Interview mit Richard Denzler, CEO von Bauwerk

"Verantwortungsbewusst mit Holz-Ressourcen umgehen"

Der Schweizer Parketthersteller Bauwerk hat bei der Beschaffung von Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft deutliche Signale gesetzt. Seit Jahresanfang sind fast alle Parkettböden aus Überseehölzern mit "FSC Mix-Label" erhältlich. ParkettMagazin sprach mit Bauwerk-Firmenchef Richard Denzler über die aktuelle Situation bei zertifiziertem Parkettholz und über die künftige Entwicklung.

ParkettMagazin: Seit Jahresanfang sind fast alle Bauwerk-Parkettböden aus Überseehölzern mit "FSC Mix-Label" erhältlich. Was heißt das für die tägliche Praxis? Kann der Kunde bei der gleichen Holzart zwischen Parkett mit und ohne Umweltlabel wählen?

Richard Denzler: Mit der Strategie, bis zum Jahre 2008 ausschließlich Holz aus kontrollierten Quellen zu verarbeiten, haben wir uns selbst klare Ziele gesetzt, um unsere Verantwortung für den Rohstoff Holz und unserer Umwelt wahrzunehmen. Wir stützen uns beim Holzeinkauf auf anerkannte Zertifikate wie FSC, PEFC, CSA (Kanada), AFTS (USA) oder auf eigene Recherchen bzw. Risiko-Analysen bei seriösen Holzlieferanten, die grundsätzlich Chain-of-Custody (= Produktkette) zertifiziert sind.

Damit wollen wir dubiose Quellen und Lieferanten mit Angeboten aus Raubbau ausschließen. Das von den Umweltverbänden bevorzugte FSC-Label wird von uns prioritär eingesetzt, ohne jedoch die anderen Zertifizierungen herabzusetzen oder gar in die Macht-, Anerkennungs- und Glaubenskämpfe der verschiedenen Zertifizierungsorganisationen einzugreifen. Wichtig sind für uns einzig und allein unsere Überzeugung und die Anstrengungen für unsere Parkettkunden, nur Holz aus kontrollierten Quellen einzusetzen.

Das heißt also, um auf die Frage zurückzukommen, dass der Bauwerk-Kunde nicht wählen muss zwischen "sauberem" und "dubiosem" Holz, sondern wählen kann zwischen Holz aus kontrollierten Quellen und ebensolchem Holz mit offizieller Zertifizierung (z. B. FSC).

PM: Bisher gibt es bei Bauwerk kein FSC-zertifiziertes Wengé- und Teakparkett. Wie werden Sie mit diesen Hölzern verfahren? Sollen sie möglicherweise aus dem Programm genommen werden?

Denzler: Wir verwenden bereits heute Teak und Wengé aus kontrolliertem Holzanbau und suchen zusätzlich FSC-zertifizierte Quellen. Zertifiziertes Plantagen-Teak wie es für z. B. Gartenmöbel eingesetzt werden kann, ist für Parkett aber unbrauchbar. Bedingt durch den limitierten Stammdurchmesser sind die Hell-Dunkel-Farbunterschiede zu groß ("Zebra"-Wirkung) und werden von den Kunden nicht akzeptiert. Falls wir in Zukunft trotz unserer Bemühungen für irgendeine Holzart keine nachweislich kontrollierten Quellen finden sollten, würden wir das Angebot dieser Holzart überdenken.

PM: Wer interessiert sich tatsächlich für eine solche Kennzeichnung? Und wie reagieren ihre Auslandskunden?

Denzler: Die professionelle Kommunikation der Umweltverbände zum Thema FSC-Holz hat Architekten und Bauherren sensibilisiert, vermehrt beim Kauf von Holzprodukten auf die Herkunft zu achten. Die globale Klimadiskussion tut ein Übriges. Zudem haben wir alle, Private und Unternehmungen, eine Verpflichtung, mit dem "grünen Gold" Holz verantwortungsbewusst umzugehen, um auch morgen den biologischen und umweltfreundlichen Rohstoff Holz aus intakten Wäldern ernten zu können. Diese Sichtweise setzt sich vermehrt, wenn auch in unterschiedlichen Geschwindigkeiten, in den meisten Märkten durch.

Allerdings sind bisher nur wenige bereit, für diese Überzeugung einen Mehrpreis als Beitrag zu den nicht unerheblichen Mehrkosten zu zahlen.

PM: Kritiker halten das "FSC Mix-Label" für Augenwischerei. Was entgegnen Sie diesen Leuten? Und wie wird sichergestellt, dass der nichtzertifizierte Anteil nicht illegal eingeschlagen wird?

Denzler: Eine Augenwischerei ist es sicher nicht. Viele Holzarten sind schlicht und ergreifend nicht FSC-zertifiziert zu kaufen. "FSC Mix" ist eine Möglichkeit, sich trotzdem auf den Weg zu machen und einen Beitrag zum verantwortungsvollen Umgang mit den natürlichen Ressourcen zu leisten. Allerdings: Das ist kein "Easy Ride". Für den Nachweis, dass der nicht FSC zertifizierte Anteil aus kontrollierten Quellen stammt, sind die Anforderungen so hochgeschraubt worden, dass es für einen einzelnen Verarbeiter sehr schwierig ist, für gewisse Holzarten das "FSC Mix-Label" zu erhalten. Bauwerk muss sich zunehmend bemühen, um bestimmte Holzarten mit "FSC Mix-Label" weiterführen zu dürfen.

