Interview des Monats: Adrian Capellari, Vertriebsleiter Admonter Holzindustrie

"Wir produzieren jeden Auftrag ab Losgröße Eins"


Mit einem ambitionierten Investitionsprogramm geben die Admonter Holzindustrie und ihr Eigentümer, das Benediktinerstift Admont, ein klares Bekenntnis zum Standort ab und setzen ein Signal für Wachstum. Der Parketthersteller rüstet auf allen Ebenen auf, um die Ressourcenverwertung zu optimieren, Produktivität zu erhöhen, Lieferzeiten zu verbessern und neue Kunden zu gewinnen. Was ist bereits umgesetzt, was steht noch an? Das wollte Parkett Magazin von Vertriebsleiter Adrian Capellari wissen.

Die Corona-Pandemie hat die Welt auf den Kopf gestellt. Was haben Sie während des Lockdowns gemacht: Kurzarbeit, Abläufe geändert? Ganz heruntergefahren?

Adrian Capellari: Wie viele andere Unternehmen haben wir uns ebenfalls dazu entschlossen, Kurzarbeit anzumelden und im Frühjahr 2020 für vier Wochen zum Schutz unserer Mitarbeiter das Unternehmen geschlossen. Seither haben wir die Zeit intensiv genutzt, Sicherheitskonzepte zu entwickeln und die Produktion neu auszurichten.

Alle unsere Mitarbeiter gehen seitdem sehr diszipliniert mit der neuen Situation um. Das hat sogar den positiven Effekt von weniger Krankenständen zur Folge. Durch die Situation hat sich die Arbeitsweise im täglichen Handeln und Tun geändert. Wir alle gehen konzentrierter und analytischer an Themen heran und sind sehr intensiv in die Prozesse eingestiegen. Neben Veränderungen im Haus, was Arbeitsweise und Hygienemaßnahmen betreffen, wird auch die Digitalisierung in der internen und externen Kommunikation forciert - Webinare sind in unseren täglichen Arbeitsalltag integriert und nicht mehr wegzudenken.

Die Parkettbranche kommt deutlich besser durch die Pandemie als andere. Befördert die aktuelle Situation das Bewusstsein für Nachhaltigkeit und nachhaltige Produkt wie Parkett?

Ja, das Bewusstsein für Nachhaltigkeit und der Trend zu nachhaltigen Produkten wurde durch Corona verstärkt und beschleunigt. Was wir in den letzten anderthalb Jahren am Stärksten wahrgenommen haben, war der Wunsch nach heimisch erzeugten Produkten aus nachhaltigen Rohstoffen mit entsprechend hoher Qualität. Hier punkten wir mit 100-prozentiger Herstellung in Österreich. Die Themen Nachhaltigkeit und Wohngesundheit sind seit jeher wichtige Kernwerte für Admonter.

Gegenwärtig sorgen Rohstoffengpässe und Versorgungsprobleme für Herausforderungen. Wie begegnen Sie denen? Sind Sie lieferfähig? Was können Sie Ihren Kunden sagen?

Dieses Thema betrifft nicht nur uns und die Parkettbranche insgesamt, die Rohstoffengpässe sind ein globales Thema. Wir gehen proaktiv auf unsere Kunden zu und informieren in unserem Partner-Portal über aktuell verfügbare Produkte und deren Lieferzeiten. Dadurch schaffen wir Transparenz und bleiben lieferfähig.

Welche Ihrer Produkte sind gerade am meisten gefragt?

Floors (Parkettböden): Lärche und Eiche in allen Bereichen. Elements (Naturholzplatten) in Lärche, Fichte, Eiche, Tanne und Zirbe. Acoustics (Akustikelemente aus Naturholz). Sehr stark werden auch gesamte Konzeptlösungen mit der gleichen Optik auf Boden, Wand und Decke nachgefragt.

Welche Produkttrends sehen Sie gerade am Markt? Ist erkennbar, dass der Endkunde allmählich mal offener wird für etwas anderes als Eiche-Landhausdiele?

Eiche-Landhausdiele ist nach wie vor das beherrschende Produkt. Wir sehen einen Trend hin zur Landhausdiele in Lärche und Braunkernesche und generell zu immer größer werdenden Landhausdielen-Formaten sowie ruhigeren Sortierungen. Aber auch Kleinformate wie Fischgrät und Chevron werden immer stärker nachgefragt, die in einem Objekt den Kontrast zur Großformatdiele bilden.

Bei den Farben haben sich leicht weiße, graue und helle warme Farbtöne (z.B. angeräuchert) stark etabliert. Aber auch Sonderfarbtöne für Objekte sind möglich. Dafür stehen über 1.000 unterschiedliche Farbtöne zur Auswahl und außerdem sind naturgeölte Oberflächen im Trend.

