Parador: Interview mit CEO David Neel Bradham

Auf dem Weg zur globalen Marke

In den vergangenen Jahren hat Bodenbelagshersteller Parador für viel Gesprächsstoff in der Branche gesorgt: wiederholte Eigentümerwechsel, Dispute mit den Handelskunden, personelle Änderungen. Nun präsentiert sich das Unternehmen mit neuer Führungsriege und einer zielgerichteten Strategie. CEO David Neel Bradham, seit Juli 2023 im Amt, spricht über die neue klare Vision der Coesfelder.

FussbodenTechnik: Herr Bradham, welches Fazit ziehen Sie von Ihrem Start als CEO bei Parador? Was haben Sie in Coesfeld vorgefunden und was hat Sie an der Aufgabe gereizt?

D. Neel Bradham: Es war aufregend für mich, als ich nach Coesfeld kam. Als US-Amerikaner, der die deutsche Sprache nicht spricht, hatte ich natürlich Bedenken, wie das Unternehmen mich als neuen CEO akzeptieren würde. Aber das Team nahm mich mit offenen Armen auf. Und da ich jetzt mehr über das Unternehmen und die Dinge, die auf mich zukommen, erfahren habe, ist meine Begeisterung nur noch größer geworden.

Wir machen bei Parador schon vieles richtig, aber es gibt auch eine Menge, was wir noch besser machen können. Meine Herausforderung wird sein, das Führungsteam dabei zu unterstützen, einen stabilen Weg zum Erfolg zu definieren. Wir wollen den Wandel in einem gewissen Tempo vorantreiben und ich bin in meiner Persönlichkeit so strukturiert, dass ich eher schneller voran will als ich vielleicht sollte. Auf jeden Fall haben wir den Auftrag zu wachsen - international und auch in Kanälen und Regionen, in denen wir heute noch nicht so präsent sind. Die Marke Parador ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz bereits hervorragend positioniert und hat eine breite Basis, um sich auch in anderen Teilen der Welt zu präsentieren. Also müssen wir nun überlegen, wo wir exzellent werden wollen und dort entsprechend "Muskeln" aufbauen. Das erfordert eine gewisse Planung, aber aus meiner Sicht hat Parador ganz klar das Potenzial für eine globale Marke.

FT: Können Sie das konkretisieren?

Bradham: Kurzfristig besteht unsere Aufgabe darin, dem Vertrauen unserer langjährigen Partner gerecht zu werden. Auch in diesem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld wollen wir unsere starke Marktposition in den strategisch wichtigen Kanälen Fachhandel und DIY in Deutschland und Westeuropa weiter ausbauen. Hier ist unser Kern, hier sind wir stark verwurzelt. Wir haben unsere Vertriebsstruktur in Mitteleuropa mit der Einstellung erfahrener Marktkenner wie Dirk Boll als Vertriebsleiter Zentraleuropa und Dierk Engleder als Verkaufsleiter DIY verstärkt. Unsere Präsenz in der D/A/CH-Region und in Mitteleuropa ist auch der Anker für unsere globale Strategie, wenn wir in andere wichtige Märkte wie die USA, den Mittleren Osten und China und auch in das Objektgeschäft expandieren.

FT: Stichwort Objektgeschäft: Da suchen viele den Erfolg. Auch Parador hat vor Jahren schon mal einen Anlauf genommen, war aber nicht nachhaltig erfolgreich.

Bradham: Parador hat die Marke, die Produkte und die Qualität für das Objekt. Hinzu kommen der Ansatz der Nachhaltigkeit und die Verpflichtungen, die das Unternehmen für eine kohlenstofffreie Zukunft eingeht. Das komplette Line-up für den Objektmarkt ist also vorhanden. Wir können alles bieten, was der Architekt braucht und haben das Gefühl, dass der Markt in gewisser Weise auf uns zukommt, da die Bewegung hin zu nachhaltigen und natürlichen Produkten weitergeht.

Unser Job ist nun, unser Innovationstempo noch zu beschleunigen. In den vergangenen Monaten haben wir zahlreiche Neuheiten entwickelt, die den aktuellen Kundenwünschen entsprechen und werden eine Plattform für noch mehr Innovationen in den kommenden Jahren bilden. Ich bin sehr begeistert von der Drehzahl, die unser Produktentwicklungsteam fährt. Wir verstehen allmählich, wie wir in der Produktion flexibler und schneller werden können. In Österreich sind wir in dieser Beziehung schon sehr gut aufgestellt - hier in Coesfeld müssen wir noch einiges optimieren, um die Flexibilität zu erreichen, die erforderlich ist, mehrere Kanäle und Märkte zu bedienen. Dies wird ein entscheidender Schwerpunkt sein, wenn wir tiefer in das Auftragsgeschäft einsteigen.

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Das bedeutet nicht, dass wir unser Kerngeschäft hierzulande mit dem Fachhandel und DIY vernachlässigen werden. Im Gegenteil: Wir haben das Gefühl, dass noch Potenzial für uns vorhanden ist und auch, wo wir gut unterwegs sind, weitere Marktanteile hinzugewinnen können: in Deutschland, in der Schweiz, in Benelux und in Skandinavien zum Beispiel. Auch wenn manche Leute meinen, dass wir in Deutschland schon an jeder Straßenecke zu haben seien.


Parador im Überblick
Parador GmbH
Millenkamp 7-8
48653 Coesfeld
Tel.: 0 25 41 / 73 60
info@parador.de
www.parador.de

Gründung: 1977
Muttergesellschaft:
HIL Ltd.
Gesellschaften:
-Parador Holding GmbH, Coesfeld
-Parador GmbH, Coesfeld
-Parador Parkettwerke, Güssing (Österreich)
-Parador Trading, CN-Shangha (50 % Joint Venture)

Umsatz (2021/22): 177 Mio. EUR (+5 %)
Exportquote (2021/22): 52 %
Mitarbeiter (2021/22): > 520

Geschäftsführung:
-David Neel Bradham (CEO)
-Pier Vincenzo Marozzi (CTO)
-Lutz Michaelsen (CSCO)

Head of Product Management: Christoph Wellekötter

Vertriebsleitung International: Wolfgang Gradl

Vertriebsleitung Zentraleuropa: Dirk Boll

Presse, Public Relation und Corporate Communications: Jutta Wiebe
Auf dem Weg zur globalen Marke
Foto/Grafik: Parador
Parador setzt im Jahr 2024 auf neue Designs, neue Formate und neue Oberflächen. Bei Modular One (Foto) werden beispielsweise zukünftig alle Dekore mit einer patentierten Technologie in Synchronstruktur ausgeführt.
Auf dem Weg zur globalen Marke
Foto/Grafik: Parador
David Neel Bradham, CEO Parador
David Neel Bradham ist seit 11. Juli 2023 Geschäftsführer und CEO beim Bodenbelagshersteller Parador. Der gebürtige US-Amerikaner blickt auf langjährige Führungserfahrung bei Unternehmen in Europa, dem Nahen Osten und Afrika, Nord- und Lateinamerika sowie dem Asien-Pazifik-Raum zurück. Zuletzt war er in verschiedenen Führungspositionen bei den internationalen Bodenbelagsherstellern Mohawk, Interface und Milliken tätig. Bradham verfügt über einen Bachelor-Abschluss in Kommunikation von der University of North Carolina sowie einen Master-Abschluss in Betriebswirtschaft von der University of Georgia.

aus FussbodenTechnik 02/24 (Wirtschaft)