Oschwald ABC der Wohnidee, Waldkirch
"Ein innovativer Weg in eine nachhaltige Zukunft"
Fassadendämmung aus Kork, Bodenbelag aus regionaler Beschaffung: Die Firma Oschwald legt bei Produkten großen Wert auf Nachhaltigkeit - und beschreitet dabei innovative Wege bei der Materialauswahl. Hierfür wurde das Unternehmen mit dem BodenZukunft Award 2024 vom SN-Verlag und Uzin ausgezeichnet.Natur, Natur, Natur: Bei "Oschwald ABC der Wohnidee" ist die Verbundenheit zur Umwelt ein fester Teil der Firmenphilosophie - und das lange bevor sich Begriffe wie "Bio" oder "Öko" im deutschen Sprachgebrauch verankert hatten. Seit mehr als 120 Jahren widmet sich der baden-württembergische Familienbetrieb dem Thema Innenausstattung mit Naturprodukten. Zum Lieblingsbodenbelag zählt Parkett aus regionaler Herstellung, das unter der Eigenmarke Natur-Parkett vertrieben wird. "Parkett ist ein wunderbares Naturprodukt, das im Gegensatz zu Kunststoffböden vollständig recycelbar ist", erläutert Wilfried Oschwald. Er hat das Unternehmen bis 2014 als Geschäftsführer geleitet; mittlerweile trägt mit Sohn Dirk die vierte Generation die Verantwortung.
Neben Parkett und Linoleum vertreibt die Firma auch im Lohnauftrag hergestellte Teppichböden sowie daraus selbst konfektionierte Teppiche aus der Wolle isländischer Schafe. "Sie wird in heißen Quellen gewaschen, an der Luft getrocknet und dann dort vor Ort gesponnen", erklärt Oschwald. "Am liebsten verwenden wir Teppiche in der natürlichen Farbe der Schafe - mehr Natur geht nicht." Zum Angebot des Raumausstatters und Meisterbetriebs für Bodenbeläge zählen außerdem das Polstern, Gardinen, Tapeten, Sonnen- und Insektenschutz.
Nachhaltig ausstatten
"Natürlich schöner Wohnen" ist das Unternehmensmotto. Wer nachhaltig bauen und ausstatten will, muss auch einmal Wege gehen, die noch niemand zuvor beschritten hat - und die Wege sind oft steinig. Diese Erfahrung hat auch Oschwald gemacht. Der Betrieb war an der Planung und Ausstattung des neu gebauten Boardinghauses in Waldkirch im Breisgau beteiligt. Das Gebäude mit zahlreichen Wohneinheiten entstand als Ergänzung zum bereits bestehenden Hotelrestaurant "Zum Storchen".
Der Neubau für das Boardinghaus wurde im Rahmen der Quartiersanierung und Nachverdichtung als Komplettüberbauung des zur Verfügung stehenden Grundstücks realisiert. Architektonisch herausfordernd war es, das umfangreiche Raumprogramm umzusetzen, dabei die denkmalgeschützte Stadtmauer einzubinden sowie die Wasserverhältnisse zu berücksichtigen. So ist etwa ein historisches Werkstattgebäude, welches ebenfalls in den Bau integriert wurde, über einem Gewerbekanal gebaut.
Energieeffizienz und Umweltfreundlichkeit waren wichtige Ansprüche, die bei der Umsetzung des Projekts im Vordergrund standen. Das Boardinghaus wurde großflächig mit einer Photovoltaikanlage versehen. In Verbindung mit der Nutzung von Erdwärme ist das mit dem renommierten Hugo-Häring-Preis für Architektur ausgezeichnete Gebäude damit in der Lage, seinen Energiebedarf selbst zu decken.
