Schwerpunkt Akustik: Aus laut wird leise

Für ein angenehmes Wohngefühl oder eine produktive Arbeitsatmosphäre ist eine ruhige Umgebung unerlässlich. Mit den richtigen Produkten lässt sich die Akustik verbessern und Schall mindern. Raumausstatter und Raumakustiker Rütger Brinkmann erklärt, was man tun kann.

Eine schicke Glasfront, ein edler Designbelag und ein großer, offener Raum - dieses Design mag auf viele Menschen ansprechend wirken, kann aber Gift für die Raumakustik sein. Raumausstattermeister Rütger Brinkmann aus Heeslingen bei Sittensen erklärt: "Oft sind es Planungsfehler, die zu schlechter Raumakustik führen." Der 47-Jährige ist seit 2022 TÜV-zertifizierter Fachberater für Raumakustik, beschäftigt sich aber bereits seit 2011 mit dem Thema und hat schon viele Projekte und Umbauten umgesetzt. Dazu gehörten neben privaten Wohnräumen auch der Pausenraum einer Schule, einige Arztpraxen und verschiedene Büros und Konferenzräume. "Die Anforderungen sind immer unterschiedlich und wir passen die Lösungen an die jeweiligen Gegebenheiten an", so Brinkmann. Auch ein privates Kino hat er bereits raumakustisch optimiert.

Die Nachfrage steigt

Er beobachtet, dass immer mehr seiner Kunden Akustiklösungen suchen. "Egal ob im Objekt- oder Privatbereich, es wird immer wichtiger, ruhigere Orte zu schaffen", sagt Brinkmann. Inzwischen erhalte er regelmäßige Anfragen. Entweder von Menschen, die speziell dafür ins Geschäft kommen, oder von anderen Projekten, bei denen es Überschneidungen gibt. "Wenn Kunden sich beraten lassen, weisen wir auch explizit darauf hin, wie wir die Akustik in ihren Räumen verbessern könnten." Daher ist neben ihm noch eine zweite Raumakustikerin in seinem Unternehmen tätig.

Sie arbeiten mit dem Raumakustik-Planer, den der FHR zur Verfügung stellt. Brinkmann: "Damit können wir den Kunden genau zeigen, wie sich bestimmte Änderungen auf die Akustik in ihrem Zuhause auswirken." Dafür gibt er die Maße des Raumes ein, außerdem die Materialien, aus denen Wände, Boden und Decke bestehen, und die Möbel, die in dem Raum stehen. "Dann kann ich die Änderungen angeben, die ich vorschlagen würde. Zum Beispiel Akustikpaneele oder Vorhänge. Und der Kunde erhält Hörproben, wie laut der Raum vor und nach den Änderungen wäre." Besonders diese Hörproben überzeugen viele, weil sie damit die Vorteile direkt wahrnehmen könnten, die ihnen ein Umbau bringen würde. "Der Planer ist sehr präzise: Wenn wir nach den Umbauten nochmal die Lautstärke messen, ist es genau das, was wir dem Kunden im Vorfeld gezeigt haben."

Wie laut oder leise ein Raum ist, kann erheblichen Einfluss auf das Wohlbefinden und die Gesundheit haben. "Eine laute Umgebung stresst die Menschen, das wird immer mehr zum Problem", meint Brinkmann. Er selbst sei aufgrund einer Tinitus-Erkrankung geräuschsensibel und könne daher gut nachvollziehen, welche Ergebnisse seine Auftraggeber sich wünschen. Im Falle von Büros, Schulen oder Homeoffices kann die Akustik außerdem die Leistungsfähigkeit beeinflussen. Brinkmann: "Je mehr störende Geräusche es gibt, desto schlechter kann man sich konzentrieren und desto öfter wird man abgelenkt."

Unterschiedliche Produkte
für unterschiedliche Frequenzen

Was hilft? Besonders die Oberflächen spielen eine Rolle dabei, wie laut ein Raum ist. "Glatte Flächen, zum Beispiel aus Beton oder Glas, absorbieren keinen Schall und tragen dementsprechend nicht dazu bei, dass ein Raum leise ist." Dagegen seien textile Materialien echte Schallschlucker. "Je poröser eine Oberfläche ist, desto besser ist sie für eine Akustiklösung geeignet", so Brinkmann. Aus diesem Grund würde moderne Architektur oft für besonders laute Räume sorgen. Im Falle einer Schulaula, die er umgebaut hat, lief der Raum nach oben spitz zu. Dadurch sei der Schall an den Wänden abgeprallt, was zu einem hohen Lärmpegel geführt hat.

Rütger Brinkmann empfiehlt, für eine vollständige Verbesserung der Raumakustik auf verschiedene Lösungen zu setzen, um möglichst viele Frequenzen abzudecken. "Hohe und mittlere Frequenzen kann man mit Teppichboden oder abgepassten Teppichen und den richtigen Vorhängen oder Gardinen abfangen. Bei tiefen Frequenzen helfen eher Wandbespannungen oder Akustikpaneele, die von der Decke hängen."

Im Falle von Tapeten sollte die Wahl auf strukturierte Bahnen fallen, die eine kleine Verbesserung im Vergleich zu glatten Wänden bieten würden. Er selbst nutze häufig Wandbespannungen oder auch Akustiksäulen. "Oft dauert es nicht mal einen Tag, bis wir damit durch sind, eine Spanndecke einzusetzen oder eine Wand zu bespannen." Er setze auch auf einzelne Akustikelemente, die man wie Bilder an die Wand hängen könne.

Rütger Brinkmann wünscht sich, dass auch die Industrie mehr Fokus auf das Thema Raumakustik legen würde. "Wir brauchen mehr Bewusstsein für diesen Bereich und dafür, welche Lösungen wir anbieten können. Niemand muss in einer lauten Umgebung leben, lernen oder arbeiten - wir haben diverse Möglichkeiten, Schall zu stoppen. Die Menschen müssen nur davon erfahren."
| Gesche Peters
Schwerpunkt Akustik: Aus laut wird leise
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Schwerpunkt Akustik
aus BTH Heimtex 04/25 (Handel)