Hometex Sommer
"Die relevanten Kunden besuchen die HomeTex"
Die HomeTex-Messe öffnet sich noch weiter für Anbieter von Gardinen, Stoffen und abgepassten Teppichen. Wir haben mit Organisator Thomas Fehr über das erweiterte Konzept gesprochen. Und Neutex-Geschäftsführer Joseph Wheeler erläutert, wieso er als Spezialist für Heimtextilien im November schon zum vierten Mal dabei sein wird.
BTH Heimtex: In wenigen Worten für die Leser von BTH Heimtex, die die HomeTex noch nicht kennen: Was ist das für eine Messe?
Thomas Fehr: Die HomeTex, die bis Ende 2023 ABK Open bzw. ABK Open Home hieß, ist die einzige Messe in der Region D/A/CH, auf der nahezu alle relevanten Lieferanten aus den Bereichen Bettwäsche, Frottierwaren, Tischwäsche, Interieur, Accessoires, Wohndecken, Bettwaren und Schlafsysteme, Matratzen, Rahmen, Bettgestelle ihre Sortimente und Produkte an einem Messeplatz präsentieren.
BTH Heimtex: Seit wann gibt es die HomeTex?
Fehr: Die Idee für die ABK Open entstand 2010. Zuvor hatte die ABK - der Einkaufsverband für Bettenfachhändler - ihre alljährlichen Ausmusterungen mit ausgewählten Lieferanten lediglich exklusiv für ihre Mitglieder durchgeführt. Umfang, Art und Weise der Warenpräsentationen standen in krassen Gegensatz zu meinen Vorstellungen. Ich erwartete von den Lieferanten eine Produktpräsentation, die dem Fachhandel als Blaupause für den PoS dient. Die Antwort nahezu aller wichtigen Industrievertreter auf diesen Wunsch war unisono: Für die wenigen Fachhändler lohne sich der ganze Aufwand nicht. Wenn aber nicht nur die ABK Händler zur Ausmusterung kämen, würde man darüber nochmals nachdenken.
2011 fand im Juni die erste offene Messe statt. Im Eventcenter, neben dem Tennisstadion von Gerry Weber in Halle/Westfalen starteten wir mit 40 Lieferanten und 4.000 m Ausstellungsfläche. Zielsetzung war es, keine reine Messe zu veranstalten, sondern einen Branchentreff ins Leben zu rufen. Die mittlerweile legendäre Messeparty mit Bier und Bratwurst am ersten Messeabend ist dieser Branchentreff; ihn gibt es bereits seit der ersten Auflage.
BTH Heimtex: Wie kam es zum Umzug nach Bad Salzuflen?
Fehr: Wir hatten mit dem Standort Eventcenter Gerry Weber das ideale Umfeld für die ersten Jahre. Wir konnten gesund wachsen. Die Messe wurde von Jahr zu Jahr größer, immer mehr Lieferanten wurden auf sie aufmerksam, immer mehr Besucher kamen. Bereits 2014 haben wir deshalb angefangen, die Ausstellungsfläche mit Zeltanbauten zu erweitern. Obwohl das Zelt jedes Jahr größer wurde, konnten wir nicht alle Flächenwünsche realisieren. Deshalb war der Umzug 2022 nach Bad Salzuflen folgerichtig. Das Messezentrum bietet mit seinem Hallenkonzept ideale Bedingungen. Waren es zu Beginn 40 Aussteller auf 4.000m und 200 Besucher, so hatten wir bei der letzten Messe mehr als 160 Aussteller auf 20.000 m und 2.300 Fachbesucher.
BTH Heimtex: Was ist das Erfolgsrezept der Messe?
Fehr: Die Messelandschaft verändert sich dramatisch, nicht erst seit Corona. Große internationale Messen sind teuer - für Aussteller und Besucher. Zudem ist seit Jahren festzustellen, dass immer weniger Fachbesucher die großen Messen besuchen. Mit der HomeTex haben wir auf diese Veränderungen die richtige Antwort gefunden. Wir fragen alljährlich unsere Aussteller nach ihrer Meinung und Eindrücken zur Messe. Da war immer zu hören, die ABK Open bzw. HomeTex ist sehr familiär und entspannt, hier trifft sich tatsächlich die Branche und - was am wichtigsten ist - die relevanten Kunden besuchen die Messe. Zudem bieten wir ein Rundum-sorglos-Paket für Lieferanten und Besucher, freien Eintritt und Parkplätze, kostenlose Verpflegung von morgens bis abends, eine stimmungsvolle und entspannte Messeparty. Und all das für die Aussteller zu sehr überschaubaren Kosten.
Trotz aller Veränderungen haben wir sehr viel Kontinuität. Das zeigt sich an den Ausstellern; nahezu alle, die bei der Premierenveranstaltung dabei waren, sind auch heute noch dabei. Das gilt im Übrigen auch für unseren Messebauer und das Organisationsteam, die seit der ersten Stunde nahezu unverändert dabei sind und alles tun für eine erfolgreiche Messe.
