Flanders Flooring Days

Messe-Premiere mit über 1.000 Fachbesuchern

Kurze Wege, große Unternehmen: In Flandern besuchten Anfang Mai über 1.000Fachbesucher zehn dort ansässige Bodenbelags-Anbieter. Die Flanders Flooring Days waren ein großer Erfolg und sollen 2023 wiederholt werden.

Zehn belgische Bodenbelagshersteller an zwölf Standorten, maximal 50 Autominuten voneinander entfernt: Vom 2. bis 5. Mai fand in Belgien die erste Ausgabe der Flanders Flooring Days (FFD) statt. Das Event, ein Gemeinschaftsprojekt der beteiligten Aussteller auf Initiative von Jan Dossche (Coretec Floors), wurde innerhalb kürzester Zeit organisiert, nachdem Corona-bedingt große Fachmessen wie die Domotex zwei Jahre lang nicht hatten stattfinden können. Mit den FFD wollte man ein Kick-off-Event auf die Beine stellen, das dem Markt signalisiert, wie lebendig und kreativ die belgische Bodenbelagsbranche weiterhin ist.

Kurze Wege,
große Unternehmen

"In Flandern ist die Bodenbelagsbranche der größte Arbeitgeber", so Dossche. "Wir sitzen hier alle nah beieinander, die Wege sind kurz - da ist eine gemeinsame Messe sowohl für uns Anbieter als auch für unsere Kunden bequem und kostengünstig." Zielgruppe der FFD waren im Kern größere Handelsunternehmen wie Ketten und Großhändler. Rund 4.500 Einladungen habe man verschickt, 1.750 Zusagen seien eingetroffen.

Die Anbieter von textilen, elastischen und Hartbodenbelägen empfingen die Gäste in ihren zum Teil völlig neu gestalteten Showrooms. Mit von der Partie: Associated Weavers, Balta, Beaulieu International Group, Coretec Floors, ITC, IVC Group, Lano Carpet Solutions, Modulyss, Ragolle und Unilin. Auch der belgische Messeveranstalter Kortrijk Xpo war in die Organisation der Flooring Days eingebunden.
Nach anfänglichem Ruckeln
rasant durchgestartet

"Eine wichtige Voraussetzung bei der Messe-Organisation war und ist, dass alle Aussteller auf einem Niveau spielen und sich auch in Sachen Messe-Marketing gleichermaßen engagieren", meint Emmanuel Lioen, Marketingleiter bei Associated Weavers. Nach leichtem anfänglichen "Ruckeln" - die Messe war angekündigt, weitere Informationen ließen zunächst auf sich warten - starteten die Flooring Days rasant durch: in modernen Showrooms mit auffälligen, im FFD-Layout gestalteten Eingangsbereichen und zahlreichen Ansprechpartnern. Ein Auto war Voraussetzung für den Besuch und den Transfer von Anbieter zu Anbieter, aber es gab überall genügend Parkplätze. Eine Unterkunft zu finden war auch nicht schwer: Die FFD-Homepage bot eine Übersicht über Partner-Hotels in der Region mit Sonderkonditionen für Messebesucher; am Ende war alles ausgebucht.

Treffpunkt und Dynamik
für die Branche

Mehr als 1.000 Fachbesucher aus über 250 Unternehmen reisten an - aus insgesamt 55 Ländern und vor allem aus Europa. Sogar Interessenten aus Argentinien, den Bahamas und Neuseeland waren vor Ort. Für die Teilnehmer waren die Flanders Flooring Days die erste Möglichkeit seit langem sich im größeren Rahmen zu begegnen, zu netzwerken, Produkte live zu erleben. Und: "Über die Begegnungsmöglichkeiten hinaus ist so ein konkreter Termin für uns Anbieter immer auch ein motivierendes Ziel, auf das wir hinarbeiten", erklärt Annelies Bouckaert, Head of Marketing and Creation bei Balta Home. "Es gibt unserer Arbeit Dynamik."

Mit dem Ablauf der Flooring Days zeigten sich die Aussteller zufrieden und sprachen von "erfreulichen Synergieeffekten". Bei Associated Weavers etwa nahm man "rund 15 % neue Gesichter" wahr. Zur großen Abendveranstaltung am 4. Mai erschienen gut 700Gäste.

