Interview NMC Deutschland: Ingo Lerch, Andreas Wutka, Stephan Offermann

"Mit Nol & Marquet haben wir uns höher positioniert"

Der Zierprofilhersteller NMC hat die neue Profimarke auf dem Markt etabliert, um außer Großhandel und Handwerk auch Innenarchitekten erreichen zu können. Das Führungsteam von NMC Deutschland des belgischen Unternehmens sprach mit der BTH Heimtex über bereits erzielte Erfolge, neue Produkte, Digitalisierung und die schwierige Kommunikation während der Corona-Pandemie.

BTH Heimtex: Corona-Pandemie, explodierende Rohstoffpreise, Krieg in der Ukraine - die Wirtschaft steht vor einer Reihe von Problemen. Wie läuft es bei NMC Deutschland mit der 2020 auf dem Markt gestarteten Handelsmarke Nol & Marquet Design Elements?

Andreas Wutka: Die vergangenen Jahre sind gut gelaufen, vor allem auch durch die Umstrukturierung der Marke. Das hat für einen erneuten Push gesorgt. Als dann die Lieferengpässe kamen, hatte Lieferfähigkeit bei uns oberste Priorität. Wir konnten sie zu 100 % einhalten. Dadurch hatten wir beim Großhandel ein gutes Standing. Was uns derzeit große Sorgen bereitet sind die allgemeinen Preissteigerungen. Auch wir müssen folglich unsere Preise anpassen. Natürlich spüren auch wir eine inflationsbedingte Kaufzurückhaltung der Verbraucher.

Ingo Lerch: Die vergangenen zwei Jahre waren positiv. Wir haben mit unserer Marke Nol & Marquet den Markt zwar nicht so schnell durchdrungen wie gewünscht. Denn uns fehlte in der Pandemie der Kontakt zum Handwerker. Dennoch haben wir wie die Bodenbelags- und Tapetenindustrie von den zunehmenden Renovierungen während der Pandemie profitiert. In den vergangenen Monaten beobachten wir eine Abkühlung des Marktes.

BTH Heimtex: Gehen Sie davon aus, dass sich die Situation entspannt und die Nachfrage wieder deutlich anzieht? Schließlich sind die Deutschen nach wie vor dabei, ihre Wohnungen zu verschönern.

Wutka: Ich glaube, dass wir im zweiten Halbjahr wieder eine deutlich steigende Nachfrage haben werden.

Ingo Lerch: Die Frage ist, wie nachhaltig der aus der Pandemie resultierende Effekt ist, die eigene Wohnung schön zu gestalten. Auf alle Fälle aber bleiben Homeoffice und geteilte Workspaces wichtige Themenbereiche. Das heißt, man macht sein Zuhause und Räume, die man mit anderen zum Arbeiten nutzt, hübsch. Wenn das alles nachhaltig ist, wird die Nachfrage nach Zierleisten auch wieder zunehmen. Wir gehen jedenfalls für die Zukunft von Wachstum mit unserer Marke Nol & Marquet aus.

BTH Heimtex: Aus welchen Gründen ist NMC vor zwei Jahren mit Nol & Marquet an den Start gegangen?

Stephan Offermann: Wir waren 2018/2019 der Auffassung, wir müssten unseren Auftritt optimieren, um neben dem Handwerker auch neue Zielgruppen wie Gestalter zu erreichen. Wir wollten vom etwas industriellen Charakter hin zu einem wertigeren Produkt mit Mehrwert. Zwar hatten wir schon immer hochwertige Lösungen, aber die wurden nicht wahrgenommen. Mit dem Namen der Firmengründer Nol & Marquet, der ja in NMC enthalten ist, soll sich das ändern. Wir haben alles entsprechend des Markenversprechens überarbeitet, die Kommunikation, die Produktdarstellung am POS, den Internetauftritt. Jetzt sind wir dabei, mit dem neuen Katalog die nächste Evolutionsstufe zu zünden. Unsere hochwertigen Kollektionen zeigen beispielsweise auf, dass eine Sockelleiste nicht nur einen funktionalen Nutzen hat, sondern auch einen ästhetischen.

