Fragen an Dr. Uwe Gruber, Geschäftsführer Mapei Deutschland

"Investition in Präsenzmessen muss sich lohnen"

Das Jahr 2023 bringt für Verlegewerkstoffhersteller Mapei neue Herausforderungen und Chancen. Im Dialog mit dem bodenverlegenden Handwerk geht das Unternehmen aus Großostheim einen hybriden Weg aus digitalen Formaten und persönlichen Kontakten. Geschäftsführer Dr. Uwe Gruber gewährt erste Einblicke in kommende Schwerpunkte.

FussbodenTechnik: Herr Dr. Gruber, wodurch ist das kommende Jahr 2023 bei der Bautätigkeit in Deutschland gekennzeichnet? Prognosen gehen von einem stärkeren Fokus auf der Sanierung aus - wie reagiert Mapei darauf?

Dr. Uwe Gruber: Im kommenden Jahr werden wir einen rückläufigen Trend aufgrund großer wirtschaftlicher Unsicherheiten beim Wohnungsneubau sehen, die aktuell rückläufigen Wohnungsbaugenehmigungen weisen bereits darauf hin. Der Fokus wird in der Tat stärker auf der Sanierung und dem Bauen im Bestand liegen, daher haben wir unsere Kampagne "Wir sanieren Deutschland" bereits vor gut zwei Jahren gestartet und führen diese auch verstärkt in 2023 weiter. Unsere Stärke liegt im Cross-Selling, gut vernetzten Teams und motivierten Mitarbeitern, die hinter dem Unternehmen und der Marke Mapei stehen.

FT: Mapei hat in Deutschland im Jahr 2021 das 30-jährige Jubiläum gefeiert und insgesamt eine eindrucksvolle Entwicklung gezeigt. In welchen Segmenten sehen Sie weiteres Potenzial für Wachstum?

Dr. Gruber: Grundsätzlich wollen wir in allen bestehenden Bereichen unsere Marktanteile ausbauen und sehen überall genügend Chancen. Stärkeres Aufholpotenzial haben sicherlich unsere jüngeren Bereiche, wie Construction mit den Produktlinien Industrial Flooring, Waterproofing und Betonsanierung.

Auch wenn wir in den vergangenen Jahrzehnten viel erreicht haben, wollen wir die Wachstumsstory natürlich weiterführen, auch wenn es zwischendurch zu Rücksetzern kommen kann, die in solchen dynamischen Zeiten niemand mit Gewissheit ausschließen kann. Unseren Mitarbeitern werden wir damit weiterhin einen sicheren Hafen bieten und sukzessive die Produktionskapazitäten in Deutschland ausbauen, da wir hier bereits wieder an natürliche Grenzen stoßen.

FT: Sie haben bei Mapei in Deutschland die komfortable Situation, aus einer großen Produkt-Range der italienischen Muttergesellschaft Mapei SpA auswählen und Schwerpunkte für den deutschen Markt setzen zu können. Wie schaffen Sie es die "richtige" Auswahl zu treffen?

Dr. Gruber: In deutschen Unternehmen ist das Produktmanagement oft im Marketing angesiedelt, so war es auch bei uns. Allerdings haben wir vor gut zehn Jahren das Produktmanagement gestärkt und aus dem Marketing herausgelöst, um den Produktansatz noch stärker zu betonen. Dazu haben wir personell kräftig in das lokale Produktmanagement investiert, das in enger Abstimmung mit den globalen Produktmanagern in Mailand an optimal abgestimmten Produkten für unseren Markt arbeitet. Diese Teams arbeiten interdisziplinär mit Vertrieb, F & E, Produktion und Marketing zusammen und haben in den vergangenen Jahren eine hervorragende Arbeit geleistet.

FT: Kann man sagen, dass der Markt der Verlegewerkstoffe im Umbruch ist, und dass dies auch Chancen für Mapei bietet? Wenn wir uns die Situation bei großen Marktteilnehmern anschauen, dann hat Mapei im Vergleich dazu den großen Vorteil, dass es im Konzern sowie in der deutschen Mapei-Gesellschaft eine fokussierte Marke gibt - nämlich Mapei. Wie ist Ihre Meinung dazu?

Dr. Gruber: Ich bin kein Freund von Komplexität. Die Markenführung, Kundenansprache und die sich daraus ergebenden Synergien sprechen für eine Ein-Marken-Strategie. Auf der anderen Seite gibt es Vorteile, wenn man unterschiedliche Zielgruppen mit verschiedenen Marken ansprechen möchte. Wir sind aber der Auffassung, dass die Vorteile einer gemeinsamen Marke überwiegen, insbesondere wenn sich unsere Handelspartner selbst immer breiter aufstellen. Diesen Weg wollen wir dann selbstverständlich mit begleiten.

FT: Behalten große Leitmessen weiterhin ihre Daseinsberechtigung? Sie haben über viele Jahre die Leitmessen auch dazu genutzt, länderübergreifend den Austausch zwischen Mapei-Verantwortlichen zu fördern und natürlich um über Produkt-Neuheiten zu informieren. Wird das zukünftig weiter so sein?

Dr. Gruber: Mapei steht weiterhin zu den Präsenzmessen, allerdings müssen sich solche Investitionen auch lohnen. Solange Messen von Handwerkern, Handel, Bauunternehmen, Planern und Architekten als sinnvoll erachtet werden und starken Zulauf erhalten, werden wir uns daran beteiligen. Dennoch werden sich Informationswege und Kommunikation zwangsläufig weiter in die digitalen Räume verschieben, da sich auch die Customer Journey verändert.

FT: Kann der persönliche Kundenkontakt durch digitale Formate ergänzt werden? Welche Erwartungen haben bodenverlegende Handwerker heute? Ich habe kürzlich in zwei unabhängigen Interviews die Aussage gehört: Die Kunden setzen funktionierende Produkte voraus. Das Rennen macht derjenige, der den besten Service bietet. Würden Sie das so unterschreiben? Wie lässt Mapei die Wettbewerber hinter sich?

Dr. Gruber: Als Hersteller muss man sicherlich einen hybriden Weg aus digitalen Formaten und persönlichen Kontakten gehen. Neben Produkten, die eine hohe Qualität, Sicherheit, Nachhaltigkeit und leichte Verarbeitbarkeit aufweisen müssen, wird der Service um das Produkt immer wichtiger. Wir unterstützen den Handwerker mit unserer Anwendungstechnik, Seminaren, Verarbeitungsvideos, digitalen Aufbauempfehlungen, etc. bei seinen Projekten. Spezielle Serviceangebote, wie unser Pump It! machen uns für den Verarbeiter zusätzlich interessant. So schön die digitalen Formate auch sind, die Produkte werden immer noch auf der Baustelle verarbeitet und angewendet. Von daher ist der persönliche Kontakt und der Service nah am Geschäft unerlässlich.

FT: Mapei Deutschland verfügt in den Segmenten keramische Fliese sowie Parkett & Fußbodentechnik über ein großes Außendienst-Team. Sind Sie weiter bestrebt, Verkaufsgebiete zu teilen, um die Betreuung zu intensivieren?

Dr. Gruber: Ja, eindeutig. Wir sehen weiteres Potenzial in den Vertriebsgebieten und sind bestrebt, die Vertriebsmannschaft auszubauen und die Betreuung zu intensivieren. Wir freuen uns daher immer über interessante Bewerbungen.
aus FussbodenTechnik 01/23 (Wirtschaft)