FEP: 66. Generalversammlung und 46. Parkettkongress in Hamburg, Teil
"Es ist Zeit für Innovationen"
Wechselbad der Gefühle: Die FEP-Mitglieder erlebten 2021 das beste Jahr seit langem, mit deutlichen Steigerungen von Parkettproduktion und -absatz . Dafür sind 2022 und die Zukunft geprägt von Unsicherheiten und Herausforderungen. Sicher ist nur eins: "Die guten alten Zeiten sind vorbei", sagte Präsident Lorenzo Onofri unmissverständlich auf der diesjährigen FEP-Generalversammlung und formulierte ebenso bestimmt seinen Appell an die Parkettindustrie: "Jetzt ist die Zeit für Innovationen, neue Ideen und Wege gekommen." von Claudia Weidt"Als ich dieses Amt übernommen habe, hätte ich nie damit gerechnet, mit solchen Herausforderungen konfrontiert zu werden", leitete FEP-Präsident Lorenzo Onofri seine Rede anlässlich der diesjährigen, inzwischen 66. Generalversammlung und des 46. Parkettkongresses des Verbandes ein. Vor einem Jahr hatte der Italiener den Vorsitz der Standesorganisation der europäischen Parkettindustrie übernommen - und in diesen zwölf Monaten erlebten die FEP-Mitglieder eine wahre Achterbahnfahrt. Nach dem ausgesprochen positiven Jahr 2021 mit einem Anstieg des europäischen Parkettverbrauchs um 6,2 % auf ein Zehn-Jahres-Hoch und der europäischen Parkettproduktion um fast 7 %, sind die europäischen Parkettmärkte 2022 durch Probleme mit der Holzversorgung rückläufig. Die hohe Nachfrage nach Holz, die gestörten Lieferketten und die Auswirkungen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine haben einen weiteren Aufschwung der europäischen Parkettbranche gestoppt. Onofri: "Die Leute wollen Parkett kaufen und wir können nicht liefern. Das europäische und globale Gleichgewicht ist gestört." Ingesamt sei die Situation für alle Holzarten und Rohstoffe schwierig, insbesondere für Birkesperrholz und Eiche, da die Ukraine, Russland und Belarus bedeutende Exporteure seien.
Für ihn gibt es nur einen Weg aus dem Dilemma: "Die Zeit der Innovationen, der Entwicklung neuer Materialien und Trends ist gekommen." Bisher habe es praktisch nur ein einziges gefragtes Produkt auf dem Markt gegeben, aber: "Die gute alte Eiche-Zeiten sind vorbei." Nun sei die Notwendigkeit, aber auch die Chance gegeben, neue Wege zu gehen: "Das zwingt uns, die gesamte Produktions- und Lieferkette zu überdenken." Er forderte die anwesenden Kollegen aus der Parkettindustrie wie auch Vertreter der übrigen Wertschöpfungskette auf, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Die FEP sei eine effektive und effiziente Plattform dafür: "Ich werde nicht müde, das immer wieder zu wiederholen."
FEP fordert Schutzmaßnahmen
und Unterstützung von der EU
Onofri sieht aber nicht nur die Parkettindustrie in der Pflicht, sondern auch die EU; sie müsse stärker die Interessen ihrer Industrie und Bürger unterstütze, so wie auch andere große Wirtschaftsnationen wie die USA, China oder Indien ihren Interessen Priorität gäben. Geschäftsführerin Isabelle Brose: "Die FEP fordert nachdrücklich ein Instrument, zum Beispiel eine Quote, um einen Ausverkauf europäischen Eichenrundholzes verhindern und es in Europa zu halten, sowie - temporäre - Schutz- und Unterstützungsmaßnahmen Weiterhin sollen die europäischen Holzressourcen verstärkt mobilisiert werden und nachhaltige und recycelbare Alternativen zur Eiche entwickelt werden.
Europäischer Parkettmarkt auf 10-Jahres-Hoch
Und dabei hatte die europäische Parkettindustrie gerade das erfolgreichste Jahr der letzten Dekade abgeschlossen. Wobei Italien und Frankreich nach dem schwachen Vorjahr, das von den Corona-Lockdowns geprägt war, überdurchschnittliche Steigerungen verzeichneten, auch Kroatien, die Schweiz und Rumänien melden einen deutlichen Anstieg des Parkettverbrauchs. Etwas geringer fielen die Zuwächse in Skandinavien, Österreich und Spanien aus. Deutschland hielt sich auf Vorjahresniveau.
