FussbodenTechnik-Umfrage: Wie stellt sich die Auftragslage im Objekt dar?

FussbodenTechnik fragte bei namhaften deutschen Objekteuren nach, wie sie mit dem aktuellen Geschäft zufrieden sind. Wir wollten explizit wissen, welchen derzeitigen Herausforderungen die Handwerker mit welchen Maßnahmen begegnen.


Ulrich Eibl
Geschäftsführer Eibl Parkett und Fussbodentechnik, Lengdorf

Als der Ukraine-Krieg startete und die Baustoffe immer teurer wurden, haben wir an unserem Neubau - einem Verwaltungstrakt mit 300m2 und einer Ausstellungsfläche mit 100 m2 - festgehalten und das durchgezogen. Wir freuen uns gemeinsam mit unseren Kunden über eine Verdopplung der Fläche. Aus unserer Sicht nimmt die Auftragslage wieder Fahrt auf. Die Auftragsbücher sind für dieses Jahr so gut gefüllt, dass wir zufrieden sind. Die Rekordjahre zur Coronazeit, als wir am Anschlag gearbeitet haben, kann man damit allerdings nicht vergleichen. Ich habe den Eindruck, dass die öffentliche Hand einen Sanierungsstau hat - viele Aufträge für die Sanierung von Schulen und Kindergärten sind auf dem Weg und werden demnächst ausgeschrieben. Wir sind außerdem in der Verwaltung unterwegs, die immer Renovierungen im Wohnungsbestand benötigt. Wir machen durchaus eine Küche mit 5 m2 und genauso eine Fläche von 30.000 m2. Ich gehe davon aus, dass sich die Lage Ende 2025 wieder normalisieren wird, wenn die Weltpolitik so bleibt, wie sie aktuell ist. Die Investoren werden trotz des Ukraine-Krieges wieder zurückkommen.


Jannick Speckner
Bau- und Projektleiter Speckner Bodenbeläge,
Waiblingen-Hegnach

Wir sind nach wie vor voll ausgelastet. Unsere Herausforderung besteht darin, dass wir häufig kurzfristig beauftragt werden und die Aufträge beratungsintensiv sind. Wir planen häufig nur noch ein oder zwei Wochen im Voraus, was in vielen Fällen auch der Personalnot bei den Auftraggebern geschuldet ist. Das gelingt mit einer Mischung aus eigenen Verlegern und Nachunternehmern. Wir sind zuhause im Gewerbebau, bei Lager und Logistik mit Büroanbindung, im Neubau Hotel und Altenheimbau. Die Projekte wurden vor vier oder fünf Jahren projektiert und finanziert. Diese Objekte werden auch durchgezogen. Wir werden frühestens nächstes Jahr bei den Aufträgen etwas merken und dann ist unser Vorteil, dass wir in den tätigen Branchen sehr breit aufgestellt sind. Wir pflegen unsere gewachsenen Strukturen mit dem Schwerpunkt auf langjährigen Geschäftsbeziehungen. Für uns ist die Baukrise nicht wirklich relevant. Unsere Kunden wissen, was sie bei uns bekommen.


Stephan Stolz
Geschäftsführer Die Wohnidee Stolz, Wendlingen

Dieses Jahr können wir nahezu an unser Vorjahr anknüpfen. Wir sehen auf dem Markt, vorsichtig betrachtet, positive Tendenzen. Daher hat es uns besonders gefreut, unseren Mitarbeitern für das uns entgegengebrachte Engagement und die Einsatzbereitschaft eine Prämie auszubezahlen. Als Firmengemeinschaft sind wir dieses Jahr stark zusammengerückt und die aktuelle Anfragensituation stimmt uns optimistisch. Nach wie vor betrachten wir den Fachkräftemangel als große Herausforderung. Daher unterstützen wir auch unsere Mitarbeiter bei überbetrieblichen Weiterbildungen und sind offen für Themen der Digitalisierung, um dieser Herausforderung gerecht zu werden und weiterhin erfolgreich zu sein.


Carsten Geßler
Geschäftsführer Geßler Parkett, Hamburg

Die Auftragslage ist gut, aber nicht mehr so wie früher. Wir weichen aktuell auf andere Felder aus. Wir sind glücklicherweise schon sehr lange auf dem Markt und gehen proaktiv auf die Kunden zu, die von uns vor vielen Jahren Parkettböden bekommen haben. Dann bieten wir Dienstleistungen wie Abschleifen oder eine Oberflächenpflege an. Da der Neubau praktisch zum Erliegen gekommen ist, arbeiten wir jetzt stärker in der Sanierung. Wir profitieren auch von bereits angefangenen Baustellen, die jetzt so langsam fertig werden. Dann kommt aber erstmal nichts mehr nach. Unser Betrieb wird glücklicherweise von mehreren Säulen getragen. Das ist eben nicht nur Neubau oder Sanierung, sondern wir sind breit aufgestellt und das kommt mir jetzt zugute. Zusammenfassend kann man sagen: Unser Betrieb lebt von Bestandskunden.


Michael Rose
Geschäftsführer Fussbodenbau Rose, Hüttenberg

Der gewerbliche Wohnungsbau ist nahezu zum Stillstand gekommen, da die Bau-, Energie- und Transportkosten explodiert und KfW-Förderungen weggefallen sind. Unsere Reaktion besteht darin, dass wir unsere Kosten reduzieren und offene Stellen vorerst nicht neu besetzen. Außerdem versuchen wir das persönliche Netzwerk und die eigene Marke vor Ort weiter zu stärken. Wir weisen zum Beispiel wiederkehrend darauf hin, dass wir gleichermaßen Experte für Estrich, Bodenbeläge und Parkett sind. Manche Kunden kennen uns bislang nur aus einem unserer Produktsegmente. Wir setzen auf Netzwerken: Ein Beispiel war die Einladung des lokalen Gewerbevereins, als der neue Bürgermeister kürzlich gewählt wurde und sich Fussbodenbau Rose anschließend vorstellte.


