ABK-Geschäftsführer Thomas Fehr:

"Auf Dauer wird es keinevier Verbände brauchen"


Haustex: Herr Fehr, Sie haben gleich zu Beginn der Messe mit der Ankündigung überrascht, dass ABK und Garant Gruppe eine Kooperation eingehen wollen. Wie kam es dazu?

Fehr: Das ist ein logischer Schritt. Der Aufsichtsrat und ich reden seit anderthalb Jahren darüber, den ersten Kontakt zu Herrn Hölper von Garant hatte ich vor knapp drei Jahren, als wir uns bei einer gemeinsamen Autofahrt über die Zukunft unterhalten haben.

Haustex: Es ist offenbar nicht bei einem Gespräch geblieben.

Fehr: Ich rede seit vielen Jahren über das Thema Kooperation und Zusammenarbeit. Die Gespräche mit Garant verliefen immer auf Augenhöhe. Es gab auf beiden Seiten den Wunsch, einen partnerschaftlichen Kooperationsansatz zu finden. Wir haben jetzt einen Vorschlag für unsere Gesellschafter ausgearbeitet, den wir nicht besser hätten machen können.

Haustex: Wie genau soll die Kooperation aussehen?

Fehr: Es gibt zwei elementare Bestandteile dieser Kooperation: die Bündelung des Einkaufs und die Übernahme der Zentralregulierung durch Garant, für die wir heute einen eigenen Dienstleister haben. Diese beiden Punkte dokumentieren die Verbindung und die Zusammenarbeit zunächst einmal am stärksten, und sie werden die größten Synergien generieren. Dazu müssen unsere Gesellschafter vertragsrechtlich in die Lage versetzt werden. Hier gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder werden sie zusätzlich Partner bei Garant und erhalten dadurch auch Zugriff aus das gesamte Leistungsportfolio. Oder sie unterschreiben eine Partnervereinbarung, die nur die Teilnahme an der ZR regelt.

Haustex: Was folgt danach?

Fehr: Wir werden in der ersten Phase unsere Lieferantenstrukturen abgleichen, schauen, dass all unsere ZR-Lieferanten Teil des Garant-Portfolios sind, und wo sich Volumina bündeln lassen. Diese erste Phase hat eine Laufzeit bis zum 30. Juni 2022. Ab dem 1. Juli 2022 beginnt die eigentliche Kooperationsphase, in der wir beispielsweise die gemeinsame Ausmusterung, den Wareneinkauf oder die Sortimentsgestaltung miteinander abgleichen und den Händlern Zeit geben, den Garant-Verband kennenzulernen.

Haustex: Ist damit das Ende der ABK besiegelt?

Fehr: Frühestens im Sommer 2024 muss eine Entscheidung getroffen werden, ob die Kooperation noch zwei weitere Jahre fortgesetzt wird. Nach maximal fünf Jahren muss dann entschieden werden, ob man die Kooperation beendet oder gegebenenfalls volles Mitglied bei Garant wird. Wenn sich alle unsere Gesellschafter dazu entscheiden, heißt das in der Konsequenz, dass sich die ABK auflöst. Dies alles basiert auf der Entscheidungsfindung unserer Gesellschafter.

Haustex: Was hat sie zu dieser Kooperation veranlasst?

Fehr: Uns allen ist klar, dass wir im Moment aus einer guten Position heraus operieren: Wir sind gesund, wir schreiben keine negativen Ergebnisse. Aber wenn man sich die Umsatz- und Altersstruktur unserer Gesellschafter anschaut und hinterfragt, wo es Nachfolgeregelungen gibt, dann kann das in wenigen Jahren schon komplett anders aussehen. Wir werden es auch nicht schaffen, so viel neue Gesellschafter zu generieren, dass wir das Abschmelzen auffangen. Unsere Gesellschafter haben jetzt die einmalige Chance, mindestens zwei Jahre, maximal fünf Jahre einen anderen Verband kennenzulernen

Haustex: der sich deutlich von Ihrem unterscheidet.

Fehr: Unsere Strukturen sind diametral anders, das haben wir in den Gesprächen festgestellt. Daher arbeiten wir in der Kooperationsphase wie bisher und bleiben rechtlich selbstständig am Standort Gütersloh. Es gibt auch keinen Einfluss seitens Garant auf unsere Managemententscheidungen. Wir führen unsere Marken weiter und bauen sie auch weiter aus. Royal Dream und Aventura werden weiter existieren, selbst wenn es die ABK nicht mehr gibt. Und wir werden sicherlich auch den ein oder anderen Garant-Händler in den nächsten Jahren davon überzeugen können, sie zu führen.

Haustex: Wie geht es Ihnen mit dieser Entscheidung?

Fehr: Ich rede jetzt ein wenig abgeklärt über das Thema, aber es hat mich schon emotional berührt, und das tut es auch nach wie vor. Die ABK war die letzten 15 Jahre schließlich so etwas wie mein Baby. Rational gesehen ist es mit Sicherheit der richtige Schritt.

Haustex: Wie haben Ihre Gesellschafter auf die Ankündigung reagiert?

Fehr: Ich habe keine kritische Stimme gehört, im Gegenteil. Sowohl der Aufsichtsrat als auch ich wurden beglückwünscht. Es wurde gefragt: Warum Garant? Das konnten wir hinreichend erklären. Herr Hölper hat ausführlich zu den Gesellschaftern gesprochen. Alle waren der Meinung, dass Kooperation und die Bündelung von Kräften absolut sinnvoll und notwendig sind. Aus Lieferantensicht ist es etwas ambivalenter.

Haustex: Sehen Sie sich hier als Vorreiter der Branche?

Fehr: Ich bin stolz darauf, unseren Händlern die Möglichkeit bieten zu können, in fünf oder zehn Jahren in einem starken Verband Mitglied zu sein. Wir reden hier zusammen über mehr als 240 Händler mit 80 Mio. Euro Umsatz im Bereich Schlafen. Ich glaube, dass sich aus unserer Kooperation in den nächsten Jahren auch eine Sogwirkung entwickeln wird. Auf Dauer wird es keine vier Verbände brauchen. Uns war es wichtig, in diesem Prozess der Erste zu sein.
aus Haustex 08/21 (Wirtschaft)