Mapei GmbH

Gerissener Estrich – was tun?

Im Sinne der Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit ist es bei vielen Sanierungsmaßnahmen im Bestand vom Auftraggeber gewünscht, die Bausubstanz möglichst zu erhalten. Dies gilt auch für Altuntergründe beim Wechsel des Bodenbelages. Hier soll eine neue, möglichst fugenlose Fläche mit dem neuen Bodenbelag entstehen, ohne die Altunter-gründe vollständig auszubauen. Demgegenüber stehen dann aber alte Estriche mit Rissen, Fugen und Estrichausbrüchen. Maik Evers, Leiter Technischer Service Fußbodentechnik & Parkett bei Mapei, erklärt, was dabei zu beachten ist.


Problem
Das Dilemma mit den Rissen

Jeder kennt den typischen Altestrich, der diverse Risse aufweist. Spätestens wenn der Altestrich intensiver mechanischer Vorbereitung zur Entfernung alter Spachtelmassenschichten durch Fräsen oder ähnlichem ausgesetzt ist, entsteht oft ein "Spinnennetz" an Haarrissen. Deren kraftschlüssiges Schließen mit Rissharz erscheint in diesen Fällen oft als nicht mehr wirtschaftlich. Daneben sind oftmals Estrichergänzungen erforderlich - beispielsweise nach Entfernung einer Wand - die an den Bestandsestrich angearbeitet werden müssen und üblicherweise ebenfalls verharzt werden.

Hintergrund
Verharzen vs. Armieren

Nach dem sogenannten "kraftschlüssigen Verbinden" (umgangssprachlich: "Verharzen") der Risse mit Silikat- oder Polyesterrissharz gilt der Estrich im Sinne der DIN 18365 im Bezug auf Risse als "mangelfrei". Jedoch steht der betriebene Aufwand oftmals nicht im Verhältnis zum Nutzen. Bei flächig gerissenen Estrichen gibt es daher eine weitaus komfortablere und schnellere Lösung zur Stabilisierung des Estrichs ohne aufwendiges Verharzen: mit Glasfaserarmierungsmatten zur Verstärkung von selbstverlaufenden Spachtelmassen.

Diese bestehen aus multidirektional angeordneten Fasern, die sich bei Kontakt mit der Spachtelmasse voneinander lösen und so für eine hohe armierende Wirkung auf flächig gerissenen Untergründen sorgen. Im Kommentar zur DIN 18365 heißt es dazu, dass abweichend vom kraftschlüssigen Verbinden auch andere Methoden zum Schließen von Rissen eingesetzt werden können, wobei die diesbezüglichen Herstellerangaben zwingend zu beachten sind. Eine "Armierung" des gesamten Untergrundes anstelle eines kraftschlüssigen Schließens jedes einzelnen Risses ist demnach grundsätzlich möglich, sofern der Hersteller des Armierungsproduktes dieses System empfiehlt.

Mein Tipp
Systemlösung für flächige Stabilisierung

Sofern der Untergrund festliegend ist, also nicht vertikal schert, kann es demnach sinnvoll sein, den gesamten Untergrund flächig zu armieren statt nur partiell einzelne Risse oder Estrichergänzungen zu verbinden. Die Verarbeitung einer Glasfaserarmierungsmatte zur flächigen Stabilisierung ist dabei denkbar einfach: Die Vliesmatte wird vollflächig mit einer leichten Überlappung auf den bereits grundierten Untergrund lose ausgelegt. Der Zuschnitt erfolgt dabei mittels Schere. Anschließend wird die Matte in eine geeignete selbstverlaufende Zement- oder Gipsspachtelmasse in einer Schichtdicke von üblicherweise mindestens 5 mm eingebettet. Die Glasfasern sind mit einem wasserlöslichen Klebstoff miteinander fixiert, sodass sich diese bei Kontakt mit der Spachtelmasse lösen, innerhalb der Spachtelmassenschicht verteilen und - ähnlich zu händisch zugegebenen Fasern - eine Armierung der Spachtelmasse bewirken. Wobei diese armierende Wirkung und erzielte Rissüberbrückung deutlich größer sind als bei üblichen faserarmierten Spachtelmassen.

Dank der niedrigen Systemaufbauhöhe ist das System perfekt für Sanierungen im Bestand geeignet und überbrückt so Risse bis zu 3 mm Breite (ggf. sind abweichende Herstellerangaben zu den technischen Daten zu beachten). Ein weiterer Vorteil: Da keine händische Zugabe von Fasern zur Spachtelmasse mehr erforderlich ist, ist das System auch für Pump-Baustellen bestens geeignet.

Tipp zur Verarbeitung: Zum Verteilen der Spachtelmasse eine Glättkelle oder eine Flächenrakel ohne Zahnleisteneinsatz verwenden, sodass die Fasern nicht versehentlich hochgerissen werden. Anschließend unbedingt mit einer Stachelwalze im Kreuzgang überarbeiten, damit Luftblasen unterhalb der Vliesmatte entweichen können.

Fazit

Mit modernen Armierungsprodukten und Systemlösungen lassen sich sanierungsbedürftige Estriche oftmals wieder instandsetzen, sodass ein Ausbau nicht notwendig wird - und der Bestand erhalten werden kann.
Gerissener Estrich – was tun?
Foto/Grafik: Mapei
Glasfaserarmierungsmatten (vorne im Bild) eignen sich besonders bei der maschinellen Verarbeitung von Bodenspachtelmassen als Alternative zum händischen Zugeben von Glasfasern, da dies beim Einsatz von Pumpen nur schwer möglich ist.
Gerissener Estrich – was tun?
Foto/Grafik: Mapei
Nicht immer macht ein kraftschlüssiges Verharzen mit Rissharz Sinn: So können flächig gerissene Estriche deutlich bequemer mittels Glasfaserarmierungsmatte stabilisiert werden. Ein Beispiel zur Sanierung von alten Estrichen bietet Mapei mit Mapenet FM. Das Armierungssystem verstärkt und stabilisiert Untergründe aller Art.
Gerissener Estrich – was tun?
Foto/Grafik: Mapei
Der Autor
Maik Evers

Leiter Technischer
Service Fußbodentechnik & Parkett

Mapei GmbH
IHP Nord – Bürogebäude 1
Babenhäuser Str. 50
63762 Großostheim
Tel.: 0160 / 334 90 59
m.evers@mapei.de

Vita:
-seit 2019: Leiter Technischer Service für den Bereich Fußbodentechnik und Parkett

-seit 2015 in der Anwendungstechnik bei Mapei

-Fortbildung zum Geprüften Technischen Betriebswirt (IHK)

-Weiterbildung zum Parkettlegermeister

-Ausbildung zum
Parkettleger
aus FussbodenTechnik 01/23 (Wirtschaft)