Bilanz von Heinz Schmitt: 100 Tage als Vorsitzender des Bundesverbandes Estrich und Belag

"Der Dialog zwischen den Verbänden ist schon jetzt deutlich besser"

Auf der Gemeinschaftstagung Estrich - Parkett - Belag in Bad Brückenau wurde Heinz Schmitt zum Vorsitzenden des Bundesverbandes Estrich und Belag gewählt. Der 47-jährige Franke ist jetzt rund 5 Monate im Amt. FussbodenTechnik wollte nach 100 Arbeitstagen im Amt von Schmitt wissen, wie seine Zwischenbilanz aussieht, woran im Moment gearbeitet wird und welche Pläne es gibt.

FussbodenTechnik: Herr Schmitt, konnten Sie in Ihren ersten 5 Monaten als Vorsitzender des Bundesverbandes Estrich und Belag schon etwas bewegen bzw. Themen "anschieben"?

Heinz Schmitt: Ja, wir haben beispielsweise die CEM II-Diskussion angeschoben. Es gibt verschiedene Schwierigkeiten bei der Verarbeitung von CEM-II-Zementen. Wir haben uns am 12. September dazu mit der versammelten Zementindustrie und der Bundesfachgruppe Estrich und Belag in Troisdorf getroffen. Im Vorwege hatten wir unter den BEB-Mitgliedern eine Umfrage zu diesem Thema durchgeführt. Wir haben versucht, die Industrie davon zu überzeugen, dass es eben nicht gut ist, CEM II-Zemente zu Estrichen zu verarbeiten, weil sie eine breit gefächerte Zusammensetzung haben können und es zu viele Probleme damit gibt. Je nach Beimahlung sind die Eigenschaften völlig unterschiedlich und gerade in Flächenbauteilen wie im Estrich wirkt sich das mitunter sehr negativ in der Oberflächenfestigkeit aus.

Dann haben wir uns an verschiedenen Aktivitäten für die Estrich-Parkett-Messe 2008 wie beispielsweise den Messeausschuss-Sitzungen beteiligt. Unser Geschäftsführer Edgar Leonhardt steht in ständigem Kontakt mit der veranstaltenden Bayerischen Bauakademie. Bei den Messeausschuss-Sitzungen geht es natürlich auch um konzeptionelle Themen, wie beispielsweise die Integrierung des Fliesenlegers. Neben Estrich und Parkett möchten die beteiligten Verbände nach Möglichkeit das Fliesengewerbe mit ins Boot holen.

Außerdem haben wir ein Spitzengespräch mit dem ZVPF und der Bundesfachgruppe abgehalten. Das ist insofern ein Novum, weil nach meiner Kenntnis zum ersten Mal der Vorsitzende der Bundesfachgruppe Estrich und Belag, der Vorsitzende des Zentralverbandes Parkett und Fußbodentechnik und der Vorsitzende des Bundesverbandes Estrich und Beleg zusammen gesessen haben. Das hatten wir in der Vergangenheit nicht. Von daher ist das schon in dieser Periode ein ganz wichtiger Schritt. Der Dialog zwischen den Verbänden ist schon jetzt deutlich besser geworden.

In Hamburg hatten wir unser BEB-Obmann-Treffen, das fällt ja auch in diese 100 Tage. Hier werden die Weichen für das nächste Jahr gestellt. Man nimmt sich bestimmte Themenbereiche vor und die Obleute geben einen Ausblick auf die anstehenden Aktivitäten. Die Koordinierung funktioniert sehr gut, weil ja alle an einem Tisch sitzen. So eine Sitzung müsste eigentlich viel häufiger stattfinden, weil da das geballte Wissen der Branche am Tisch sitzt - egal ob es Belag, Estrich oder Kunstharz betrifft. Wo gibt es das, dass so viele kompetente Damen und Herren einmal im Jahr zusammenkommen?

FT: Wie fällt Ihre 100-Tages-Bilanz als BEB-Vorsitzender aus?

