Mitgliederversammlung des Verbands für Dämmsysteme, Putz und Mörtel (VDPM)

Klarer Kurs bei Technik, Recycling und Klimaneutralität

Der Verband für Dämmsysteme, Putz und Mörtel (VDPM) feiert dieses Jahr sein fünfjähriges Bestehen - ein idealer Anlass für einen kurzen Rückblick und die Präsentation aktueller und künftiger Verbandsaktivitäten. Auf der jüngsten Mitgliederversammlung in Berlin standen Themen wie energetische Sanierung und europäische Normung auf dem Programm. Es sprach der bekannte Polar- und Klimaforscher Arved Fuchs.

"Endlich mal wieder." So lautete der meistgehörte Satz auf der Mitgliederversammlung des Verbands für Dämmsysteme, Putz und Mörtel (VDPM), die am 28. und 29. April 2022 in Berlin stattfand - erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie wieder als Präsenzveranstaltung. Parallel konnten sich die Mitglieder auch per Livestream zuschalten.

Hauptsprecher des Auftaktabends war Daniel Föst, bau- und wohnungspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion. Als Mitgestalter des Koalitionsvertrages der Bundesregierung sieht er seine Hauptaufgabe darin, die Umsetzungsgeschwindigkeit der Politik zu erhöhen, Planungssicherheit für die Industrie zu schaffen und dadurch dauerhafte Investitionsanreize zu setzen. Mit Blick auf die Gebäudemodernisierung sagte Föst an die Adresse des VDPM: "Ihr Konzept der Niedertemperatur-Readiness hat eine Lücke in diesem Bereich geschlossen und ist in der Politik angekommen - auch, weil es ideologiefrei und wissenschaftlich begründet ist." Der VDPM-Begriff "Niedertemperatur-Readiness" bedeutet, dass ein Gebäude so weit ertüchtigt und gedämmt wird, dass es mit einer Niedertemperatur-Heizung auskommt, die wiederum mit erneuerbarer Energie betrieben werden kann.

Rückblick auf Entwicklung
der vergangenen fünf Jahre

Der VDPM-Vorsitzender Christoph Dorn skizzierte zu Beginn der Mitgliederversammlung die fünfjährige Historie des Verbandes seit seiner Gründung. Als entscheidende Entwicklungsschritte des VDPM bis heute lassen sich identifizieren:

-Neupositionierung zu Wärmedämmung mit Augenmaß und als Türöffner für erneuerbare Energien.
-Konstruktive Zusammenarbeit mit der Wohnungswirtschaft bei energetischer Modernisierung.
-Außendarstellung, Kommunikation und Lobbyarbeit mit einer Stimme und hoher Effizienz.
-Klarer Kurs mit den Schwerpunkten Technik, Klimaneutralität und Recycling.
-Enge Kooperation mit den Handwerksverbänden, auch beim Niedertemperatur-Readiness-Konzept.

Der zuletzt genannte Aspekt kam auch in den Grußworten von Oliver Heib, Vorsitzender des Bundesverbandes Ausbau und Fassade, und Guido Müller, Präsident des Bundesverbandes Farbe Gestaltung Bautenschutz, zum Ausdruck. Beide gingen auf die aktuelle Rohstoff-, Lieferketten- und Preisproblematik ein. Sie betonten gerade vor diesem Hintergrund die Bedeutung der Partnerschaft mit dem VDPM in vielen gemeinsamen Projekten.

Plan für Klimaneutralität
der Branche bis 2045

Die Leiter der VDPM-Steuerungskreise, Matthias Brox (Technik) und Christian Poprawa (Marketing), gaben den Teilnehmern zusammen mit Hauptgeschäftsführer Dr. Hans-Joachim Riechers einen Überblick der Aktivitäten in den Gremien und der Geschäftsstelle des VDPM. Begonnen wurde mit der Erarbeitung einer Roadmap, die den Weg zeigen soll, wie die Branche bis 2045 komplett klimaneutral werden kann. Das mit dem Ifeu-Institut entwickelte Niedertemperatur-Readiness-Konzept hat durch die Zusammenarbeit mit der Wohnungswirtschaft und der Studie zu Umsetzungsmöglichkeiten in Mehrfamilienhäusern eine erweiterte und praxisrelevante Dimension bekommen: "Damit können wir bei der Politik punkten", betonte Dr.Riechers.

