FEB: Auswirkungen des Ukraine-Kriegs

Krise beendet nicht die Konjunkturerholung

Der Fachverband elastischer Beläge, FEB, bietet seinen Mitgliedern einen neuen Service: Mit dem "Blitzlicht" informieren Referenten online über aktuelle Themen. Die jüngste Ausgabe befasste sich mit der derzeitigen Marktsituation der Hersteller elastischer Bodenbeläge - vor allem vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges.

In seiner Kurzanalyse "Blitzlicht" beleuchtet der Fachverband der Hersteller elastischer Bodenbeläge, FEB, regelmäßig die aktuelle Marktsituation. Das Format findet nur online statt, maximal zwei Stunden lang, und soll profund und komprimiert über aktuelle Themen informieren.

Im jüngsten Blitzlicht befasste sich Martin Langen von B+L Marktdaten mit der gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage. Als Folge der Corona-Pandemie kommt es bereits seit Monaten zu Lieferschwierigkeiten und starken Preisanstiegen der Rohstoff-, Energie- und Frachtkosten. Der FEB rechnet aufgrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine auch für dieses Jahr mit weiter anziehenden Energie- und Rohstoffpreisen sowie weiterhin teils stark gestörten Wertschöpfungsketten. Die Hersteller müssen den zumindest temporären Ausfall von regionalen Absatzgebieten einkalkulieren. "Der Ukraine-Krieg bremst die Konjunkturerholung - beendet sie aber nicht."

Bei moderaten Energiepreisen rechnete Langen für das Jahr 2022 mit einem Wachstum des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2,5 bis 3 %. Bei einem ungünstigeren Szenario, in dem Öl- und Gaslieferungen aus Russland zumindest zeitweise gestoppt würden, nur mit +1 %. Die abnehmende Bevölkerung in den Städten, stagnierende Mieten und steigende Zinsen würden bei weiteren Verteuerungen der Grundstückspreise dazu führen, dass die Zahl der Fertigstellungen im Mehrfamilien-Hausbau stagniere. Kurzfristig würden jedoch 150.000 zusätzliche Wohnungen für ukrainische Flüchtlinge benötigt. Die seit 2019 stark gestiegenen Sparquoten von 10 auf 16 % schaffen laut Martin Langen ein zusätzliches Polster von ca. 210 Mrd. EUR oder rund 10.500 EUR pro Haushalt: "Also bares Geld für die Renovierung und Sanierung der Wohnräume."

Vinyl-Außenhandel
mit Russland und der Ukraine

Jährlich werden rund 6,5 Mio. m2 Vinybeläge von Deutschland aus nach Russland und in die Ukraine exportiert, während nur ca. 1,3 Mio. m2 aus diesen Ländern nach Deutschland eingeführt werden. Durch den Ukraine-Krieg verändern sich nun die Warenströme deutlich: Sollte es zu einem Materialmangel bei der Herstellung von Vinylbelägen kommen, könnte dieser durch Importe aus China ausgeglichen werden, lautete die Einschätzung Langen.

Ein Blick in die Zukunft: Das Marktforschungsinstitut rechnet für das Jahr 2023 mit steigenden Erzeugerpreisen für nahezu alle Belagsgattungen. Bei fortdauerndem Krieg erwartet B+L einen starken wirtschaftlichen Abschwung in Deutschland - mit der Konsequenz, dass auch die Nachfrage nach Rohstoffen sinke und Engpässe abgebaut würden. Gleichzeitig rechnet er mit weiteren Impulsen für die Baunachfrage in Deutschland, Polen, Österreich, Tschechien und Rumänien.

Unterm Strich bleibt der FEB in Sachen Konjunktur derzeit "vorsichtig optimistisch": Der deutsche Arbeitsmarkt sei weiterhin auf Erholungskurs, es bestünde kurzfristig erhöhter Wohnungsbedarf, vor allem für Geflüchtete. Die Sparquote der Bevölkerung sei zudem so hoch wie nie zuvor. "Das ist viel positives Potenzial. Unternehmen müssen das nutzen - und flexibel, schnell und kreativ auf die Auswirkungen des Krieges reagieren. Dann werden sie gestärkt aus der Krise herausgehen", betonte der Fachverband.


Auswirkungen des Ukraine-Krieges
Folgen für Deutschland:
-Kurzfristiges Fehlen von Rohstoffen und Zulieferprodukten
-Gestiegene Energie- und Lebensmittelpreise treiben die Inflation in die Höhe.
-Kurzfristig steigende Wohnungsnachfragen (Flüchtlingswelle) lassen die abklingende Nachfrage im Wohnungsbau wieder ansteigen.
-Die Flüchtlingswelle aus der Ukraine dürfte die Zahl der Bürobeschäftigten erhöhen.

Folgen für Russland:
-Rückzug westlicher Unternehmen
-Einbruch der Wirtschaftsleistung
-Hohe Inflation
-Russisches Bruttoinlandsprodukt (BIP) sinkt um 8 %.

Folgen für die Ukraine:
-Einbruch der Wirtschaftsleistung
-Abwanderungstendenzen
aus Parkett Magazin 04/22 (Wirtschaft)