Fehlerquelle Mensch beim Verschweißen von Stoßfugen vermeiden

Das Verschließen der Stoßfugen von elastischen Bodenbelägen mittels Heißluft ist ein traditionsreiches Verfahren mit Wurzeln bis in die 1940er-Jahre. In der Zwischenzeit haben sich die Beläge und Werkzeugtechnologie stark weiterentwickelt. Heute überzeugen die Geräte mit moderner Technik, was sich positiv auf die Schweißqualität und Anwendung auswirkt, berichtet Silvan Horand, Produktmanager Flooring beim Werkzeughersteller Leister.

Eine gute Verschweißung startet nach der fachgerechten Verlegung des Belags mit dem Auffräsen der Stoßfugen. Für die Bestimmung der Frästiefe bei Kunststoffbelägen kann die etablierte Faustregel mit zwei Dritteln der Belagsdicke - jedoch maximal die Hälfte des Schweißdrahtdurchmessers hinzugezogen werden - sofern vom Hersteller keine anderen Angaben gemacht werden. Bei Linoleum mit 2 bis 2,5 mm Dicke wird die Frästiefe so gewählt, dass das charakteristische Trägermaterial ganz leicht angefräst wird. Heutzutage sind Fräsblätter mit universeller Zahngeometrie für Natur- und Kunststoffbeläge erhältlich. Der bisherige Wechsel der spezifischen Fräsblätter wird somit überflüssig. Dies steigert die Effizienz und beeinflusst die Schweißnahtfestigkeit positiv.

Für jede Anwendung
die passende Unterstützung

Sobald die Fugen gefräst und frei von Staub sind, kann mit dem Verschweißen bzw. dem Verschmelzen gestartet werden. Hierbei ist es von entscheidender Bedeutung, dass der verwendete Draht vom gleichen Hersteller wie der Bodenbelag stammt und auf die Breite der gefrästen Fugen abgestimmt ist. Das Zusammenspiel der drei Parameter Heißlufttemperatur inkl. Luftmenge, Vorschubgeschwindigkeit und Anpressdruck ist von zentraler Bedeutung. Die konstante Einwirkung dieser Faktoren über die gesamte Fugenlänge hinweg ist essenziell für eine hohe Schweißqualität.

Um diese Konstanz zu erreichen bzw. die menschlichen Unsicherheitsfaktoren in diesem Zusammenspiel auszuklammern, stehen den Anwendern heutzutage drei Stufen der Unterstützung zur Verfügung: Automaten, Halbautomaten und Schweißhilfen. Besonders im Objektbereich, mit großen Flächen und vielen langen Fugen, empfiehlt sich der Einsatz von Schweißautomaten. Diese Maschinen überzeugen durch ihre Leistungsfähigkeit, Autonomie und Prozesssicherheit. Die Schweißparameter können individuell justiert werden. Für mittelgroße bis kleinere Flächen im Objekt- und Privatwohnungsbau erweisen sich Halbautomaten als optimale Wahl. Ein Halbautomat ist eine Fahreinheit mit einem darauf befestigtem herkömmlichen Handschweißgerät. Diese Lösung besticht durch die Flexibilität im Zusammenspiel mit der deutlichen Steigerung der Prozesssicherheit gegenüber dem klassischen Handschweißen.

Selbst für das Schweißen von einzelnen kurzen Fugen und Anschlüssen von Hand gibt es eine Unterstützung. Eine Abstützung als Schweißhilfe, die schnell am Handschweißgerät befestigt werden kann, gewährleistet einen konstanten Arbeitswinkel und eine parallele Ausrichtung der Schnellschweißdüse zur Fuge. Neben aller Hilfe hat aber auch das klassische Handschweißen ohne Unterstützung stets seine Berechtigung. Es eignet sich besonders für schwer zugängliche Stellen und Detailarbeiten, da in diesen Situationen der Mensch besser in der Lage ist, alle Parameter zu kontrollieren und die Belastung der Hand- und Unterarmmuskulatur nur kurzzeitig ist.