Das Feedback von Veranstaltern und Besuchern war so positiv, dass sich laut Stijn Windels von Coretec bereits weitere Aussteller für die nächsten FFD angemeldet haben, die dem Format zunächst skeptisch gegenüberstanden. Der Termin ist auch schon fix: 2023 sollen die Flanders Flooring Days vom 22. bis
25. Mai stattfinden.


Flanders Flooring Days
Belgien kann Boden
AW
Neue Objektbeläge und starkes Marketing

Im großen, neu gestalteten Showroom von Associated Weavers in Ronse lief eine unterhaltsame deutsch-englische Präsentation rund um zahlreiche Neuheiten und Sales Tools. Im Fokus stand unter anderem das neue objektgeeignete Sortiment mit Teppichböden, -fliesen und LVT. Letzteres wurde zunächst in Großbritannien vertrieben und ist seit gut einem Jahr auch in der D/A/CH-Region erhältlich. Hier soll es durch ein erweitertes Vertriebsteam verstärkt in den Markt gebracht werden.

Bei den Teppichböden für den Wohnbereich, dem ursprünglichen Schwerpunkt des Tuftingspezialisten, stehen Weichheit, Pflegeleichtigkeit und Nachhaltigkeit im Fokus. AW setzt stark auf Marketing, das fällt ins Auge: Die zahlreichen Kataloge sind aufwendig gestaltet, auch eine neue Homepage ist in Arbeit.

Balta Home, Spezialist für abgepasste Maschinenwebteppiche, ist jetzt Tochter einer neuen Mutter. Der britische Konzern Victoria hat die Sparte gekauft (inzwischen auch den Mitbewerber Ragolle) und investiert kräftig. In der Türkei, in Uschak, sind seit April sechs neue Webstühle in Betrieb, an denen abgepasste Teppiche im Gobelin-Stil entstehen: mit Chenillegarn und Jute, mit recycelten und recyclingfähigen Fasern. Das tut dem etwas in die Jahre gekommenen Balta-Maschinenpark gut, und so entstehen ganz neue Qualitäten, die gleichzeitig nicht in Konkurrenz zu den sehr feinen türkischen Maschinenwebteppichen stehen. Stattdessen zeigen sie einen neuen Look, zum Teil mit Handmade-Optik und -Finishing.

IVC
Flexibilität und Schnelligkeit durch Produktion vor Ort

IVC, frisch mit seiner Schwester Unilin Flooring fusioniert (gemeinsame Mutter: Mohawk), nahm seine Besucher im gerade mal drei Jahre alten Firmengebäude in Empfang. IVC mit dem ursprünglichen Schwerpunkt elastische Bodenbeläge und Unilin mit dem ursprünglichen Schwerpunkt Laminat treten nun gemeinsam unter dem Namen Unlin Flooring auf. Das Prinzip: "Alles aus einer Hand", natürlich weiterhin mit unterschiedlichen Marken. IVC verfügt über vier Werke: Zwei davon produzieren LVT, eines CV-Beläge und eines Teppichfliesen - hierfür hat IVC gerade in eine neue Maschine investiert.

Alle Designs und Folien werden von IVC selbst entwickelt. "Wir stellen unsere Bodenbeläge in Belgien her, dadurch können wir sehr schnell auf den Markt reagieren", erklärt Cordula Jahn, Marketing Manager D/A/CH. "Im gut bezahlbaren CV-Bereich, der sich vor allem auch an junge Leute wendet, lassen sich Trends rasch umsetzen." Auf diese Sparte, das ursprüngliche Kerngeschäft, legt IVC weiterhin viel Wert. Als Mohawk-Töchter sind IVC und Unilin Teil eines großen finanzkräftigen Ganzen; gleichzeitig fallen die Entscheidungen hier unabhängig von der US-Mutter. "Mohawk weiß, dass es am klügsten ist, den Unternehmen ihre Eigenständigkeit zu lassen", erklärt D/A/CH-Geschäftsführer Olivier Bossuyt. Durch Corona und den Krieg gegen die Ukraine beschleunige sich die Weiterentwicklung bei den Bodenbelägen mit Holzoptik, also bei elastischen Belägen und Laminat, zumal Eichenholz zu großen Teilen aus der Ukraine und Russland importiert wurde.

