Pallmann: Würzburger Holztage 2022
Parkettleger erobern die Orange World
Pallmann lud im Juni zur 12. Auflage seiner Würzburger Holztage in das gerade fertig gestellte neue Schulungszentrum an seinem Stammsitz ein. Rund 140 Parkettleger aus ganz Deutschland und Österreich kamen und sorgten für einen gelungenen Auftakt in der "Orange World".In den vergangenen zwei Jahren hat Pallmann seinen Stammsitz in Würzburg kräftig ausgebaut. Mit der Verdoppelung der Fläche wurden Produktion, Anwendungstechnik und Verwaltung für das Wachstum der nächsten zehn Jahre erweitert. Ein modernes Schulungszentrum dient als zentraler Treffpunkt für den Austausch zwischen Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten. Im Juni weihte das Unternehmen die gerade rechtzeitig fertig gewordene "Orange World" mit der 12. Auflage seiner Würzburger Holztage standesgemäß ein. Unter dem Motto "Freunde in Würzburg" waren rund 140 Parkettleger aus Deutschland und Österreich dabei - für sie stand nach einem Jahr Zwangspause neben den Vorträgen zu aktuellen Themen des Fachs vor allem der kollegiale Austausch im Vordergrund der ausgebuchten Veranstaltung.
Das praxisorientierte Fachprogramm startete Manfred Weber mit dem Vortrag "Modebelag Holzpflaster". Der Bundesinnungsmeister und Sachverständigen-Obmann brachte nicht nur grundlegende Informationen zur Definition, Beschaffenheit und fachgerechten Verlegung von Holzpflasterböden sowie deren Eignung für Werkräume und gewerbliche Bereiche mit. Er zeigte auch Mängel an Holzpflasterböden aus seiner Sachverständigenpraxis auf, die auf mehrere Verarbeitungsfehler zurückzuführen waren. Mit Bildern von Baustellen ging er gemeinsam mit seinen Kollegen im Plenum auf Ursachensuche der vielschichtigen Mängel (mehr dazu in Parkett Magazin 6/2022).
Lösemittelfreie Oberflächensysteme
sicher verarbeiten
Tipps und Tricks zur Verarbeitung und Produkttechnik gab das Pallmann-Team um Michael Röster und Jochen Röck. Unter anderem gingen der Technik-Leiter Jochen Röck und die Laborleiterin Elena Schraut-May auf die Möglichkeiten der Oberflächenbehandlung von Parkett mit lösemittelfreien Produktsystemen ein. Während sich Fette und Öle aufgrund ihres chemisch ähnlichen Aufbaus recht gut mischen ließen, könnten Mischungen mit Wasser aufgrund von Abstoßreaktionen ungleichmäßig ausfallen und zu fleckenanfälligen Oberflächen führen. Bei unbekannten Holzarten empfiehlt Röck daher imprägnierende, lösemittelfreie 1K-Öle als sicherste Lösung. "Außer einer (mitunter deutlichen) Trocknungsverzögerung sind keine weiteren Querreaktionen zu erwarten, sofern Folgendes beachtet wird: Schleifen so grob als möglich, so fein wie nötig (glanz/matt Stellen) und unmittelbar nach dem Schleifen bzw. Wässern mit dem Ölen beginnen, damit das Holz keine Zeit hat, Inhaltsstoffe an die Oberfläche nachzudrücken."
Für die Verwendung lösemittelfreier Wasserlacksysteme spricht schon die dichtere Bauweise heutiger Neubauten, betonte Elena Schraut-May. Die Crux sei die Entwicklung eines 1K-Systems, das ohne Lösemittel auskommt und dennoch gerade in Bezug auf die Filmbildung die gewohnte Qualität bietet. Das lösemittelfreie Pallmann-System kombiniert Kitt, Grundierung und Lackprodukte.
Werben um Fachkräfte-Nachwuchs
mit den Euroskills 2023
Die "aktuelle Stunde" gehörte den Teilnehmern und dem Juryteam der Qualifikation für die Euroskills 2023 in Polen, die zeitgleich mit den Würzburger Holztagen bei Pallmann stattfand. Moderiert von Klaus Stolzenberger (Pallmann) sprachen Lisa Kujau, Michael Graber, Jonas Veh, Regina Fraunhofer und Jochen Schülein nicht nur über den Wettbewerb der Berufe. Es ging auch um die Frage, wieso sich junge Leute für einen Handwerksberuf entscheiden und mit welchen Argumenten und Medien sich der Nachwuchs für die Branche begeistern lässt. Einig war sich die Runde, dass die Euroskills selbst schon die beste Werbung für das Handwerk sind. Regina Fraunhofer: "Wettbewerbe sind die schönste Möglichkeit zu zeigen, was unser Handwerk kann."
