Unilin Flooring NV

"Unilin will die Premiummarke Quick-Step in Deutschland stärken"


Unilin Flooring hat sich neu aufgestellt und will die Marke Quick-Step auf dem deutschen Markt voranbringen. Wir sprachen mit dem D/A-Team Laurence Maes (Geschäftsführung), Steffen Weißkopf (Verkaufsleitung Direkt), Cordula Jahn (Marketing) und Philipp Glodek (Verkaufsleitung GH/DIY).

BTH Heimtex: Bei Unilin tut sich gerade eine Menge: Die Unilin Group ist mit der IVC Group verschmolzen. Die bedeutendste Geschäftseinheit der neu formierten Einheit ist die Bodenbelagssparte Unilin Flooring. Wie setzt sich diese zusammen?

Laurence Maes: Bei Unilin Flooring gibt es drei Schwerpunkt-Divisionen; den mit Abstand größten Teil machen die modularen Beläge aus - mit LVT, Laminat, Hydroseal-Naturboden, Parkett und Zubehör. Die zweite Division stellt Vinyl-Rollenware in den Mittelpunkt, in der dritten Division geht es um Teppichfliesen.

BTH Heimtex: Insbesondere mit den modularen Belägen wollen Sie den deutschen Markt jetzt intensiver angehen. Welche Bedeutung hat dieser zurzeit für Sie?

Philipp Glodek: Der deutsche Markt ist der wichtigste und auch der größte Markt für Bodenbeläge. Im Großhandel sind wir schon sehr bekannt und haben mit der LVT-Marke Moduleo einen bedeutenden Marktanteil.

Maes: Das Ziel ist jetzt, auch mit unserer zweiten Premiummarke Quick-Step weiterzuwachsen und diese bekannter zu machen. Dazu gehören Laminat- und Vinylböden, Parkett und Zubehör. Deswegen haben wir uns entschieden, unseren Direktvertrieb auszubauen, unter der Leitung von Steffen Weißkopf.

BTH Heimtex: Geht Quick-Step also nicht über den Großhandel, sondern direkt an den Fachhandel?

Steffen Weißkopf: Das eine schließt ja das andere nicht aus. Die Betreuung der Raumausstatter und das Bekanntmachen der Marke übernehmen wir in jedem Fall gern selbst. In der Vergangenheit hatten wir zwei, drei bundesweit agierende Großhändler, die wir auch weiterhin beliefern. Da ist es dem Kunden überlassen, ob er den Service durch den Großhändler weiter nutzen will, vielleicht auch die Lagerfähigkeit - oder ob er bei uns direkt bestellt. Letztlich geht es uns darum, auch den direkten Kontakt zum Verarbeiter zu haben. Bei der Marke Quick-Step hat die saubere Einarbeitung in den Markt für uns Priorität.

Glodek: Bei Quick-Step haben wir bisher eng mit dem Holzhandel zusammengearbeitet, das behalten wir bei. Der Farbengroßhandel wiederum arbeitet eher mit Moduleo.

Information im Web,
Präsentation im Geschäft

BTH Heimtex: Um mit Quick-Step zu wachsen, haben Sie ein besonderes Shop-in-Shop-System entwickelt. Was steckt dahinter?

Maes: Unser Instore-Konzept basiert auf dem Prinzip des "phygitalen Shoppings", also einer Kombination aus digitaler Recherche und physischem Einkaufen. Wir haben uns mit externen Instituten zusammengesetzt, die bestätigen, dass Einkaufen nach wie vor stationär stattfindet, gerade wenn es um Bodenbeläge geht. Vor Ort können Interessenten die Produkte live erleben und sich genauer beraten lassen. Allerdings informieren sie sich vorher gern digital; das ist durch Corona noch mal intensiver geworden.

Cordula Jahn: Mit unserem Shop-System verbinden wir beide Aspekte: einerseits Informationstools auf unserer Webseite, andererseits Präsentationsmodule für den stationären Handel, und beides greift ineinander. Der Kunde kommt dadurch viel besser informiert ins Geschäft.

BTH Heimtex: Also geht es im Internet los. Die Interessentin oder der Interessent googelt und landet auf der Webseite von Unilin Flooring

Maes: Hier bieten wir zwei ausführliche und anschauliche Informationstools: einen Floor Explorer und einen Room Viewer. Der Floor Explorer hilft dem Endverbraucher dabei, sich für eine Bodenbelagsgattung zu entscheiden, beispielsweise für LVT oder für Hydroseal Naturboden. Dafür braucht er nur einige kurze Fragen zu beantworten, zum Beispiel: Wo soll der Boden eingesetzt werden? Soll er wasserfest sein, besonders kratzfest, schalldämmend? Auf Basis seiner Antworten liefert das Tool Vorschläge.

