B2Best Barometer zeigt:
Neue Nachhaltigkeits-Richtlinien fordern Unternehmen heraus
Das aktuelle "B2Best Barometer", erstellt vom der Handelsforschungsmarke ECC Köln und der Wirtschaftsauskunftei Creditreform zeigt: Unternehmen erwarten einen positiven Impact auf das Thema Nachhaltigkeit durch neues europäisches Lieferkettengesetz. Gleichzeitig befürchten sie hohe Kosten und viel Bürokratie. Trotzdem verbessert sich die wirtschaftliche Lage leicht.Im Rahmen des "B2Best Barometers" beleuchten das ECC Köln als Tochtermarke des Instituts für Handelsforschung IFH Köln im Bereich E-Commerce und die Creditreform als Anbieter von Wirtschaftsinformationen und Marketingdaten quartalsweise die Stimmung im Großhandel und im B2B-Vertrieb und ermittelt aktuelle Trendthemen. Hierfür wurden im zweiten Quartal 2024 insgesamt 199 Großhändler und Hersteller zur Beurteilung der wirtschaftlichen Lage sowie aktueller Risikofaktoren und Krisen online befragt. Zusätzlich wurde in der aktuellen Befragung das Thema "Nachhaltigkeit" fokussiert.
Nachdem 2023 in Deutschland das Lieferkettensorgfaltspflichtgesetzt (LkSG) in Kraft getreten ist, stimmten die EU-Staaten jüngst für die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD, siehe Kasten). Diese soll ab 2027 Menschenrechts- und Umweltstandards entlang der gesamten Lieferkette europäischer Unternehmen sicherstellen. Vom positiven Einfluss des neuen Gesetzes auf Nachhaltigkeitsaspekte ist die Mehrheit der B2B-Unternehmen überzeugt: Je sechs von zehn glauben, dass sich durch die CSDDD der Umweltschutz (63 %), die Einhaltung der Menschenrechte (60 %) und Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern (59 %) verbessern werden. Das zeigen die Ergebnisse des aktuellen B2Best Barometers. Allerdings befürchtet ein Fünftel der Großhändler und Hersteller negative Auswirkungen auf die Wirtschaft, beispielsweise auf die Attraktivität Europas als Wirtschaftsstandort (21 %) sowie die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen außerhalb (22 %) und innerhalb (20 %) der EU.
Viel Bürokratie und hohe Kosten
Darüber hinaus geht die Einführung des europäischen Lieferkettengesetzes aus Sicht der B2B-Unternehmen mit großen Herausforderungen einher. Diese sehen sich insbesondere einem höheren bürokratischen Aufwand und steigenden Kosten konfrontiert. Auch die Überprüfung der Lieferanten sowie die Dokumentation der Lieferketten werden als schwierig eingeschätzt.
"Trotz neuer Herausforderungen wird ein einheitliches europäisches Lieferkettengesetz dazu beitragen, dass deutsche Unternehmen, die bereits die Anforderungen auf nationaler Ebene erfüllen, davon profitieren und im internationalen Vergleich weniger Wettbewerbsnachteile haben werden", erklärt Christian Kramer, Branchenmanager Groß- und Außenhandel bei Creditreform.
Nachhaltigkeit:
Umweltaspekte im Fokus
Insgesamt hat das Thema Nachhaltigkeit für jeden Zweiten (52 %) hohe Relevanz - Tendenz steigend mit Blick auf die nächsten zehn Jahre (77 %). Im Fokus der strategischen Umsetzung stehen vor allem Maßnahmen aus dem Bereich Umwelt, allen voran das Einsparen von Energie (60 %) und Ressourcen (57 %) sowie der Einsatz erneuerbarer Energien (58 %).
Trotz der hohen Relevanz des Themas sehen die Befragten aber noch Nachholbedarf bei den ESG-Kriterien. ESG steht für die Begriffe Environment (= Schonung von Umwelt und Klima), Social (= Chancengleichheit, Arbeits-, Gesundheitsschutz und gesellschaftliches Engagement) sowie Governance (= seriöse und ethisch vertretbare Unternehmensführung). "Zwar haben viele B2B-Unternehmen bereits langfristige Nachhaltigkeitsziele und es gibt vermehrt Teams, die sich damit beschäftigen, dennoch offenbaren sich aktuell noch Lücken. Dies wird vor allem in den Bereichen Soziales und Unternehmensführung deutlich", so Dr. Kai Hudetz, Geschäftsführer des IFH Köln und Gründer des ECC Köln.
Wirtschaftliche Lage
verbessert sich leicht
Knapp acht von zehn der befragten Hersteller und Großhändler (78 %) bewerten die allgemeine wirtschaftliche Lage insgesamt weiterhin gut. Der Mittelwert von 2,02 (auf einer Skala von 1=sehr gut bis 5=sehr schlecht) verbessert sich leicht im Vergleich zum ersten Quartal. Insgesamt investieren Unternehmen wieder stärker: Die Ausgaben steigen vor allem in den Bereichen Marketing Automation (46 %) und beim digitalen Onboarding (43 %).
Das steckt hinter der Corporate Sustainability Due Diligence Directive
Die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) ist Teil des neuen EU-Lieferkettengesetzes. Sie verpflichtet Europäische Großunternehmen mit mehr als 5.000 Beschäftigten und einem Jahresmindestumsatz von 1,5 Milliarden Euro dazu, ab 2027 ihre Lieferketten zu überprüfen, um Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden zu verhindern. Für Firmen mit bis zu 3.000 Mitarbeitenden und mindestens 900 Millionen Euro Jahresumsatz gilt diese Richtlinie ab 2028. Unternehmen müssen dann sicherstellen, dass ihre Lieferanten und Partner menschenrechtliche und umweltfreundliche Standards einhalten. Die Richtlinie zielt darauf ab, den Schutz der Menschenrechte, die Bekämpfung von Kinderarbeit, den Umweltschutz und den Klimaschutz zu fördern. Sie fordert Transparenz entlang der gesamten Lieferkette, um Verstöße gegen soziale und ökologische Normen zu vermeiden. Unternehmen sollen somit Verantwortung für ihre Auswirkungen auf Mensch und Umwelt übernehmen.
aus
Haustex 07/24
(Nachhaltigkeit)