Interview mit Barbara Wiethoff von JOI-Design Innenarchitekten
Fliegende Teppiche im Hamburger Moxy Hotel
Im Lifestyle-Hotel Moxy "fliegen" die Teppiche unter der Zimmerdecke. Die Idee stammt vom Innenarchitekturbüro JOI-Design.Teppiche sind Trend, gerade auch orientalisch gemusterte. Sie liegen im Probenraum der Castingshow "The Voice of Germany", bei Rockkonzerten, in Junge-Mode-Geschäften. Im zentral gelegenen Moxy Hotel Hamburg liegen sie nicht nur auf dem Boden, sondern hängen im Community-Bereich auch von der Decke. Das Moxy ist die Lifestyle-Marke der Hotelkette Marriott: für junge und junggebliebene Menschen, mit Erlebnischarakter und erschwinglichen Zimmerpreisen. Im September wurde das erste Hamburger Moxy-Hotel trotz Corona-Pandemie eröffnet; das Interior ließ Marriott von den mehrfach preisgekrönten Hamburger Innenarchitekten JOI-Design gestalten. Carpet Home sprach mit der federführenden Architektin Barbara Wiethoff.
Carpet Home: Worum handelt es sich bei den "Fliegenden Teppichen" im Moxy Hotel Hamburg - sind das echte Teppiche?
Barbara Wiethoff: Tatsächlich sind das bedruckte Stoffe, die auf Rahmen gespannt wurden. Damals im Planungsprozess hatten wir vor, echte Teppiche aufzuhängen, aber aus brandschutztechnischen Gründen war das leider absolut nicht möglich.
Carpet Home: Die Teppiche, die im Moxy Hotel auf dem Boden liegen, scheinen die fliegenden Teppiche widerzuspiegeln. Was haben Sie ausgewählt?
Barbara Wiethoff: Eine sogenannte Collage diverser Teppiche aus verschiedenen Quellen. Uns war es sehr wichtig, einen Mix beziehungsweise eine Vielfalt von Teppichmustern zu zeigen. Dabei haben wir darauf geachtet, traditionelle Muster mit modernen zu kombinieren.
Carpet Home: Wie sind Sie darauf gekommen, in einem Hotel, das sich an ein junges und junggebliebenes Publikum wendet, traditionelle Teppiche auf diese Art zu zeigen?
Barbara Wiethoff: Sie erinnern an das Treiben in der Speicherstadt - dem traditionellen Zentrum des europäischen Teppichhandels -, geben dem Raum eine magische Gemütlichkeit und stellen die Welt für einen Moment auf den Kopf, typisch für den "Moxy way of thinking".
Interessanterweise wird die Teppich-Collage auf dem Boden schon in allen Moxys so umgesetzt. Ziel war es nämlich, den typischen Industrial Chic etwas aufzubrechen und dem Raum damit eine warme und behagliche Note zu geben; das ist nur niemandem aufgefallen. Durch die Umkehrung - das Auf-den-Kopf-Stellen - entsteht ein Überraschungseffekt, der den Gast direkt anspricht.
Carpet Home: Junge Leute und Teppiche im traditionellen Look - inwiefern passt das (wieder) zusammen? Sprich: Was muss Ihrer Meinung nach ein Teppich erfüllen, um "cool" gefunden zu werden?
Barbara Wiethoff: In den letzten Jahren haben verschiedene Künstler aus der Szene ein innovatives und spannendes Werkzeug gefunden, um traditionelle Teppichdesigns neu zu interpretieren. Hier wird viel mit Materialmix gespielt, Schatten und Farben neu zueinander geführt, es gibt Übergänge von weichen und scharfen Kanten in den Farbverläufen
Der zweite wichtige Punkt in diesem Zusammenhang ist die Hygge-Welle, die vor einiger Zeit aus den nordischen Ländern zu uns rüberschwappte. Seitdem wollte jeder seine eigene kleine, kuschelige Rückzugshöhle in den eigenen vier Wänden haben. Und Teppiche machen einen Raum immer gemütlicher, schließen den Boden ab und geben ein wohliges Gefühl beim Herüberlaufen.
aus
Carpet! 03/21
(Teppiche)