BETTENRING-JAHRESTAGUNG

"Wir müssen unsere Kompetenzen zielorientiert bündeln und konsequent einsetzen"

Die fetten Jahre sind vorbei - auch für den Bettenfachhandel. Grund Trübsal zu blasen gibt es allerdings keinesfalls, machten der Bettenring-Aufsichtsratsvorsitzende Stephan Schulze-Aissen und die Vorstände Dr. Martin Süß und Alfred Krauss auf der Jahrestagung deutlich. Der Verband habe nicht nur das schwierige Jahr 2023 gut gemeistert, sondern sei mit seinem Fokus auf Qualität, Kundennähe und den Zusammenhalt innerhalb der Genossenschaft auch für die Zukunft gerüstet.

Schon wieder ein Krisenjahr. Wann hören die endlich auf?", mit einer aktuell wohl häufig gestellten Frage begann Stephan Schulze-Aissen seine Begrüßungsrede auf der Bettenring-Jahrestagung, die diesmal im nordrhein-westfälischen Kamp-Lintfort stattfand.

Der Blick zurück auf das Jahr 2023, so der Vorsitzende des Aufsichtsrats, mache die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen von Kriegen und Inflation deutlich. Auch wenn sich letztere langsam erhole, lähmten Faktoren wie nachhaltig hohe Lebensmittel- und Energiepreise den Konsum weiterhin: "Die Menschen haben Angst vor der Zukunft und sind verunsichert. Leider bietet die Politik aktuell nur wenig Halt und Orientierung. Die daraus resultierende Kaufzurückhaltung spüren wir alle. Und eine Verbesserung ist derzeit nicht wirklich in Sicht."

Einen Grund für Pessimismus sieht Schulze-Aissen trotzdem nicht. Zwar seien die Rahmenbedingungen aktuell schwierig und die Welt insgesamt komplizierter geworden. "Umso wichtiger ist es, dass wir uns, unsere Geschäfte und die Bettenring-Unterstützung weiterhin optimal aufstellen. Wir werden dann erfolgreich sein, wenn wir unsere Kompetenzen zielorientiert bündeln und konsequent einsetzen."

Dass dieses Konzept aufgeht, hätten viele Bettenring-Händler 2023 gezeigt: "Dank Mut, Fleiß und Engagement war das schwierige Jahr für sie wirtschaftlich in Ordnung." Um diesen Erfolg auch weiterhin zu sichern, sieht Stephan Schulze-Aissen in der Krise auch eine Chance: "In schweren Zeiten besinnen die Menschen sich auf das Wesentliche und das Vertraute. Das Bedürfnis nach Sicherheit, Orientierung, Gesundheit, Geborgenheit und einem heimeligen schönen Zuhause wird weiter zunehmen."

Nun gelte es, die konkreten Wünsche und Sehnsüchte der Kunden zu erkennen und zu erfüllen. Das Rezept dafür sieht der Fachhändler in der Mischung aus regionalen Geschäften, kompetenter Fachberatung, hochwertigen Produkten, fairen Preisen und einem sympathischen Einkaufserlebnis. Wie gewohnt stehe der Bettenring unterstützend an der Seite seiner Mitglieder, nicht nur mit den Eigensortimenten Dormabell und Sympathica, sondern auch mit maßgeschneiderten EDV-Systemen, Marketingpaketen und einem umfangreichen Schulungsangebot.

Rückblick auf das
Geschäftsjahr 2023

Wie gut die Bettenring-Händler das Jahr 2023 tatsächlich gemeistert haben, zeigte Dr. Martin Süß in einem Rückblick auf das vergangene Geschäftsjahr. "In der Gesamtsicht ein verträglicher Jahresabschluss", schickte der Vorstand seinen detaillierten Ausführungen die beruhigende Zusammenfassung voraus.

Nach vorangegangenen Spitzenjahren - 2022 war das wirtschaftlich erfolgreichste Jahr der Verbandsgeschichte - stehe der Fachhandel vor der Aufgabe, mehr Umsatz bei einer deutlich abgeschwächten Konsumneigung zu generieren und zeitgleich die wirtschaftlich tragfähige Aufstellung des Unternehmens zu sichern.

