40 Jahre Erfal
40 Jahre für die Kunden
2024 feiert der vogtländische Sonnenschutzhersteller Erfal 40-jähriges Bestehen. Wir haben mit Firmengründer Jörg Erler über die Entwicklung von der Drechslerei zum international tätigen Unternehmen gesprochen - und darüber, wo er die Zukunft von Erfal sieht.Am Unternehmenssitz von Erfal im sächsischen Falkenstein lebt man das 40-jährige Firmenjubiläum mit einer Mischung aus bodenständigem Stolz und der Motivation, das Unternehmen auch weiterhin in eine stabile und sichere Zukunft zu führen. Auf die Frage, ob er rückblickend etwas anders gemacht hätte, antwortet der Gründer Jörg Erler mit einem entschiedenen "Nein". Aber, so schränkt er ein, hätte man ihn vor vier Jahrzehnten gefragt, ob er daran glaube, ein mittelständisches Unternehmen führen zu können, hätte er sich das damals nicht zugetraut. Es wäre eine klare Fehleinschätzung gewesen, wie man aus heutiger Perspektive weiß.
Gegründet wurde Erfal 1984 in Falkenstein als familiengeführter Handwerksbetrieb. Die Drechslerei Jörg Erler stellte Vorhangstangen und Dekorationsartikel aus Holz her, die in Falkenstein und Umgebung vertrieben wurden. Fünf Jahre später war die DDR Geschichte und mit der Wende und der Wiedervereinigung musste Erler sein Geschäftsmodell den veränderten Rahmenbedingungen anpassen.
Kurze Lieferzeiten
als Alleinstellungsmerkmal
Es ist seinem unternehmerischen Gespür für die richtigen Entscheidungen zum richtigen Zeitpunkt und seiner Entschlossenheit, sich auf unbekanntes Terrain zu begeben, zuzuschreiben, dass der Betrieb in den 1990er Jahren richtig Fahrt aufnahm. Ermutigt durch die wachsende Kundennachfrage bei Sonnenschutzprodukten erweiterte Erler sein Portfolio zu dieser Zeit um Vertikallamellen und setzte damit die ersten Schritte in den Sonnenschutzmarkt. Mitte des Jahrzehnts erfolgte der Umzug in großzügige Räumlichkeiten im Falkensteiner Gewerbegebiet. Mit dem Neubau wurde der Grundstein für die weitere rasante Entwicklung gelegt: Schrittweise wurde das Sortiment um Jalousien, Rollos, Plissees und Verdunkelungsanlagen ergänzt, das Team aufgestockt und der Lieferradius von Falkenstein über das Vogtland und Sachsen auf Ostdeutschland erweitert.
"Wir hatten damals ein gutes Sortiment, vielleicht nicht die schönsten Kataloge, aber motivierte Mitarbeiter, und so konnten wir unseren Kunden kurze Lieferzeiten garantieren", erinnert sich Jörg Erler. Das war damals ein Alleinstellungsmerkmal, mit dem das junge Unternehmen neue Standards schuf - oder wie Erler es formuliert: "Wir haben damals durch unsere kurzen Lieferzeiten an der Uhr gedreht und tatsächlich die Marktbedingungen verändert."
Dass er mit seinem Unternehmen bald schon den gesamten deutschen Markt beliefern würde, war für den Selfmade-Mann zu diesem Zeitpunkt nicht absehbar: "Wir haben nie gedacht, dass wir einmal über Ostdeutschland hinaus liefern könnten, aber wir haben schon damals das Geld, das wir verdient haben, wieder ins Unternehmen investiert."
Produktion und Sortiment ausgebaut
Die kunden- und marktorientierte Sortimentserweiterung sowie der Ausbau der Produktionskapazitäten für die einzelnen Produktgruppen kennzeichnen den weiteren Weg von Erfal in den späten 1990er und in der ersten Dekade der 2000er Jahre. Heute ist das Unternehmen Vollsortimenter und Komplettanbieter für innenliegenden Sonnenschutz, Insektenschutz sowie Vorhangstangen- und Schienen mit eigener Produktion am Standort Falkenstein. "Es war uns immer wichtig, breit aufgestellt zu sein, denn die Kunden möchten nicht für jedes Produkt einen anderen Lieferanten haben", erklärt Vertriebsleiter Ralf Meyer.
Stichwort Kunde: Der steht bei Erfal seit 40 Jahren im Zentrum allen Handelns. Der wertschätzende Umgang mit den Kunden, Zuverlässigkeit bei Lieferung und Service sowie eine kompakte Unternehmensstruktur sind für Jörg Erler die Grundpfeiler für einen soliden und anhaltenden Erfolg (siehe hierzu auch Interview auf Seite 93). Um in Sachen Service und Vertrieb immer auf dem neuesten Stand zu sein, wurde in den letzten Jahren erheblich in die Digitalisierung und hier insbesondere in den Ausbau des digitalen Handels investiert.
