Woca Denmark: CEO Henrik Lundby Petersen im Interview

"Woca spricht künftig in der ganzen Welt mit einer Stimme"


Vor gut einem Jahr, mitten in der turbulenten Corona-Hochphase, übernahm Henrik Lundby Petersen bei Woca Denmark die Führung. Seither haben er und sein Team weitreichende Umstrukturierungen im Unternehmen auf den Weg gebracht - vor allem den massiven Ausbau des Standorts erfolgreich gestemmt. Parkett Magazin sprach mit dem CEO über die gerade abgeschlossene Großinvestition und die globalen Wachstumspläne der dänischen Traditionsmarke.

Herr Lundby, bei der Ankunft am Woca Stammsitz in Lunderskov war nicht zu übersehen, dass das Unternehmensareal jetzt ein beachtliches Stück früher beginnt als wir es bisher kannten...

Henrik Lundby Petersen: Richtig, bei uns hat sich viel getan. Durch den Zukauf von zwei benachbarten Grundstücken haben wir unseren Unternehmenssitz deutlich erweitert. Der Ausbau war schon länger geplant, voriges Jahr im September konnten wir die benachbarten Areale schließlich inklusive mehrerer Bestandsgebäude übernehmen und unsere Wachstumspläne wie gewünscht realisieren. Insgesamt verfügen wir in Lunderskov jetzt über 24.000 m2-Fläche - und somit über hinreichend Platz für das künftige Unternehmenswachstum. Damit ist die Zukunft von Woca am Standort gesichert.

Wie werden die neuen Flächen bzw. Gebäude genutzt? Welche Unternehmensbereiche sind umgezogen, wurden vergrößert oder modernisiert?

In den vergangenen Monaten haben wir die neuen Gebäude bereits vollständig saniert und in einem von ihnen unser neues Zentrallager bezogen. Das bisherige Hauptlager war 20 Kilometer vom Werk entfernt - mit dem Umzug in die neue Halle können wir jetzt nahezu alle Rohmaterialien direkt vor Ort lagern, so dass wir immer just in time produzieren können. Die kurzen Wege bringen deutliche Synergieeffekte für uns mit sich.

Darüber hinaus haben wir in zwei weiteren Gebäuden ein modernes Schulungszentrum - unsere Wocacedemy - sowie ein großzügiges Technikum eingerichtet. Unter anderem können unsere Kunden jetzt auf einer umfassend ausgestatteten Parkettlinie alle erdenklichen Anwendungen mit unseren Oberflächenprodukten unter Praxisbedingungen testen. Auch die neuen Schulungsräume stehen bereit für die ersten Kundenschulungen. Und wir haben durch die Erweiterungsmaßnahmen nicht zuletzt auch zusätzlichen Platz für neue Büroräume gewonnen und konnten viele neue Mitarbeiter einstellen.

Das alles klingt nach ambitionierten Wachstumsplänen - welche Ziele hat sich Woca konkret gesteckt?

Mit einer prominenten Marke, leistungsfähigen Produkten und einem starken Eigentümer ist Woca in einem von Konsolidierung geprägten Markt insgesamt sehr gut ausgestellt. Der Ausbau des Standorts war eine logische Konsequenz für die langfristige Weichenstellung des Unternehmens. Die jetzt getätigte Großinvestition ist ein Beleg dafür, dass unsere Eigentümer an Woca glauben und das Unternehmen als langfristiges Engagement betrachten. Das ist auch ein Signal nach außen: Wir wollen unsere Marktposition stärken und verfügen auch über die dafür erforderlichen Investitionsmittel.

Sind auch Akquisitionen denkbar?

Vielleicht könnte das eine Option sein. Vor allem aber wollen wir mit unserer Kompetenz in unserem Kerngeschäft mit Ölen und Lacken für die Holzbehandlung weitere Exportmärkte erschließen. Was wir machen, machen wir gut - und wollen es verstärkt auf weitere Märkte übertragen. Die DNA der Marke Woca ist in der Welt bekannt, wir haben viel, worauf wir bauen können.

Als Sie vor gut einem Jahr CEO des Unternehmens wurden, hatten Sie das Ziel formuliert, das Profil der Marke weiter stärken zu wollen. Welche Markenstrategie verfolgen Sie dazu?

Der Markenauftritt erhält ein ganz neues Fundament: Wir rücken die Marke in der Kommunikation nochmals deutlich stärker in den Fokus. Und wir konzipieren gerade eine neue Website. Wir wollen in allen Märkten der Welt eine einheitliche Markenkommunikation etablieren und entwickeln dafür aktuell eine breitgefächerte Toolbox. Für die Unterstützung unserer internationalen Vertriebsaktivitäten wird künftig ein umfassendes Marketingpaket auf einer einheitlichen Basis zur Verfügung stehen. Damit wird Woca künftig in der ganzen Welt - sei es in Dänemark, in China oder in den USA - mit einer Stimme sprechen.