Nichtsdestotrotz belief sich der Nettoumsatz 2023 auf 83,67 Millionen Euro. "Damit liegen wir 4,94 Millionen Euro bzw. 5,58 Prozent unter dem Vorjahresergebnis", erklärt Dr. Süß und weist auf den umsatzbezogenen Mehrjahresvergleich seit 2018 hin: "Es zeigt sich, dass die Ausnahmejahre 2020 bis 2022 schlicht vorbei sind. Nicht zuletzt von Preiserhöhungen der Vorjahre getrieben, lag 2023 zwar noch klar über Vor-Corona-Ergebnis, aber die Umsatzsituation hat sich deutlich normalisiert und das sollten wir auch für die kommenden Jahre zur Kenntnis nehmen."

Die auf der aktuellen Ertragslage basierende Rückvergütung beträgt 1,5 Prozent, wovon 178 Mitglieder profitieren, die insgesamt 196 Geschäfte repräsentieren. Auch hier empfiehlt der Vorstand wieder einen Blick auf die Jahresübersicht: "Wir erreichen seit vielen Jahren hohe Rückvergütungsprozentsätze, die sich in der Regel um oder über 1,5 Prozent bewegen." Mit 1,5 Prozent oder in Euro ausgedrückt 3,04 Millionen könne sich die aktuelle Ausschüttungsleistung demnach im Vergleich durchaus sehen lassen.

Besondere Bedeutung für das Erreichen des positiven Ergebnisses misst Dr. Süß einerseits dem engagierten Bettenring-Team in Filderstadt sowie den Fachausschüssen und dem Aufsichtsrat bei. "Wenn Verbindlichkeit, Verlässlichkeit und Fairness weiter die Richtschnur unseres Handelns sind, sind wir zusammen bestens aufgestellt", ist er vor der guten Zusammenarbeit überzeugt. Darüber hinaus sei aber auch die Kooperation mit den Industriepartnern, allen voran den Bettenring-Kernlieferanten, von zentraler Relevanz. "Wir stehen alle ganz gut unter Druck und müssen aufeinander achten."

Mit einem Ausblick in die nahe Zukunft beendete Martin Süß seinen Vortrag. "Die Devise heißt: ,Warm anziehen!", formulierte er seine Prognose in einem Satz. Für 2024 sieht er einige Ungewissheiten auf den Handel zukommen, darunter eine weiterhin stagnierende Anschaffungsneigung und Verunsicherung der Konsumenten, geringe Planungssicherheit durch unklare Zukunftsperspektiven bei einer fragilen geopolitischen Lage.

Um diese Herausforderungen erfolgreich zu meistern, rät der Vorstand "seinen" Händlern zu schlanken Prozessen, einer Priorisierung von Maßnahmen, einem konsequenten Kostenmanagement mit hinreichender Liquidität - und natürlich einer Fokussierung auf die Stärken des Fachhandels. "Gerade wenn die Einschätzung für 2024 etwas verhalten ist, ist er wichtig, den Blick nach vorne zu richten. So können Sie mit Unterstützung aus Filderstadt erfolgreich die Zukunft gestalten."

Besonderer Bedeutung kommt hier nicht zuletzt der ausgezeichneten Vermögens- und Finanzlage der Bettenring eG zu: Der Vorstand berichtete über eine starke Eigenkapitalquote (55,3 % für 2023). Auch erwirtschaftet die Gruppe Investitionen und laufende Aufwendungen unverändert aus Eigenmitteln bzw. erzielten Cashflow-Überschüssen. "Bankverbindlichkeiten gibt es schlichtweg nicht", so Dr. Süß.

Gut aufgestellt sieht sich der Verband auch durch einen erfolgreich und planvoll initiierten Generationswechsel auf der zweiten und ersten Führungsebene. So konnte bereits bei der Jahrestagung mit Cornelia Loos ein neues Vorstandmitglied (ab 1. Juli 2024) begrüßt werden.

