Nachgefragt bei Ulrich Scheffold, Country Manager Deutschland Margaritelli

"Hoffentlich mehr Konzentration auf europäische Produkte"

Welche Entwicklungen und Trends sehen Sie bei Parkett?

Wir sehen in 2022 weiter steigende Preise aufgrund der verminderten Rohstoffverfügbarkeit von Eiche bei hoher Nachfrage. Der schon vor Jahren vermutete Engpass in Eiche weltweit kommt nun voll zum Tragen. Tendenziell werden etwas mehr ruhigere Sortierungen gefragt und vor allem deutlich mehr von der LHD abweichende Verlegevarianten, wie z.B. Fischgrät, Kassette, Sonderformen etc., speziell im höherwertigen Sektor des Marktes.

Wie ist es um Ihre Lieferfähigkeit bestellt?

Dank der eigenen Versorgung aus unserem Sägewerk in Frankreich ist die Lieferfähigkeit sehr ordentlich, jedoch aufgrund der hohen Auftragsquote etwas verzögert, in der Regel heute 8 bis 10 Wochen. Es gibt nur Einschränkungen bei sehr kleinen Formaten.

Die Preissituation bleibt schwierig, glauben Sie, dass sie sich langfristig auf einem höheren Niveau einpendelt?

Ja, das glauben wir fest. Wir werden uns vermutlich 2022 auf ein hohes Niveau einpendeln, das dann vielleicht noch 5 % hin oder her pendelt. Auf der einen Seite wird nachlassende Nachfrage bei hohen Preisen für eine Beruhigung des Marktes sorgen, auf der anderen Seite ist Parkett durch seine Nachhaltigkeit beliebt und bei starker Bautätigkeit nach wie vor gut nachgefragt.

Wie gehen Sie das Jahr 2022 an?

Wir kümmern uns vor allem um die Versorgungssicherheit der Deck- und Trägerschichten, um keine Produktionsengpässe zu bekommen, sowie nach wie vor um die Sicherung der Produktion. 2022 wird auch entscheidend sein, die Kundenbindung wieder verstärkt in den Fokus zu nehmen. 2022 werden wir auch wieder nützen, um Messeplanungen und Marketing auf neue Füße zu stellen.

Was nehmen Sie Stand heute aus der Corona-Pandemie mit?

Wir können feststellen, dass unsere Kunden sehr treue Partner sind. Viele Themen, für die früher eine Reise notwendig war, können heute schnell, unkompliziert und in Video- und Audiochats bzw. über sonstige soziale Medien besprochen werden. Alle Gespräche in den letzten Jahren sind effektiver geworden. Die Verbindung zu Mitarbeitern oder Kunden mit großen Distanzen ist so einfacher und schneller geworden, jedoch teils auch etwas unpersönlicher. Tiefgründige Gespräche sind nach wie vor ausschließlich in Präsenz möglich. Daher wird sich die Reisetätigkeit aller Marktbeteiligten stark verändern und effektiver geplant werden.

Wie wird Corona Ihrer Meinung nach den Markt bzw. die Branche verändern?

Bei den derzeitig stattfindenden geopolitischen Verwerfungen kann man nur hoffen, dass sich der Konsument auf Produkte konzentriert, die im europäischen Raum unter menschenwürdigen Standards und hohen Qualitätsanforderungen produziert werden. Dies stellt auch eine Aufgabe für die europäischen Hersteller dar, nicht immer den günstigsten Produktionsbedingungen und somit oft längsten Transportwegen hinterher zu jagen, sondern verlässliche Produktionskriterien und nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder als Leitlinien zu verankern, immer wieder deutlich gegenüber dem Verbraucher zu kommunizieren und somit ein wundervolles Produkt wie Holzböden zu einem erstrebenswerten Einrichtungsmerkmal zu formulieren.
aus Parkett Magazin 02/22 (Wirtschaft)