Smarte Online-Konfiguration
und verbesserter Kundenservice
So wurde beispielsweise ein innovatives B2B-Onlinesystem implementiert, das kontinuierlich weiterentwickelt wird. Heute können 90 % der Erfal-Produkte online konfiguriert werden, was einen bedeutenden Schritt in der Digitalisierung des Unternehmens darstellt. Das System wird inzwischen sehr gut angenommen: Während im Jahr 2017 lediglich 7 % der Kunden ihre Bestellungen online aufgegeben haben, nutzt heute bereits die Hälfte diese Möglichkeit.
Der Erfolg des Onlines-Bestellsystems lässt sich auf mehrere Faktoren zurückführen. Kunden können ihre Aufträge aus dem Betrieb, von unterwegs oder bequem von zu Hause aus aufgeben und zahlreiche zusätzliche Funktionen nutzen. Dazu gehören die Einsicht in Auftragsbestätigungen und Rechnungen, das Anlegen von Projekten sowie das Auslösen von Bestellungen. Für die Kunden bedeutet dies eine erhebliche Zeitersparnis und Flexibilität, da der Shop rund um die Uhr verfügbar ist. Dank der Erfal-Shop-App ist dieser auch mobil über Tablets oder Smartphones zugänglich. Für Erfal wiederum führt die Zeitersparnis zu verkürzten Lieferzeiten und somit zu einer höheren Kundenzufriedenheit.
Ein weiterer Vorteil des Onlinesystems ist die Möglichkeit, den Auftragsstatus jederzeit einsehen zu können. Ein kürzlich gestartetes Infocenter hält die Kunden stets auf dem Laufenden. Die Integration dieser Funktionen zeigt, dass Erfal sich nicht nur auf die Digitalisierung der Bestellprozesse konzentriert, sondern auch auf eine kontinuierliche Verbesserung des Kundenservices.
Ein bemerkenswerter Aspekt der digitalen Transformation bei Erfal ist die Umstellung der internen Ressourcen: Mitarbeiter, die früher für die Auftragsannahme zuständig waren, werden nun verstärkt im Bereich der telefonischen Beratung und im Service eingesetzt. Dies geschieht mit dem Ziel einer besseren Betreuung der Kunden und einer effizienteren Nutzung der Personalressourcen. Für Jörg Erler ein ganz wesentlicher Faktor, denn über Produkte alleine könne man sich langfristig nicht mehr im Markt differenzieren, wohl aber durch einen ausgefeilten und funktionierenden Kundenservice.
Das unterstreicht auch Alexander Feiler, Bereichsleiter Vertrieb und Leiter E-Commerce: "Wir sehen unsere Aufgabe primär darin, die Integration des Onlinesystems zu vertiefen und die Bedienbarkeit für den Kunden zu vereinfachen. Alles mit dem Ziel, den Bestellprozess für unsere Kunden so unkompliziert und so bequem wie möglich zu gestalten - selbst wenn der Kunde seine Bestellung abends gemütlich vom Sofa aus aufgeben möchte."
Lieferung mit eigenem Fuhrpark
In Zeiten, in denen Logistik und Transport eine zentrale Rolle spielen, profitiert Erfal davon, seit jeher auf die Stärken des eigenen Fuhrparks gesetzt zu haben. "Unsere Produkte sind transportsensible Güter, die zudem viel Platz benötigen", sagt Ralf Meyer. "Eine zuverlässige und schonende Lieferung ist daher unerlässlich. Mit unserem eigenen Fuhrpark gewährleisten wir nicht nur eine sichere und termingerechte Zustellung, sondern bieten unseren Kunden on top einen umfassenden Service." Denn sollte es einmal zu Reklamationen kommen oder ein Kunde sich vermessen haben, kann das schnell und unkompliziert abgewickelt werden.
Möglich ist das durch ein ausgeklügeltes Logistiksystem, das über fünf Niederlassungen abgewickelt wird. Retouren und Verpackungen werden von den Fahrern direkt zurückgenommen, was den gesamten Prozess effizient und kundenfreundlich gestaltet. Ein weiterer Vorteil des eigenen Fuhrparks ist die umweltschonende Lieferung. Durch die Nutzung des eigenen Transportsystems kann Erfal auf große und unnötige Verpackungen verzichten, weil die Produkte direkt zum Kunden geliefert werden. Das reduziert den Verpackungsmüll und schont zugleich die Umwelt. Ein wichtiger Aspekt in der heutigen Zeit, in der Nachhaltigkeit zu einem wichtigen Standard geworden ist.
