Nachgefragt bei RenéTomczak, Woca VicePresident Sales Europe

"Manche Handwerkskunden lassen sich schon heute ihr Material just in time liefern."



Viele bauchemische Produkte sind in den letzten Monaten teurer geworden. Wie schätzen Sie die weitere Preisdynamik ein?

Da kommen viele Dinge zusammen, die das Preisniveau beeinflussen. Durch den abrupten Abbruch hat sich die Logistik weltweit massiv in Richtung China verschoben. Daraus resultieren Verzögerungen in den Lieferketten und Verteuerungen, aber auch Hamsterkäufe. Neben vielen Rohstoffpreisen sind in der Folge ja auch die Preise für Verpackungsmaterialien geradezu explodiert. Es wird noch eine ganze Weile dauern, bis sich die Situation egalisiert hat.

Wie hat sich die Nachfrage für Woca in Deutschland zuletzt entwickelt?

In Deutschland verliefen die Geschäfte in den letzten Monate sehr stabil auf hohem Niveau. Während letztes Jahr viele zuhause geblieben sind und renoviert haben, waren dieses Jahr im Sommer plötzlich alle im Urlaub und es war sehr ruhig. Wir haben das Geschäftsjahr auch dieses Jahr wieder sehr ambitioniert geplant und unsere optimistischen Einschätzungen wurden trotz einiger Unsicherheiten im Markt belohnt.

Wie stark haben Online-Geschäfte an Bedeutung gewonnen?

Manche Handwerkskunden lassen sich schon heute ihr Material just in time liefern. In Zukunft werden Handwerksbetriebe in der Wertschöpfung auf der Baustelle nicht mehr die Zeit haben, morgens eine Stunde durch die Stadt zum regionalen Partner zu fahren. Die gesamte Art der Zusammenarbeit und der Abläufe von Lieferketten wird sich weiter ändern - und dieser Prozess ist durch die Corona-Situation beschleunigt worden.

Dann wird auch die Verbindung zum Handwerkskunden immer digitaler?

Ja, wir führen viele digitale Kundenveranstaltungen im Rahmen unserer Wocademy durch. In Workshops können sich Profi-Handwerker zu verschiedenen Fachthemen informieren und sich darüber hinaus in verschiedenen Lessons mit Fragebögen und eigenständiger Erfolgsabfrage selber schulen. Wir wollen sukzessive weitere Lessons und Videos in mehreren Sprachen zu verschiedenen Anwendungen mit unseren Produkten anbieten - analog zu unserem gedruckten Handbuch mit verarbeitungsnahem Know-how für das Handwerk.

Stichwort Verarbeiterschutz: Isocyanathaltige Produkte müssen ab Februar 2022 einen Hinweis enthalten, dass sie nur von geschulten Anwendern verarbeitet werden dürfen. Treffen Woca Gefahrenstoffregulierungen wie diese?

Nein. Wenn es nach uns ginge, würden Isocyanate in Parkettlacken verboten werden. Woca hat als erster Hersteller in Europa Lacke mit einem Carbonat-Härter auf den Markt gebracht, der keinerlei Gefahrenstoffe enthält, also komplett kennzeichnungsfrei ist, und der zudem perfekt funktioniert. Wird der Markt weiter reguliert, profitiert Woca davon. Im Grunde sind die Umweltauflagen noch zu gering, die technischen Möglichkeiten für sicher funktionierende Lacksysteme sind durchaus gegeben.
aus Parkett Magazin 06/21 (Wirtschaft)