Ihre Arbeit aufgenommen hat die Projektgruppe Recycling: "Hier müssen wir in überschaubaren Zeiträumen substanzielle Antworten geben auf die Fragen aus dem Markt und der Öffentlichkeit", sagte Matthias Brox, der in diesem Zusammenhang seinen Dank aussprach an die Mitgliedsunternehmen, die ihre Experten in die VDPM-Gremien entsenden: "Ohne sie geht es nicht."

Das galt und gilt auch für die Kommentierung der europäischen WDVS-Norm (Wärmedämm-Verbundsysteme). Brox meinte dazu: "Auch wenn sehr großer Aufwand entsteht, die Norm wird kommen. Wir alle müssen sie anwenden." Die Norm halte das Qualitätsniveau der Produkte auf hohem Level, aber sie müsse praktikabel und umsetzbar sein. Viele Branchenbeobachter befürchten laut Dr. Riechers eine zu hohe Komplexität der Anforderungen. Dies gelte auch für die laufende Überarbeitung der Bauproduktenverordnung durch die EU-Kommission. Der VDPM arbeitet intensiv in den maßgebenden Prozessen mit und vertritt dort die Interessen seiner Mitgliedsunternehmen. Christian Poprawa unterstrich die Notwendigkeit einer breit aufgestellten Öffentlichkeitsarbeit und der damit verbundenen Präsenz des VDPM in den Sozialen Medien, seit Kurzem auch auf der Plattform Linkedin.

Im Vorstand des VDPM gab es durch das Ausscheiden von Matthias Lorz einen Wechsel: Neu gewählt wurde Olaf Wolf, Geschäftsführer von Sievert Baustoffe.

Arved Fuchs warnt vor
Folgen des Klimawandels

Welches Ausmaß die Folgen des Klimawandels inzwischen angenommen haben, zeigte dem Auditorium zum Abschluss der Mitgliederversammlung einer, der es wissen muss: Arved Fuchs, Weltreisender in Sachen Klima-, Polar- und Meeresforschung, berichtete eindrucksvoll über seine früheren und aktuellen Projekte und Expeditionen. Sein Appell war deutlich: "Wir müssen die Energiewende hinbekommen. Lösungen dazu gibt es bereits, wir müssen sie umsetzen, sonst werden uns die Konsequenzen in weitaus höherem Maße betreffen als bisher bekannt."

Seine nächste Mitgliederversammlung plant der VDPM für den 20.und 21. April 2023 im bayerischen Augsburg.


Der VDPM im Überblick
Der Verband für Dämmsysteme, Putz und Mörtel (VDPM) repräsentiert die führenden Hersteller von Fassadendämmsystemen und deren Zubehör, Außen- und Innenputzen, Mauermörtel und Estrich. Im Sinne seiner Mitgliedsunternehmen engagiert sich der VDPM für eine effiziente Interessenvertretung gegenüber der (Fach)Öffentlichkeit, der Politik sowie den Behörden und Institutionen auf deutscher und europäischer Ebene. Die Fachgremien des VDPM erarbeiten und bewerten dabei Grundlagen und Vorschläge zu Technik- und Umweltschutzthemen sowie zum Arbeits- und Gesundheitsschutz. Sie beteiligen sich an Forschungsvorhaben und leisten erfolgreiche Presse- und Normungsarbeit. Für Planer, Architekten und Bauherren stellt der Verband eine Vielzahl herstellerneutraler Informationen zur Verfügung und ist kompetenter Ansprechpartner. Mehr Infos unter www.vdpm.info.

Absatzplus bei Trockenmörteln im Jahr 2021
Der Verband für Dämmsysteme, Putz und Mörtel legte auf seiner Mitgliederversammlung die vom Bonner Marktfoschungsinstitut B+L Marktdaten ermittelte Branchenstatistik 2021 für Trockenmörtel und Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS) vor. Beide Bereiche konnten beim Absatz gegenüber dem Vorjahr zulegen.