Jahn: Im Room Viewer kann der Endverbraucher ein eigenes Raumfoto einlesen, und das Tool zeigt ihm, wie verschiedene Bodenbeläge darin aussehen würden. Das kann er auf unserer Seite abspeichern, dann erhält er einen QR-Code, mit dem er in eine Niederlassung gehen kann, die Quick-Step anbietet. Die Berater dort müssen also nicht bei Null anfangen. Wir wollen die Endverbraucher besser informieren und dadurch die Verkäufer in ihrem Verkaufsprozess unterstützen.

BTH Heimtex: Wie setzt sich das Instore-Konzept zusammen? Gibt es feste Bestandteile?

Maes: Es handelt sich um ein modulares Konzept mit verschiedenen Komponenten. Der Händler entscheidet, welche Module er will: wie viele und für welche Produktgruppen. Zur Wahl stehen erstens LVT als Klebevariante und Rigid, zweitens Parkett, drittens unser Hydroseal-Naturboden, also wasserfestes High-Tech-Laminat, und viertens Zubehör.

Weißkopf: Unter anderem bieten wir Musterpräsenter, Tische, einen Kiosk mit Bildschirm, ein personalisiertes Bestseller-Display, je nach Platz auch ein kreisförmiges Zentralmodul, das alle Quick-Step-Produkte zeigt. Dazu eine Übersicht mit allen verfügbaren Farben. Die Farbe ist das Erste, was man an einem Bodenbelag wahrnimmt, und hat daher eine besondere Bedeutung bei der Auswahl.

BTH Heimtex: Welche Visualisierungsmöglichkeiten bestehen im Ladengeschäft?

Jahn: An den Beratungstischen lässt sich zeigen, wie die Dekore bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen wirken, unter anderem bei Tageslicht. Auf allen kleinen Mustern stehen QR-Codes, darüber kann man die Bodenbeläge auch im Ladengeschäft am Bildschirm in eine Raumsituation bringen. Dazu wird passendes Zubehör gezeigt, etwa Sockelleisten. Und auf dem Touch-Display sieht man, in welchen Formaten es die Farben und Designs gibt. Man kann hin- und herswipen und immer wieder neu vergleichen. Das System ist auf eine ganz neue Kundenschicht ausgerichtet. Die Modefilialisten Zara und H&M machen vor, wie spannendes Shoppen sein kann. Es ist unsere Aufgabe, das auch im Einrichtungsfachhandel zu vermitteln.

BTH Heimtex: Bei der Zusammenstellung der Komponenten bietet Unilin sicherlich Unterstützung.

Maes: Wir besuchen die Kunden in ihren Verkaufsräumen, dann planen wir gemeinsam, welche Module vor Ort am besten wirken. Dabei sind verschiedene Umfänge möglich. Das größte Konzept nimmt rund 100 m ein; das brauchen wir für einen Concept Store, etwa in den größeren Städten. Uns ist wichtig, dort schnellstmöglich Basis-Anlaufstellen zu installieren, sodass wir Endverbraucher aus der Umgebung dorthin lotsen können: nach Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt oder Düsseldorf zum Beispiel.

Wir bieten natürlich auch kleineren Raumausstattern den vollen Support und wollen letztlich in ganz Deutschland ein flächendeckendes Händlernetz aufbauen. Auf unserer Webseite gibt es dann die Möglichkeit, Quick-Step-Händler in der Nähe zu finden und Termin vor Ort zu vereinbaren.

Pilot Stores bereits am Start

BTH Heimtex: Sind erste Shop-Systeme schon im Einsatz?

Maes: Inzwischen gibt es einige Pilot Stores: viele in Belgien und den Niederlanden, einige in Polen - es fehlt noch Deutschland. Hier steht das Konzept frühestens ab 2025 zur Verfügung, aber wir sind Interessenten gegenüber jetzt schon aufgeschlossen. Wenn also jemand auf uns zukommen möchte: sehr, sehr gern! Auf den Flanders Flooring Days haben wir schon einige wichtige Kontakte geknüpft.

BTH Heimtex: Wie gewinnen Sie außerdem Partner für das neue Shopsystem?

Weißkopf: In erster Linie über das Netzwerk des Vertriebs. Die meisten unserer Mitarbeiter sind schon seit mindestens 20 Jahren tätig und kennen die Player, die solche Shops gut positionieren können. Auch verschiedene Verbundgruppen, bei denen wir gelistet sind, haben Interesse geäußert. Dadurch, dass wir Komplettanbieter sind, kann sich der Facheinzelhändler auf einen Hersteller konzentrieren und damit zahlreiche Produktgruppen abdecken - das ist ein großer Vorteil.