Lerch: NMC ist in Deutschland schon so lange präsent, dass gar nicht mehr von Zier- und Stuckleisten gesprochen wurde, sondern von NMC-Leisten. Damit wurde fast immer das eher preisgünstige Standardsortiment Nomastyl gemeint. Daher haben wir uns mit der Marke Nol & Marquet höher positioniert, aber das Fundament erhalten. Diejenigen, die uns als NMC-Leiste kennen, betreuen wir natürlich nach wie vor. Aber nun kommen auch Zielgruppen wie Innenarchitekten dazu, die ein aufwändiges Gestaltungselement suchen, uns aber bisher nicht auf dem Schirm hatten.

BTH Heimtex: In welche Richtung hat sich die Präsentation der Muster entwickelt?

Lerch: Wir hatten vor dem Markenstart eine große Sammlung von 10 cm großen Mustern im Koffer. Damit konnten wir vielen Kunden schwer vermitteln, wie einmal ein Raum mit den Elementen aussehen wird. Jetzt werden die Muster in Kollektions-Modulen präsentiert. Dadurch zeigt sich die Wertigkeit unserer Produkte und wir machen damit deutlich: Wer sich viel Mühe mit der Präsentation macht, muss ein gutes Produkt haben.

BTH Heimtex: Auch wenn Sie den geplanten Durchbruch bei Innenarchitekten noch nicht erzielt haben - wie kommt die Marke insgesamt an?

Offermann: Wir haben einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Denn wir unterstützen mit der Marke Nol & Marquet den Handel und sprechen gleichzeitig den Gestalter an. Das haben wir geschafft. Im Bereich der professionellen Gestaltung, sei es der Profi-Maler, der gehobene Handel, der Innenarchitekt, werden wir ganz anders wahrgenommen als vorher. Das ist ein Erfolg.

Lerch: Der Markenname Nol & Marquet ist nicht nur eine Hommage an die Firmengründer, sondern ein Versprechen in die Zukunft. Es umfasst nicht nur hohe Produktqualität, sondern auch hochwertige Serviceleistung. Daran müssen wir stetig arbeiten und uns immer wieder ein Stück neu erfinden. Wir haben ein sehr breites Sortiment, das im Objektbereich noch Potenzial hat. Deshalb haben wir uns auch auf Sockelleisten konzentriert und bauen den Bereich sukzessive aus. Daneben ist indirekte Beleuchtung ein absolutes Trendthema. Wir erweitern also nicht nur eine preiswerte Range um neue Produkte, sondern nehmen Trends mit auf, was im Hochwert-Segment gefragt ist.

BTH Heimtex: Welche Produkte umfasst das Sortiment von Nol & Marquet?

Lerch: Wir haben drei Qualitäten Deckenleisten. Als Einstieg Nomastyl, das ist unser Standard aus Polystyrol. Die stärker extrudierte Variante aus HDPS (High density Polystyrol) ist widerstandsfähiger. Und dann gibt es noch die Polyurethan-Elemente, die auch Dekore und Verzierungen beinhalten, die im Extrusionsverfahren nicht möglich sind. Für die Wand haben wir zwei Qualitäten. Dort muss man mit widerstandsfähigerem Material arbeiten. Es gibt die Arstyl Varianten, die Wallstyl Varianten und für den Boden die extrudierte Variante aus dem HDPS Wallstyl Sortiment. In diesem Bereich wachsen wir immer weiter und schließen Lücken in den einzelnen Designfamilien. Von 6 bis 17 cm sind alle Größen vorhanden, aber alle im gleichen Stil. Ein Trendthema ist die dreidimensionale Wandgestaltung mit Paneelen oder kleineren Elementen, die man frei gestalten kann. Man kann mit unseren Produkten mit relativ wenig Aufwand, aber handwerklichem Geschick viel gestalten.

