Dr. Schutz GmbH
Nachgefragt bei Dr. David Reindl und Ralf Edelmann, Dr. Schutz/Eukula
"Warum nicht weiter einen Wasserlack auch Wasserlack nennen?"
Welche Trends und Entwicklungen beobachten Sie bei Oberflächentechnologien?
Reindl: Der überwiegende Anteil an Oberflächen wird sicher sehr konventionell ausgeführt, zum Beispiel bei Wasserlacken der Dreischichtaufbau mit Primer, Topcoat, Zwischenschliff, Topcoat, meist in Halbmatt und Matt. Trends hierbei gehen in Richtung hohe Mattierung. Wenn mit der Primerschicht gleichzeitig eine besonders niedrige Farbveränderung des Holzes entsteht, sehen die Oberflächen aus "wie unbehandelt". Dieses Konzept wird bei Eukula mit dem ultramatten, leicht rauen "Strato nature 484" umgesetzt, wobei durch die besondere Oberflächentextur auch noch das Gefühl eines Plastiküberzugs vermieden wird.
Ein Trend, ganz klar, ist auch die Nachfrage nach niedrigsten Emissionen, also Lösemittelfreiheit. Dies ist aber stark nachfragegesteuert durch den Endkunden. Für den Fachverarbeiter stehen Preis und Leistung im Vordergrund.
Eukula unterstützt nicht einen aktuellen Trend der Auslobung von wasserlackierten Oberflächen unter dem Deckmäntelchen "Öl". Das Problem hier ist, dass der Endkunde denkt, eine geölte Oberfläche zu haben und geneigt ist, sie auch so zu behandeln. Und dann entstehen zu Genüge Schwierigkeiten mit der optischen Erscheinung. Warum nicht weiter einen Wasserlack auch Wasserlack nennen?
Wo wir schon bei den Ölen sind: Durch farbige Pigmentierung eines Öls lassen sich Oberflächenunikate erstellen. Gegebenenfalls mit Bürstenvorbehandlung, wodurch die Struktur der Oberfläche zusätzlich hervorgehoben wird. Waren bei pigmentierten Ausführungen in den letzten Jahren helle Töne, insbesondere Weiß, besonders gefragt, geht es momentan oft in eine dunklere Richtung. Klar gesagt, interessieren sich aber die meisten Kunden für unpigmentierte Standardausführungen.
Was ist das wichtigste Argument für Eukula gegenüber Ihren Profikunden - und dem Endkunden?
Edelmann: Maximale Flexibilität und Kombinierbarkeit (bei zugleich eher wenigen Produkten), gepaart mit höchster Nachhaltigkeit z.B. CO-neutraler Produktion. Und auch eine maximal hohe Haltbarkeit der Resultate. Je länger eine Fläche hält, desto nachhaltiger ist sie, da keine neuen Ressourcen für eine weitere, eventuell unnötige Überarbeitung verschwendet werden müssen. So ist auch bei einer gut gepflegten Fläche eine Trockenreinigung oft ausreichend. Warum nicht nur fegen anstatt zu wischen, wenn keine festanhaftenden Verschmutzungen vorhanden sind? Das ist nachhaltig und ressourcenschonend, da Reinigungschemie und Wasser eingespart werden.
Als einen Vorteil Ihrer Eukula-Produkte nennen Sie die Kombinationsmöglichkeiten...
Reindl: Mit der Übernahme von Eukula durch Dr. Schutz ergab sich die Möglichkeit, sehr viel neu zu denken. Dies wurde mit einem System konsequent umgesetzt, das sehr viel miteinander kompatibel macht. Von Anfang an lag ein Fokus auf Öl-Wasserlack-Kombinationen. Selbst unser Hartwachsöl kann als Grundierung unter Strato Wasserlacken verwendet werden. Das bietet sich besonders für die Kunden an, die vom Öl auspolieren nicht so begeistert sind.
Das Vorwässern vor dem Ölen kann auch mit Effekten verbunden werden. Mit speziellen Laugen kann pH-abhängig mit Holzinhaltsstoffen gespielt und die optischen Möglichkeiten beim Ölen nochmals bereichert werden.
Welche Kombinationen empfehlen Sie wofür?
Reindl: In jüngerer Zeit gefällt mir besonders die Beobachtung, dass ein Öl unter Wasserlacken das gefürchtete Aufhellen bei starkem Lichteinfall verhindert. Die Öl-Wasserlack-Kombination hat generell den Vorteil, dass das Holz durch die Ölimprägnierung von innen her geschützt ist und durch den Lack von außen. Optisch ist das sowieso eine Wucht und farblich durch ein gutes Coloröl extrem flexibel.
Durch Lacke unter der Marke Dr. Schutz sind weitere Möglichkeiten umsetzbar. Zum Beispiel mit UV PU Siegel für die Lichthärtung und unmittelbare Wiederinbetriebnahme in Bereichen, wo Zeit Geld ist, und das bei extremer Beständigkeit. PU Anticolor als Lösung gegen sehr viele Verfärbungseinflüsse, zum Beispiel Reifen, aber auch viele Haarfärbemittel. Alles natürlich mit allen Eukula-Grundierungsoptionen.
Welche Zusatznutzen lassen sich durch Additive erzielen?
Reindl: Naheliegende Effekte sind Rutschhemmung (R9, R10, R11), Glanz und Farbe. Aber auch die Verarbeitbarkeit unter abweichenden Bedingungen, Flexibilität, Lichtschutz kann durch Zusatzprodukte eingestellt werden.
Vernetzer optimieren die Leistungsfähigkeit der finalen Oberfläche. Man kann sie als Tuning-Kit für bereits einkomponentig hochwertige Produkte verwenden, zum Beispiel unseren Euku Master FS für unsere Euku Öle. Offen gestanden empfehle ich sie dem Profi aber immer, denn sie erhöhen auch die Sicherheit gegen Reklamationen.
Welchen besonderen Tipp geben Sie dem Verarbeiter mit auf den Weg?
Edelmann: Ein Verarbeiter kann sich vor allem dann von der Masse abheben, wenn er auf seinen Endkunden eingeht und auch mal Besonderes anbietet. Zum Beispiel die Möglichkeit, eine Eiche mit Colorölen in eine Nuss zu verwandeln - rein optisch, versteht sich.
Und er kann aktiv auf den stärker werdenden Wunsch der Endkunden eingehen, nachhaltige und gesundheitlich unbedenkliche Produkte und Systeme einzusetzen, indem er etwa aufzeigt, dass eine Renovierung statt eines neuen Bodens nicht nur Müll sondern auch bis zu 98% CO
2 Emissionen einspart. Oder indem er auf lösemittelfreie Produkte verweist, bei deren Kauf in unserer Pflanzaktion neue Bäume gepflanzt werden - mit einer Patenschaft über 99 Jahre. 100 m
2, geölt mit Euku Oil 1FS und lackiert mit Strato Premium bedeuten zwei neu gepflanzte Bäume - und damit die CO-Kompensation von sechs Flugreisen nach Mallorca.
aus
Parkett Magazin 04/22
(Wirtschaft)