Europäische Produktion kratzt
an 100 Mio. m
2-Marke
Die Produktion im FEP-Gebiet nahm um fast 7 % auf über 82 Mio. m
2 zu - auf ein Niveau, das seit der Finanzkrise nicht mehr erreicht wurde. Dazu addieren sich weitere 15,3 Mio. m
2 (geschätzt), die außerhalb der FEP-Länder hergestellt werden, davon 9,7 Mio. m
2 in EU-Ländern und 5,6 Mio. m
2 in europäischen Nicht-EU-Ländern. Damit ergibt sich eine Gesamtproduktion von fast 98 Mio. m
2 (+ 7,9 %).
Das Ranking der größten Produzenten stellt sich wie im Vorjahr dar: Nr. 1 ist Polen mit knapp 16,1 % Anteil vor Schweden (14,9 %), Österreich (13 %) und Deutschland (9,9 %).
Anders hingegen bei den Absatzmärkten: Hier war Deutschland auch 2021 mit 20,5 % Anteil der größte, doch haben sich Italien (10,5 %) und Frankreich (10,2 %) vor Schweden (9,9%) auf die Plätze 2 und 3 geschoben. Österreich liegt mit 7,7 % an fünfter Stelle vor der Schweiz (7,5 %), den nordischen Ländern (6,8 %) und Spanien (6,5 %). Im Pro-Kopf-Verbrauch ist nach wie vor Schweden unangefochtener Spitzenreiter mit 0,86 m
2 vor Estland (0,77 m
2), Österreich (0,76 m
2) und der Schweiz (0,75 m
2). Der FEP-Schnitt ist leicht gestiegen auf 0,21 m
2.
Das seit Jahren bekannte Bild zeigt sich bei den Holzarten, nämlich Eiche auf breiter Front (81,9 %) und dahinter erst mal lange nichts. Esche kommt auf 5,3 % Anteil,Buche auf 2,8 % und tropische Hölzer auf 2,1 %. Kleine Mengen entfallen zudem auf Nussbaum (1,3 %), Kiefer (1,2 %), Kirsche und Ahorn (je 0,4 %).
Länderunterschiedliche Absatzentwicklung
im ersten Quartal 2021
Im ersten Quartal 2022 haben sich die europäischen Parkettmärkte unterschiedlich entwickelt. Italien, Skandinavien und Spanien spüren immer noch deutlichen Auftrieb in der Nachfrage, während sie in den Benelux-Ländern, Frankreich und der Schweiz stagniert. In Österreich und Deutschland seien sogar Rückgänge zu verzeichnen, konstatiert die FEP, was die Schwierigkeit widerspiegele, aufgrund der Engpässe in der Holzversorgung Aufträge zu erfüllen.
In der nächsten Ausgabe von Parkett Magazin setzen wir die Berichterstattung über den 46. FEP-Parkettkontress mit Beiträgen zum Holzmarkt, zum nordamerikanischen Parkettmarkt, zur Parkettproduktion in China, sowie zu Alternativen zu Eiche-Decklagen und Birke-Sperrholz fort.
FEP 2022
European Federation of the Parquet Industry (FEP)
Rue Montoyer 24
B-1000 Brüssel, Belgien
Tel.: +32 556 2587
www.parquet.net, info@parquet.net
Vorstand: Vorsitz Lorenzo Onofri (Stile), Klaus Brammertz (Bauwerk Group), Dr. Peter M. Hamberger (Hamberger Flooring), Javier Hervás (Mariano Hervás) Jean-Marc Legrand (Berry Alloc/B.I.G.), Johan Magnusson (Kährs), Francesco Penne (Tarkett), Karl Scheucher (Scheucher Holzindustrie), Daniel Smiljanic (Pan Parket)
Geschäftsführung: Isabelle Brose
Mitglieder: 81, davon 50 Parketthersteller, 23 Zulieferer, acht nationale Verbände
Zugänge 2021: Sika (assoziertes Mitglied)
Abgänge 2021: Vicla Impex (RO) BF Parquet (UA), Amorim Cork Flooring (assoziertes Mitglied)
Die nächste FEP-Generalversammung und der 47. Parkettkongress finden vom 15. bis 16.Juni 2023 in Barcelona statt.
aus
Parkett Magazin 05/22
(Wirtschaft)