Fachpraxis Restaurierung: Villa Einhorn, Olbernhau
Rekonstruktion eines Tafelparketts nach Wasserschaden
In der Villa Einhorn im Erzgebirge war nach einem Wasserschaden an einem historischen Eiche-Tafelparkett fachliche Expertise gefragt. In Abstimmung mit dem Denkmalamt und den Besitzern führte Marko Domschke, Meister und Restaurator im Parkettlegerhandwerk, eine Rekonstruktion des massiven Bodenaufbaus exakt nach Vorgabe des Originals durch.Die Villa Einhorn gehört zu den bedeutendsten geschichtsträchtigen Bauwerken in Olbernhau im sächsischen Erzgebirge. Viele aufwendig gestaltete historische Elemente wie Malereien, Holzverkleidungen, Ornamentiken und Tafelparkettböden sind in ihren Räumlichkeiten bis heute erhalten. Doch Anfang 2023 verursachte ein Rohrbruch im Obergeschoss der Gründerzeitvilla massive Wasserschäden an Parkett und Unterboden sowie an massiven Eichenschränken, deren Einbauten auf das Jahr 1915 zurückgehen.
Während die Einbaumöbel und Wandverkleidungen ausgebaut und gerettet werden konnten, war dies mit dem mit Knochenleim verleimtem Tafelparkett nicht möglich, da sich die Decklage von der Rahmenfüllungskonstruktion gelöst hatte. Außerdem war so viel Wasser eingedrungen, dass auch der Blindboden mit Balkenlage darunter komplett durchnässt war.
Da die Eiche-Decklage nur noch 2 bis 3 mm dick war und sich durch die Feuchtigkeit sehr stark verformt hatte, führte Marko Domschke, Inhaber der hinzugezogenen Parkett & Restaurierungewerkstatt im sächsischen Pockau-Lengenfeld, in Abstimmung mit dem Denkmalamt und den Besitzern eine Rekonstruktion des historischen Tafelparketts vor.
Ausführung der Rekonstruktion
Das Tafelparkett und der Fichte-Blindboden inklusive Balkenlage, deren Holzfeuchte mittlerweile auf 15 bis 17 % angestiegen war, wurden also ausgebaut. Nun konnte auch die dazwischen liegende, völlig durchnässte Lehmschüttung rausgeschafft werden. Danach wurde der Raum über mehrere Wochen mit Entfeuchtungsgeräten wieder auf normale klimatische Bedingungen gebracht.
Parallel begann die Restaurierungswerkstatt mit der Herstellung der neuen Parkettelemente. Die Restauratoren fertigten eine Rahmenfüllungskonstuktion aus Fichte (30 mm), dann beschnitten sie neue Eichendecklagen (8 mm) nach den historischen Vorgaben und Maßen und verleimten diese mit der Fichten-Unterkonstruktion. Als nächstes wurden die Tafeln auf das Originalmaß formatiert, genutet und für die spätere Verlegung in der Villa vorgeschliffen. Die mit einer Nussbaumader verzierten Außenfriese wurden auf die gleiche Weise zugeschnitten und hergestellt.
Einbau des rekonstruierten Tafelparketts
Wieder zurück in der Villa Einhorn, deren Räume mittlerweile wieder trocken waren, brachte das Team um Marko Domschke mit einer Fibotherm-Schüttung neue Balken ein. Die Besitzer hatten diese Schüttung gewählt, um eine bessere Wärmedämmung zum Keller zu erreichen. Anschließend wurde der Fichte-Blindboden (28 mm) auf der Unterkonstruktion verlegt und darauf, nach einem exakt erstellten Plan, das Tafelparkett mit den Außenfriesen in gleicher Position verschraubt wie beim einstiegen Original.
Abschließend egalisierten die Parkettexperten die Oberfläche und ließen das nach historischem Vorbild rekonstruierte Tafelparkett mit einem Öl-Wachs-System in edlem Glanz erstrahlen.
aus
Parkett Magazin 04/24
(Handwerk)