Wahl des Aufsichtsrats

Traditionell stand als weiterer Punkt die Wahl des Aufsichtsrats auf dem Tagungsprogramm. Turnusmäßig schieden mit der Generalversammlung 2024 die Mitglieder Frank Gaffrey (Betten Winkler), Kay Heintzen (Bettenhaus Uwe Heintzen) und Dr. Thomas Nagel (Betten Blecher) auf. Alle drei stellten sich zur Wiederwahl, die von den anwesenden Mitliedern für die kommenden drei Jahre bestätigt wurde.

Nicht wiedergewählt werden konnte Bernd Pfäffle (Betten Pfäffle), der aus dem Aufsichtsrat ausgeschieden ist, nachdem er die satzungsgemäße Altersgrenze erreicht hat. Auf seinen Platz wurde einstimmig die Fachhändlerin Dr.Christiane Huber gewählt, die vor zwei Jahren in die Geschäftsführung des Familienbetriebs Betten Huber in Augsburg eingestiegen ist.


Benchmarking - von Kollege zu Kollege
Lohnt es sich auch in der aktuellen Zeit, als Unternehmen zu wachsen? Wer übernimmt die Nachfolge meines Geschäfts? Und was kann ich als Händler tun, um eine Krise für mich in eine Chance umzuwandeln? Drei Themen, drei Beispiele: In sehr persönlichen Vorträgen gewährten Andreas Kramer, Roland Veil und Mareike Pisall sowie Jan Lienenkämper ihren Bettenring-Kollegen Einblick in die positive Entwicklung ihrer Geschäfte.

2015 hat Andreas Kramer das alt eingesessene Bettenhaus Hottmann in der Tübinger Innenstadt übernommen und verkauft hier seither mit großem Erfolg auf 200 Quadratmetern das komplette Sortiment rund um den guten Schlaf. Nun hat der dreifache Familienvater expandiert und im nur wenige Kilometer entfernten Rottenburg eine Filiale eröffnet. "Ich erreiche so nicht nur mehr, sondern auch andere Kunden", freut er sich heute so sehr, dass ein drittes Geschäft in Metzingen bereits in Planung ist.

Zuversichtlich in die Zukunft seines Geschäfts blickt auch Roland Veil, in sechster Generation Inhaber von Betten Veil in Schorndorf - auch wenn es in der Familie keinen Nachfolger gibt. 2017 stieg Mareike Pisall als Deko-Expertin in das Betten Veil-Team ein und entdeckte schnell ihre Liebe zum Thema Schlafen. Kombiniert mit ihren unternehmerischen Ambitionen machte Pisalls Engagement sie zur perfekten Kandidatin für ihren Chef. "Über anderthalb Jahre haben wir nun einen soften Übergang praktiziert, der das Geschäft, seine neue Chefin und das gesamte Team fit für die Zukunft gemacht hat", schwärmt Roland Veil.

Sein Geschäft Lienenkämper in Meinerzhagen komplett auf den Prüfstand gestellt hat Jan Lienenkämper. "2023 war für uns kein gutes Jahr", blickt er zurück. Statt einfach weiterzumachen wie zuvor, entschied der Fachhändler sich dafür, sich und sein Unternehmen gründlich zu hinterfragen: Wo stehen wir und wo wollen wir hin? "Mit den Antworten kam die Energie zurück." Zahlreiche Veränderungen, die gemeinsam mit den Mitarbeitern umgesetzt wurden, zeigen Jan Lienenkämper , dass er richtig gehandelt hat und sein Rat an die Bettenring-Kollegen lautet: "Wir können unsere Zukunft selbst gestalten."