Schmitt: Meine persönliche Bilanz fällt positiv aus. Die Wogen, vor allem zwischen der Bundesfachgruppe und dem BEB scheinen sich etwas geglättet zu haben. Wir sind gerade dabei, richtungsweisende Gespräche über gemeinsame Aktivitäten zu führen. Am 8. Oktober hatten wir zum zweiten Mal eine gemeinsame Vorstandsitzung mit der Bundesfachgruppe und dem BEB. Als Sahnehäubchen kam dann noch der Vorstand des Zentralverbands Parkett und Fußbodentechnik dazu. Am Abend haben wir uns dann in ungezwungener Atmosphäre ausgetauscht.

FT: Wie lässt sich das Amt des BEB-Vorsitzenden und die Leitung Ihres eigenen Unternehmens miteinander vereinbaren?

Schmitt: In der vergangenen Woche ist mir gerade sehr deutlich geworden ist, dass es doch Zeiten gibt, wo einen die Firma zu 100% beansprucht. Wenn einen dann der BEB auch noch bräuchte, dann muss man über die 100%-Marke hinausgehen. Mir wird aber der Rücken ganz gut von unserem Geschäftsführer Edgar Leonhardt freigehalten.

FT: Haben Sie in den ersten 3 Monaten schon etwas im Verband ändern müssen?

Schmitt: Ich musste nichts ändern. Mein Vorgänger Hans Uwo Freese hat mir eine sich selbst organisierende Geschäftsstelle überlassen. Bei allen wichtigen Fragen sind wir im Dialog. Alles, was unwichtig erscheint, bleibt mir vom Leib. Dadurch kann ich in der Firma noch genug Zeit finden. Das ist im Moment auch nötig, weil wir Hochkonjunktur haben.

FT: Ihrem Vorgänger Hans Uwo Freese lag die Gewerke übergreifende Zusammenarbeit mit anderen Verbänden wie dem ZVPF besonders am Herzen. Führen Sie diese Tradition fort?

Schmitt: Das wollen wir auch uneingeschränkt fortführen. Deshalb auch die gemeinsamen Sitzungen. Es gibt zwar einige, die meinen, dass die Zeit dafür noch nicht reif ist, aber da frage ich mich: Wann ist sie dann reif? Es wird immer unbequem sein, diesen Weg zu gehen.

FT: Mit welchen Gewerken möchten Sie denn zukünftig eng zusammenarbeiten?

Schmitt: Alle, die sich horizontal bewegen. Alle, die sich mit dem Gewerk Fußboden beschäftigen - das muss zumindest das Fernziel sein. Man muss natürlich schauen, dass man erst einmal zwei zusammenführt, die das dasselbe Gewerk betreffen und das sind die Bundesfachgruppe und der Bundesverband. Nachdem das ja in den letzten 2, 3 Jahren nicht so war, wird das eine kurzfristige Sache sein. Aufgrund der gemeinsamen Geschäftsführung stehen uns im Moment die Parkettleger am nächsten. Wir haben ja heute überall eine eher globalisierende Entwicklung, also ein Zusammengehen. Es kann nicht sein, dass wir in enger werdenden Märkten mit weniger Aufträgen und weniger Unternehmen, anfangen, uns in einzelnen Gewerken weiter zu spalten. Im Estrich-Gewerk sind wir jetzt wieder mit Bundesfachgruppe und Bundesfachschule näher zusammengerückt. Manche Leute behaupten, ich sei so etwas wie eine Integrationsfigur für den Estrich. Darüber hinaus müssen wir aber am Fußboden insgesamt global denken und Raumausstatter, Maler, natürlich auch Fliesenleger mit ins Boot holen.

