37. TKB-Fachtagung: Für neue klinkereffiziente Zemente sensibilisiert
KRL-Methode soll CM-Messung ablösen
Unter den 150 Teilnehmern der 37. Fachtagung der Technischen Kommission Bauklebstoffe (TKB) im Kölner Maternushaus waren in diesem Jahr besonders viele Erstbesucher. Neben sechs Fachvorträgen erlebten diese den "Paukenschlag" seitens der TKB, die jahrzehntelang gültige CM-Messung bei der Belegreifebestimmung von Estrichen durch die Messmethode der korrespondierenden relativen Luftfeuchte (KRL-Methode) ablösen zu wollen. Diese in anderen Länder gängige Messmethode hatte die TKB seit vielen Jahren wissenschaftlich analysiert und als Alternative auf vorherigen TKB-Fachtagungen sowie in TKB-Berichten und -Merkblättern vorgestellt.Wenn es nach dem Votum der Technischen Kommission Bauklebstoffe (TKB) geht, hat am 19. März 2024 ein neues Zeitalter der Estrichrestfeuchte-Messung begonnen: An diesem Datum informierte die TKB die Fachöffentlichkeit auf der 37. TKB-Fachtagung in Köln darüber, zukünftig im Boden- und Parkettbereich ausschließlich Estrichrestfeuchte nach der Methode der korrespondierenden relativen Luftfeuchte (KRL) messen zu wollen - und nicht mehr nach der bisherigen CM-Messung. Der TKB-Vorsitzender Dr. Norbert Arnold begründete diese Entscheidung so: "Wir haben die KRL-Methode jahrelang intensiv untersucht und belegt, dass sie funktioniert. Wir sind von der Bodenbelagsindustrie und dem verlegenden Handwerk aufgefordert worden, die neue Messmethode einzuführen. Diesem Wunsch kommen wir nun nach." Dr. Arnold betonte, dass die Umstellung nicht von heute auf morgen, aber innerhalb von zwei bis drei Jahren umgesetzt werden solle. Zielgruppe des Vorstoßes seien ausschließlich Boden- und Parkettleger, nicht Estrich- und auch nicht Fliesenleger.
TKB: KRL-Methode bietet
viele Vorteile
Die TKB-Mitglieder argumentieren, dass Schäden durch Feuchteeinwirkung vor allem im Boden- und Parkettbereich als kritisch zu bewerten seien. Die bereits einsetzende Umstellung auf klinkereffiziente Zemente und beschleunigte Estriche mache eine verlässliche Beurteilung der Belegreife durch den Boden- und Parkettleger immer schwieriger. Für die KRL-Methode spreche laut TKB, dass sie materialunabhängig und damit sicherer eine Aussage zur Belegreife ermögliche. Gleichzeitig sei die Durchführung der Messung in Summe einfacher als die bekannte CM-Messmethode, da ein Abwiegen des Prüfguts, Schütteln der CM-Flasche sowie die Verwendung des Gefahrstoffs Calciumcarbid entfalle.
Die in der TKB organisierten Verlegewerkstoffhersteller haben sich bereits 2023 mit dem Bundesverband Parkett und Fußbodentechnik (BVPF) als maßgebliche Interessengruppe der Parkett- und Bodenleger ausgetauscht und großen Zuspruch erhalten. Als sich dann auch die Mitglieder des Fachverbands der Hersteller elastischer Bodenbeläge (FEB) für die Umstellung der Messmethode aussprachen, verabschiedete die TKB einen "Fahrplan" des Projekts: Ende Februar 2024 veranstaltete die TKB einen Workshop mit den Anwendungstechnikleitern der TKB-Mitgliedsunternehmen. Anfang März 2024 wurden der Arbeitskreis Technik des FEB und danach die Fachpresse sowie die Messgerätehersteller informiert.