Wir haben Anfang des Jahres auf unsere weiterentwickelte "Natur geölt easy care"-Oberfläche umgestellt, die wesentliche Vorteile für Endkunden und Objekteure bietet, unter anderem verbesserte Kratzbeständigkeit und hohe chemische und mechanische Resistenz, geringerer Reinigungsaufwand aufgrund der besseren schmutzabweisenden Wirkung, hohe Farbkonstanz, satteres Erscheinungsbild und eine samtweiche, diffusionsoffene und antibakterielle Oberfläche. Eine starke Trendbewegung sehen wir auch in gesamten Konzeptlösungen mit der gleichen Optik auf Boden, Wand und Decke.

Sie haben im Herbst 2020 angekündigt, bis 2022 25,5 Mio. EUR zu investieren. Sie wollen damit Produktivität, Präzision, Flexibilität und Lieferzeiten optimieren. Konnten Sie dieses ambitionierte Programm bereits umsetzen, wie weit hat Corona Sie ausgebremst?

Wir konnten unsere Produktivität durch neue Anlagen und Maschinen sowie Maschinenoptimierungen steigern. Unsere internen Arbeitsabläufe sind präziser und schneller denn je. Flexibilität in einem Produktionsbetrieb ist in Zeiten von stark steigendem Bedarf und Produktionsvolumina notwendig. Dafür möchten wir besonders unseren Mitarbeitern einen großen Dank aussprechen.

Die Umsetzung unserer digitalen Aktivitäten wird sehr gut angenommen, das merken wir und unsere Handelspartner durch stetig steigende Nachfrage. Das Investitionsprogramm ist noch nicht abgeschlossen, wobei sich jetzt schon abzeichnet, dass einige Anlagen durch den herrschenden Materialmangel bei Maschinenherstellern erst verzögert umgesetzt werden können.

Schon in den Jahren ab 2014 hatten Sie eine Umpositionierung vorgenommen und einen zweistelligen Millionenbetrag bereitgestellt, um das Sortiment und den Markenauftritt zu erneuern. Damals nannten Sie ein Umsatzziel von 70 Mio. EUR bis 2020...

Seit 2014 haben wir kontinuierlich an der Verbesserung und Weiterentwicklung bestehender Produkte sowie Neuentwicklungen anderer Produktgruppen gearbeitet. Nicht nur das bestehende Sortiment in den Produktgruppen Parkettböden, Treppenlösungen und Naturholzplatten wurde erweitert. Mit neuen Produktsortimenten wie Akustikelementen und Türen eröffneten sich uns auch vertrieblich neue Absatzchancen. Mit diesen Möglichkeiten bieten wir nun ganze Raumkonzepte aus Naturholz auf Boden, Wand und Decke an. Dieses Jahr wird die Umsatzschwelle von 70 Mio. EUR überschritten werden.

In welchen Bereichen in der Produktion rüsten Sie konkret auf? Geht es um z.B. mehr Automatisierung? Kapazitätserhöhung? Bessere Ressourcenverwertung?

Unser neues Produkt "Multibond" haben wir für den Herbst 2021 angekündigt, ein optisch ansprechendes Produkt mit wesentlichen Vorteilen für Objekteure und Bodenleger. Die Kapazitäten werden in vielen Bereichen des Unternehmens erhöht und eine bessere Ressourcenverwertung ist ein stetiges Thema, an dem wir arbeiten.

Sie wollen "just-in-time" produzieren. Was heißt das? Wie weit lassen sich die Lieferzeiten bei auftragsbezogener Fertigung verkürzen?

Just-in-time heißt, wir produzieren jeden Auftrag ab Losgröße 1. Dies bietet unseren Kunden enorme Flexibilität und Auswahl, damit sie immer genau das bekommen, was gewünscht ist. So können wir einen Großteil all unserer Produkte ab 1 Paket (ab ca. 2 m2) innerhalb von 10 bis 15 Produktionstagen bereitstellen, und dass nach den Wünschen des Kunden. Das sind weit über 10.000 Einzelartikel nur in der Produktgruppe Floors (Parkett).

Sie wollen auch 50 neue Arbeitsplätze schaffen - in welchen Bereichen?

Das Ziel ist, 50 neue Arbeitsplätze zu schaffen. Seit Bekanntgabe unseres ambitionierten Investitionsprogramms im September 2020, also seit knapp einem Jahr, haben wir ca. die Hälfte an zusätzlichen Arbeitsplätzen bereits geschaffen. Speziell in den Bereichen Automatisierung, Maschinen- und Anlagenoptimierung, Qualitätsmanagement, Beschaffungsmanagement, IT, Vertrieb und Marketing wurden zusätzliche Mitarbeiter eingestellt.

Wie nachhaltig ist Ihre Produktion?