Es gibt primär am Boden beschäftigte Gewerke, das sind die Parkettleger, die Bodenleger und die Estrichleger. Und dann gibt es die "sekundär am Boden" beschäftigten Gewerke, die auch am Boden tätig sind. Dazu zählen Fliesenleger, Maler und Raumausstatter. Möglicherweise könnte ein Generationenwechsel mit jüngeren Unternehmern in diesen Gewerken ein aufeinander Zugehen bewirken, so wie es ja auch eine Verjüngung im Estrichbereich gegeben hat. In zweieinhalb Jahren wird auch im Parkettbereich die nachfolgende Generation antreten und vielleicht auch anderswo. Die jüngere Generation sieht sicherlich nicht mehr so die Separierungen im Vordergrund wie mehr die Globalisierung.

FT: Haben Sie die Aufgabe als Vorsitzender so erwartet, wie sie sich jetzt darstellt? Was ist anders, was entspricht Ihren Erwartungen?

Schmitt: Ich habe es mir nicht so arbeitsintensiv vorgestellt. Ein bisschen Arbeit steckt doch dahinter. Man wird mit Sachen konfrontiert, an die ich vorher nie gedacht habe. Wie bereits erwähnt, erhalte ich glücklicherweise jede mögliche Unterstützung von der BEB-Geschäftsstelle. Da ich ja zusätzlich auch Stellvertreter in der Bundesfachgruppe bin, bin ich dort ebenfalls immer dabei - und ich möchte das auch gar nicht so klar trennen.

FT: Wie sieht die bisher schwierige Zusammenarbeit zwischen BEB und Bundesfachgruppe Estrich und Belag im ZDB aus? Gibt es erste Annäherungen?

Schmitt: Die Besetzung des Vorstandes ist nach diesen Kriterien erfolgt, dass das Estrichgewerk in Zukunft wieder an einem Strang zieht. Die Frage, ob es erste Annäherungen gibt, vermittelt allerdings einen falschen Eindruck. Es ist nicht so, dass in der Vergangenheit der Dialog nicht stattgefunden hätte. Beispiele wie das gemeinsam veröffentlichte Handbuch Estrichtechnik bestätigen das. Selbst an dem Kommentar Bodenbelagsarbeiten war auch die Bundesfachgruppe beteiligt. Es gab immer eine Kooperation, aber diese war verbesserungswürdig. Der wesentliche Punkt für Konflikte war immer der finanzielle Ausgleich der verbandlichen Leistungen, die im technischen Bereich durch den BEB erbracht werden. Wir sind jetzt auf dem Weg, die Synergien beider besser zu nutzen.

Ich würde es gut finden, wenn der BEB weiter als technischer Verband tätig ist und die Bundesfachgruppe die Verbandspolitik betreibt - wie das Jahre oder Jahrzehnte auch gut gemacht wurde. Man muss sich schon gegenseitig die Aufgabenfelder zuschieben bzw. die anstehenden Probleme klar verteilen. Es nutzt nichts, wenn wir im BEB Themen bearbeiten, die dann zeitgleich mit der Bundesfachgruppe noch mit anderen Leuten besetzt werden, wie z.B. in Normenausschüssen. Ich denke dabei an die Trittschallnorm DIN 4109. Wir haben ja mit unserem Institut für Baustoffprüfung und Fußbodenforschung eine eigene Schallprüfstelle mit exzellenten Fachleuten wie Egbert Müller. Die können natürlich sehr viel Input bringen in einem solchen Normenarbeitskreis. Hier muss eine bessere Abstimmung erfolgen.

FT: Wie ist Ihre persönliche Meinung zu der Diskussion um ein mögliches Berufsbild "Fußbodentechniker", in dem Parkettleger, Estrichleger und Bodenleger zusammengefasst werden könnten? Bietet es eher Chancen oder eher Nachteile?

Schmitt: Meine persönliche Meinung ist, dass es eher Chancen bietet. Wobei man wohl nicht jeden Lehrling so umfassend ausbilden kann. Man müsste ihn fachbezogen bzw. auf ein Spezialgebiet bezogen noch weiterführend ausbilden. Um die Berufsbilder abzurunden, wäre es notwendig, dass auch ein Parkettleger etwas mehr Ahnung von Untergründen hat.