Die Absätze von Trockenmörteln sind im Jahr 2021 um +0,6 % im Vergleich zu 2020 angestiegen. Dies gelang trotz eines herausfordernden Marktumfelds, das von Materialengpässen und Preissteigerungen für Rohstoffe in vielen Bereichen geprägt war. Das vergangene Jahr schloss an die positive Entwicklung der Vorjahre an: Bereits 2020 konnten die Absätze mit +4,5 % deutlich gesteigert werden. Damit hat der Gesamtmarkt für Trockenmörtel im Jahr 2021 ein Absatzhoch von 8,6 Mio. Tonnen erreicht.

Dabei zeigte sich im vergangenen Jahr eine starke Nachfrage im Bereich der Modernisierung: Entsprechend haben sich die Produktgruppen, die stärker bei Bestandsmaßnahmen eingesetzt werden, positiver entwickelt als jene mit starkem Neubau-Bezug. So konnten die Absätze von Außenputzen, einschließlich Produkten für den Einsatz im WDVS, im Jahr 2021 um +1,9 % gesteigert werden. Innenputze und Verlegewerkstoffe (Fliesenkleber, Fugenmörtel, Ausgleichsmassen) zeigten im vergangenen Jahr ebenfalls ein positives Wachstum auf vergleichbarem Niveau. Nach dem starken Jahr 2020 haben sich Estrichmörtel und Mauermörtel hingegen etwas schwächer entwickelt als die anderen Produktgruppen. Für das laufende Jahr 2022 erwarten VDPM und B+L aufgrund der guten Baukonjunktur ebenfalls steigende Absatzzahlen.

Die Baukonjunktur werde sich nach den aktuellen B+L-Prognosen auch im Jahr 2022 positiv entwickeln: Sowohl im Wohnbau als auch im Nichtwohnbau erwarten die Bonner Wissenschaftler steigende Fertigstellungszahlen und Investitionen. Neubau und Bestandsmaßnahmen werden sich dabei gleichermaßen positiv entwickeln. Vor allem die Nachfrage im Bereich der Energieeffizienz werde sich positiv auf die Konjunktur am Bau auswirken, so die Prognose. Für den Gesamtmarkt Trockenmörtel 2022 gehen VDPM und B+L aktuell von einer Absatzsteigerung von +2,9 % gegenüber dem Vorjahr aus.
Klarer Kurs bei Technik, Recycling und Klimaneutralität
Foto/Grafik: VDPM / Simone M. Neumann
Eindrucksvolles Plädoyer für konsequenten Klimaschutz: Polarforscher Arved Fuchs sprach auf der jüngsten VDPM-Mitgliederversammlung Ende April 2022 in Berlin.
Klarer Kurs bei Technik, Recycling und Klimaneutralität
Foto/Grafik: VDPM / Simone M. Neumann
Gäste und Gastgeber bei der VDPM-Mitgliederversammlung: Dr. Hans-Joachim Riechers (Hauptgeschäftsführer VDPM), Guido Müller (Präsident Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz), Oliver Heib (Vorsitzender Bundesverband Ausbau und Fassade) und Christoph Dorn (Vorsitzender VDPM).
Klarer Kurs bei Technik, Recycling und Klimaneutralität
Foto/Grafik: Quelle: VDPM / B+L Marktdaten
Marktanteile der Estrichtypen 2021
Die Verschiebungen bei den Marktanteilen der einzelnen Estrichtypen sind weiterhin gering. Den größten Anteil hat Zementestrich, gefolgt von Calciumsulfat-Fließestrich.
Klarer Kurs bei Technik, Recycling und Klimaneutralität
Foto/Grafik: Quelle: VDPM / B+L Marktdaten
Marktentwicklung Trockenmörtel
in 1.000 Tonnen (2018 bis 2021)
Der Trockenmörtel-Absatz ist 2021 ein weiteres Jahr in Folge angestiegen.
aus FussbodenTechnik 04/22 (Wirtschaft)