FEB-Blitzlicht analysiert Auswirkungen des Ukraine-Kriegs

Krise beendet Konjunkturerholung nicht

Der FEB bietet seinen Mitgliedern, Fördermitgliedern und deren Mitarbeitern seit 2021 ein neues Online-Portal an: Beim "Blitzlicht" informieren Referenten regelmäßig über aktuelle Themen. Die jüngste Veranstaltung im März 2022 befasste sich mit der derzeitigen Marktsituation der Hersteller elastischer Bodenbeläge - vor allem vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges und den damit verbundenen Sanktionen gegen Russland und Belarus.

In seiner Kurzanalyse "Blitzlicht" beleuchtet der Fachverband der Hersteller elastischer Bodenbeläge (FEB) immer wieder die aktuelle Marktsituation. Das Format findet nur online statt, der Umfang ist auf maximal zwei Stunden begrenzt. Das Ziel der Veranstaltung ist es, Expertisen-Transfer zu aktuellen Themen in komprimierter Form zu ermöglichen. Die Premiere des "Blitzlichts" fand am 20. April 2021 statt.

Für die Beurteilung der aktuellen wirtschaftlichen Lage konnte der Fachverband den Referenten Martin Langen vom Marktforschungsinstitut
B + LMarktdaten aus Bonn gewinnen. Als Folge der Corona-Pandemie kommt es bereits seit Monaten zu Lieferschwierigkeiten und zu starken Preisanstiegen bei Rohstoff-, Energie- und Frachtkosten. Der FEB rechnet aufgrund des Beginns des Krieges in Osteuropa am 24. Februar 2022 auch für dieses Jahr mit erneut steigenden Energie- und Rohstoffpreisen sowie weiterhin teils stark gestörten Wertschöpfungsketten. Die Hersteller müssen den zumindest temporären Ausfall von regionalen Absatzgebieten einkalkulieren. "Der Ukraine-Krieg bremst die Konjunkturerholung - beendet sie aber nicht", hieß es im jüngsten FEB-Blitzlicht im März 2022.

Bei moderaten Energiepreisen rechnete Referent Martin Langen für das Jahr 2022 mit einem Wachstum des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Höhe von 2,5 bis 3 %. Bei einem ungünstigeren Szenario, in dem Öl- und Gaslieferungen aus Russland zumindest zeitweise gestoppt würden, dürfte das deutsche BIP-Wachstum dieses Jahr nur 1 % betragen. Die abnehmende Bevölkerung in den Städten, stagnierende Mieten und steigende Zinsen würden bei weiter steigenden Grundstückspreisen dazu führen, dass die Zahl der Fertigstellungen im Mehrfamilien-Hausbau stagniere, prognostizierte der Referent. Kurzfristig würden jedoch 150.000 zusätzliche Wohnungen für ukrainische Flüchtlinge benötigt. Die seit 2019 stark gestiegenen Sparquoten von 10 auf 16 % schaffen laut Martin Langen ein zusätzliches Polster von ca. 210 Mrd. EUR oder rund 10.500 EUR pro Haushalt: "Also bares Geld für die Renovierung und Sanierung der Wohnräume."

Importe aus China könnten
Materialmangel auffangen

Jährlich werden rund 6,5 Mio. m2 Vinyl-Bodenbeläge von Deutschland aus nach Russland und in die Ukraine exportiert, während nur ca. 1,3 Mio. m2 aus diesen Ländern nach Deutschland eingeführt werden. Durch den Ukraine-Krieg verändern sich nun die Warenströme deutlich: Sollte es zu einem Materialmangel bei der Herstellung von Vinylbelägen kommen, könnte dieser durch Importe aus China ausgeglichen werden, lautete die Einschätzung von B + L Marktdaten.

Ein Blick in die Zukunft: Das Marktforschungsinstitut rechnet für das Jahr 2023 mit steigenden Erzeugerpreisen für nahezu alle Belagsgattungen. Bei fortdauerndem Krieg erwartet Referent Langen einen starken wirtschaftlichen Abschwung in Deutschland - mit der Konsequenz, dass auch die Nachfrage nach Rohstoffen sinke und Engpässe abgebaut würden. Gleichzeitig rechnet er mit weiteren Impulsen für die Baunachfrage in Deutschland, Polen, Österreich, Tschechien und Rumänien.

Unterm Strich bleibt der FEB in Sachen Konjunktur derzeit "vorsichtig optimistisch": Der deutsche Arbeitsmarkt sei weiterhin auf Erholungskurs, es bestünde kurzfristig erhöhter Wohnungsbedarf, vor allem für Geflüchtete. Die Sparquote der Bevölkerung sei zudem so hoch wie nie zuvor. "Das ist viel positives Potenzial. Unternehmen müssen das nutzen - und flexibel, schnell und kreativ auf die Auswirkungen des Krieges reagieren. Dann werden sie gestärkt aus der Krise herausgehen", betonte der Fachverband.



Auswirkungen des Ukraine-Krieges laut Referent Martin Langen
Folgen für Deutschland:
-Kurzfristiges Fehlen von Rohstoffen und Zulieferprodukten
-Gestiegene Energie- und Lebensmittelpreise treiben die Inflation in die Höhe.
-Kurzfristig steigende Wohnungsnachfragen (Flüchtlingswelle) lassen die abklingende Nachfrage im Wohnungsbau wieder ansteigen.
-Die Flüchtlingswelle aus der Ukraine dürfte die Zahl der Bürobeschäftigten erhöhen.

Folgen für Russland:
-Rückzug westlicher Unternehmen
-Einbruch der Wirtschaftsleistung
-Hohe Inflation
-Russisches Bruttoinlandsprodukt (BIP) sinkt um 8 %.

Folgen für die Ukraine:
-Einbruch der Wirtschaftsleistung
-Abwanderungstendenzen
Krise beendet Konjunkturerholung nicht
Foto/Grafik: Windmöller
Die Bodenbranche nimmt Anteil am Schicksal der Ukrainer: Das FEB-Mitglied Windmöller aus Ostwestfalen startete eine Spendenaktion, die mehr als 15.000 EUR einbrachte.
Krise beendet Konjunkturerholung nicht
Foto/Grafik: FEB
Marktforscher Martin Langen analysiert und kommentiert im FEB-Onlineformat "Blitzlicht" die aktuelle wirtschaftliche Lage.
aus FussbodenTechnik 04/22 (Wirtschaft)