VDP Verband der Deutschen Parkettindustrie e. V.

Parkettindustrie "im perfekten Sturm"

Es sind schwierige Zeiten für die deutsche Parkettbranche - Industrie wie Handwerk. Michael Schmid, Vorsitzender des Herstellerverbands VDP, spricht über die Sorgen und Nöte, sieht aber auch Chancen für den Bodenbelag aus Holz.


Michael Schmid, Vorsitzender des Verbands der Deutschen Parkettindustrie (VDP) und geschäftsführender Gesellschafter von Parketthersteller Jaso, beginnt seine Einschätzung zur aktuellen Situation der Parkettbranche mit einer guten Nachricht: "Unsere Rahmenbedingungen sind super, weil Politik und Wissenschaft sich einig sind, dass künftig mehr mit dem CO2-speichernden Rohstoff Holz gebaut werden soll." Für die kommenden Anforderungen an mehr Nachhaltigkeit am Bau werde es darauf ankommen, dass sich auch die Parkettbranche in angestrebte Produktnormungen einbringe. "Ihr seid die Recycler - ihr schleift den Boden und macht eine neue Oberfläche drauf", betont er gegenüber Parkettlegern aus der Innung Nordost im Hinblick auf die mitunter Jahrzehnte währende Nutzbarkeit und mehrfache Renovierbarkeit eines einmal verlegten Holzbodens.

Nach den wirtschaftlichen Turbulenzen der letzten Jahre mit Lieferengpässen, Energiekrise und vielfachen Preissteigerungen treiben die deutsche Parkettindustrie zurzeit aber vor allem massive Absatzeinbrüche als Folge der Baukrise um. "Gravierender als die geringe Zahl der Baugenehmigungen ist die hohe Zahl der Stornierungen", merkt Schmid mit Hinweis auf die Belastung der Baubranche durch die gestiegenen Zinsen an und warnt: "Der Zusammenbruch des Neubaumarkts wird die Parkettbranche erst in ein bis zwei Jahren voll treffen." Ebenso müsse sich die Branche auf massive Forderungen nach Lohnerhöhungen einstellen - gemessen an anderen Wirtschaftzweigen, die mit zweistelligen Erhöhungen der Bezüge vorlegten und gleichermaßen um Fachkräfte werben.

Zur Preisentwicklung auf der Beschaffungsseite stellt der VDP-Vorsitzende fest, dass der Einkaufspreis für Eichenholz sich mittlerweile auf ca. 1.200 EUR/m3 Schnittware stabilisiert habe - zum Vergleich 2020: 650 EUR, 2021: 850 EUR, 2022: 1.400 EUR/m3. Beim Thema Holzimporte sensibilisiert Schmid für das heikle Phänomen der geänderten Warenströme: Nach dem Stopp der Einfuhren aus Russland und der Ukraine in die EU kämen signifikante Holzimporte über Drittländer wie China, Serbien und die Türkei - die zuvor kaum eine Rolle bei der Beschaffung von zum Beispiel Eichenholz gespielt haben.

Derweil seien die deutschen Parkettproduktionen inzwischen um 60 bis 80 % teurer als in Drittländern. Entsprechend nahmen Importe aus China weiter zu: "Jeder zweite Parkettboden, der in Deutschland verlegt wird, ist inzwischen China-Ware." Laut Zahlen des Statistischen Bundesamts kam China 2022 mit einem Anteil von 49,6 % auf eine Importmenge von 9,1 Mio. m2. Der Absatz der VDP-Mitglieder knickte im dritten Quartal 2023 mit -30,8 % deutlich ein.

"Die europäische Parkettbranche befindet sich momentan im perfekten Sturm", bringt Schmid das brisante Szenario um Chinaimporte, hohe Energie- und Lohnkosten, Rohstoffverknappung, gestiegene Zinsen, hohe Baukosten etc. bildhaft auf den Punkt. Manchen Industrieunternehmen gehe es inzwischen an die Liquidität. Für 2024 benennt er eine Reihe von Konsequenzen: Lagerreduzierungen, reduzierte Sortimente, moderat sinkende Preise, Fokussierung auf die Renovierung - aber auch Sparprogramme, Kurzarbeit und Stellenabbau sind die Stichworte.

Im Parkettlegerhandwerk können sinkende Auftragsvolumina durch die gleichzeitig tendenziell rückläufige Zahl der Betriebe ausgeglichen werden. Fachbetriebe seien gut beraten, Chancen der Spezialisierung zu nutzen und in der Kundenberatung konsequent die positiven Attribute von Parkett und Nachhaltigkeit zu kommunizieren, so der VDP-Vorsitzende.
Parkettindustrie "im perfekten Sturm"
Foto/Grafik: Jaso
"Der Zusammenbruch des Neubaumarkts wird die Parkettbranche erst in ein bis zwei Jahren voll treffen."

Michael Schmid, Vorsitzender VDP
aus BTH Heimtex 03/24 (Wirtschaft)