Ich persönlich bin so aufgewachsen, dass ich das gar nicht trennen kann. Ich bin zwar ausgebildeter Estrichlegermeister, aber auch Parkett-Obermeister der Innung Unterfranken - das ist ja auch ein Novum in Deutschland. Ich habe allerdings von Parkett auch ein bisschen Ahnung. Ich mache das auch seit fast 40 Jahren. Ich war als Schüler mit meinem Vater schon auf Baustellen und kenne das von der Pike auf. Ich habe es nie anders gelernt. Ich sehe es nur komplett. Ich tue mich schwer, zu differenzieren. Wer da trefflich drüber streitet, das sind Leute, die sich ausschließlich auf ein Gebiet spezialisiert haben. Die tun sich auch zunehmend schwer im Markt, weil die Endverbraucher immer häufiger Gesamtlösungen verlangen. Wenn Sie umbauen würden, dann wollen Sie doch auch nicht drei Gewerke für den Fußboden und damit drei verschiedene Firmen haben, oder?

FT: Ist es nicht im dualen Ausbildungssystem auch jetzt schon so, dass unterschiedliche Gewerke gemeinsam die Schulbank drücken?

Schmitt: In der reinen Estrichlegerausbildung - ich denke es ist bundesweit so - gibt es das duale System mit einem Berufsschuljahr Bau. In dieser Zeit sind die Estrichleger im Prinzip ein Jahr nur in der Berufsschule. Die schalen ein, die mauern, die legen Fliesen, die ziehen auch mal einen Estrich ab, so dass sie von dem kompletten Beruf Bau mal ein bisschen mehr Ahnung bekommen und schon mal einen Nagel in die Wand schlagen können, um ein Schalbrett festzumachen. Ich verstehe dieses duale System so: Es ist eigentlich eine optimale Ausbildung, weil man schon ein gewisses Grundwissen hat, bevor man dann im Ausbildungsbetrieb Spezialwissen erwirbt. Die Bundesbildungsministerin Annette Schavan denkt darüber nach, auch in anderen Berufen so etwas zu machen. Mir ist zwar nicht bekannt, dass bei den Estrichlegern etwas geändert werden soll, aber sicher kann man sich da nie sein. Wenn man die Berufe zusammenlegen will, dann drängt sich das ja förmlich auf: Estrichleger, Fliesenleger, Parkettleger und Bodenleger zusammen zu legen, weil es sich um eine Konstruktion handelt. Für den Fall, das uns das von oben aufgegeben wird, können wir uns dagegen nicht mehr wehren. Da ist besser, den umgekehrten Weg zu gehen und eine neue Strukturierung der Ausbildung im Vorwege zu präsentieren.

Wir müssen aufpassen, dass wir unser Gewerk nicht nur aus unserer Froschperspektive sehen. Wir sagen, wir haben unser duales System und unsere baugewerbliche Ausbildung, wir haben unsere Umlage für die Ausbildung in unseren ZVK-Kassen. (Die Zusatzversorgungskasse Bauwirtschaft zahlt Umlagen für Betriebe, die Auszubildende haben, d. Redaktion). Die Vogelperspektive ist dann die Politik und dort wird man die Zahlen genau auswerten. Die bestandenen Gesellenprüfungen im vergangenen Jahr waren ungefähr 230 Parkettleger, 140 Bodenleger und gerade noch knapp 50 Estrichleger. Die Erfahrung von anderen Novellierungen hat gezeigt, dass die Politik immer erst einmal von quantitativen Werten ausging. Es wurde sich ganz sicher nicht darum gekümmert, welche innerverbandlichen Konstellationen vorlagen. Stattdessen wurde die Novellierung von oben draufgepresst.

FT: Warum hat der in FussbodenTechnik von Joachim Barth, Karsten Krause und Edgar Leonhardt veröffentlichte Beitrag über die Vision "Fußbodentechniker" so hohe Wellen geschlagen?