Infomaterialien unterstützen
das verlegende Handwerk
Die Umstellung auf die KRL-Methode begleitet die TKB mit einer Reihe von Unterlagen, um das verlegende Handwerk gezielt zu unterstützen. Dazu Dr. Arnold: "Wir wollen und müssen die Diskussion führen, was die Umstellung technisch und rechtlich für den Verleger bedeutet." Das vorliegende Informationspaket beinhaltet beispielsweise eine Kurzinformation, "One-Pager" genannt, die die wichtigsten Kriterien für die KRL-Methode benennt. Hilfreich sind eine kurze Nutzenargumentation für die Baustelle, Schulungen und Präsentationen für Techniker, eine ausführliche Darstellung zu "Was habe ich davon, wenn ich KRL statt CM messe?" Es gibt mittlerweile rund zehn TKB-Berichte zur KRL-Methode, einen zu häufig gestellten Fragen (FAQ) - zu finden auf der Webseite
www.klebstoffe.com, Rubrik Veröffentlichungen/Merkblätter. Alle Informationen zur KRL-Methode sind auf den Webseiten www.krl-methode.de und www.estrichfeuchtemessen.de erhältlich.
Wichtig sind natürlich die neuen Belegreif-Grenzwerte der KRL-Methode: 80 % relative Luftfeuchte bei unbeheizten Estrichen und 75 % relative Luftfeuchte bei beheizten Estrichen. Zwischen dem Bindemittel Zement und Calciumsulfat wird - im Gegensatz zur CM-Methode - nicht unterschieden.
"Zemente verändern sich
aufgrund der CO
2-Einsparung"
In einer Podiumsdiskussion drehte sich alles um die Frage, welche Auswirkungen sich aus der Veränderung der Zemente und Estriche auf die Belegreife für den Boden- und Parkettleger ergeben. Neben den Moderatoren Dr. Martin Schäfer und Dr. Norbert Arnold nahmen Christoph Ludwig (Ludwig Bodensysteme), Dominik Kison (Kison Bodenbeläge), Heiko Zimmermann (Schwenk Zement) und Dr. René Runte (Orth Kluth Rechtsanwälte) teil.
Christoph Ludwig machte deutlich, dass für ihn als Estrichleger, der auch als Bodenleger tätig ist, neben der Estrichfeuchte auch die Estrichfestigkeit und -verarbeitbarkeit entscheidend seien. Bereits im Jahr 2020 testete er die neuen CEM-II-A-LL-Zemente für die Estrichherstellung, die er aktuell ohne Probleme einsetzt. In diesem Jahr probierte er erstmals CEM-II-B-Zemente aus. Er würde darauf abgestimmt auch die Estrichzusatzmittel zugeben wollen. Ludwig gab zu, dass er keinen Bodenleger um die Einschätzung der Belegreife beneide, weil dieser nicht wissen könne, ob ein besonderer Zement oder ein Estrichzusatzmittel verwendet wurde.
Zementexperte Heiko Zimmermann kündigte an, dass die Branche sich sicherlich auf CEM-II-Zemente einstellen müsse und langfristig wohl auch auf CEM-III-Zemente. Zimmermann geht davon aus, dass es Zemente geben wird, die Einschränkungen bei der Verwendungsart vorschreiben werden: "Das sind wir bislang noch nicht gewohnt."
Dominik Kison führt bei seiner Tätigkeit als Sachverständiger und Bodenleger grundsätzlich beide Messungen durch: sowohl KRL als auch CM. Zusätzlich führt er eine Darrprobe im Labor durch. In 90 % der Fälle sind alle drei Werte auf einer Linie, bei 10 % der Fälle habe er eine Abweichung bei CM oder KRL. Für den Parkett- und Bodenleger sei es auf der Baustelle nicht zu erkennen, welcher Zement für den Estrich eingesetzt wurde. "Ich persönlich sehe enorme Vorteile bei der KRL-Messung, weil sie materialunabhängig ist. Im Moment geht es aus meiner Sicht nicht ohne beide Verfahren parallel. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt."
Abschließend versprach Dr. Norbert Arnold die notwendige Unterstützung zur Verfügung zu stellen: "Wir werden alles tun, um die Verunsicherung beim Boden- und Parkettleger so klein wie möglich zu halten. Wichtig ist, dass die Verlegewerkstoff- und Belagshersteller hinter der KRL-Methode stehen und dass die notwendige Unterstützung von uns kommt. Wichtig ist auch, dass eine Basis für eine klare, offene, transparente Kommunikation geschaffen wird, damit beim Handwerker das Gefühl, er werde alleine gelassen, gar nicht erst entsteht."