Das "FSC Mix-Label" ist ein Schritt in die richtige Richtung, allerdings nur einer von vielen. Es hat außerdem Signalwirkung: Die Holzzulieferer sehen, dass hier ein Markt ist. Die Holzverarbeiter realisieren, dass auch der Weg der kleinen Schritte honoriert wird. Die Motivation, sich auf den Weg zu machen, steigt.

PM: Besteht durch die Einführung von "FSC Mix-Produkten" noch die Notwendigkeit, den Anteil der "FSC 100%"-zertifizierten Ware zu erhöhen?

Denzler: "FSC Mix" ist ein Meilenstein, nicht das Ziel. Wir würden am liebsten das gesamte Sortiment "FSC 100%" oder in einer anderen durchgehenden Zertifizierung anbieten. Das Angebot von FSC-Rohholz (Exoten und europäische Holzarten) hinkt aber weit hinter der steigenden europäischen Nachfrage her. Dies ist kein Preis-, sondern ein Beschaffungsproblem. Ein konzertiertes Vorgehen der Umweltverbände und Zertifizierungsorgane kann nach unserer Einschätzung beeinflussen, wie schnell wir unser Ziel erreichen.

Aktuell sind wir gezwungen, uns, wie eingangs erwähnt, auch auf andere bewährte Zertifikate aus verlässlichen Lieferquellen sowie auf unsere eigenen Recherchen zu stützen, um sicher zu sein, nur Holz aus kontrollierten Quellen zu verarbeiten.

PM: Wie unterstützt FSC konkret die Aktivitäten von Bauwerk?

Denzler: FSC hat es geschafft, ihr Label einer breiten Bevölkerung bekannt zu machen. FSC hat es geschafft, den Markt für die Herkunftsfrage von Holz zu sensibilisieren. FSC hat es geschafft, nicht nur sehr strenge Richtlinien aufzustellen, sondern deren Befolgung systematisch vom Holzanbau bis zum Fertigprodukt sicherzustellen. FSC hat mit dem "FSC Mix-Label" den Weg der kleinen Schritte geöffnet und damit sicher zusätzliche Bemühungen freigesetzt.

FSC hat es bisher nicht geschafft, dem "FSC-Mix-Label" zum Durchbruch zu verhelfen. FSC hat es bisher nicht geschafft, weltweit genügend Forstwirtschaften zu zertifizieren, damit das Angebot von mehr "FSC 100%"-Produkten auf dem Markt möglich wird.

PM: Lassen Sie uns einen Blick in die Zukunft wagen. Sehen Sie die Forstzertifizierung als eine zeitlich begrenzte Maßnahme? Oder wird eine nachhaltige Forstwirtschaft auf Dauer die Zertifizierung erfordern? Wird man in zehn oder 20 Jahren noch über Forstzertifizierung sprechen?

Denzler: Für einen verantwortungsvollen und wirtschaftlich handelnden Holz verarbeitenden Betrieb gibt es nur ein einziges Zukunftsszenario: Kein Holz aus dubiosen Quellen, kein Holz aus Raubbau, wir wollen Holz aus nachhaltigem Anbau. Die Waldflächen dieser Welt müssen erhalten und sinnvoll genutzt werden, ob per Gesetz oder über freiwillige Zertifizierungen - welche einen Mehrwert bieten, ist zweitrangig. Nicht überall auf der Welt bestehen aber fortschrittliche Gesetze wie in der Schweiz oder in der EU, die sich über Jahrzehnte wenn nicht Jahrhunderte entwickelt haben.

Um auf Zertifizierungen verzichten zu können, müssten die Wald-Gesetzgebungen der einzelnen Länder entsprechend ausgearbeitet und umgesetzt werden. Solange diese Voraussetzung nicht gegeben ist, werden Zertifizierungen zum Schutz der Umwelt sinnvoll und erforderlich sein.

Wenn wir zudem den Entwicklungsländern das Angebot von zertifiziertem Holz aus umweltgerechtem Anbau als einen wirtschaftlich interessanten Industriezweig aufzeigen können, wird das der nachhaltigste Schutz der Umwelt sein, der zudem helfen kann, das Gefälle zwischen Arm und Reich zu verkleinern.


FSC-Kennzeichnung

FSC 100%
Materialeingang: Holz, das ausschließlich aus Wäldern stammt, die nach den Umwelt-Wirtschafts- und Sozialstandards des FSC zertifiziert wurden.

FSC Mix
Materialeingang: FSC-zertifiziertes Holz, kontrolliertes Holz oder Recyclingmaterial. Hinter der Kennzeichnung stehen zwei Optionen der Materialflusskontrolle. Zum einen die Mengenbilanzierung, bei der FSC-Rohmaterialmengen auf einem FSC-Konto gutgeschrieben werden. Je nach Auftragslage kann der Verarbeitungsbetrieb Produkte mit dem FSC-Label kennzeichnen und zieht entsprechende Mengen vom Konto ab. Einfach ausdrückt: Wenn 20% zertifiziertes Material in einer Produktgruppe eingesetzt wird, dann können entsprechend diesem Prozentsatz 20% der Produkte mit dem FSC-Label gekennzeichnet werden. Zum anderen lässt sich die Schwellenwertoption bei hohem FSC-Holzeinsatz nutzen. Dabei muss in der Produktion immer der Mindesteinsatz von 70% FSC-Holz, bei Recyclingmaterial ein Anteil von 90% nachgewiesen werden. Der nicht-zertifizierte Anteil sollte ebenfalls aus kontrollierten Quellen stammen und nicht illegal eingeschlagen sein. Hierzu setzt der FSC auf ein selbst entwickeltes Überwachungssystem.

FSC Recycling
Materialeingang: Recyclingmaterial (Altpapier oder gebrauchtes Holz)
aus Parkett Magazin 03/07 (Wirtschaft)