BTH Heimtex: Welche Besucher adressiert die HomeTex?
Fehr: Lag zu Beginn der ABK Open der Fokus auf dem gehobenen Betten-Fachhandel, hat sich der Fokus in den letzten Jahren verändert. Sehr zahlreich besuchen die Einkäufer anderer Verbände, von Möbelhäusern, Großflächen, Versendern, Online-Plattformen die HomeTex. Auch internationale Kunden, insbesondere aus dem nahen europäischen Ausland, finden zunehmend den Weg nach Bad Salzuflen.
BTH Heimtex: Warum gibt es zwei Messen im Jahr?
Fehr: Die Idee einer Wintermesse entstand im Herbst 2021. Als klar war, dass die Heimtextil in Frankfurt 2022 coronabedingt erneut ausfällt, haben wir kurzfristig mit 50 unserer wichtigsten Lieferanten eine kleine Ersatzveranstaltung in Bad Salzuflen organisiert. Trotz Corona-Beschränkungen und hoher Hygieneauflagen war diese sehr gut besucht. Der Wunsch, diese Messe auch nach Corona weiterzuführen, kam dann aus der Industrie. Viele Lieferanten aus dem modischen Bereich, der Bettwäsche, Frottier, Heim- und Wohndecken umfasst, sind seit Jahren unglücklich mit der Entwicklung der Heimtextil. Zudem ist der Termin dieser Messe im Januar für die Vorstellung der Frühjahrs- und Sommerkollektion ungeeignet. Deshalb haben wir uns gemeinsam auf eine zweite Messe im November geeinigt.
BTH Heimtex: Gibt es unterschiedliche Schwerpunkte der Messen im Sommer und Winter?
Fehr: Die modischen Lieferanten bilden den Kern der Aussteller beider Messen. Im Juni haben wir zusätzlich einen zweiten Schwerpunkt, nämlich Schlafsysteme und Bettgestelle. Die Lieferanten dieser Branche besuchen mehrheitlich nicht mehr die Imm Cologne, sondern stellen ausschließlich auf der HomeTex aus. Weil diese Warengruppe sehr viel Ausstellungsfläche beansprucht, nutzen wir dafür eine zweite Halle. Aber da diese Lieferanten keine festen Orderzyklen haben, genügt ein Messeauftritt im Jahr. Deshalb planen wir, die Wintermesse für ausgewählte Lieferanten aus dem Heimtextilien-Bereich noch weiter zu öffnen. Wir haben hier insbesondere die Warengruppen Gardinen, Vorhänge, Stoffe, abgepasste Teppiche sowie Tag- und Nachtwäsche im Blick. Erste Lieferanten aus diesen Bereichen haben bereits im November 2023 ausgestellt und zogen nach der Messe ein positives Fazit. Auch aus Sicht der Besucher macht diese Erweiterung sehr viel Sinn. Insbesondere die Einkäufer der Großflächen, Möbelhändler und Versender verantworten neben den Haustextilien auch die Heimtextilien-Sortimente, eine nicht zu unterschätzende Synergie.
BTH Heimtex: Und Bad Salzuflen bleibt als Standort bestehen?
Fehr: Wir haben mit dem Messezentrum Bad Salzuflen den idealen Standort. Uns stehen für jede Messe insgesamt drei Hallen mit knapp 30.000 m Ausstellungsfläche zur Verfügung. Bei der letzten Messe haben wir davon knapp 20.000 m belegt. Wir hätten also noch ausreichend Reserven, um zu wachsen.
Ich möchte auch anmerken, dass seit 40 Jahren in Bad Salzuflen Europas größte B2B-Messe für die europäische Möbelbranche stattfindet, die MOW. Weit mehr als 500 Aussteller aus 40 Ländern sowie mehrere Tausend Fachbesucher, darunter 40 % internationale Gäste, besuchen sie alljährlich. Eine Diskussion über Zentralität und/oder Erreichbarkeit wird in der Möbelbranche nicht geführt.
BTH Heimtex: Welche Entwicklung sehen Sie für die HomeTex, was wünschen Sie sich?
Fehr: Als wir die ABK Open vor 14 Jahren zum ersten Mal veranstaltet haben, konnte keiner ahnen, dass daraus einmal die wichtigste Messe für die Haustex-Branche im deutschsprachigen Raum wird. Dieses Potential sehe ich auch für die Heimtextilienbranche. Der Standort Bad Salzuflen bietet für alle relevanten Lieferanten der beiden Branchen die idealen Standortvoraussetzungen, sich gemeinsam auf einer insgesamt kompakten Fläche dem Fachpublikum zu präsentieren. Ich plädiere deshalb dafür, dass wir alle zusammen - Aussteller und Veranstalter - noch stärker dafür werben, dass die HomeTex der "place to be" für die Haus- und Heimtextilienbranche wird.
aus
BTH Heimtex 07/24
(Wirtschaft)