Unilin
Laminat mit gepresster Fase

Laminat ist eine besondere Stärke des Anbieters Unilin. Im Premium-Bereich stehen die Marken Quickstep und Pergo im Vordergrund; zusätzlich gibt es ein Private-Label-Baukastensystem mit rund 200 neuen Designs. Als Unilin-Alleinstellungsmerkmal nennt Wolfgang Schüller, Country-Manager D/A/CH, die gepresste Fase, die bei Pergo und Quickstep schon lange Standard und jetzt auch im Private-Label-Programm erhältlich ist. Außerdem hat Unilin kräftig in das wasserfeste Hydroseal-Programm investiert. "Ich glaube stark an eine Renaissance von Laminat, gerade auch angesichts der Lieferschwierigkeiten bei Holz für Parkettböden", sagt Schüller. "Damit meine ich aber nicht das 5-Euro-Laminat aus dem Baumarkt, sondern einen Hightech-Boden, wie wir ihn mit unserem Hydroseal-Sortiment bieten." Außerdem gehe der Markttrend verstärkt dahin, in Europa einzukaufen.

LVT bietet Unilin ebenfalls aus dem eigenen Werk an, dekorsynchron geprägt auch in der Einstiegsvariante. Trotz des Trends zu integrierten Schallschutz-Lösungen setzt man hier auf separate Unterlagen - zum einen wegen der Stabilität, zum anderen, damit sich die unterschiedlichen Materialien später besser trennen und recyceln lassen.

Modulyss
und ITC
Stärkerer Fokus aufs Objekt

Rund 200 Anmeldungen verzeichnete der Teppichfliesen-Anbieter Modulyss (Ex-Balta). "Die Besucherqualität war sehr hoch, wir hatten sogar Kunden aus Singapur", berichtet Sales Director Tomás Sánchez. Er empfing die Interessenten im Showroom im Dok Noord 7, einem trendigen Arbeits- und Einkaufszentrum auf einem alten Industriegelände in Gent. Im Fokus dort: die Heritage Collection, inspiriert durch flämische Landschaften, hergestellt mit dem Recyclinggarn Econyl und jetzt, wie andere Modulyss-Teppichfliesen, auch mit Comfortback-Rücken erhältlich. Die schalldämmende Rückenausstattung besteht zu 62 % aus recyceltem Material, ist recyclingfähig und frei von PVC und Bitumen.

Gemeinsam mit Modulyss ist ITC nach dem Verkauf verschiedener Balta-Geschäftsbereiche an Victoria im belgischen Unternehmen verblieben, das sich vorerst "We are Carpets" nennt - bis Ende dieses Sommers ein neuer Name gefunden ist. Beide hatten auf den Flooring Days ihre ersten Auftritte in der neuen Unternehmensstruktur. "Durch die Aufteilung der Balta-Sparten sind Modulyss und ITC jetzt Teil einer Gruppe mit stärkerem Fokus aufs Objekt", so Tomás Sánchez. Dadurch ist das Qualitätsniveau insgesamt höher."

ITC zeigte Teppichböden im Pop-up-Showroom in Kortrijk, teils aus Aquafil-Garn und hochwertigem Polyamid. Weitere Varianten hat der Tufter mit eigener Garnproduktion in der Pipeline. "Wir sind sehr glücklich darüber, dass ITC und Modulyss weiter Teil desselben Unternehmens sind", äußerte sich ITC-Sales Director Arnold Skiba. Die Teppichfliesen und -böden ergänzten sich perfekt. Den Kunden gegenüber habe sich durch die Aufteilung der ehemaligen Balta-Unternehmensbereiche kaum etwas geändert.

Lano
Die Polyesterfasern kommen

Für gewebte und getuftete Teppichböden und eine enorme Auswahl an Kunstrasen steht Lano. Der Objektanteil von derzeit 20 % des Umsatzes steigt; Teppichfliesen sind nicht im Angebot, denn die Objektteppichböden werden vor allem für den Hospitality-Sektor produziert, nicht für den Einsatz im Büro. Stattdessen gibt es hier "matching rugs": abgepasste Teppiche, die passend zum Teppichboden aus selbigem konfektioniert werden.

Verschiedene Länder bevorzugen unterschiedliche Garntypen; in Deutschland ist - im Objektbereich - Polyamid die Faser der Wahl. Laut Geschäftsführer Joe Lano und Sales & Marketing Director Francis Debrabandere ist aber auch Polyester groß im Kommen; das beliebteste Teppichbodenmaterial Großbritanniens hat 2020 Einzug bei Lano gehalten - "sehr erfolgreich". In den USA setze man wiederum vor allem auf PP. "Bei uns ist alles made in Europe und nicht kostspieliger als in China", erklärt der neue Sales & Marketing Director Francis Debrabandere. Beim Polyester-Kunstrasen bereitet Lano ein Rücknahme- und Recycling-Programm vor.
Ragolle Rugs war einer von zwei Teilnehmern der Flanders Flooring Days, die ausschließlich abgepasste Teppiche im Angebot hatten. Mit dem internationalen Besuch zeigte man sich dennoch auch hier zufrieden. Das Unternehmen ist vor allem für seine modernen Maschinenwebteppiche im gehobenen Bereich bekannt. Gezeigt wurden die für den Januar entwickelten Kollektionen, die urspünglich auf der abgesagten Domotex 2022 vorgestellt werden sollten.

