Interview mit Eberhard Lotz, Ehrenpräsident des FEB
Am Anfang stand der Wunsch nach Austausch
Waren es zunächst die textilen Bodenbeläge, entdeckte Eberhard Lotz (81) schließlich die elastischen Beläge für sich und gründete im Jahr 1989 mit seinem Freund Rolf Heinrich Objectflor. Da Lotz ein überzeugter Teamworker war, wollte er die damals konkurrierenden homogenen PVC-Belagsanbieter an einen Tisch bringen. Das gelang ihm mit der Idee der Gründung des Fachverbands der Hersteller elastischer Bodenbeläge (FEB) am 20. November 2002. FussbodenTechnik fragte beim FEB-Ehrenpräsidenten nach.FussbodenTechnik: Was waren die Hintergründe, als vor 20 Jahren der Verband der Hersteller elastischer Bodenbeläge ins Leben gerufen wurde? Gab es einen konkreten Anlass dafür?
Eberhard Lotz: Ich bin seit 1968 in der Bodenbranche aktiv gewesen und habe mich viele Jahre mit Teppichböden beschäftigt. Da war der Umgang der Hersteller untereinander eigentlich ganz moderat. Man hat sich gegenseitig auf den Messen besucht und ausgetauscht. Als ich mit Objectflor gestartet bin, habe ich gerade bei homogenen PVC-Belägen festgestellt: Es waren wenige Hersteller, aber diese waren sich untereinander nicht "grün". Es gab keinerlei Kontakte. Wenn man auf Konkurrenzstände auf den Messen ging, wurde man des Standes verwiesen. Ich habe einmal einen Besuch einer Frau erlebt, die sich als Innenarchitektin ausgab und angeblich ein großes Haus zu renovieren hatte. Sie stellte Fragen zu unserem Sortiment. Eine meiner Mitarbeiterinnen kannte die Frau und es stellte sich heraus, dass sie die Marketingleiterin eines großen homogenen PVC-Belagsherstellers war. Es war damals eine merkwürdige Situation.
Ich bin ein Mensch, der zeitlebens Zusammenarbeit und Teamwork schätzte. Wir haben uns damals mit Kollegen getroffen und beschlossen, dass es so nicht weitergehen konnte. Wir haben eine Liste aufgestellt, wer mit wem besonders eng im Kontakt stand. Das ging ganz gut voran und unsere Idee, sich miteinander zu verbinden, fand Anklang. Wir haben uns schließlich zusammengesetzt und den FEB am 20. November 2002 in einer konstituierenden Sitzung gegründet. So nahm der Verband schließlich seine Arbeit auf.
Ziel war es, dass man 1.) miteinander redet, 2.) sich bei aktuellen Dingen abstimmt und 3.) der Branche gemeinsam Ratschläge und Hinweise gibt und erarbeitet, die allen nützen. Alle Beteiligten haben engagiert mitgearbeitet. Neben den ordentlichen Mitgliedern, also den Belagsherstellern, nahmen wir zusätzlich auch Fördermitglieder auf, um mit ihnen im engen Austausch zu stehen. Das hat sich sehr positiv entwickelt. Der FEB ist gut und richtig - das gilt auch heute noch genau wie damals.
FT: Was ist im Rückblick die größte Leistung des FEB in der bisherigen Historie?
Lotz: Eine einzelne Antwort nach der größten Leistung würde ich nicht sehen. Es ist die Summe der Leistungen, die segensreich für alle Beteiligten ist. Und alle Beteiligten sind nicht nur die ordentlichen Mitglieder, die Fördermitglieder, sondern die gesamte Branche. Denn der FEB fördert ja auch Nachwuchsinitiativen und verschiedene Ausschüsse und Arbeitskreise, wenn es um die Facharbeit geht.
Eine besonders wichtige Leistung des Verbands ist das Miteinanderreden. Man kann zusammen sein, sich austauschen und trotzdem im Wettbewerb zueinander stehen - das ist normal und schließt sich nicht aus. Aber man muss sich nicht anfeinden, man kann fair und vernünftig miteinander umgehen. Das ist sicherlich eine der hervorragenden Leistungen des FEB, die heute selbstverständlich ist.
FT: Worin sehen Sie die größten Herausforderungen in der Zukunft für die Mitglieder des FEB?