Schmitt: Irgendjemand bringt die Diskussion auf, die wird in der Presse etwas hochgejubelt und schon sagen alle, wie kann der nur ohne Abstimmung so etwas machen. Als ich den Artikel gelesen habe, wusste ich sofort, was da kommt. Die Vision selbst ist ja gar nicht so abwegig. Wir haben in unserem Gewerk eine drei Säulen-Verbandsstruktur. Eine der Säulen ist die Bundesfachschule und die ist für dieses Thema zuständig. Man sollte sich im Rahmen einer gemeinsamen Gesprächsrunde zusammensetzen und dieses Thema diskutieren. Wenn man die Entwicklung betrachtet, würde man vielleicht in Zukunft mit einer solchen Veröffentlichung vorsichtiger umgehen und schon im Vorwege mit den entsprechenden Partnern in Dialog treten. Auf der anderen Seite gab es alamierende Äußerungen der Ministerin Annette Schavan. Im Schriftverkehr von Joachim Barth mit dem ZDH wurde deutlich, dass da etwas passieren könnte. Wir dürfen jetzt nicht in die Situation geraten, dass wir wie bei der vergangenen Novellierung der Handwerksordnung zu spät kommen.

FT: Sie haben als Obmann lange Jahre den BEB-Arbeitskreis Bodenbelag geleitet. Haben Sie als Vorsitzender jetzt einen anderen Blick auf die Arbeit aller 13 Arbeitskreise?

Schmitt: Ihre Vermutung, dass ich erst jetzt den Blick auf alle Arbeitskreise habe, täuscht. Bei uns sind die Arbeitskreise alle miteinander über die Geschäftsstelle vernetzt. Das heißt jeder Arbeitskreis-Obmann weiß, was in dem anderen AK gemacht wird. Wenn ein Thema bearbeitet wird, was einen tangiert, kann man sich sofort mit einbringen. Ich habe jetzt nahezu 20 Jahre Arbeitskreis-Arbeit gemacht und bin immer noch im Arbeitskreis Bodenbelag. Ich werde es auch erstmal bleiben, weil es einfach Spaß macht. Mir sind die Mitglieder auch so ans Herz gewachsen, da sind richtig freundschaftliche Beziehungen entstanden. Ich habe jetzt acht Jahre den AK Bodenbelag als Obmann geführt. Unsere Arbeitskreise sind grundsätzlich autark, das wurde auch immer so gehandhabt, selbst in kritischen Phasen, als der Kommentar des Arbeitskreises Bodenbelag so stark in der Diskussion stand, weil manche meinten, sie hätte da schon vorher integriert werden müssen. In dieser Zeit hat man mir als Arbeitskreis-Obmann Bodenbelag den Rücken freigehalten. So soll das auch bleiben.

Die Arbeitskreise sind so ein bisschen die Keimzelle der Tätigkeiten in unserem Verband. Sie bieten eine optimale Plattform von bauausführenden Vertretern, Sachverständigen und Baustoffherstellern. Das ist eine einmalige Geschichte, wo sehr viel Know-how zum Nutzen der gesamten Branche zusammengeführt wird. Da kann man auch nicht mehr nur von einem Estrichlegerverband sprechen, sondern eine Plattform des Fußbodenbaus mit dem Institut für Baustoffprüfung und Fußbodenforschung im BEB in Troisdorf. In dieser Plattform des Fußbodenbaus kommen Branchenvertreter zusammen und erarbeiten technische Regelwerke, Arbeits- und Hinweisblätter oder führen Seminare durch, die für den einzelnen Handwerker einen Beitrag zur hohen qualitativen Bauausführung leisten. Das scheint mir noch ein Punkt zu sein, den man immer wieder ein bisschen unterstreichen sollte. Wir haben das mal hochgerechnet: Das sind pro Jahr ehrenamtlich erbrachte rund 250.000 EUR. Das ist ein enormes Potential von 150 Leuten in diesem Verband, die da nur zum Wohle der Branche tätig sind. Vorteilhaft ist der sehr kurze Dialog innerhalb des Fachverbandes. Hier gibt es keine Hierarchien über lange Innungs- und Landesverbände, Zentralverbände, Spitzenverbände, sondern im Vordergrund steht der Service-Leistungsgedanke, so wie er sich in Zukunft bei den Verbänden durchsetzen wird.