Weg von der Wegwerfmentalität
Nachhaltig handeln heißt bei Erfal auch, sich klar von der Wegwerfmentalität zu distanzieren. Stattdessen bieten die Falkensteiner ihren Kunden einen gut funktionierenden Reparaturservice. Auch hier hat die Digitalisierung Einzug gehalten und ermöglicht es, Reparaturen bequem und effizient abzuwickeln. "Wir haben den gesamten Prozess schrittweise digitalisiert", erklärt Alexander Feiler. "Die Kunden müssen lediglich digital eine Anmeldung in unserem Support Center hinterlegen, um die Abholung oder Mitnahme eines Produktes zu veranlassen. Unser Fahrer weiß dann genau, was er beim Kunden abzuholen hat."
"Die Reparatur-Idee ist seit jeher in unseren Genen verankert, was auch mit unserer Historie zusammenhängt", sagt Jörg Erler. "Wir wollen die klassischen Werte mit der modernen Welt kombinieren. Unser Ziel ist es, das Gute aus der alten Zeit zu bewahren und mit den Möglichkeiten der neuen digitalen Welt zu verbinden. Am Ende wollen wir eine Mischform bieten: wertvoll und nachhaltig auf der einen Seite, kompetent und schnell auf der anderen Seite."
So setzt Erfal bereits seit Jahren auf Nachhaltigkeit. Aktuell wurde beispielweise auf einer neuen Lager- und Logistikhalle eine zusätzliche Photovoltaikanlage installiert. Mit nun weiteren über 1.000 Modulen und einer Gesamtleistung von ca. 750 kW produziert das Unternehmen den Großteil der in der Produktion benötigten Energie selbst - und unterstreicht damit sein Engagement, den ökologischen Fußabdruck kontinuierlich zu reduzieren.
Die permanente Optimierung von Prozessen sowie der sparsame Umgang mit Materialien und Rohstoffen in Kombination mit einem effizienten Energieeinsatz hat Priorität. Das Thema Nachhaltigkeit wird als Gesamtprozess verstanden, zu dem primär die Verarbeitung qualitativ hochwertiger Materialien und Rohstoffe gehört. "Unsere Produktion ist sauber und emissionsfrei, und wir vermeiden den Einsatz schädlicher Chemikalien", führt Jörg Erler aus. "Ein Beispiel dafür ist unsere moderne, umweltschonende Pulverbeschichtung, die 2020 in Betrieb ging."
Verantwortung für das
Unternehmen und die Region
Im Gespräch mit dem Firmengründer wird schnell deutlich, wie tief verwurzelt er in seiner Heimatregion, dem Vogtland, ist und wie dankbar den Mitarbeitern für ihr Engagement für den Betrieb. Nachdem sein Vater Klaus im Jahr 2006 aus der Geschäftsführung ausgeschieden war, übernahm Jörg Erler als Eigentümer eine hohe Verantwortung für das Unternehmen, seine Mitarbeiter und die Region. So beschäftigte ihn zunehmend die Frage nach einer nachhaltigen Unternehmensnachfolge und einer Zukunftssicherung, unabhängig von seiner Person. Dabei war für ihn klar, dass die Zukunft von Erfal nur als starke Einheit in Falkenstein gesichert werden kann.
Im Jahr 2013 entschied sich Jörg Erler daher für die Gründung einer eigenen Stiftung. Zum 31. Dezember 2013 wurden alle Eigentumsanteile an der Firma auf die Erfal-Stiftung mit Sitz in Falkenstein übertragen. Damit schuf er eine in der Region bislang einzigartige Lösung für eine dauerhafte Unternehmenssicherung und den Erhalt der Arbeitsplätze. Die Stiftung legt einen besonderen Fokus auf die regionale soziale Verantwortung. Neben der Bestandssicherung der Firma unterstützt sie gemeinnützige Projekte durch finanzielle Zuwendungen, Spenden oder Sponsoring. Dabei betont Erler, dass vor allem Vereine "der leisen Töne" oder soziale Projekte wie beispielsweise Frauenhäuser gefördert werden.
Trotz der durch die Stiftung garantierten Sicherung des Betriebs sucht Jörg Erler weiterhin nach einer unternehmerischen "Heimat" für Erfal. Sein Wunsch ist es, Erfal mit anderen Firmen zu größeren, schlagkräftigen Einheiten zusammenzuführen, um den wachsenden Herausforderungen der immer komplexer werdenden Märkte erfolgreich begegnen zu können.
Michaela Fischer
aus
BTH Heimtex 07/24
(Wirtschaft)