Norbert Rennert
Geschäftsführer F.D. Beissel Fussbodentechnik, Aachen

Die aktuelle Auftragslage für unseren Betrieb ist eine Herausforderung aber kein End-Szenario, wie manche es in der Branche prognostizieren. Durch den sich wandelnden Markt kommen mehr Wettbewerber, die sich zuvor nur im Neubau bewegt haben, in unser Kerngebiet: die Renovierung und Sanierung. Um weiterhin und auch zukünftig auskömmlich und zufriedenstellend agieren zu können, fokussieren wir uns auf unsere Stärken und spezialisieren uns weiter im Sanierungsbereich mit erweiterten Systemen wie z. B. Sonderlösungen für Fußbodenheizungsaufbauten in der Kooperation mit unseren Industriepartnern aus dem Netzwerk Boden und ortsansässigen Kollegen aus dem Sanitär- und Heizungsbau.


Klaus Horeis
Geschäftsführer FDT Horeis, Hamburg

Im Vergleich zum vergangenen Jahr haben wir einen deutlichen Auftragsrückgang, weil wir stark objektabhängig sind. Alles in allem ist die Lage nicht rosig. Es ist Licht am Ende des Tunnels, aber das Licht ist relativ klein. Es gibt viele Parameter, die politischer Natur sind und Investoren abschrecken, die deshalb ins Ausland abwandern. Beispiele dafür sind das Wärmeenergiegesetz und Dämmvorschriften - die sind nicht praktikabel. Das kostet alles sehr viel Geld und hindert viele Menschen gerade daran, weiter zu expandieren und überhaupt weiterzumachen. Ein Kunde von uns wollte einen Betriebskindergarten in sein Unternehmensgebäude integrieren. Das hat er dann frustriert sein lassen, weil die Auflagen komplett den Rahmen gesprengt hätten. Viele Objekte, die längst fertig sein sollten, werden verschoben. Das ausbauende Gewerk ist immer noch ein Konjunktur-Barometer. Es gibt natürlich immer Phasen, in denen geht es hoch und dann wieder runter. Die jetzige Phase muss man überstehen.


Klaus Bauer
Geschäftsführer Fußboden Bauer, Motten-Kothen

Wir sind überwiegend im privaten Bereich unterwegs. Hier ist festzustellen, dass sich der Markt geteilt hat: Es gibt die wohlhabenden Kunden, die investieren nach wie vor in ein schönes Zuhause und es gibt die Kunden mit einem knappen Budget, die sich den Boden, sofern möglich, selbst legen. Die Mittelschicht ist derzeit bei Investitionen eher zurückhaltend. Hinzu kommt, dass der Neubaumarkt eingebrochen ist. Denjenigen, die bauen, wird am Ende häufig das Geld knapp. Deshalb setzen wir mehr auf den Altbau. Hier können wir unser ganzes Know-how viel besser ausspielen als im Neubau, wo jeder Heimwerker inzwischen sein Klick-Vinyl selbst verlegt. Insgesamt sind wir mit dem ersten Halbjahr 2024 sehr zufrieden und können nicht klagen. Ich schaue sehr zuversichtlich in die Zukunft, zumal unsere beiden jungen Parkettrestauratoren in Kürze mit ihrem Master Professional abschließen werden.


Bernhard Lübbers
Geschäftsführer des gleichnamigen Objekteursbetriebs, Hamburg

Wir profitieren in schwierigen Zeiten davon, dass wir mit vier Standbeinen breit aufgestellt sind: Wir haben unser klassisches Kerngeschäft Bodenbelag Objekt Hamburg, die Verlegung von Bodenbelägen auf Kreuzfahrtschiffen auf der Meyerwerft, unsere Dekorationsabteilung mit Sonnenschutz und unser Objektgeschäft Berlin. Von unseren Kunden wird uns als positiv gespiegelt, dass wir in den drei, vier Jahren der Corona- und Nach-Corona-Zeit unsere Transparenz, unsere Ehrlichkeit und Offenheit in der Preisfindung und der Dienstleistungspräsenz für unseren Kunden konstant beibehalten haben. Wir haben die Preise nicht künstlich erhöht und sie auch nicht lange auf die Angebote warten lassen. Aktuell werte ich diese Treue der Kunden so ein bisschen als ein Dankeschön, das gibt mir gerade ein sehr positives Gefühl.


Thorsten Wilke
Prokurist und Bereichsleiter Fußboden
bei Berliner Ausbau

Derzeit haben wir immer noch eine sehr gute Auftragslage und eher das Problem, genügend Mitarbeiter und Nachunternehmer für die abzuarbeitenden Aufträge zu finden. Perspektivisch haben wir für die nächsten drei Monate ausreichend Arbeit. Jedoch ist die Anfragenlage deutlich rückläufig gegenüber den Vorjahren und wir arbeiten jetzt immer noch Aufträge ab, die schon im vergangenen Jahr beauftragt wurden. Gerade größere Projekte, die eine gewisse Grundauslastung bringen, sehe ich für die nächste Zukunft leider nicht. Trotzdem schaue ich optimistisch in die Zukunft, wobei wir bei weniger Arbeit dann mehr mit eigenen Mitarbeitern arbeiten und den Einsatz von Nachunternehmern verringern werden.
aus FussbodenTechnik 05/24 (Handwerk)