BTH Heimtex: Indirekte Beleuchtung ist nach Ihren Aussagen ein Trendthema. Welche Neuheit bieten Sie an?

Lerch: Indirekte Beleuchtung ist bei uns vom Umsatz her in den vergangenen Jahren gewachsen. Es ist ein Sortiment mit dem größten Potenzial, das nicht nur von Architekten und Planern nachgefragt wird, sondern auch von Verbrauchern. Wir haben in diesem Segment eine Neuheit, die kein anderer hat: eine blickdichte Extrusion. Das bedeutet, eine eingelegte LED-Leiste schimmert nicht durch.

BTH Heimtex: Sie sind mit einer neuen Marke an den Start gegangen, haben neue Produkte auf den Markt gebracht. Wie haben Sie dies alles kommuniziert während der Pandemie-Zeit, als alle Messen ausfielen?

Wutka: Notgedrungen über soziale Medien. Zudem haben wir Newsletter an unsere Kunden verschickt und unsere Außendienstler haben unser Sortiment beim Maler vorgestellt sowie beim Großhandel, wenn er uns angefordert hat.

Offermann: In Zukunft bieten wir Webinare an, über die wir das Markenversprechen transportieren können. Wir haben in den vergangenen Jahren sehr viel Arbeit in die sozialen Medien gesteckt, auch in Deutschland Kanäle aufgebaut. Maler erreichen wir hauptsächlich über Facebook, Inspiration geben wir über Instagram.

BTH Heimtextil: Wie stark ist Ihr Außendienst personell ausgestattet?

Wutka: Wir haben vier reine Vertriebler, einen Fachberater, der das Handwerk betreut, den Leiter Anwendungstechnik, der von Heppenheim aus den Vertrieb unterstützt und Ingo Lerch und ich springen ein, wenn es nötig ist.

BTH Heimtex: Während der Pandemie wurden neue Produkte digital vorgestellt. Werden Sie sie künftig wieder auf Messen präsentieren?

Offermann: Ja, denn der Kontakt ist uns wichtig. Dieses Jahr gehen wir wegen mangelnder Vorbereitungszeit noch nicht auf Messen. Aber nächstes Jahr werden wir auf Messen wieder präsent sein. Auf alle Fälle werden wir auf der Messe Farbe - Ausbau und Fassade im März 2024 in Köln vertreten sein. Ich bin fest davon überzeugt, dass sich unsere Kunden auf die Messen freuen. Denn unser Produkt muss real gesehen und gefühlt werden.

Wutka: Ganz stark sind wir auf den Hausmessen der Großhändler. Denn die sind als Multiplikatoren ganz wichtig für uns, dort erreichen wir den Handwerker.

Lerch: Wir haben bei digitalen Veranstaltungen viel gelernt. Die Pandemie hat die Digitalisierung ordentlich gepusht. Aber wir haben auch festgestellt, dass die digitale Präsentation nicht unser Format ist. Wir brauchen das persönliche Gespräch.

BTH Heimtex: Ihr Hauptkunde im Profibereich ist der Großhandel. Ist Noel & Marquet dort flächendeckend vertreten?

Wutka: Unsere Produkte gibt es bei jedem namhaften Großhändler. Wir bleiben auch großhandelstreu. Der Großhandel hat ein starkes Serviceangebot wie Einlagerung, Vertrieb und vieles mehr. Deswegen unterstützen wir ihn.

BTH Heimtex: Auch wenn Sie Präsenzveranstaltungen bevorzugen, am Thema Digitalisierung kommt aber auch Noel & Marquet nicht vorbei. Was sind Ihre Pläne in diesem Bereich?

