Textilindustrie
Neues Innovationsprojekt für Faser-zu-Faser-Recycling
Alte Textilien in großem Maßstab in hochwertige Materialien verwandeln: Eine Kooperation von eeden, dem Center Textillogistik der Hochschule Niederrhein sowie der Hohenstein Innovations GmbH soll dies voranbringen.Wie kann man Textilabfälle aus Wäschereien effizient weiterverarbeiten? Welche Logistikkonzepte sind dafür notwendig? Welche technischen Voraussetzungen gibt es, wenn Textilabfälle aus verschiedenen Reinigungszyklen in den Kreislauf kommen? Um Faser-zu-Faser-Reycling im großen Stil umsetzbar zu machen, müssen Antworten auf diese Fragen gefunden werden. In einem neu gestarteten Innovationsprojekt nehmen sich das Start-Up eeden, das Center Textillogistik (CTL) der Hochschule Niederrhein sowie die Hohenstein Innovations gGmbH dieses Themas an.
"Unser Ziel ist es, den Kreislauf in der Textilindustrie zu schließen. Durch die Optimierung unseres Verfahrens wollen wir das Recycling von Alttextilien aus Wäschereien erheblich verbessern und eine optimale Nutzung dieser Ressource schaffen. Wir freuen uns, gemeinsam mit zwei hochkarätigen Partnern die Kreislaufführung textiler Produkte weiter voranzutreiben," erklärt Ida Marie Brieger, Business Development bei eeden. Hierfür arbeitet das Unternhemen eng mit Hohenstein zusammen. Gemeinsam werden im Rahmen analytischer Tests Alttextilien untersucht, um die Eigenschaften der Textilabfälle nach unterschiedlichen Reinigungszyklen genau zu bestimmen. Anschließend entwickelt das CTL, wiederum unterstützt von eeden, ein Konzept zur effizienten Rückbeschaffung der Rohstoffe und deren Integration in eine zukunftsfähige Geschäftsstruktur.
Dr. Timo Hammer, Geschäftsführer Hohenstein: "Die Zusammenarbeit mit eeden und dem Center Textillogistik ermöglicht es uns, neueste Technologien und wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen. Wir freuen uns sehr, Teil dieses zukunftsweisenden Projekts zu sein." Prof. Dr. Markus Muschkiet, Leiter des CTL: "Dieses Projekt ermöglicht es uns, neue Logistikkonzepte zu entwickeln, die die Effizienz steigern und zirkuläre Praktiken fördern." Das Projekt soll bis 2026 die zirkuläre Nutzung von Textilien vorantreiben und einen bedeutenden Beitrag zur Reduktion von Textilabfällen leisten.
Über das Unternehmen:
Die eeden GmbH entwickelt eine skalierbare chemische Textilrecyclingtechnologie. Dabei nimmt das Start-Up eine der größten Herausforderungen im Textilrecycling in Angriff: die effiziente Rückgewinnung von Zellulose und Polyester aus Baumwoll-Polyester-Mischungen. Mit eedens patentierten chemischen Verfahren werden Materialien zurückgewonnen, die bei der Herstellung hochwertiger Bekleidung nahtlos neue Rohstoffe ersetzen. Durch die Verwendung von eeden-Materialien reduzieren eedens Kunden ihre Abhängigkeit von neuen Rohstoffen, minimieren Textilabfälle und erfüllen globale Umweltvorschriften.www.eeden.world
Das sind die neuen EU-Richtlinien
Ab dem 1. Januar 2025 ist die getrennte Sammlung von Textilabfällen in allen EU-Ländern verpflichtend - bisher werden EU-weit lediglich 22 % der nicht mehr verwendeten Textilien separat entsorgt. Der Großteil wird mit dem Restmüll entsorgt und verbrannt. In einem nächsten Schritt soll die Erweiterte Herstellerverantwortung (auch EPR für "Extended Producer Responsibility") inkrafttreten. Die EPR sorgt dafür, dass Unternehmen, die ihre Kleidung in der EU verkaufen wollen, entlang des gesamten Lebenszyklusses eines Produktes die Verantwortung für dieses übernehmen. Das bedeutet u.a. dass sie Gebühren für jedes Stück zahlen müssen, das sie entsorgen. Dies betrifft bisher bereits die Entsorgung von Verpackungen, Batterien sowie Elektro- und Elektronikgeräten und soll nun auch für Textilien eingeführt werden. Mit den daraus generierten Geldern sollen neue Technologien wie Faser-zu-Faser-Recycling samt der hierfür notwendigen Logistik finanziert werden. In den Zielen der EU-Strategie für nachhaltige und kreislauffähige Textilien ist verankert, dass Textilerzeugnisse bis 2030 zu großen Teilen aus Recyclingfasern bestehen sollen. In Rahmen dieses Prozesses werden außerdem diskutiert: die Einführung verbindlicher Ökodesign-Anforderungen, das Verbot zur Vernichtung unverkaufter oder retournierter Artikel sowie die Einführung eines digitalen Produktpasses.
aus
Haustex 09/24
(Haustextilien)