Heimtextil 2023
Messe setzt auf Internationalität
Bei ihrem Restart im Januar präsentierte die Heimtextil sich international: 2.400 Aussteller und 44.000 Besucher aus insgesamt 129 Nationen füllten die Messehallen in Frankfurt am Main. Der aktuellen Krisensituation zum Trotz überwog auf beiden Seiten die positive Stimmung. Im Fokus stand neben der Präsentation textiler Neuheiten vor allem das Thema Nachhaltigkeit, das unter anderem in Form von Workshops, Touren, Vorträgen und Networking-Formaten erlebbar gemacht wurde.
Die Heimtextil ist kraftvoll in den Januar zurückgekehrt und setzte als Barometer für das Messegeschäftsjahr alle Zeichen auf Erfolg mit einem herausragenden Internationalisierungsgrad", zog Detlef Braun, Geschäftsführer der Messe Frankfurt, ein positives Resümee der Leitmesse für Wohn- und Objekttextilien, die nach zweijähriger Corona-Pause erstmals wieder zum gewohnten Zeitpunkt stattfand und weist damit zugleich auf das herausragende Merkmal des Events hin. Im Vergleich zu 2020 erreichte die Messe einen Anstiegdes Internationalisierungsgrads auf der Ausstellerseite auf 94 Prozent und der Besucherseite auf 82 Prozent. Mehr Aussteller kamen 2023 vor allem aus der Türkei und Pakistan, mehr Einkäufer unter anderem aus Italien, der Türkei, Spanien und Griechenland.
"Die herausragende Internationalität zeigt: Die Heimtextil ist in Zeiten geopolitischer Herausforderungen der wichtigste Place-To-Be der globalen Heimtextilbranche sowohl für neue Geschäftskontakte und Marktchancen als auch für die Neudefinition von Lieferketten sowie wichtige Kooperationen zur Bewältigung der Produktionsengpässe", so Braun weiter.
Kleiner Wermutstropfen: Für die heimische Textilbranche hatte die Messe im Vergleich zu den vorpandämischen Jahren nicht mehr so viel zu bieten. Deutsche Aussteller waren eher rar gesät - als Gründe nannten viele die andauernden wirtschaftlichen und durch die Pandemie bedingten Unsicherheiten. Dementsprechend fiel auch die Zahl der Besucher aus dem deutschen Fachhandel vergleichsweise niedrig aus. "Das sehen wir auch", erklärt Cornelia Loos von Essenza Home, die sich in Halle 12 zwar etwas kleiner als früher, aber dennoch sehr inspirierend präsentierten. Rund zwei Drittel der Standbesucher, schätzt sie, seien international. Trotzdem wertet sie den Heimtextil-Auftritt noch während der Messe als vollen Erfolg. "Der Export ist ein wichtiger Teil von Essenza Home und die Heimtextil der perfekte Ort, um unsere Kunden aus aller Welt zu empfangen." Diese seien nicht nur zahlreich erschienen, sondern erkennbar froh gewesen, endlich wieder persönlich Kontakte pflegen zu können.
Ähnliche Erfahrungen machte auch Bettwäsche-Hersteller Wülfing. "Der Export macht 40 Prozent unseres Geschäfts aus", erklärte Geschäftsführer Johannes Dowe, "und die Heimtextil somit ein Pflichttermin." Trotzdem hatte der Hersteller lange gezögert und als Kompromiss schließlich seine Fläche von früher 250 auf 60 Quadratmeter verkleinert. "Es war genau die richtige Entscheidung, Präsenz zu zeigen", so Dowe. "Alle unsere relevanten internationalen Kunden waren da und wir starten positiv in das neue Jahr."
Genauso sieht es auch OBB-Geschäftsführerin Petra Schweigert. "An unserem Stand war beinahe durchweg viel los, wir haben aber nicht nur viele, sondern vor allem auch gute Gespräche geführt mit wichtigen internationalen Kunden, Entscheidungsträgern und Interessenten." Für die OBB Oberbadische Bettfedernfabrik sei die Heimtextil der perfekte Ort gewesen, um den internationalen Einkäufern Neuheiten wie etwa die Kollektion Schwarzwald Sensitiv mit besonders hautsympathischen Bettwaren auch haptisch zu präsentieren. "Wir werden auf jeden Fall 2024 wieder auf der Heimtextil als Aussteller präsent sein", so Petra Schweigert.
Eine von der Messe durchgeführte repräsentative Umfrage bestätigt die Erfahrungen der von der Haustex gefragten Industrie-Vertreter. 80 Prozent der Aussteller gaben an, ihre Messeziele bereits am dritten Tag erreicht zu haben. Auch die Zufriedenheit mit der Besucherqualität war laut den Befragungsergebnissen sehr hoch: 72 Prozent der Besucher waren Top-Entscheider, unter den Einkäufern haben 92 Prozent ihre Messeziele erreicht.
Der Termin für die nächste Heimtextil steht bereits fest. Die internationale Fachmesse hat zu ihrem gewohnten Rhythmus zurückgefunden und wird vom 9. bis 12. Januar 2024 stattfinden.
Up to date beim Thema Schlaf
Für den Bettenfachhandel und Einzelhändler wartete die Heimtextil 2023 mit einem erweiterten Rahmenprogramm auf. Neben der etablierten Heimtextil Conference "Sleep & More" wurden erstmals Sleep Tours angeboten. Schlafcoach und Präventologe Markus Kamps führte interessierte Besucher dabei zu ausgewählten Ausstellern und gab spannende Einblicke in das Thema Gesunder Schlaf. So führten die Sleep Tours Besucher unter anderem zu einer nachhaltigen Matratze aus Meeresmüll oder einer CO-neutralen Faser, die unter anderem in Bettwaren zum Einsatz kommt.
Auf der Heimtextil Conference Sleep & More referierten auf einem Vortragsareal in der Hallle 11.0 Experten aus Forschung, Industrie und Design über die Wissenschaft des Schlafs, nachhaltige Trends oder Herausforderungen des Fachhandels. Beispielsweise sprach Hans-Günther Weeß von der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) darüber, wie der Schlaf erholsamer gestaltet werden kann, eine Expertenrunde tauschte sich über den Sinn oder manchmal auch Unsinn von Schlafgadgets aus und Julia von Klitzing von der Hotelkompetenzzentrum GmbH beschrieb nachhaltige Ansätze für die Hotellerie.
Nachhaltigkeit war auch das Thema von Bettenfachhändler Thomas Deisler. In einem "Best practice Bettenfachhandel: Grüner Fokus - aber anders!" gab der Unternehmer, das Fachgeschäft Betten Deisler in Gundelfingen in sechster Generation, spannende Denkanstöße, wie eine nachhaltige Geschäftsführung dem Bettenfachhandel Chancen für die Zukunft eröffnet.
aus
Haustex 03/23
(Wirtschaft)