Lerch: Wie andere haben auch wir während der Pandemie die Zoom-Konferenz für uns entdeckt und festgestellt, das wir das Thema noch ausweiten können. Bei uns stehen Webinare und E-Learning auf dem Programm. Wir haben schon einige Webinare durchgeführt sowie Präsentationen vor größeren Gruppen via Zoom-Meeting. In Heppenheim haben wir ein kleines Studio eingerichtet, von wo aus wir Handwerker auch auf der Baustelle erreichen können. Für das zweite Halbjahr planen wir über Webinare und E-Learning eine Kombination aus Online-Präsentation und -Schulung mit einem anschließenden Lernprozess. Das dürfte noch einmalig sein. Die Seminarteilnehmer können die Inhalte nacharbeiten und dann ihr Zertifikat erhalten. Ein weiterer Schritt ist das Datenmanagementprogramm XPIM des GHF, über das man Händler und Hersteller miteinander verknüpft und Datenbanken zur Verfügung stellt, ohne dass man per We transfer riesige Datenpakete verschicken muss. Wir begrüßen XPIM sehr.

BTH Heimtex: Sie klinken sich also bei XPIM ein?

Lerch: Wir würden uns zumindest mal darüber unterhalten. Unsere SAP-basierende Datenbank ist fertig. Es ist ja das Ziel des GHF, die einzelnen Datenbanken anzufinden. Wenn alles passt, nehmen wir an XPIM teil.

BTH Heimtex: Welches ist für Nol & Marquet der Hauptmarkt?

Offermann: Deutschland ist der wichtigste Markt. Dann folgen Frankreich, Benelux, Italien und Spanien. Ganz Europa ist für uns wichtig. Darum sind wir auch in allen wichtigen Märkten mit eigenen Vertriebsorganisationen vertreten. Insgesamt exportieren wir in über 100 Länder weltweit.

Lerch: Der deutsche Markt ist ein sehr kritischer Markt. Das Feedback ist sehr direkt und ehrlich. Im Süden Europas wird die Verarbeitung weniger kritisch betrachtet. Das ist in Deutschland anders. Das ist auch der Grund, warum wir Top-Qualität anbieten und einen Vorsprung gegenüber Herstellern zum Beispiel aus Osteuropa haben.
| Die Fragen stellte Cornelia Küsel


Daten + Fakten NMC Deutschland

NMC Deutschland
Weiherhausstraße 8 b
64646 Heppenheim
Tel.: 06252 / 9670
info@noel-marquet.de
www.noel-marquet.de

Geschäftsführer:
Bernd Loreth
Lars Goldmann
Hubert Bosten
Marketing NMC:
Stephan Offermann
Vertrieb Deutschland: Andreas Wutka
Marketing Deutschland: Ingo Lerch
Marke:
Nol & Marquet


Vorteile für Markenbotschafter

Mit der Marke Nol & Marquet hat NMC auch das Programm Ambassador gestartet, mit dem Malerbetriebe als Markenbotschafter exklusive Vorteile erhalten. Ein wichtiger Aspekt ist Kommunikation. Allen Ambassador-Partnern werden Informationen über Produkte und Innovationen sowie der Newsletter vor allen anderen übermittelt. Sie profitieren von besonderen Konditionen auf die Nol & Marquet Verkaufshilfen und Präsentationsmöbel.

Als Ambassador können die Händler ihre Mitarbeiter in Basisseminaren schulen und sich zu Top Nol & Marquet Verarbeitern weiter bilden. Wer Fragen auf der Baustelle hat, kann erhält per Telefon oder Videokonferenz Antworten. Darüber hinaus werden exklusive Get-togethers angeboten. Zudem können die Markenbotschafter Teil der Nol & Marquet Community in den sozialen Medien werden. Sie erhalten Zugang zur umfangreichen Bilddatenbank.
"Mit Nol & Marquet haben wir uns höher positioniert"
Foto/Grafik: NMC
Stammsitz von NMC ist im belgischen Eynatten. Das 1950 gegründete Unternehmen hat 22 Standorte in 16 Ländern und beschäftigt 1.650 Mitarbeiter.
aus BTH Heimtex 07/22 (Wirtschaft)