Terminankündigung 2025
Für langfristig Planende lohnt es sich, bereits jetzt einen Termin vorzumerken: Die nächste TKB-Fachtagung findet am 19. März 2025 in Köln statt.
FussbodenTechnik fasst die Vorträge zusammen:
Klinkereffiziente Zemente im Spannungsfeld
zwischen Verfügbarkeit und Leistungsfähigkeit
Referent: Heiko Zimmermann, Anwendungstechnik Zement und Produktmanagement Schwenk Zement
Inhalt: Der Referent stellte dar, mit welchen Herausforderungen sich die Zementindustrie aktuell beschäftigt, um den Vorgaben hinsichtlich einer CO
2-Reduktion bei klinkerreduzierten Zementen gerecht zu werden. "Nach dem Willen der Europäischen Kommission wird es ab 2039 keine CO
2-Zertifikate mehr geben und keiner kann heute sagen, wo wir 2050 stehen werden", so Heiko Zimmermann. Aktuell nehme die Industrie Milliarden-EUR-Investitionen in die Hand, um CO
2 aus dem Produktionsprozess zu verbannen. Schwenk Zement investiert gemeinsam mit Heidelberg Materials 160 Mio. EUR ist eine Versuchsanlage (Projekt CI4C) bei Heidenheim, um sich mit neuen Rezepturen auseinanderzusetzen. Auf die Nachfrage des Sachverständigen Richard Kille, ob man Zement ersetzen könnte, antwortete Heiko Zimmermann: Besonders bei Infrastrukturprojekten gebe es keine Zementalternativen und eine weitere, zugespitzte Frage machte die Tagungsteilnehmer nachdenklich: "Wollen wir in Deutschland noch eine Industrie haben? Diese verursacht natürlich Emissionen."
Trocknungsverhalten von Zementestrichen - Aktueller Stand
Referent: Dr. Norbert Arnold, Leiter Technische Sortimentsentwicklung Uzin
Inhalt: Der TKB-Vorsitzende Dr. Norbert Arnold lieferte in seinem Vortrag Hintergründe dafür, dass die Verlegewerkstoffhersteller einheitlich die Messung der Estrichrestfeuchte nach der KRL-Methode favorisieren. Der große Vorteil der KRL-Methode bestehe darin, dass sie eine von der Estrichrezeptur unabhängige Bestimmung der Belegreife erlaube. CO
2-reduzierte Zemente und weitere Rezepturbestandteile der Estriche - deren Bandbreite zunimmt - beeinflussen in erheblichem Maße die Trocknung, Ausgleichsfeuchte und die in CM-% gemessene Belegreife von Estrichen. Die Bestimmung der feuchtebezogenen Belegreife über den Feuchtegehalt (CM-%) und einen pauschalen Grenzwert werde nach Einschätzung von Dr. Arnold zunehmend kritisch. Er zitierte dazu auch zwei Autoren vom Verein Deutscher Zementwerke (VDZ): "Ein einheitlicher CM-Grenzwert wird der Zementestrichsituation zukünftig nicht mehr gerecht."
Die Erfolgshaftung und die
Bedenkenanzeige im Bauvertragsrecht
Referent: Dr. René Runte, Rechtsanwalt Kanzlei Orth Kluth
Inhalt: In Bezug auf die Bedenkenanmeldung bei überhöhter Restfeuchte empfahl der Jurist gegenüber Auftraggebern zu sagen: "Wir haben eine veraltete Norm, die Estrichrezepturen haben sich verändert. Das hat Auswirkungen auf die Ausgleichsfeuchte. Dabei handelt es sich um das für Handwerker relevante Feuchtemilieu, die sogenannte freie Feuchte, die schadensträchtig werden kann. Deshalb könne man dem Bauherrn nur raten zu sagen, die CM-Messung steht noch da drin, vorsorglich solle man auch eine Messung nach KRL-Methode durchführen. Der verlegende Handwerker muss nur darauf hinweisen, entscheiden müsse der Bauherr oder der Planer.
