Tapetennachfrage im Fachhandel steigt

In einer Umfrage von BTH Heimtex bescheinigen die Fachhändler der Tapete Potenzial. Außer in Wohn- und Schlafräumen wird sie inzwischen auch in Badezimmern und Küchen eingesetzt.

Nachdem in der Diskussionsrunde auf der Messe Farbe, Ausbau und Fassade (siehe Seite 42) von Seiten der Industrie durchaus Zuversicht verbreitet wurde, was die Zukunft der Tapete angeht, wollten wir von Fachhändlern und Raumausstattern wissen, ob sie das ähnlich sehen. Und tatsächlich zeigt unsere Umfrage, dass die Befragten nach langer Durststrecke wieder eine steigende Nachfrage feststellen und sich sicher sind, dass Tapeten ein nicht zu ersetzendes Dekoelement in den Wohnungen bleiben werden.

Schon seit Jahren wachsen bei Albrecht Raum + Design in Straubing die Umsätze. Geschäftsführer Bernd Albrecht: "Wir haben jährlich sicherlich Zuwächse von 30 %." Diese Entwicklung betrachtet er mit viel Freude, denn "die Tapete war schon mal überflüssig, wurde durch Wandfarbe ersetzt". Mittlerweile habe sie ihre Nische gefunden und werde auch bleiben.

Tapete erobert
neue Einsatzbereiche

Auch bei Leibbrand in Schorndorf geht es wieder aufwärts mit der Tapete. Geschäftsführer Frank Krämer geht deshalb nicht davon aus, dass man eines Tages auf sie verzichten wird. "Im Gegenteil", sagt er. "Wir machen die Erfahrung, dass die Tapete Räume über Wohn-, Schlaf- oder Kinderzimmer hinaus erobert. So ist es auch möglich, sie im Badezimmer, in Duschen und Küchen anzubringen, wenn sie entsprechend versiegelt und somit vor Wasser geschützt ist." Im Bad werde das Erscheinungsbild durch fugenlose Beschichtungen abgerundet; entsprechend könne komplett auf Fliesen verzichtet werden. Als neuen Trend bezeichnet Krämer den Einsatz draußen für Fassaden und im Gartenbereich.

Insgesamt kaufen die Kunden von Leibbrand eine große Bandbreite an Tapeten: Motivtapeten, Fototapeten, Akustiktapeten mit Vlieskaschierung und als Untergrund für einen Wandanstrich. Die Muster verfügen über Farbverläufe, die Materialien seien teils außergewöhnlich und bestünden sogar aus Muscheln oder Bananenblättern. Sollte keine Tapete gewünscht werden, entscheide sich der Kunde vor allem für Streichputz, Lehmputz und Wandbeschichtungen in verschiedenen Ausführungen wie Volimea und Lesando.

Julia Rehage von Rickmann-Rehage in Gütersloh verweist darauf, dass auch in ihrem Fachgeschäft beim Tapetenumsatz ein leichtes Plus erzielt wird. Beliebt seien vor allem natürliche Muster wie Waldmotive und Blumen in Grüntönen. Doch vielfach würden eben nur einzelne Akzentwände tapeziert. "Dass die Tapete überflüssig wird, glauben wir nicht", betont die Geschäftsführerin. Eine Alternative stellten Kreativtechniken dar.

"Unsere Kunden befassen sich immer mehr mit einer gesamtheitlichen Gestaltung", sagt Pietro Maffucci. Die Tapete sei Teil dieses Konzepts. "Wir nehmen eine Zunahme wahr", meint der Geschäftsführer von Schiess Wohntextil im schweizerischen Erlen.
Beratungsklau ist ein Thema

Eine rückläufige Nachfrage zeigt sich dagegen bei Tepu Teppichboden in Barsinghausen. "Von ursprünglich 350 bis 400 Blatt haben wir jetzt nur noch 70 Blatt und das auch nur noch über Lagerverkäufe", erläutert Geschäftsführer Alexander Minnich. Als Problem bezeichnet er den Internetverkauf. "Kunden informieren sich im Laden und kaufen dann online Produkte ein, die sie auch wieder zurück geben können."

Minnich schlägt deshalb vor, der Kunde sollte im Laden eine Tapete aussuchen, sie dann an Verkaufsterminals oder durch den Berater mit allen Vorteilen des Internets wie Warenrückgabe bestellen können; eine Preisbindung wäre dabei wünschenswert. "Gerne würde ich so ein Modell auch mit der Industrie besprechen und als Pilotprojekt zur Verfügung stellen", betont Minnich. Einen Direktvertrieb lehnt er ab, der würde die Tapete in die Bedeutungslosigkeit führen.
| Cornelia Küsel
aus BTH Heimtex 06/24 (Tapeten, Wandbeschichtungen)