BTH Heimtex: Quick-Step ist in Belgien eine echte Hausnummer. Wie verschaffen Sie der Marke in Deutschland mehr Sichtbarkeit?

Weißkopf: Es ist wichtig, die Marke immer wieder zu erwähnen und zu zeigen. Wir treten beispielsweise als Sponsor des Soudal-Quick-Step-Teams auf, die in diesem Jahr mit Remco Evenepoel den dritten Platz bei der Tour de France belegten. Direkt im Anschluss hat Evenepoel die Goldmedaille im Einzelzeitfahren bei den olympischen Spielen in Frankreich gewonnen.

Jahn: Zusätzlich kommt nächstes Jahr mediale Unterstützung aus der Zentrale, Endverbraucherwerbung über die Sozialen Medien zum Beispiel. Dafür brauchen wir aber erst weitere deutsche Standorte. Denn wenn wir Endverbraucher jetzt schon "anfixen", sie dann aber sehen, dass sie erst mal zwei Stunden fahren müssten, um die Böden live zu erleben, sind sie frustriert und verlieren das Interesse.

BTH Heimtex: Vorhin sprachen Sie von einem Rundum-Support für alle Unilin-Flooring-Händler. Was gehört dazu?

Weißkopf: Am 1. Januar 2025 führen wir das Konzept "My Unilin" ein. Das heißt, dass es dem Handel dann möglich ist, unsere Bestände online einzusehen. So kann der Raumausstatter seine Kunden selbst an einem Samstag sofort darüber informieren, wie schnell das gewünschte Produkt lieferbar ist. Alle In-Store-Muster haben QR-Codes, die gescannt werden können. Auf diese Weise sind für jede Farbe alle technischen Infos sofort abrufbar. Auch zum Thema Zubehör.

Jahn: Dazu gehören sogar Putzmittel. Mit unseren C2C-zertifizierten Reinigungsmitteln bekommt man selbst Hardcore-Flecken weg, bis hin zum Edding. Der Fachhändler wiederum hat dadurch die Möglichkeit, Zusatzprodukte anzubieten, die immer wieder nachgekauft werden und die Menschen zurück ins Geschäft holen.

BTH Heimtex: Wo sehen Sie die Anteile der verschiedenen Unilin-Produktgruppen LVT, Laminat und Parkett in Deutschland? Wie entwickeln sie sich?

Maes: Es ist kein Geheimnis, dass LVT in Deutschland mindestens 60 % des Gesamtumsatzes bei Bodenbelägen ausmachen. Insbesondere bei Rigid sehen wir hier noch weiteres Wachstum. Hydroseal Naturboden macht noch einen kleineren Anteil aus, ist aber eine sehr wichtige Kategorie bei uns, gerade in Sachen Nachhaltigkeit. Mit Parkett sind wir in Deutschland bisher kaum vertreten. Aber das wollen wir ändern; wir haben sehr interessante, neue Produkte, die 72 Stunden lang stehendes Wasser aushalten. Nicht nur die Oberfläche ist dabei geschützt, sondern auch die Fasen. Besonders für den Objektbereich dürfte das interessant sein.

Kunststofffreier Belag Lumic ab 2025

BTH Heimtex: Während der Flanders Flooring Days haben Sie Besuchern eine Vorschau auf eine neue Produktkategorie gewährt: den kunststofffreien Bodenbelag Lumic. Was kann ich mir darunter vorstellen?

Maes: Lumic sieht aus und fühlt sich an wie Parkett, ist dazu noch wasserfest. Der Belag wird mit recycelten Holzfasern hergestellt und ist daher sehr nachhaltig. Außerdem ist er fußwarm, lässt sich verkleben, aber auch schwimmend verlegen.

Zugrunde liegt eine neue Technologie, die wir in unserem Werk in Wielsbeke entwickelt und patentiert haben. Unser Ziel ist, Lumic ab 2025 anzubieten. Wir testen den Bodenbelag ab Januar zunächst auf dem belgischen Markt, dann in anderen Ländern bei anderen Kunden.

Recover: Aus alten Bodenbelägen
werden neue

BTH Heimtex: In Sachen Nachhaltigkeit haben Sie 2023 das Recycling-Konzept Recover gestartet. Was hat es damit auf sich?

Maes: Ein großer Bestandteil unserer Strategie besteht darin, dass wir alle unsere Bodenbeläge recyceln - nicht etwa downcyceln - und neue Bodenbeläge daraus entstehen lassen. Unter bestimmten Bedingungen nehmen wir sogar Böden fremder Anbieter zurück.

