Interview mit Bundesinnungsmeister Manfred Weber
"Wir setzen auf mehr Austausch"
Manfred Weber (51) wurde in Fulda zum neuen Bundesinnungsmeister gewählt, gleichzeitig ist er Obermeister der Innung Köln-Bonn-Aachen. Für ihn und sein Vorstandsteam gibt es viel zu tun - Parkett Magazin fragte den Parkettlegermeister, Sachverständigen und Mediator aus Bonn, welche Aufgaben jetzt Priorität haben und welche Akzente er in seiner neuen Rolle setzen will.Welche Themen haben für Sie und den neuen Vorstand jetzt oberste Priorität?
Manfred Weber: Ich bin sehr froh, viele Mitstreiter gefunden zu haben, die an einem Strang ziehen, und dass wir im Team die erfolgreiche Arbeit der Vergangenheit in den nächsten vier Jahren fortsetzen können. Eine wesentliche Aufgabe sehen wir in der Digitalisierung des Handwerks. Überall wo dies möglich ist, wollen wir computergestützte Prozesse in den betrieblichen Abläufen voranbringen.
Außerdem werden wir alle Hebel in Bewegung setzen, um das Erreichte in der bevorstehenden Evaluierungsphase der Meisterpflicht für das Parkettlegerhandwerk zu festigen. Aus diesem Grund haben wir bereits ein neues und aktuelles Prüfverfahren in den Meisterschulen eingeführt. Wir gehören nun im Handwerk zu den modernsten Berufsbildern in Sachen Meisterprüfung.
Ein weiteres wichtiges Thema für uns ist die künftige Art der Zusammenarbeit der Verbände untereinander, die in den letzten Jahren ein bisschen gelitten hat. Hier wollen wir einen Neuanfang und haben dazu auch schon die ersten Gespräche geführt.
Wie geht es mit dem Reform-Projekt "Innung 4.0" weiter?
Das Projekt "Innung 4.0" lag in der Vergangenheit nicht bei mir und ist auch grundsätzlich längerfristig angelegt. Wir brauchen sicher noch drei bis sechs Jahre, um uns mit den Innungen neu aufzustellen. Im Handwerk brauchen viele Dinge ihre Zeit, aber wir sind auf einem guten Weg. Je jünger sich die Innungen und Verbände jetzt aufstellen, desto eher haben wir die Chance auf Veränderungen.
Im Vorstand des Bundesverbands ist der Generationswechsel jetzt amtlich. Versprechen Sie sich durch die Neuaufstellung einen intensiveren Dialog mit den Innungen?
Ja, wir setzen auf mehr Austausch der Innungen untereinander und wollen dazu die Innungen und ihre Obermeister künftig auch öfter und regelmäßiger zusammenbringen. Es ist geplant, künftig verschiedene Formate wie Workshops etc. für den gemeinsamen Austausch zu initiieren.
Mit welcher Vision gehen Sie persönlich in die neue Aufgabe? Worin liegt Ihre Stärke?
Auch wenn ich häufig als jemand dargestellt werde, der seine Vorstellungen rigoros durchsetzen möchte, war in der Retrospektive betrachtet im Grunde ich einer derjenigen, der die unterschiedlichen Stimmungen in den Verbänden zusammengeführt hat. Dass wir eine Ebene für den gemeinsamen Austausch gefunden haben, ist die Stärke des Netzwerks des neuen Vorstands, aber auch von anderen Vorständen, so dass inzwischen ein direkter Austausch gegeben ist. Übrigens auch durchaus mal jenseits der Tagesordnung.
Wo sehen Sie auf der fachlichen Ebene die größten Herausforderungen?
Die größte Herausforderung zwischen den Verbänden betrifft ganz klar das KRL-Messverfahren. Außerdem funktioniert die Ausarbeitung und Herausgabe von Fachinformationen wie Merkblättern nicht wie sie sollte. Manche Verbände werden erst gar nicht dazu eingeladen - das passt so nicht. Diese Abläufe müssen insgesamt zur Disposition gestellt und neu aufgesetzt werden.
Wie wollen Sie es künftig mit Ihrem langjährigen Engagement im Sachverständigenwesen halten? Geben Sie die Leitung der Bundesfachgruppe ab?
Ich werde mich im Sachverständigenwesen weiterhin einbringen und auch in Zukunft den Deutschen Sachverständigentag leiten. In der Bundesfachgruppe Sachverständigenwesen gebe ich Leitung jedoch ab. Thomas Fahrner stellte sich der Bundesfachgruppe für diesen Posten zur Wahl.
Manfred Weber - Berufliche Stationen
1996 Meisterprüfung im Parkettlegerhandwerk, gepr. Restaurator im Parkettlegerhandwerk, Mitglied der Bundesfachgruppe der Parkettrestauratoren
1997 Betriebswirt des Handwerks
seit 2000 Fachdozententätigkeiten (Restauratoren- und Meisterschulen), Mitglied in Prüfungsausschüssen (HWK Köln-Stuttgart-Nürnberg)
seit 2002 von der Handwerkskammer Köln öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für das Parkettlegerhandwerk und das Bodenlegergewerbe
seit 2006 Leiter der Meisterschule für Parkettleger an der HWK Köln
2006-2015 Lehrlingswart der Innung Köln-Bonn-Aachen
seit 2008 Vorsitzender im Prüfungsausschuss "geprüfter Restaurator im Parkettlegerhandwerk"
2010-2015 Vorsitzender im Prüfungsausschuss "Gesellenprüfung"
seit 2013 Mitglied der Bundesfachgruppe Ausbildung, Obmann für Aus- und Weiterbildung sowie Meister- und Gesellenprüfungen BRD, Mitglied im DIN-Normenausschuss DIN 18356 Parkettarbeiten und DIN 18367 Holzpflasterarbeiten, Ausbilder zertifizierter Sachverständiger (TÜV)
seit 2014 Stv. Bundesinnungsmeister im damaligen Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik, Leiter und Obmann des Sachverständigenwesen im ZVPF, Ausbilder ö.b.u.v. Sachverständiger im Parkettlegerhandwerk und Bodenlegergewerbe
2016 Mediator (univ.) - Ausbildung in Mediation und mediativer Kommunikation
2022 Bundesinnungsmeister im Bundesverband Parkett und Fußbodentechnik, Obermeister der Innung Köln-Bonn-Aachen
aus
Parkett Magazin 04/22
(Wirtschaft)