Aktuelle Marktumfrage: Die Branche plant im Seitwärtsschritt

Wie steuern die Unternehmen der Branche angesichts der fehlenden wirtschaftlichen Erholung durch das laufende Geschäftsjahr 2024? Und wie schätzen Vertreter aus Industrie, Handelskooperationen und dem Großhandel die Konjunkturentwicklung in den Märkten und Segmenten im weiteren Verlauf ein? Parkett Magazin holte ein aktuelles Stimmungsbild ein.

Namhafte Vertreter aus Industrie, von Handelskooperationen und des Großhandels sowie von der Deutschen Messe tagten Mitte September anlässlich der Jurysitzung für den Parkett Star 2025 beim Hamburger SN-Verlag. Eine gute Gelegenheit, ein aktuelles Stimmungsbild der Branche einzuholen, wenngleich es dafür bekanntermaßen schon bessere Tage gab. Was das laufende Geschäftsjahr 2024 betrifft, verlief das erste Halbjahr unter dem Strich für viele dann doch etwas glimpflicher, als mancher es im Vorfeld befürchtet hatte.

Etwa bei der Holzring-Kooperation, die nach einem schwachen Start bis Jahresmitte deutlich aufholen konnte. "Inzwischen sehen die Zahlen deutlich besser aus. Wir hoffen, dass wir zum Jahresende mit einer schwarzen Null abschließen. Dies spiegeln zurzeit auch die Umsatzzahlen unserer Gesellschafter wider", konstatierte Maik Möhle, Lieferantenmanager Bauelemente und Innenausbau der Bremer Kooperation.

"Nach einem schwierigen Jahr 2023 verlief das erste Halbjahr 2024 gut", bekräftigte auch Holger Ebeling, Produktmanagement Holz Einzelhandel der Eurobaustoff. Ebenso wie Stefan Röller, Bereichsleiter Mitgliederbetreuung Holzland: "Wir waren nach sechs Monaten eher positiv überrascht, besonders angesichts des Gesamtbildes der Wirtschaft." Für die Branche seien schon 2023 mindestens zwei oder gar drei schwierige Jahre absehbar gewesen, zumal die politischen und sozialen Rahmenbedingungen eher bremsten als etwas vorwärts brächten.

In diesem Zusammenhang benannte Holger Ebeling zwei kommende EU-Vorhaben: "Besonders beschäftigen uns zum einen die EU-Entwaldungsverordnung, die EUDR, die zum 30. Dezember 2024 in Kraft treten soll, und zum anderen die möglicherweise kommenden Anti-Dumping-Zölle auf Parkettimporte aus China, die zurzeit von der EU-Kommission mit noch ungewissem Ausgang geprüft werden."

Parkettkonsum schwach,
Laminatkonsum noch schwächer

In den Bodenbelags-Sortimenten gewinnen Ebeling zufolge Aspekte der Nachhaltigkeit spürbar an Bedeutung. Maik Möhle verwies indes auf schwache Parkett- und noch schwächere Laminatbodenabsätze. Vinylbeläge hingegen zeigen sich offenbar auch gegenüber der Konsumflaute robust und liefen nach wie vor gut.

Aus der Verteilerfunktion heraus in Richtung Handwerk kennt auch Matthias Mau, Produktmanagement Holzböden W. & L. Jordan, die genannten Absatzschwächen. Im Laminatboden-Segment sei dies für ihn kaum erklärbar, da Preiseinstiegsprodukte, die zudem noch nachhaltig sind, eigentlich gefragt sein müssten. Immerhin: "Mit Parkett sind wir im Privatkonsum sehr zufrieden, hier haben wir einen Zugang über das Handwerk in die Renovierung", hob Mau hervor. Dramatisch sei das fehlende Objektgeschäft. "In Summe ist der Markt schwierig und man muss gucken, wie es weitergeht - auch unter dem Aspekt der Kostenstrukturen, die über die Jahre aufgebaut wurden."

Für Gerold Schmidt, Geschäftsführer Vertrieb und Marketing Hamberger Flooring, kennzeichnet die schwierige wirtschaftliche Lage auch dies: "Wir sind stolz auf die Produktion in Deutschland. Aber in den hiesigen Strukturen sind Veränderungen nicht so einfach möglich, wenn das Marktumfeld es erforderlich macht." Hamberger Flooring hatte bereits 2023 mit harten Einsparungen in der Organisation auf die Konsumflaute reagiert und sich neu aufgestellt. "In Deutschland ist die Talfahrt zumindest gestoppt und der Markt hat sich stabilisiert", betonte Schmidt.

