Wotex Intercolor - Einkaufsverband für Heimtextilien, Farben und Raumausstattung

Nur in der Risikozone werden Träume wahr

Die Handelskooperation Wotex Intercolor unterstützt den Fachhändler und -handwerker mit Eigenkollektionen, Marketingprogrammen und fachkundiger Beratung. Für die Zukunft setzt die Verbundgruppe auf Weiterbildung, Warenpräsentation und das Besondere.

Als "starke Gemeinschaft mittelständischer Unternehmen" sieht sich die Einkaufskooperation Wotex Intercolor für Heimtextilien, Farben und Raumausstattung. Die freie Kooperation will die Nachteile des selbstständigen Einzelunternehmers gegenüber den Großvertriebsformen und Filialisten ausgleichen; ihre Mitglieder kommen aus den Bereichen Fachmarkt, Fachgeschäft, Objekteur und Fachhandwerk.

Die Kooperation mit Sitz im saarländischen Schiffweiler unterliegt der Leitung des Branchenpraktikers Karl-Heinz Deckmann und dessen Sohn, dem Diplom-Betriebswirt Jan Deckmann. Wotex Intercolor bietet seinen Mitgliedern professionelles Beschaffungs- und Absatzmarketing sowie ein breites Angebot unterschiedlicher Dienstleistungen. "Damit können wir den bekannten Schwierigkeiten in der Heimtextil- und Raumausstatterbranche sowie den immer wieder auftretenden Kommunikationsschwierigkeiten mit den Großhandelsformen und der Industrie begegnen. Wichtigste Erfolgsfaktoren für die Geschäftsführer Deckmann: absolute Marktnähe und kontinuierliche Kommunikation mit den Mitgliedsunternehmen.

Einmal jährlich im Frühjahr bringt Wotex Intercolor auf einer Tagung Mitglieder und Anbieter zusammen. Zur Diskussion standen dieses Jahr wieder branchenrelevante Themen und Probleme: Der Großhandel schrumpft dramatisch, Unternehmen werden verlagert, geschlossen oder über Hedge-Fonds aufgekauft. In der Zeit von 1996 bis 2006 ist die Zahl der Facheinzelhändler um 4.822 Betriebe zusammengeschmolzen.

Trotzdem bezeichnete Karl-Heinz Deckmann 2006 als "kein schlechtes Jahr": Die Firmeninsolvenzen seien zurückgegangen, und dank guter Auftragslage werde wieder vor Ort investiert. Da nun auch die Baubranche wieder Auftrieb bekomme und die Verbraucher ihre Kauflust neu entdeckten, stünden die Zeichen auf Neustart. "Der Preis spielt zwar immer noch eine Rolle, aber der Verbraucher achtet zusätzlich auf die Herkunft der Ware, das soziale und gesellschaftliche Engagement der Hersteller", so Deckmann. Und auf den Service. Hoch im Kurs: das Besondere. Für Einzelstücke mit einem gewissen Luxus sei der Konsument durchaus bereit, mehr Geld auszugeben.

Vier Herausforderungen für die Branche

Trotzdem sieht sich der Fachhandel verschiedenen Herausforderungen gegenüber. Als Einkaufskooperation steht Wotex Intercolor seinen Mitgliedern mit Rat und Tat zur Seite.

1. Herausforderung: Weiterbildungsmüdigkeit

Der Fachhandel ist weiterbildungsmüde, es mangelt verstärkt an Fachkräften. "Inhaber sind meist gute Fachleute, verfügen aber oft über zu wenig betriebswirtschaftliche Kenntnisse", meint Karl-Heinz Deckmann: Zwar hielten 87% der Entscheider dieses Thema für wichtig, aber nur 39% der Mitarbeiter nähmen an Seminaren teil, bei den über 50-jährigen sogar nur 20%.

2. Herausforderung: Einkaufskonzepte gesucht!

Laut Wotex-Geschäftsführung fehlt es in vielen Bereichen an einer richtigen Unternehmensplanung, sogar schon an einem Konzept für den Einkauf. Es werde zu knapp kalkuliert und die Handelsspannen seien zu gering. Gehandelt werde oft nach dem Motto: Wer kommt, macht das Geschäft.

3. Herausforderung: Warenbeschaffung für Einzelkämpfer

Die Konzentration im Großhandels- und im Industriebereich erschweren dem Einzelkämpfer die Warenbeschaffung. Im Großhandelsbereich gibt es nur noch zwei überregionale Riesen. Die Industrie baut den Außendienst ab und beliefert Kunden erst ab gewissen Umsatzgrößen.

4. Herausforderung: Die passende Präsentation

Die meisten Verbraucher sehen Inneneinrichtungsprodukte immer noch als Gebrauchsgegenstände, nicht als Modeartikel mit Mehrwert. Das liegt nicht zuletzt an der Außenpräsentation und der Darstellung im Verkaufsraum.

Trotz allem sind Karl-Heinz und Jan Deckmann überzeugt, dass sich der Fachhandel nicht nur halten, sondern sogar verbessern kann. Dafür müssten allerdings neue Ideen her - und unverbrauchte Konzepte. "Wer heute erfolgreich sein will, muss andere Wege einschlagen, etwas wagen, auch mal eine Niederlage einstecken", meint Jan Deckmann. Denn: Träume werden in der Risikozone erfüllt, nicht in der Komfortzone.

Das Wotex-Angebot: Bonussystem, Beratung, Marketing

Unterstützen will Wotex seine Mitglieder vor allem durch betriebswirtschaftliche Hilfestellungen. "Wir haben vor, enger zusammenzurücken - bis hin zum einheitlichen Marktauftritt", heißt es. "Wenn wir uns als Gruppe auf Listungslieferanten konzentrieren, sind wir mächtiger am Markt." Wotex empfiehlt, Erfa-Gruppen zu nutzen und BWA-Planer, Software, Branchen- und Vergleichszahlen für die Jahresplanung anzufordern.

Eingekauft wird bei der Wotex übrigens nicht allein nach Marken und Namen, sondern auch nach Ertragsmöglichkeiten. Für den Werbe-Jahresplan stehen Marketingangebote vom Verband und der Industrie zur Verfügung. Im Blickpunkt soll dabei die Wotex-Eigenkollektion stehen.

Neu ist auch ein Bonussystem, das der Verband auf der Frühjahrstagung seinen Mitgliedsfirmen präsentierte. "Händler helfen Händlern" soll in Form einer Beteiligungsgesellschaft funktionieren; vorausgesetzt, es schließen sich genügend Mitgliedsfirmen dieser Idee an. Sinn und Zweck bestehen darin, den Mitgliedern Starthilfe für Umbau und Neugestaltung zu geben.

Wichtige Wotex-Empfehlung für alle Gelddinge: keine Finanzierungslücken entstehen lassen.Der Unternehmer sollte den Kreditinstituten frühzeitig und offen seine Kooperationsbereitschaft signalisieren. Bei sich anbahnenden Krisensituationen stellt der Verband übrigens einen Bankfachmann. "Durch unsere große Dienstleistungspalette helfen wir, die Existenz unserer Mitgliedsfirmen zu sichern und diese zukunftsfähig auszurichten", heißt es bei Wotex.
aus BTH Heimtex 09/07 (Wirtschaft)