Beauflor
Individuelles CV
für Wand und Boden

CV-Beläge sind die Kernkompetenz von Beauflor; die besondere Spezialität diesmal: individuelle Gestaltungsmöglichkeiten für den ganzen Raum, für Wand und Boden. "Per Digitaldruck wollen wir den Klassiker CV neu beleben", erklärt Andreas Nikiel, Business Development Manager D/A/CH. Gedruckt wird in Slowenien, möglich sind praktisch alle Motive - rapportfrei. Nicht mehr nur auf den Preis zu schauen, sondern stattdessen zu überlegen, was die Ware können muss, lautet bei Beauflor die Devise. "Die individuell bedruckbaren Boden- und Wandbeläge bieten sich auch hervorragend für den Projektbereich an, der bei uns immer stärker wächst", erklärt Hans-Jürgen Ihrig, Sales Director D/A/CH. Die farbenfrohe Boden-Wand-Gestaltung mit Kakadus zog die Blicke der Besucher auf sich: "Wir wurden sehr oft darauf angesprochen", so Nikiel.
Beauflor und Berry Alloc, beide Teil der Beaulieu International Group, gehören zusammen und traten auch zusammen auf: im gemeinsamen Showroom in Wielsbeke, jeder in seinem Bereich. Von der "harten" Seite zeigte man sich unter anderem mit den neuen Hochdruck-Laminatböden von Berry Alloc, deren Widerstandsfähigkeit sehr anschaulich per "Kugel-Dropping" bestätigt wurde. "Zweischicht-Stabparkett ist gerade kaum zu bekommen, da bietet sich Laminat als Alternative an", erklärt Kai Plass, Vertriebsleiter D/A/CH. Die Stäbe der Kollektion Chateau lassen sich genau wie ihre Parkett-Vorbilder im beliebten Fischgratmuster verlegen. Auch LVT befindet sich im Berry-Alloc-Portfolio, produziert in Asien; der Anteil wächst.

Coretec Floors
Großer
neuer Standort
in Kruisem

Einer Art "Einweihungsparty" kamen die Flanders Flooring Days bei Coretec Floors gleich: Die europäische Tochter des US-Designbodenspezialisten US Floors hatte Ende 2020 ihren neuen Standort in Kruisem bezogen, mit großzügigem Showroom und riesigem Lager. Aus Pandemiegründen hatten hier aber noch keine größeren Veranstaltungen stattfinden können. Coretec Floors ist sichtbar auf Expansionskurs; trotz Corona ist das Unternehmen deutlich weiter gewachsen - "weil wir so gut wie durchgängig lieferfähig waren." Bereits vor Ausbruch der Pandemie hatte man sich gut bevorratet. US-Floors (und damit auch Coretec) gehört zum US-Konzern Shaw Industries, einem der weltweit größten Bodenbelagskonzerne, der laut Dossche aber "wie ein Familienunternehmen" agiere und seinen Töchtern viel Entscheidungsspielraum lasse.

Coretec-Designbeläge bestehen aus einem WPC-Träger, aus einer 0,5 mm starken PVC-Nutzschicht und einem schalldämmenden Gegenzug aus Kork. Produziert werden die Bodenelemente in China und den USA; seit ihrer Marktvorstellung 2013 haben sie einen beeindruckenden Aufstieg hingelegt. Besonders stolz ist man bei Coretec auch auf die prägnante Oberflächenstruktur des Designbelags, der grundsätzlich nicht im DIY-Bereich verkauft werden soll. Cortec koste also ein bisschen mehr, erziele dabei aber auch höhere Margen.
Messe-Premiere mit über 1.000 Fachbesuchern
Foto/Grafik: Ragolle
Auch Teppichspezialist Ragolle gehört jetzt zur britischen Victoria Group.
aus BTH Heimtex 07/22 (Wirtschaft)