Lotz: Wir wissen natürlich alle nicht, wie sich der Markt verändert. Welche Umstrukturierungen und Verwerfungen sich abzeichnen und wie darauf reagiert wird. Ich sehe mich außer Stande, da eine präzise Liste zu erstellen, weil täglich neue Punkte hinzukommen. Wenn man daran denkt, dass heutzutage täglich Rohstoffpreiserhöhungen bekannt werden, die das Marktgeschehen negativ beeinflussen. Es entstehen Lieferengpässe, weil Marktteilnehmer nicht lieferfähig sind. Das sind sicherlich Themen, die man miteinander besprechen und diskutieren sollte. Man könnte sich unter den Mitgliedern auch bei der Beschaffung von gewissen Rohstoffen abstimmen.
FT: Ich hätte jetzt vermutet, dass Sie sagen, Logistik sei ein großes Thema und fehlende Container.
Lotz: Zu meiner Zeit kostete der Transport eines Containers aus Asien rund 500 US-Dollar, dann kam eine Erhöhung auf 800 US-Dollar. Damals haben wir uns gefragt, wo das noch hinführt. Jetzt habe ich mir aktuell sagen lassen, es gibt in der Spitze Kosten von 16.000 US-Dollar. Das ist schwierig nachzuvollziehen. Eventuell könnten sich die FEB-Mitglieder auch dabei untereinander abstimmen. Es gibt Herausforderungen bei der Preisentwicklung, der Rohstoffproblematik, der Logistik und der Personalsuche. Nicht in allen Punkten kann der FEB Antworten liefern, aber man kann sich immer abstimmen und gegenseitig beim Erfahrungsaustausch profitieren.
FT: Könnten Sie sich vorstellen, dass wir in naher Zukunft gar nicht mehr über PVC-Designbeläge sprechen, sondern über chlorfreie Designbeläge?
Lotz: Objectflor war schon in den 1990er-Jahren einer von zwei Herstellern, die ein PVC-freies Produkt angeboten haben. Damals war das ein absoluter Reinfall: Alle fanden es gut, wollten aber nicht den höheren Preis bezahlen. Inzwischen gibt es ja PVC-freie Produkte. Wenn man PVC verbietet, muss man erstmal in den Krankenhäusern, Dialysestationen und Hygieneinrichtungen gucken, wie man medizinische Schläuche, die alle PVC enthalten, ersetzt. Man muss in dem Zusammenhang vermitteln, wofür PVC überhaupt eingesetzt wird. PVC pauschal zu verurteilen, halte ich auch heute noch für ungerechtfertigt. Kurzum: Ohne PVC geht überhaupt nichts. Soweit ich das beurteilen kann, gibt es noch keine adäquaten Ersatz.
Zum FEB ganz allgemein möchte ich sagen: Ich finde es richtig und nützlich, dass es diesen Verband gibt. Ich hoffe, dass er noch lange Bestand haben möge.
Eberhard Lotz - zur Person, FEB-Ehrenpräsident
Eberhard Lotz gründete 1988 gemeinsam mit Rolf Heinrich Objectflor und führte den Kölner Designbelagsspezialisten 30 Jahre lang erfolgreich. Im Jahr 2002 war er einer der Ideengeber für den Fachverband der Hersteller elastischer Bodenbeläge (FEB). Lotz war Gründungsmitglied des FEB und in der Folgezeit eines der aktivsten Mitglieder, obwohl er keine Verbandsfunktion übernahm.
Am 1. Juli 2008 schied der Firmengründer und bisherige Geschäftsführer Eberhard Lotz aus dem operativen Geschäft aus und wechselte in das zentrale Management der britischen Objectflor-Mutter James Halstead. Seit 1996 ist das Unternehmen eine 100-prozentige Tochter der James Halstead-Gruppe. Im Jahr 2011 wurde Eberhard Lotz für seine Verbandsverdienste vom damaligen Vorsitzenden Ivo Schintz zum Ehrenpräsidenten des FEB ernannt.
Gründungsmitglieder
-Amtico
-Armstrong-DLW
-Debolon
-Dunloplan
-Forbo Linoleum
-Gerflor
-Likolit
-Marley Floors
-Objectflor
-Tarkett Sommer
aus
FussbodenTechnik 04/22
(Wirtschaft)