Außenfassade aus
nachwachsendem Rohstoff Kork
Mit Liebe zur Natur wurde auch die Innenausstattung gewählt. Als Bodenbeläge kamen der Teppichboden aus Islandwolle ebenso wie das Oschwald Natur-Parkett zum Einsatz. "Entgegen der allgemeinen Meinung vertragen sich sowohl Parkett als auch Teppichboden hervorragend mit einer Fußbodenheizung wie sie auch in den Wohneinheiten des Boardinghauses verbaut wurde", erläutert Wilfried Oschwald. Die Innenwände wurden mit Kalk verputzt. "Kalk ist ein natürlicher Putzwerkstoff, der für ein einzigartiges Raumklima sorgt", erklärt er. "Er ist atmungsaktiv und nimmt Feuchtigkeit aus dem Raum auf."
Doch die absolute Innovation des Boardinghauses ist die Außenfassade: Sie besteht aus 10 cm dickem Dämmkork aus Portugal - und ist damit einzigartig in Deutschland. Weil hierzulande noch niemals eine Fassade mit Kork versehen wurde, war der Weg zur Realisierung dieses Projekts langwierig. Über ein Jahr lang dauerte es, bis Oschwald die Behörden von dem Naturprodukt überzeugen konnte und die Korkfassade schließlich durchgewunken wurde. Die größten Bedenken bestanden im Hinblick auf den Brandschutz. "Zu Unrecht", erklärt Oschwald, "denn wir konnten nachweisen, dass auch die Korkfassade brandsicher ist."
Kork sei ein vielseitiges Dämmmaterial, welches das Gebäude vollständig isoliert, ist Wilfried Oschwald überzeugt. Als Außenfassade sei es günstiger als herkömmliche Varianten mit Styropor und Putz, zudem natürlicher als eine Holzfassade mit zusätzlicher Isolierung - und es verfüge über bessere Dämmeigenschaften. Die geschredderte Korkrinde verklebt sich bei der Herstellung mit dem eigenen Harz zu den verlegefertigen Dämmplatten. "Bei der Diskussion mit den Behörden muss man einen langen Atem haben", resümiert der hartnäckige Raumausstatter. "Aber es lohnt sich, denn im Ergebnis steht ein Projekt, das einen innovativen Weg in eine nachhaltige Zukunft aufzeigt."
Werbung für mehr Nachhaltigkeit
Bei Oschwald wird stets für eine nachhaltige Variante geworben: "Wir versuchen, Kunden bereits bei der Planung über die Vorteile natürlicher Bodenbeläge aufzuklären. Umweltfreundliche Materialien und nachhaltige Lösungen gewinnen zunehmend an Bedeutung. Insgesamt betrachtet sind Naturböden immer noch ein Nischenprodukt und viele Menschen tun sich schwer, sich bei der breiten Auswahl an Bodenbelägen für eine umweltfreundliche Variante zu entscheiden."
Doch nicht nur nach außen, sondern auch betriebsintern lebt Oschwald Nachhaltigkeit als Firmenphilosophie. Der Fuhrpark des Unternehmens ist bereits zum Teil mit Elektrofahrzeugen ausgestattet. Produktion und Betriebsalltag laufen energieeffizient. Eine Photovoltaikanlage sowie Erdwärme sichern zukünftig die Versorgung der Geschäftsräume mit erneuerbaren Energien. Die "Oschwälder" leben vom Wald und geben deshalb dem Wald in ihrer Region wieder etwas zurück. Durch eine regionale Pflanzaktion wurden bisher 1.500 Setzlinge gespendet, die nun im Waldkirchener Forst zu prächtigen Eichen heranwachsen. Damit will Oschwald sicherstellen, dass auch zukünftige Generationen Freude an der Natur haben.
"Nachhaltig zu wirtschaften ist im Grunde alternativlos", sagt Wilfried Oschwald. "Es gibt auf Dauer nichts anderes: Da die Ressourcen beschränkt sind, muss ein Kreislauf entstehen. Diese Botschaft versuchen wir weiterzugeben, am Stammtisch, an unsere Mitarbeiter und Kunden."
Julia Brandt
aus
FussbodenTechnik 02/24
(Wirtschaft)