, dass nicht immer alle Lichter brennen. Da unsere Ausstellung nach Termin geöffnet ist, können wir das gut steuern. Beim Tanken achten wir darauf, dass wir zu bestimmten Zeiten tanken, und wir haben durch die Tankkarten an unseren Stammtankstellen nochmal einen kleinen Rabatt.
Edwin Steffen, Leyendecker Holzland
Explodierende Energiekosten
Wir sind nur wenig hiervon betroffen. Unsere Energieversorgungsverträge haben noch eine Laufzeit bis 31.12.2024. Weiterhin decken wir einen Großteil unseres Strombedarfs durch unsere eigene Photovoltaik-Anlage, und die Umstellung auf LED-Beleuchtung und intelligente BUS-Steuerung erfolgte bereits vor Jahren.
Energiesparmaßnahmen
Durch die Nähe zu Luxemburg nutzen wir immer schon den Preisvorteil für Diesel dort und haben deshalb größere Tanks bei unseren Lkws. Weiterhin konnten wir unsere Tourenoptimierung nochmals erheblich verbessern, sodass wir unterm Strich absolut nur geringe Kostensteigerungen zu verzeichnen haben. Bis heute haben wir keine Kosten an unsere Kunden weitergegeben.
Johannes Maag, Maag-Holz
Explodierende Energiekosten
Da wir eine eigene Produktion mit Restholzanfall haben, sind wir vom Gaspreis unabhängig. Kaufmännisch müssen wir das Brennmaterial aber trotzdem höher bewerten als bisher. Die Stromkosten werden sich ab Januar verdoppeln und wir müssen für nächstes Jahr von Mehrkosten im hohen fünfstelligen Bereich ausgehen.
Energiesparmaßnahmen
Es gibt viele kleine Stellschrauben, um Energiekosten zu sparen. Von Reduzieren der Beleuchtung, Umstellen auf LED, soweit es noch nicht geschehen ist, bis zur Sensibilisierung der Mitarbeiter zum Energiesparen.
Das alles kann aber nur einen kleinen Teil der Mehrkosten kompensieren, so dass wir gezwungen sind den Hauptteil der gestiegenen (nicht nur) Energiekosten an unsere Kunden weiterzugeben. Da wir alle im Wettbewerb stehen, ist eine kluge Preispolitik gefordert.
Daniel Kutzner, Konzepta
Eine Steigerung der Kosten ist immer schwierig und belastet uns als Unternehmen und persönlich schon sehr. Wir versuchen soweit wie es geht, die Kosten natürlich auf die Produkte und Dienstleistungen umzulegen. Aber immer mit der Brille unseres Kunden, was vertretbar ist oder nicht.
Einsparungen bei Heizkosten versuchen wir durch eine vernünftige Beheizung der Ausstellungen und Büros zu erreichen. Da wir vor einigen Jahren bereits alle Leuchten auf LED umgestellt haben, ist zwar auch hier Einsparpotential vorhanden, aber im Wesentlichen sind diese Kosten bei uns nicht die Hauptkosten. Ansonsten versuchen wir unnötige/wenig rentable Fahrten unserer Transporter zu minimieren, um auch die Dieselkosten zu reduzieren.
Werner Stix, JAF
Explodierende Energiekosten
Wie alle Markteilnehmer sind auch wir von J.u.A. Frischeis (JAF) von den steigenden Energiekosten betroffen. Als einer der führenden Holzgroßhändler Europas haben wir eine wichtige Versorgungsfunktion für das holzverarbeitende Handwerk, aber auch für unsere verschiedenen Kundengruppen in unserem vielfältigen Bodensegment. Die steigenden Kosten wirken sich derzeit besonders auf die Beschaffung aus. Als großer lagerhaltender Händler sind wir auch im Logistikbereich von steigenden Kosten betroffen.
Energiesparmaßnahmen
Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind auch in der Vergangenheit bereits bewusst mit endlichen Ressourcen umgegangen. Angesichts der aktuellen Situation haben wir uns gemeinsam als JAF-Team zu einem noch bewussteren Umgang entschieden und haben hierfür unsere Kolleginnen und Kollegen proaktiv in Optimierungsmaßnahmen im Alltag einbezogen. In die Karten spielen uns auch unsere weitreichenden Investitionen der Vergangenheit im Photovoltaik-Bereich. Diese haben wir in diesem Jahr noch weiter fokussiert und werden auch künftig hier noch offenes Potenzial weiter ausschöpfen.
Petra Gaby und Martin Babschanik, Idler Parkett
Explodierende Energiekosten
Nicht die steigenden Energiepreise belasten uns schwer, sondern die Weitergabe an die Kunden. Allein die Sockelleisten sind um 30 % (stufenweise) teurer geworden. Gerade junge Familien, die teure Immobilien erwerben, treffen die Erhöhungen schwer.
Energiesparmaßnahmen
Wir versuchen im Betrieb und im Privaten mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln Energie einzusparen. Leider ist es in unserem Gewerk schwierig, auf die gängigen Energiesparmaßnahmen zurückzugreifen, z.B. auf Bus und Bahn umzusteigen, Räume nicht zu heizen, auf Leuchtmittel zu verzichten etc. In der Verwaltung achten wir auf Energiesparen mit richtigem Heizen und Lüften, sinnvolle LED-Beleuchtung, Drucker mit befüllbarem Tank etc.
Holz Ziller, Johann Ziller
Explodierende Energiekosten
Als Einzelhändler ist unsere Ausstellung natürlich sehr wichtig. Unsere Ausstellung umfasst 2.500 m2 auf zwei Etagen. Diese Flächen müssen beheizt und vor allem gut ausgeleuchtet sein, damit unsere Produkte auch atmosphärisch wirken können. Unsere Energiekosten sind mehr als dreifach so hoch wie vor der Krise. Diese Preise können wir leider nicht in vollem Umfang an unsere Kunden weitergeben, da sonst unsere Wettbewerbsfähigkeit leiden würde. Denn kleinere Händler haben natürlich keine solch hohen Energiekosten und der Onlinehandel schon gleich gar nicht. Erschwerend kommt hinzu, dass wir zusätzlich mit einer extrem schwachen Kundenfrequenz zu tun haben, was sich leider auch negativ auf die Umsatzentwicklung auswirkt. Also zwei Probleme, die dem Einzelhandel aktuell und auch in den nächsten Monaten, sehr zu schaffen machen werden.
Energiesparmaßnahmen
Wir haben bereits vor zwei Jahren unsere gesamten Beleuchtungssysteme auf LED-Technologie umgestellt, das spart schon mal erhebliche Kosten.
Um Energiekosten zu sparen, haben wir die Raumtemperatur für die Ausstellungsräume auf 18 Grad begrenzt. Die Außenbeleuchtung und Werbeanlagen haben wir z.T. ausgeschaltet, bzw. den Öffnungszeiten extrem angepasst. Zum ersten Mal in unserer Firmengeschichte werden wir Betriebsferien machen, um Energie zu sparen - aber auch um der extrem schwachen Kundenfrequenz zu begegnen. Wir planen in Kürze eine größere Photovoltaikanlage, um unabhängiger zu werden.
aus Parkett Magazin 01/23 (Handel)