Dr. Schutz: Oberflächentage in der Schorfheide

LVT sanieren und Holzböden strukturieren

Ausgebucht war die zweitägige Veranstaltung zu Oberflächenthemen, die Dr. Schutz zusammen mit Project Floors, Sarközy und Lägler auf dem Gelände der ehemaligen Jagdresidenz von Kaiser Wilhelm II. in der Schorfheide nordöstlich von Berlin veranstaltete. Auf der Agenda stand Fachliches zum Thema Sanierung.

Sanierung von LVT: Designbeläge können heute PVC-frei und weichmacherarm sein. Ralf Edelmann (Leiter Oberflächentechnik Dr. Schutz): "An nachhaltigsten ist das Produkt, das am längsten hält." Rausreißen und neu verlegen kann in diesem Sinne nicht die Lösung sein. "Durch nachträgliche Lackierung gibt man Vinylbelägen viele Jahre zusätzlicher Lebenszeit." Mit solch einer Permanentpflege, hat der Hersteller errechnet, würden im Vergleich zu einem Belagsaustausch 99,5 % CO eingespart.
Der Sanierungsvorgang beinhaltet Grundreinigung, Schleifen und Auftrag eines PU-Siegels, wahlweise mit Zusätzen für bestimmte Zwecke, wie etwa Rutschfestigkeit. Und selbst bei einem nagelneuen LVT-Belag lohnt sich die zusätzliche Lackierung vor Ort - vor allem im Objekt.

Krankenhäuser, Arztpraxen und Pflegeheime gelten als wachsender Markt für elastische Bodenbeläge. Dort geht es um Hygiene, Rutschsicherheit, geschlossene Fugen, und leichte Reinigung. "Die meisten Krankenhauskeime befinden sich auf dem Boden und bauen sich nach zwei Stunden normaler Reinigung wieder auf", benannte Frank Knott, Gesamtvertriebsleiter bei Dr. Schutz, einen von mehreren Punkten, die geeignet sind, ein sogenanntes Pro-Care-System als Mehrwert zu einem reinen LVT-Boden zu verkaufen. Dabei handelt es sich um eine On-top-Versiegelung zum Schutz vor Chemikalien, Rutschgefahr und durch Fugenverschluss auch vor Bakterien, Viren und Keimen. Hinzu kommen Lichtechtheit, Trittschallschutz, leichte Unterhaltsreinigung und Möglichkeiten der Farbgestaltung.

"Bald wird es Desinfektionsmittel geben, die länger als 24 Std. wirken", glaubt Knott. Dies müsse eine Bodenbeschichtung aushalten können. "In fünf bis sechs Jahren werden wir nur noch über Permanentversiegelung reden. Dann gibt es viele Designböden, die der Renovierung bedürfen." In diesem Zusammenhang soll demnächst ein unabhängiges Gutachten belegen, dass eine Permanentversiegelung zur deutlichen Reduzierung von Mikroplastik beitragen kann.

Lärchen- und Eichenboden strukturieren

Wie renoviert oder strukturiert man ältere Holzböden? Dieser Frage widmete sich Lukas Bartsch, Kundenbetreuer Nordost Lägler. Mit der Dreischeibenmaschine Trio rückt man einem Lärchenboden in den Schleifkörnungen 40, 60 und 80 zu Leibe. Ein Feinschliff kann auch Korn 120 sein. Will man dann eine Strukturierung erreichen, bei der die Spätjahresringe stehen bleiben, setzt man 80er Nylonfilamentbürsten ein. "Das Nadelholz dafür nicht wässern und den Randbereich mit der gleichen Bürstenart bearbeiten", rät Lukas Bartsch.

Der Schliff eines Eichenbodens erfolgt ganz ähnlich. Nach jedem Schleifgang die Oberfläche gut absaugen und auf kleine Steinchen prüfen. Das Strukturieren verlangt bei diesem härteren Holz anschließend Messing- oder Edelstahlbürsten. Eine solche Handwerkerleistung veranschlagt Bartsch mit 6 bis 10 EUR Mehraufwand pro Quadratmeter für den Endkunden.

Holzoberfläche farbig gestalten

Nach Schliff oder Strukturierung lassen sich die Oberflächen farbig gestalten. Zunächst wird der rohe Boden gewässert. Das öffnet die Holzporen, macht aufnahmefähiger für die weitere Behandlung und lässt Schleiffehler verschwinden. Beizen sind nicht schichtbildend und erzielen ihren Farbeffekt mittels ihrer Pigmente. Wie Öle, ergeben sie ein Farbresultat ohne Überlappung.

Noch intensiver als Pigmente wirken Laugen, da sie mit Gerbsäure chemisch reagieren und voll in Markstrahlen und Spätholz eindringen. Da sie den Boden gleichzeitig wässern und färben, ist ein Vorwässern hier nicht nötig. Allerdings muss der Farbeffekt in weiteren Aufträgen mit einem Farböl und einem Lack fixiert werden. Hartwachsöle sind zwar lösemittelhaltig, werden aber dennoch oft genommen, weil sie nicht auspoliert werden müssen.

Für den beliebten Rohholzeffekt werden einem Öl Weißpigmente zugemischt, um den natürlichen Anfeuerungseffekt des Öls zu neutralisieren. Dazu sollte für eine zu bearbeitende Fläche allerdings nur eine Mischung in der benötigten Menge erfolgen. Ein etappenweises Nachmischen würde unterschiedliche Farbnuancen ergeben. Schlussendlich lässt sich ein Holz auch mit Grundierungen und Lacken einfärben. Vorsicht aber beim Auftrag nass in nass: Die Farbe kann Streifen aufweisen, weil sich Farbadditive im Überlappungsbereich anreichern.


Dr. Thomas Welter, BDA - Bestandsbau unterstützen
Das Klimaziel erreichen, die Erde retten und dafür den Baubestand erhalten, statt immer mehr Flächen zu versiegeln - darin bestand der eindringliche Appell von Dr. Thomas Welter, Geschäftsführer des Bundes deutscher Architektinnen und Architekten (BDA). "Wir müssen eine Kreislaufwirtschaft installieren, deutlich weniger Material verbrauchen und Emissionen vermeiden." Trotz vielfacher Warnungen hätten sich die Geschäftsmodelle im Bau seit zehn Jahren nicht verändert. "Wir reißen zu viel ab und bauen zu kompliziert." Seine Devise: Gebäude müssen langlebig sein. Mit fragwürdigen politischen Entscheidungen geht Dr. Welter ins Gericht: "Wärmedämmsysteme sind aus Erdöl gemacht, Geräte der Haustechnik sind zu kurzlebig und teurer Wohnungsbau wird gefördert, obwohl 2 Mio. Wohnungen in Deutschland leer stehen und die Pro-Kopf-Wohnfläche schon auf 50 m2 gestiegen ist." Seine Forderung: Regeln vereinfachen, mehr Experimente erlauben und statt Neubau den Bestandsbau unterstützen.
aus Parkett Magazin 05/22 (Marketing)