Die Neuaufstellung des Marketings wird die Marke als Global Player noch mehr unterstreichen. Wir sind in über 30 Segmenten und vielen Regionen der Welt aktiv, bedienen mehr und mehr Sprachen und werden auch unsere digitale Präsenz massiv ausbauen. Dafür entwickeln wir quasi eine digitale Roadmap, wie wir alles, womit wir in unserem Heimatmarkt erfolgreich sind, Eins-zu-eins in den internationalen Märkten abbilden können. Für uns ist es wichtig, von unseren eigenen Best Practice-Modellen zu lernen, sie zu analysieren und Potenziale für die jeweiligen Segmente und Regionen zu evaluieren.
Woca ist weltweit in rund 70 Märkten aktiv. Wie hat sich das Pandemiegeschehen auf die Vertriebsaktivitäten in den jeweiligen Regionen ausgewirkt?

Sehr unterschiedlich. Es gibt Märkte wie zum Beispiel Vietnam, in denen wir unsere Kunden gar nicht besuchen können; auch Südostasien war zeitweilig komplett geschlossen. Europa hingegen steht insgesamt viel besser da. Generell konnten und können wir unsere Bestandskunden aber immer in allen Märkten mit Ware versorgen.

Reisebeschränkungen haben natürlich für die Neukundenakquise eine Konsequenz. Wenn die Konjunktur abflacht und es zu Unsicherheiten in den Märkten kommt, hält die Industrie erfahrungsgemäß an ihren bestehenden Lieferanten fest. Die Kunden setzen auf das, was sie kennen. Auch das haben wir von Corona gelernt. In Ländern, in denen sich Woca erst neu positioniert hatte, wurde es durch die Pandemie für den Vertrieb entsprechend schwieriger. In Märkten, in denen Woca bereits etabliert war, konnten wir hingegen Marktanteile gewinnen.

Für Woca endete das Geschäftsjahr 2020/2021 am 30. April - damit war es bereits ein volles Jahr unter Corona-Bedingungen. Wie hat sich der Umsatz in den verschiedenen Märkten in dieser Zeit entwickelt?

2020/2021 war für Woca ein ambitioniertes Geschäftsjahr, nicht nur wegen der Pandemie, sondern auch aufgrund interner Umstrukturierungen. Dennoch haben wir unsere Ziele mehr als erreicht und ein gutes Wachstum erzielt - und diese positive Entwicklung hat sich auch im laufenden Geschäftsjahr fortgesetzt.

In den Märkten herrscht große Aktivität, besonders in Zentraleuropa - in Deutschland und in den Benelux-Ländern. In Dänemark ist Woca traditionell stark im DIY-Bereich, mit dem boomenden Renovierungsgeschäft hat sich diese Tendenz im letzten Jahr nochmals deutlich verstärkt. Aufgrund der gestiegenen Holzpreise entwickelt sich in unserem Heimatmarkt aktuell auch das Renovierungsgeschäft weiterhin sehr positiv, auch das kommt uns zugute.

Unter dem Strich hat Woca davon profitiert, dass die Marke in einer Vielzahl von Märkten in den unterschiedlichen Segmenten breit aufgestellt ist.

Wie hat sich die Auslastung der Produktion in diesem Zeitraum dargestellt? Treffen Sie Engpässe bei Rohstoffen und Frachtkapazitäten?

Selbstverständlich sind auch wir von gestiegenen Rohstoff- und Frachtkosten betroffen, auch wenn wir die meisten Rohstoffe für unsere Produkte in Europa beziehen. Aber die Lieferzeiten sind teilweise länger, auch weil bekanntlich viel Personal im Logistikbereich fehlt. Aus der globalen massiven Frachtverschiebung in Richtung China resultieren Verzögerungen in den Lieferketten und Verteuerungen.

Durch den hohen Materialbedarf im Bausektor war unsere Produktion im vergangenen Jahr durchgängig stark ausgelastet, so dass wir unsere Kapazitäten während der Zeit der Corona-Beschränkungen aufgestockt haben. Um unsere Mitarbeiter zu schützen und den Betrieb nicht zu gefährden, waren wir immer sehr vorsichtig. Wir können sagen, dass Woca bislang sehr gut durch die Pandemie gekommen ist.
Wie haben sich die Abätze in den jeweiligen Vertriebskanälen stationär und online entwickelt?