Fast stabile Halbjahreszahlen meldete kürzlich der Ulmer Verlegewerkstoffhersteller Uzin Utz. "Wir bei Uzin sind aktuell auf Vorjahresniveau und insoweit bislang nicht unzufrieden", sagte Michael Abraham, Vertriebsleiter Uzin. In manchen Segmenten verbuche man sogar Wachstum, zum Beispiel bei Spachtelmassen dank der Einführung neuer Technologien. "Auch Pallmann ist auf dem Niveau des Vorjahres", erklärte Klaus Stolzenberger, Markenverantwortlicher der Schwestermarke Pallmann. Die Würzburger verkaufen ihre Oberflächenprodukte direkt an das Handwerk - und wenn Parkettleger weniger neu verlegen, bleibt ihnen die Renovierung.

Verhaltener Ausblick
auf ein schwieriges 2025

Die Marke Stauf steht traditionell vor allem für Parkettklebstoffe. Zurzeit profitiert das Unternehmen aber von einer stärkeren Fokussierung auf andere Bodenbelagsgruppen sowie von dem starken Exportgeschäft, erklärte Tom Schlag, Vertriebsleitung DACH Stauf. Investitionen in den Außendienst sollen weiteres Wachstum bringen. "Wir sehen auch in Deutschland einen kleinen positiven Trend und hoffen, dass wir die Talsohle im Laufe des nächsten Jahres durchschritten haben", sagt Schlag im Ausblick.

Doch weder die aktuelle Nachrichtenlage noch das teuer gewordene Bauen führen bislang zur Verbesserung der Konsumstimmung. "Nächstes Jahr werden für den Neubausektor nochmals Rückgänge um geschätzt rund 15 % prognostiziert", mahnte Matthias Endelmann, Key Account Manager Bauwerk Parkett Deutschland, und hofft für die Wiederbelebung der Bautätigkeit auf politische Maßnahmen.

"2025 wird schwieriger als 2024, weil der Auftragsvorlauf in den Betrieben jetzt abgearbeitet ist", fürchtet auch Michael Abraham. Positive Impulse kämen aus dem privaten Wohnbau. "Uns macht Sorge, dass mancher Handwerksunternehmer, der eigentlich erst in vier oder fünf Jahren den Ruhestand plante, jetzt früher aufhört und es somit weniger Fachbetriebe gibt bzw. die Mitarbeiter dann auch in andere Branchen abwandern", befürchtet Klaus Stolzenberger. Zieht die Konjunktur dann wieder an, fehlen der Branche künftig möglicherweise noch mehr Fachkräfte.

Generell bleibt fehlende Planbarkeit für die Industrie eine Crux. Jörg Peterburs, CSO Meisterwerke: "Zu beurteilen, wo sich der Markt einpendeln wird, bleibt schwierig. Wir planen deshalb 2025 maximal mit einem Seitwärtsschritt." Dabei gelte es, Märkte und Produkte differenziert zu betrachten. Meisterwerke sei in Deutschland mit einigen Produkten im Plan, in manchen Exportmärkten hingegen nicht. Trotz ungewisser Marktentwicklungen sieht Sigrid Pigulla, Marketing Managerin Boen Parkett Deutschland, auch Grund für Optimismus: "Mit unserer Produktentwicklung und unseren kommenden Innovationen sind wir gut aufgestellt." Zudem verwies sie auf die Entwicklung neuer Strukturen und digitaler Prozesse, mit denen die Bauwerk Group künftig effizienter werde.

Impulse und Strategien für die Zukunft

Bei Hamberger Flooring besinnt man sich aktuell auf die angestammte Expertise als regionaler Hersteller. "Wir wollen unsere Qualitätskompetenz made in Germany in Zukunft mehr herausstellen", unterstrich Gerold Schmidt. Und Stefan Röller griff dies auf: "Wenn wir uns gemeinsam auf unsere Werte besinnen, haben wir eine Chance, wieder voranzukommen." Außerdem komme es jetzt darauf an, in den Unternehmen die Prozesse zu prüfen, zu verschlanken und zu vereinfachen. "Als Hersteller müssen wir uns darauf konzentrieren, Innovationen in den Markt zu bringen - und dafür hier und da investitionsfreudig sein", regte indes Michael Abraham an. Die Kunst bestehe darin, antizyklisch und gezielt zu investieren, um künftig mit neuen Technologien, Dienstleistungen und Services Mehrwerte bieten zu können.

Und weil Messen ein Spiegel des Marktes sind, ähneln sich die Aufgabenstellungen, wie Thilo Horstmann, Senior Product Director Deutsche Messe, betonte: "Wir beschäftigen uns ebenfalls damit, die Prozesse zu vereinfachen und neu zu definieren - dabei geht es viel um Themen der Digitalisierung." Für ihn und seine Teamkollegen hat währenddessen konkret die Vorbereitung der neu ausgerichteten Domotex Priorität: Im Januar 2026 öffnet sie in Hannover wieder ihre Pforten - im Zweijahres-Turnus vereint mit allen bisherigen und ergänzt um neue Produktgruppen. Sowie mit einer Bodenbelagsbranche, die den Vorwärtsgang bis dahin freilich wieder eingelegt haben dürfte.
| Imke Laurinat
aus Parkett Magazin 06/24 (Handel)