FT: Anderes Thema. Gibt es Maßnahmen, um den rückläufigen BEB-Mitgliedszahlen entgegen zu wirken?

Schmitt: Wir haben keine rückläufigen Mitgliederzahlen. Man muss die Entwicklung insgesamt sehen und ich unterscheide nicht zwischen ordentlichen Mitgliedern, Gastmitgliedern und Fördermitgliedern. Ich sehe das immer als große Interessengemeinschaft und insgesamt sind die Zahlen eher ansteigend. Wenn da von außen immer etwas hineininterpretiert wird, stimmt das einfach nicht.

Bevor wir das weiter diskutieren, möchte ich auf unseren konkreten Beitragszahlungen verweisen, die ich für den Zeitraum von 1998 bis 2006 analysiert habe. Es ist in der Tat so, dass wir bei den ordentlichen Mitgliedern von 160.000 EUR auf 140.000 EUR gesunken sind. In der Zeit der Baurezession hat es an anderen Stellen ganz andere Rückgänge gegeben. Wenn man die vergangenen 10 Jahre im Bauhauptgewerbe betrachtet, dann sind 30% der Betriebe vom Markt verschwunden. Außerdem werden bei unseren ordentlichen Mitgliedern ja nur die reinen Estrichbetriebe erfasst, die auch in den Innungen sind. Im Gegensatz dazu haben sich unsere Gastmitglieder vervierfacht; das entspricht einer Steigerung von 7.000 auf 31.000 EUR. Vor diesem Hintergrund sind wir nicht mehr nur der klassische Estrichlegerverband. Diese Entwicklung wird sich weiter stabilisieren. Wir haben auch bei der Fördermitgliedern eher einen Zulauf. Im Moment erhalten wir verstärkt Anfragen von Estrichlegern, die gerne Mitglied werden wollen, aber nicht in der Innung sind. Wir müssen vielleicht irgendwann über Satzungsänderungen nachdenken. Wenn Miesmacher behaupten, auf unseren Mitgliederversammlungen würden von 100 Teilnehmern nur 30 Estrichleger sein, dann wird verkannt, dass sich der BEB mittlerweile zu einer Plattform des Fußbodenbaus entwickelt hat und natürlich nehmen dann auch andere Branchen-Vertreter des Bodenbaus an unseren Versammlungen teil.

FT: Kann man die breitere Aufstellung bei den Mitgliedern auch an dem jährlichen BEB-Sachverständigenseminar in Nürnberg festmachen?

Schmitt: Auf jeden Fall. Das große Sachverständigentreffen in Nürnberg ist nach meiner Kenntnis das größte seiner Art im Fußbodenbereich im deutschsprachigen Raum. Da zeichnet sich ab, dass es wohl zukünftig nicht mehr in Nürnberg stattfinden wird, weil der Veranstaltungsort einfach zu klein geworden ist. Wir brauchen mehr Raum, weil die Teilnehmerzahlen bei 200 liegen und eine steigende Tendenz aufweisen. Auch dort hat sich in den letzten Jahren ein gewisser Wandel vollzogen. Das Sachverständigenseminar ist sehr breit geworden. Es wird mittlerweile auch über Parkett, Bodenbelag, Estrich sowie den ganzen Fußboden referiert. Deswegen ist es auch der richtige Weg. Ich bin überzeugt davon, dass es in absehbarer Zeit, vielleicht in den nächsten 3, 4 Jahren die 250 Teilnehmer-Grenze sprengen werden, weil in diesem Bereich einfach Bedarf herrscht.
aus FussbodenTechnik 05/07 (Wirtschaft)