Wir sind energieautark und erzeugen Strom und Wärme über unsere Photovoltaikanlagen und ein eigenes Heizkraftwerk für unseren Betrieb, für das Stift Admont sowie für den Großteil der Haushalte in Admont. Dadurch sparen wir jedes Jahr ca. 8 Mio. l flüssige Brennstoffe (Öl) ein. Ein wesentlicher Beitrag zum Schutz der Natur, zur Reduktion der Emissionen sowie zur nachhaltigen Energiegewinnung und -nutzung.

Wie weit halten Sie die Wertschöpfung im eigenen Haus, schneiden Sie z.B. die Decklagen komplett selbst ein oder kaufen Sie auch welche zu?

Einzelne Komponenten werden zugekauft, um sie am Standort Admont zu einem hochwertigen Qualitätsprodukt zu veredeln. Über 84 % unseres Holzeinsatzes stammt aus regionaler Forstwirtschaft. Speziell Lärchenholz wird bei uns zur Gänze zu benötigten Einzelkomponenten wie z.B. Decklagen verarbeitet.

Sie haben vor einigen Jahren die Submarke Ondo eingeführt, die im Gegensatz zu Ihrem Stammgeschäft mit Lagerware (Endprodukte oder Halbfertigprodukte?) neue Kundengruppen gewinnen sollte. Wie hat sich das Konzept bewährt?

Mit der Submarke Ondo sprechen wir vorwiegend Ersteinrichter an, die ebenso Wert legen auf ein heimisch erzeugtes Produkt mit guter Qualität und langjähriger Garantie - und das zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Die steigende Nachfrage bestätigt unseren eingeschlagenen Weg.

Die aktuelle Situation befeuert die Digitalisierung. Wie weit sind Sie damit? Wo ist evtl. noch Handlungsbedarf?

Kunden bieten wir die Möglichkeit, sich von zu Hause Ihren Wunschboden mit der neuen Admonter "Wohnwelten-APP" vorab auszusuchen (für iOS und Android verfügbar). Ebenfalls bieten wir digitale Touren durch unseren Flagship-Showroom in Admont und durch die Produktion an.

Wie hat sich vor dem Hintergrund der Pandemie das Käuferverhalten verändert? Und wie reagieren Sie darauf?

Die Nachfrage nach heimisch erzeugten Qualitätsprodukten ist seit der Pandemie enorm gestiegen. Als österreichisches Unternehmen, welches zu 100 % am Standort Admont produziert, sind wir stolz auf diese Entwicklung und sind uns sicher, dass unsere Werte wie Natur, Qualität, Herkunft und Design mehr denn je wahrgenommen werden.

Wie sehen Sie generell den Verkauf/die Vermarktung digital versus stationär?

Es ist eine Kombination aus beidem. Kunden informieren sich heute zuerst über die digitale Welt und haben dann bereits eine sehr konkrete Vorstellung über ihre Wunschprodukte, bevor sie sich bei einem unserer Schauraumpartner oder von uns beraten lassen. Unterschiedliche Strukturen, Sortierungen oder auch die finale Farbauswahl laden dazu ein, einen Schauraumpartner aufzusuchen. Schließlich möchte man das Produkt ja auch angreifen, sehen und fühlen, oder gleich einen Verlegetermin vereinbaren oder sich noch letzte wichtige Informationen zur Reinigung und Pflege holen.

Sie haben viele digitale Tools entwickelt. Wie werden die angenommen bzw. welches davon am besten?

Von den digitalen Tools, die wir kostenlos anbieten, werden die "Wohnwelten-APP" für die Vorauswahl der Wunschprodukte sowie die "3D Rundgänge" durch Schauraum und Produktion am besten angenommen.
Die Fragen stellte Claudia Weidt


Admonter Holzindustrie

Gründung: 1972
Eigentümer: Benediktinerstift Admont
Vorstand:
Gerhard Eckhart
Vertriebsleitung : Adrian Cappellari
Exportleitung:
Cemil Celiker
Leitung Objekt: Andreas Leitner
Marketingleitung:Katharina Pötsch
Mitarbeiter: 297, davon 20 Auszubildende
Umsatz: 56 Mio. EUR (2020)
Exportanteil: 70 %
Produktion: 1,7 Mio. m2


Adrian Capellari kennt sich als Holztechniker mit dem Werkstoff Holz bestens aus und startete seine Karriere zunächst in der Türenindustrie und gelangte dann über Stationen in Führungspositionen bei einer Objekttischlerei und einem Spezialisten für Montage- und Befestigungstechnik 2015 zur Admonter Holzindustrie. Dort wirkt er zunächst im Außendienst, wurde 2017 mit der Verkaufsleitung Österreich betraut und hat 2019 die Vertriebsleitung für DACHI übernommen.
aus Parkett Magazin 05/21 (Wirtschaft)