Im Entscheid für die Teilnahme an den Euroskills gewann übrigens Lisa Kujau. Die 21-jährige Parkettlegerin aus Nordrhein-Westfalen setzte sich in dem zweitägigen Wettkampf gegen Michael Graber aus Bayern durch. Kujau war 2020 Bundessiegerin bei den Parkettlegern, Graber 2021. Mehr dazu im beiliegenden Fussboden Fuxx.
Imke LaurinatDr. Rupert Wimmer, Universität für Bodenkultur in Wien
Holz - ein unschlagbarer Werkstoff
Der größte bekannte Baum der Erde ist mit rund 115 m Höhe der Küstenmammutbaum, der älteste (nicht-klonale) Baum der Erde ist eine rund 4.900 Jahre alte Grannenkiefer. Gemeinsam haben beide Rekordträger ihren Standort im Westen der USA - und natürlich die einzigartigen Eigenschaften des Holzes, die solche Zeit- und Maßdimensionen überhaupt erst möglich machen. Der Aufbau der chemischen Substanzen sorgt für optimal funktionierende Zug- und Druckkräfte - obwohl Holz mechanisch sehr fest ist, passt es sich den Anforderungen seiner Umgebung an.
Dabei bestehen die Holzpolymere (Zellulose, Hemizellulosen und Lignin) chemisch zu 93 % quasi aus Luft: Kohlenstoff (ca. 50 %), Sauerstoff (ca. 43%), etwas Wasserstoff (ca. 6 %) und ein Rest mineralischer Bestandteile (1%) sind die Zutaten. Diese und viele weitere erstaunliche Fakten zum Werkstoff Holz hatte Dr. Rupert Wimmer von der Universität für Bodenkultur in Wien im Gepäck. Unschlagbar machen den natürlichen Werkstoff auch Eigenschaften wie sein sicher kalkulierbares Brandverhalten (anders als bei Stahl) und seine antibakterielle Wirkung (besser als Kunststoff), insbesondere wenn es sich um Kiefern- oder Lärchenholz handelt.
Apropos Lärchenholz: Ihre hohe Dichte und Festigkeit sowie ihr hoher Gehalt an Extraktsoffen machen ihr Holz dauerhaft und variabel, gleichzeitig ist es wegen des hohen Harzgehalts aber auch schwierig zu verleimen und zu trocknen. "Die deutsche Eiche - Inbegriff von Festigkeit und Massivität - hat deutlich schlechtere Dämpfungseigenschaften als die meisten anderen Hölzer. Eindeutiger Testsieger ist die Lärche", berichtete Dr. Wimmer Erstaunliches aus der Forschung. Die Unterschiede haben Wissenschaftlern zufolge nichts mit der Dichte oder dem Gewicht zu tun, sondern mit dem hohen Harzgehalt, der die Reflektionseigenschaften bestimmt. "Strahlung im Mobilfunkbereich wird von der Lärchenholzplatte etwa zehnmal so gut abgeschirmt wie von jener aus Stahlbeton", zitierte Dr. Wimmer seinen Kollegen Professor Peter Pauli von Universität der Bundeswehr München.
Jörg Mosler, Impulsgeber
Wie Handwerksunternehmer zu Mitarbeitermagneten werden
Jörg Mosler, gefragter Referent, Coach und Buch-Autor zum Thema Mitarbeitergewinnung und Mitarbeiterbindung, stammt aus einer Handwerkerfamilie und hat viele Jahre einen Dachdeckerbetrieb geführt. Entsprechend gut konnte er die Gäste der Würzburger Holztage in seinem impulsiven Vortrag "Chefsache Mensch" abholen. "Wir haben im Handwerk noch ein riesengroßes Aufmerksamkeitspotenzial für die Mitarbeitergewinnung zu heben", stellte Mosler fest. Um angesichts des Fachkräftemangels zum Mitarbeiter- und Azubimagneten zu werden, sei gerade in Handwerksbetrieben die Persönlichkeit des Unternehmers entscheidend. Ihnen rät der Coach daher, statt ihres Firmenlogos ihre Persönlichkeit zu zeigen. Und zwar gerade in der Online-Kommunikation auch durchaus mal provokant oder ein bisschen frech. "Erzeugen Sie Emotionen", so der eindringliche Appell, "und kommunizieren Sie Ihren Mitarbeitern und Ihren Kunden, wofür Sie stehen."
aus
Parkett Magazin 05/22
(Marketing)