Heißlufttemperatur, Drahtvorwärmung
und Abstoßen

Weitere zentrale Aspekte sind die Definition der Heißlufttemperatur und die Drahtvorwärmung. Hersteller geben in ihren Verlegeanleitungen oft Empfehlungen zur Heißlufttemperatur an. Wichtig zu beachten ist, dass sich diese Empfehlungen oft nicht zwischen Hand- und Automatenschweißen unterscheiden. Daher ist es ratsam, die gewählte Heißlufttemperatur in Abhängigkeit der Vorschubgeschwindigkeit immer mithilfe einer Testschweißung auf einem Reststück zu überprüfen.

Mittels einer Luftreduktionsklappe kann die Drahtvorwärmung beim Verarbeiten von Linoleum reduziert werden, sodass sich der Draht nicht schon an der Andruckrolle festsetzt. Das korrekte, zweistufige Abstoßen bildet den letzten Arbeitsschritt. Der erste Abstoß mit einer 0,6 mm universalen Distanzgabel kann noch im warmen Zustand getätigt werden. Der zweite Abstoß, der bündig zur Belagsebene erfolgt, wird nach einer vom Hersteller angegebenen Abkühlzeit durchgeführt. Dies verhindert, dass die Fuge unter das Belagsniveau fällt.

Mein Tipp:
Übung macht den Meister

Die Gelegenheit zum ungezwungenen Üben sowohl im Betrieb als auch in Ausbildungsstätten ist von grundlegender Bedeutung. Dadurch wird nicht nur die Hemmschwelle im Umgang mit den Geräten abgebaut, sondern auch die korrekte Bedienung trainiert. Auf der Baustelle und bei der Endbearbeitung des Bodenbelags sind eingespielte Abläufe elementar. Weiter hat sich in der Praxis gezeigt, dass sich der Einsatz von digitalen Geräten mit geschlossenem Regelkreis auszahlt. Ich empfehle daher Oldtimer-Schweißautomaten durch Geräte mit aktueller Gerätetechnologie zu ersetzen. Höhere Prozesssicherheit und Bedienfreundlichkeit der aktuellen Automaten sind das Resultat. Dies macht Verleger und schlussendlich auch die Kunden zufrieden. Abschließend gilt, die Geräte sind nur so gut, wie sie gewartet sind. Gönnen Sie den Geräten von Zeit zu Zeit eine professionelle Wartung in einem Servicecenter.
Fehlerquelle Mensch beim Verschweißen von Stoßfugen vermeiden
Foto/Grafik: Leister
Der Boden-Schweißautomat Unifloor 500 eignet sich zum Verschweißen der Fugen in elastischen Bodenbelägen aus Kunststoff wie PVC, CV, PUR, antistatischen ESD-Böden sowie zum Verschließen der Fugen in Naturbelägen aus Linoleum und Kautschuk.
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Foto/Grafik: Leister
Fugen lassen sich mit der Fugenfräse Leister Groover 500-LP kabellos fräsen.
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Foto/Grafik: Leister
Die Easyfloor Schweißstütze verbessert das Schweißergebnis und schont das Handgelenk und die Muskulatur des Verarbeiters.
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Foto/Grafik: Leister
Der Leister Schweißautomat Minifloor ist eine Fahreinheit für Heißlufthandgeräte.
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Foto/Grafik: Leister
Der Autor
Silvan Horand

Produktmanager Flooring
Leister Technologies AG
Galileo-Straße 10
CH-6056 Kaegiswil (Schweiz)
Tel.: +41 416627538
silvan.horand@leister.com

Vita
-Seit 2018 Produktmanagement und Anwendungstechnik, Bereich Fußboden bei Leister Technologies

Kontakt Leister
in Deutschland:
marc.habicht@
leister.com
Tel.: 02 02 /
8 70 06 12 19
aus FussbodenTechnik 01/24 (Handwerk)