Wichtiger Praxis-Tipp: Der Jurist wird eine Standardbehinderungsanzeige für Bodenhandwerker auf der Webseite unter www.krl-methode.de einstellen.
Andere Länder, andere Sitten -
Bodenbelagsaufbauten außerhalb Deutschlands
Referent: Thomas Schneider,
Leiter Anwendungstechnik Uzin
Inhalt: In Deutschland gibt es vergleichsweise hohe Anforderungen ans Bauen. Thomas Schneider wagte einen Vergleich von USA und Deutschland und stellte spannende Unterschiede vor. Aufgrund seiner Größe bietet die USA sechs unterschiedliche Klimazonen, die sich auch aufs Bauen auswirken. Bei der Bauart dominiert in Nordamerika die Holzständerbauweise, in Deutschland ist die Backsteinbauweise Standard. Wenn Gebäude in den USA nach vier bis sieben Monaten fertiggestellt sind, dauert dies in Deutschland mit zehn bis 14 Monaten doppelt so lange. Textile Bodenbeläge werden in den USA gerne verspannt, bei uns sei dies die Ausnahme, normalerweise wird geklebt. Bodenhandwerker arbeiten auf der anderen Seite des Atlantiks auf flügelgeglätteten Betonflächen, in Deutschland ist der Estrich der häufigste Untergrund. Fazit: Unterschiede im Klima bedingen andere Konstruktionen und diese wiederum andere Baustoffe. Abweichende Verarbeitungen sorgen genauso für unterschiedliche Voraussetzungen an die Ausbildung des Handwerks.
Dünnschichtige elektrische Fußbodenheizsysteme
Referent: Andreas Miseer-Baum, Produktmanager Gutjahr Systemtechnik
Inhalt: Die Anforderungen an elektrische Fußbodenheizungen bei Bodenbelägen und Mehrschichtparkett sind vielschichtig. Dazu zählen ein belegereifer Untergrund nach DIN 18365 und DIN 18202, ein Stoßschutz der Heizkabel nach VDE, eine gleichmäßige Wärmeabgabe an den Belag, eine sanfte Aufheizcharakteristik sowie die dauerhafte Vermeidung von Stauhitze und Hotspots. Der Fußbodenheizungsexperte empfahl zudem eine dauerhafte Begrenzung der Oberflächentemperatur nach Herstellervorgaben, eine maximale Leistung von 125 W/m
2 bei schwimmenden Belägen, eine maximale Leistung von 110 W/m
2 bei vollflächig geklebten Belägen sowie einen maximalen Wärmedurchlasswiderstand von R 0,15 m
2 K/W. Sein Tipp lautete, sich an den Richtwerten der Belagshersteller zu orientieren.
Klebtechnische Besonderheiten
von PVC-freien Designbelägen
Referent: Dr. Martin Schäfer, Vorsitzender der Geschäftsführung Wakol
Inhalt: Während bei PVC-haltigen Belägen die chemische Basis eng definiert ist, finden bei PVC-freien Belägen eine Vielzahl von Polymeren mit sehr unterschiedlichen Eigenschaften Anwendung. PVC-freie Designbeläge sind vergleichsweise schwieriger zu benetzen, der Temperatur-Ausdehnungskoeffizient ist eher höher und erfordert eine Klebung mit hoher thermomechanischer Stabilität. Zudem ist die Dimensionsänderung bei Alterung stärker und es zeigt sich eine Ausdehnung statt eines Schrumpfens des Belags. Fazit: Die untersuchten PVC-freien Beläge stellen deutlich höhere Anforderungen an den Klebstoff als übliche PVC-Beläge. Durch die Wahl des richtigen Klebstoffs ist eine sichere Klebung dennoch möglich. Die gemeinsamen Klebstoffempfehlungen der Belags- und Klebstoffhersteller helfen weiter.
aus
FussbodenTechnik 03/24
(Wirtschaft)