Die Vertriebskanäle Richtung Handwerk und DIY-Kunden haben sich im Corona-Jahr zunehmend vermischt, da viele Handwerksbetriebe bauchemische Verbrauchsprodukte in den Webshops unserer Handelskunden bestellt haben. Woca kooperiert mittlerweile mit vielen Online-Händlern mit eigener Lager-Anbindung, so dass wir dieses Geschäft gut abdecken können. Unser Online-Geschäft ist letztes Jahr förmlich explodiert. Unsere digitale Präsenz hat sich entsprechend verstärkt und wir forcieren sie jetzt weiter - mit größerem Fokus auf Social-Media, Storytelling, aber auch der umfassenden Digitalisierung unserer Produktinformationen.

Corona hat die Digitalisierung der Vermarktung gepusht, wir sehen diesen Trend und setzen den digitalen Ausbau jetzt fort. Für Woca impliziert dies auch eine Brückenverbindung zwischen der Tradition der Marke, mit der jeder Kunde etwas verbindet, und dem Potenzial, das uns die digitale Transformationen und ihre immer neuen Tools bieten.

Neben der Digitalisierung ist Nachhaltigkeit der andere mindestens ebenso bedeutsame Megatrend für die Zukunftsfähigkeit der Industrien. Wie positioniert sich Woca hinsichtlich Umwelt- bzw. Klimaschutz?

Viele Kunden, die seit Jahrzehnten mit Produkten von Woca arbeiten, erwarten von uns Qualität ebenso wie umweltgerechte Lösungen. Der grüne Weg war immer richtig für uns - und dabei bleiben wir. Aus diesem Grund legen wir großen Wert auf ressourcenschonende Produktionsprozesse und auf die Verwendung möglichst nachhaltiger Bestandteile in unseren Ölen und Lacken.

Um möglichst ressourcenschonend zu produzieren, haben wir schon vor drei Jahren in eine hochmoderne Waschanlage investiert, mit der wir seither 80 % des vormals benötigten Reinigungswassers einsparen. Dies war ein immenser Schritt für eine nachhaltigere Produktion. Und auch die Recyclingquote der von uns verwenden Verpackungslösungen beträgt inzwischen rund 75 bis 80 %.

Viele kleine und größere Maßnahmen können die Umweltbilanz verbessern - die entscheidende Maßgabe für bauchemische Produkte wird künftig daher ihre Summe sein. Dazu müssen wir die gesamte CO-Bilanz eines Produktes kennen - mit allen Rohmaterialien, Logistik- und Fertigungsprozessen bis hin zur Verpackung. Damit beschäftigen wir uns bereits - und daran wollen wir uns künftig messen lassen.

Welche Rolle spielt konkret der Verarbeiterschutz bei der Produktentwicklung?

Holz ist ein nachhaltiges Produkt - und wir wollen es nachhaltig schützen. Mit Oberflächenprodukten von Woca behandelte und gepflegte Holzböden gefährden weder die Gesundheit der Verarbeiter auf der Baustelle noch die der Verbraucher bei der späteren Nutzung. Darüber hinaus haben sie eine lange Lebensdauer. Bei der Entwicklung von Neuprodukten stehen Aspekte der Nachhaltigkeit und Wohngesundheit dementsprechend im Vordergrund. Dabei bewegen wir uns permanent an der Grenze des technisch heute machbaren. Die Substitution von Inhaltsstoffen wie VOC ist für uns selbstverständlich.

Auf welche Produkte legt Woca aktuell einen besonderen Fokus? Können Sie einen Ausblick auf die Neuvorstellungen zur Domotex 2022 geben?

Wir freuen uns sehr auf unseren Auftritt auf der Domotex im Januar in Hannover. Wir haben ein tolles Messekonzept entwickelt und werden auf unserem nochmals größeren Stand eine ganze Reihe spannender Neuheiten präsentieren. Ein besonderes Highlight wird die Vorstellung von zwei vollständig VOC-freien Produkten sein - einem Öl sowie einem Hartwachsöl, die sauber sind und dennoch sicher und schnell funktionieren. Unserer Meinung nach markiert dieser technische Fortschritt einen Meilenstein in der Entwicklung von Holzbodenölen und wird in der Branche für große Aufmerksamkeit sorgen.

| Das Gespräch führte Imke Laurinat


Woca Denmark A/S

Tværvej 6 DK-6640 Lunderskov
Tel.: +45 99 58 56 00 info@wocadenmark.com wocadenmark.com

Gründung: 1969
Inhaber: Private Equity Bjert Invest
Chairman of the board: Martin Jensen
CEO: Henrik Lundby Petersen
Mitarbeiter: ca. 70
Umsatz: 150 Mio. Dän. Kronen (2018/19, ca. 20,2 Mio. EUR)
Exportquote: 75 %
Parkett-Sortiment: Öle, Lacke, Seifen und Pflegemittel
aus Parkett Magazin 06/21 (Wirtschaft)