Nico Gundlach, Markenagentur "Bestes Pferd im Stall", Kassel
Mein Pitch am Kunden - einfach gewinnen wollen

Sie denken, beim Einkaufen geht es allein um das Produkt? Weit gefehlt! "Natürlich zählen in einem Fachgeschäft auch Sortiment und Qualität", beruhigt Marketing-Experte Nico Gundlach in seinem Vortrag. "Aber das finden sich im Zweifelsfall auch im Laden nebenan." Umso wichtiger sei es, den Kunden auch mit anderen Faktoren für sich zu gewinnen. "Der Rahmen beeinflusst, wie ein Produkt verkauft wird und entscheidet nicht selten auch über den Preis", ist Gundlach sicher. Diesen zu schaffen liegt nach Expertenmeinung in der Hand des Händlers: mit aufmerksamen und kompetenten Menschen im Verkauf, einer durchdachten und emotionalen Inszenierung auf der Fläche und einer kreativen und authentischen Geschichte hinter dem Produkt.

Felix Muxel, Beratungsagentur Gruppe Nymphenburg, München
Hallo wach - Thesen zum stationären Einzelhandel

"Wie gut kennen Sie eigentlich Ihre Kunden?" Mit dieser Frage stellte Retail-Experte Felix Muxel die Teilnehmer der Bettenring-Tagung auf die Probe. Dass es in Zeiten des mächtigen Online-Handels als stationäres Geschäft umso wichtiger ist, seine besonderen Stärken konsequent zu spielen, ist für die Händler ein klarer Fall. Ebenso, dass ihren Kunden dabei eine zentrale Rolle zukommt. Felix Muxel wird hier aber noch konkreter: "Es ist möglich, für beinahe jeden Standort in Deutschland die besondere Struktur der dortigen Kundschaft zu ermitteln." Wer die Kundentypen in seinem Umfeld kenne, könne die Produktkriterien sowie den Aufbau seines Ladens nach ihren Bedürnissen gestalten und seine Zielgruppe so optimal erreichen.


Cornelia Loos stellt sich vor: "Einigkeit macht stark"
Als Chief Customer Officer (CCO) war Cornelia Loos über viele Jahre für die Kundenaspekte der Geschäftstätigkeit von Essenza Home verantwortlich. Nun wechselt sie von der Lieferanten- auf die Verbandsseite: Seit dem 1. Juli ist Cornelia Loos Teil des Vorstands der Bettenring eG, deren Geschäftsführung sie 2025 übernehmen wird, wenn Dr. Martin Süß in den Ruhestand geht. Auf der Bettenring-Tagung stellte die 55-Jährige sich und ihre Pläne für die Zukunft des Verbands vor. Den anwesenden Händlern sprach sie ihren größten Respekt aus und lobte auch die Genossenschaft: "Die Grundidee, aus individuellen Anforderungen immer wieder gemeinsame Ziele zu formulieren und zu erreichen, begeistert mich genauso wie die gewachsene und verbindliche Unternehmenskultur. Füreinander einzustehen, miteinander zu arbeiten, Innovationen voranzubringen, dabei Risiken kalkulierbar zu halten, diese Ideale teile ich - und darum bin ich hier."

Der Bettenring schaffe praxisnahe Lösungen in zahlreichen Bereichen, hob Cornelia Loos die Arbeit des aktuellen Vorstands und Aufsichtsrats hervor. In enger Zusammenarbeit wolle sie künftig bestehende Konzepte fortführen und - wo sinnvoll und nötig - auch ausbauen. Thematisch sprach das neue Vorstandsmitglied die Dringlichkeit an, mit der Marketingstrategie nicht nur die Offline-, sondern vor allem die Online-Position zu sichern: "Die Schärfung Ihres Unternehmensprofils und unseres gemeinsamen Markenprofils ist das Fundament für ein gelungenes und nachhaltiges 360 Grad-Erlebnis, was wir dem Verbraucher bieten müssen." Zudem will sie das Augenmerk weiter auf die herausfordernde Entwicklung auf dem Personalmarkt lenken, etwa mit der Förderung flexibler Arbeitszeitmodelle und Qualifizierungsprogramme für Quereinsteiger.

Ihrer neuen Aufgabe blickt Cornlia Loos mit Freude entgegen: "Ich bin entschlossen, mit Ihnen und in Ihrem Sinn jeden Weg zu gehen, um den größten gemeinsamen Nenner zu finden. Denn: Einigkeit macht stark und wir machen den Unterschied."
aus Haustex 07/24 (Wirtschaft)