Weißkopf: Besonders gut gelingt das Recycling mit unseren PVC-Böden. PVC ist besonders strapazierfähig und langlebig - das ist auch nachhaltig. Darum gehört PVC auch immer noch zu unserer DNA, dazu stehen wir.

BTH Heimtex: Wo und wie läuft das Recover-Programm bereits?

Maes: In den Niederlanden funktioniert es sehr erfolgreich. Jetzt fangen wir damit auch in Belgien an, in den nächsten Monaten in Deutschland. Wir sprechen schon mit verschiedenen Partnern über eine Zusammenarbeit.

Glodek: Der Kunde bekommt von uns Big Bags, die er auf der Baustelle aufstellen kann. Wenn diese voll sind, organisieren wir den Rücktransport.

Weißkopf: Dabei geht es immer um sortenreines Recycling. Da Deutschland aber ein großes Klebeland ist, haben die Altbeläge oft noch Klebe- oder Untergrundreste; diese Böden nehmen wir nicht zurück. Wir nehmen den Verschnitt und die schwimmend verlegten Böden. Übrigens recyceln wir auch Laminat und arbeiten bei der Wiederverwertung von HDF-Produkten mit spezialisierten Partnern zusammen. Bei Vinyl und LVT haben wir die Recyclinganlagen direkt im belgischen Werk. Bis 2030 streben wir an, in unsere PVC-Böden 40 % Post-Consumer-Material einzubringen, was eine sehr hohe Leistung ist.

Jahn: Unsere Nachhaltigkeitsaktivitäten gehen weit über das Recycling hinaus. Wir verfügen über modernste Maschinen, senken unseren Verbrauch und legen extrem viel Wert auf regenerative Energien, haben eigene Photovoltaik- und Windkraftanlagen. Außerdem bieten wir verstärkt nachhaltige Produkte an.

BTH Heimtex: Welche zum Beispiel?

Weißkopf: Hier ist vor allem unser neuer kunststofffreier Bodenbelag Lumic zu erwähnen, der extrem hohe Nachhaltigkeitswerte bietet - wie alles, das holzbasiert ist.

Und da wir vorhin von der Problematik beim Recycling von Altbelägen mit Untergrund-Anhaftungen sprachen: Mit unserer neuen Unterlage Flex Pro lassen sich Dryback-Beläge auch schwimmend verlegen - bei geringer Aufbauhöhe. Die Unterlage wirkt schalldämmend und verfügt über eine selbstklebende Seite, auf der die Dryback-Elemente sicher haften. Die andere Seite liegt lose auf dem Untergrund auf; dadurch lässt sich der Boden leicht und ohne Anhaftungen entfernen. Flex Pro ist C2C-zertifiziert, und ab 2025 besteht die Möglichkeit, dass wir alle Bodenbeläge inklusive dieser Unterlage recyceln können. Das ist gerade für den deutschen Markt interessant, weil hier besonders gern verklebt wird.
| Die Fragen stellt Meike Stewen.


Daten + Fakten Unilin Flooring
Unilin Flooring NV
8710 Wielsbeke
Ooigemstraat 3
Tel.: +32 / 56 / 67 52-11
www.unilin.com

President:
Ruben Desmet

Division Modular D/A
Marken:
-Quick-Step
-Moduleo
-Pergo
-Partner Brands
Geschäftsführerin:
Laurence Maes
Verkaufsleiter Direkt: Steffen Weißkopf
Verkaufsleiter GH/DIY: Philipp Glodek
Marketing:
Cordula Jahn

Division CV
(Vinyl-Rollenware) D/A
Marken:
-IVC Commercial
-IVC Living
-IVC Solution
Geschäftsführer:
Stefaan Debusschere
Sales Director:
Olivier Bossuyt

Division Carpet Tiles D/A
Marke: Mohawk
Geschäftsführerin:
Vanessa van Overmeeren
Verkaufsleiter:
Lars Siebert
"Unilin will die Premiummarke Quick-Step in Deutschland stärken"
Foto/Grafik: Unilin Flooring / SN-Verlag
Unilin Flooring will die Premiummarke Quick-Step bekannter machen. Ein modulares Shop-System sorgt für eine attraktive Präsentation.
"Unilin will die Premiummarke Quick-Step in Deutschland stärken"
Foto/Grafik: Unilin Flooring / SN-Verlag
Die Unilin Group ist 2023 mit der IVC Group zur Unilin Group verschmolzen. Diese bündelt nun vier Business Units, die größte davon ist die Bodenbelagssparte Unilin Flooring.
aus BTH Heimtex 09/24 (Wirtschaft)